Studiengebühren und die Situation der Unis

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Mich würde mal interessieren, wie ihr zu Studiengebühren steht.

An meiner Universität wird es ab dem nächsten Wintersemester für sogenannte "Langzeitstudenten" eine Studiengebühr von 500 € geben. Diese Gebühr muss jeder Zahlen, der mehr als vier Semester über der Regelstudienzeit liegt.

Alles schön und gut, vielleicht kann man so die Zahlen der "Bummelstudenten" senken, jedoch wird diese Gebühr auch solche Studenten treffe, die nicht zu diesen Bummelstudenten zählen, sondern so schnell studieren, wie es ihnen eben nur möglich ist. Sie fallen nur unter diese kritische Grenze von vier Semestern, da die Studienbedingungen an der Uni so schlecht sind, dass man zum Studium länger braucht als man eigentlich will.

Ein Beispiel: In meinem Fach beträgt die von der Uni vorgegebene Regelstudienzeit 9 Semester, die reale Studienzeit beträgt jedoch 13,6 Semester, was daher kommt, dass die Kurse im gesamten Studium, egal ob Grund- oder Hauptstudium gnadenlos überbelegt sind. Manche Seminar kann man erst besuchen, nachdem man einen "Härtefallantrag" gestellt hat, was bedeutet, dass man bei Seminaren vorher zweimal abgewisen worden sein muss, um überhaupt eines belegen zu können.

Die Unis sind einfach personell und auch von der technischen Ausstattung keinesfalls in der Lage die Zahlen der Studierenden zu verkraften, die sie jedes Jahr neu aufnehmen. Wenn man solche Gebühren erhebt, dann muss man auch Bedingungen schaffen, in denen die Studienzeit einhaltbar ist.

Ich finde die aktuelle Tendenz zum Sparen und "Studium für reiche" sehr bedenklich.

Ein weiteres Beispiel an meiner Uni wäre die Streichung der Zuschüsse für das Studentenwerk, das u.a. die Mensen betreibt. Nach Plänen des Hamburgers Senates sollen 50% der Zuschüsse wegfallen, so dass sich zB alle Gericht in den mensen um 1 € verteuern würden, so dass man als Student keine Möglichkeit mehr hätte, von seinem eh knappen Budget relativ günstig essen zu gehen.

Einerseits will man die Zahlen der Studenten an den Unis durch diese maßnahmen senken, andererseits wird von vielen Seiten gefordert, dass Deutschland mehr Studenten bräuchte - ja was denn nun...?!?

Einen Interessanten Link zum Thema findet man hier http://www.spiegel.de/unispiegel/geld/0,1518,272814,00.html
 
@Hoettelknoettel

Mit den Studiengebühren geht es Euch ja noch gut, das Land Thüringen plant Gebühren von 1000 EUR.

Als Dozent an der Universität Erfurt sehe ich diese Notwendigkeit allerdings etwas anderes, weil ich mit beiden Seiten konfrontiert bin.

Auf der einen Seite die Studierenden, die sich beschweren, weil zu wenig Seminare angeboten werden, weil die Seminare überfüllt sind, weil in deren Augen die Dozenten unfähig sind, usw.. Auf der anderen Seite besteht allerdings wirklich ein massives Personalproblem, weil aus Geldmangel schlichtweg Professoren- und Mittelbaustellen gestrichen werden, die zu Ausfällen von Lehrveranstaltungen führen. Die Studierenden haben also keine Möglichkeit in der Regelstudienzeit ihr Studium zu absolvieren.

Dies ist eine Zwickmühle, die nicht nur bei Studierenden, sondern auch bei den Lehrenden zu einigem Unmut führt.

Da die staatlichen Zuschüße für die Studentwerke wegfallen, sind diese immer mehr dazu gezwungen, kostendeckend zu kalkulieren. Über den Abgabepreis des Mensaessens usw. müssen eben ein Teil der Lohnkosten erwirtschaftet werden.

Eine blöde Situation für beide Seiten.

PoohBear
 
Ich finde die Idee von Langzeitstudiengebühren eine gute Idee und in Baden- Württenberg gibt es sie ja schon, denn man soll ja Anreize schaffen, dass die Studenten versuchen schnell zu studieren.
Dieses Problem mit überfüllten Seminaren kenne ich nicht, da es bei uns im Grundstudium (VWL) so etwas nicht und meine beiden obligatorischen Seminare im Hauptstudium habe ich noch nicht gemacht, aber ich bezweifle, dass es da Platzprobleme gibt, dafür sind wir zuwenig Studenten
 
@DodotheGoof

Schön dass Deine Studiensituation eine andere ist. Weil in nicht überfüllten Seminaren ist der Lernerfolg meistens größer.

Die Studiengebühren für Langzeitstudenten finde ich auch in Ordnung. Wir wissen z.B. nicht genau, wie viele unsere Studierenden im Studiengang Diplom Erziehungswissenschaft (ca 250) wirklich noch an einer Prüfung interessiert sind, weil der Studiengang am Auslaufen ist. Die Uni EF hat weitgehend auf Baccalaureus (BA) Studiengänge umgestellt, wir müssen aber trotzdem garantieren, dass die Diplomstudenten ordentlich ihr Studium absolvieren und zu Ende bringen können. Es ist nicht nur ärgerlich, wenn man dann etwas anbietet und kein Student kommt.

PoohBear
 
Wenn die Seminare überfüllt sind, stellt sich auch die Frage ob vielleicht die Unis den Aufbau ihres Studiums überlegen sollten. Man kann doch davon ausgehen, das mindestens der Hälfte der Studenten nicht das Grundstudium "überleben" insbesondere in den Geistes- und Sozialwissenschaften, da sollte es doch kein Problem sein in den ersten Semestern nur Veranstalltungen anzubieten, die hauptsächlich aus Frontalunterricht bestehen. Natürlich gibt es dann immer noch den Platzmangel, aber wenn man einfach nur mitschreiben muss oder die Vorbereitung eher zu Hause stattfindet lässt sich das besser ertragen.
Das Platzangebot löst mit der Zeit eh von selbst.
 
Ich kann das als Erstsemester ja nicht so gut beurteilen aber bei uns werben die Profs sogar für ihre Seminare bei uns obwohl die Seminare im 1.Semester gar nicht so sinnvoll sind. Ich hab aber bei anderen Studiengängen schon Studenten auf den Gängen sitzen sehen etc. Vielleicht hab ich da mit meinem Studiengang (Jura) einfach Glück weil wir relativ riesige Hörsäle bekommen und auch relativ viele Plätze in den Seminaren frei sind (Schätze ich einfach mal wenn die Profs ihre Seminare sogar noch bewerben ;)) Aber in den Nachrichten kam gestern die Meldung dass unser Rektor den Etat gekürzt bekommt also fragt sich wielange die Situation noch so bleibt. Ich kann das nach 3 Wochen Uni noch nicht so beurteilen, wie gesagt ich schreib nur was ich persönlich mitbekommen habe, man möge mich eines besseren belehren ;)
 
Original geschrieben von DodotheGoof
Ich finde die Idee von Langzeitstudiengebühren eine gute Idee und in Baden- Württenberg gibt es sie ja schon, denn man soll ja Anreize schaffen, dass die Studenten versuchen schnell zu studieren.
Dieses Problem mit überfüllten Seminaren kenne ich nicht, da es bei uns im Grundstudium (VWL) so etwas nicht und meine beiden obligatorischen Seminare im Hauptstudium habe ich noch nicht gemacht, aber ich bezweifle, dass es da Platzprobleme gibt, dafür sind wir zuwenig Studenten

Da werde ich nur neidisch, ich mache ja auch VWL, und da siehst es leider ganz anders aus.

@ PoohBear:
Dass die Uni auch nicht viel dafür kann ist klar, sie muss ja ihr Geld auch irgendwo herbekommen. Nur herrscht an meiner auch hausgemachtes Organisationschaos. Eine Idee wäre sicherlich die ehemaligen Studenten bei der finanziellen Förderung mehr einzubeziehen.

Hier sollen auch viele Studiengänge auf Master und BA umgestellt werden, doch so ganz will mir das nicht gefallen....
 
Original geschrieben von Hoettelknoettel
Hier sollen auch viele Studiengänge auf Master und BA umgestellt werden, doch so ganz will mir das nicht gefallen....
@Hoettelknoettel

Ob es Dir gefällt oder nicht, aber die BA un MA Studiengänge haben sowohl die KMK (Kultus Minister Konferenz) als auch die HRK (Hochschul-Rektoren-Konferenz) so beschlossen. Ok, mit Übergangsfristen, die, die nach alten Studien- und Prüfungsordnungen begonnen haben, haben zumindest eine gewisse Kulanzzeit nach ihrer Studienordnung weiter zu studieren. Diplomstudiengänge lassen sich nicht in das System der BA Studiengänge überführen. Mir gefällt das Studiensystem der BA Studiengänge auch nicht, aber ich muß mich in meinem Job leider damit anfreunden.

Ich steh zwar auf der anderen Seite, habe aber für Probleme von Studierenden immer ein offenes Ohr. :)

PoohBear
 
Kann mir das mit der Umstellung mal einer erklären, was ist denn dann anders? Ich hab ja keine Ahnung ich mach ja nix davon.
 
Original geschrieben von Nighti
Kann mir das mit der Umstellung mal einer erklären, was ist denn dann anders? Ich hab ja keine Ahnung ich mach ja nix davon.
@Nigthi

Kann ich gerne mal versuchen:

Der Diplomstudiengang ist zwei geteilt, in ein Grundstudium und Hauptstudium. In der Regel steht nach dem Grundstudium (4 Semester) die Vordiplomprüfung an. Dazu benötigt man gewisse Scheine (Leistungsnachweise) und evtl. mündliche und schriftliche Prüfungsnachweise. Besteht man die Vordiplomprüfung ist man im Hauptstudium und muß dann dort gewisse Vorleistungen erbringen, um zur Diplom-Prüfung zugelassen zu werden.

Also ähnlich wie bei euch Juristen, da heißt es nur Zwischenprüfung und Zulassung zum Staatsexamen, wenn ich noch einigermaßen auf dem Laufenden bin.

Anders sieht es in den Baccalaureaus (BA) Studiengängen aus, wobei ich nur über die Regelung an der Uni Erfurt reden kann. Die Studenten müssen sich nach Semesterbeginn innerhalb von 2 Wochen entscheiden, ob sie die Veranstaltung belegen oder nicht, weil nur in belegten Lehrveranstaltungen können Leistungspunkte (LP), z.B. durch Klausur, Referat, Hausarbeit, erreicht werden. Die belegten Lehrveranstaltungen müssen per Belegbogen an das Prüfungsamt gemeldet werden. Ein BA-Student hat bei uns die Vorgabe pro Semester 30 Leistungspunkte zu erwerben und es in der Regel nur 3 Lp pro Veranstaltung gibt.

Haben die Studierenden nach sechs Semestern 180 LP zusammen, bekommen sie ihr Abschlußzeugnis.

Das war jetzt nur mal eine Kurzform, wenn Du noch Fragen hast, traue dich einfach.

PoohBear
 
Danke dir, jetzt versteh ich s ;)

Und was ist an dem neuen System nun "schlechter" ? Ist es arbeitsintensiver? Oder einfach nur chaotischer (es klingt sehr nach Chaos ;))
 
@Nighti

Das BA System riecht wirklich nach Arbeit. Grobe Rechnung 30 Lp/Semester und jeder Leistungsnachweis muß klappen. Heißt also insgesamt 10 Leistungsnachweise a 3 LP in Form von Hausarbeiten, Referate, Klausuren pro Semester. Abgesehen davon mußt Du für eine versäumte Veranstaltung schlimmsten Falls einen Krankenschein vorlegen. Sonst hast Du einfach Pech gehabt.

Ich sehe auch noch nicht die Vorteile in diesem System, außer dass die Studierenden nach 6 Semestern fertig sind.

PoohBear
 
Danke dir, hat sich schon sehr stressig angehört wenn ich überlege dass ich im 1.Semester eine Zwischenprüfungsklausur habe und sonst nur Probeklausuren und Probehausarbeiten ;) Wäre interessant welche Vorteile die "Macher" darin sehen. Hab mal gegoogelt aber bin nicht fündig geworden ;)
 
@nighti

Da wirst Du über google auch nicht viel finden, weil Studien- und Prüfungsordnungen oft nur auf Seiten sind, die für den internen Gebrauch der Hochschuleinrichtung sind.

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass die Juristen-Ausbildung auch noch paar ganz eigene Wege geht.

Das einstufige Jura-Studium-Modell der Uni Konstanz ist ja wieder abgeschafft worden.

PoohBear
 
Dieses Leistungspunktesystem gibt es auch in Diplomstudiengängen, sie werden auch Creditpoints genannt. Ich würde sogar sagen, dass unser Diplomstudium etwas am BA/MA- System orientiert ist. Sowohl in BWL und in VWL gibt es keine Vordiplomsprüfung, sondern die einzelnen Klausuren in den 4 Semestern gewichtet mit diesen Creditpoints, d.h. (Note * Creditpoint) / Summe Creditpoint, ergeben die Vordiplomsnote. Im Hauptstudium geht es dann so weiter, zumindest bei den VWLerm. Erst kommen 2 Semester mit Pflichtfächern. Der Bachalor dauert in der Regel 6 Semester und Vordiplom + Pflichtteil = 6 Semester. Somit könnte man sagen, dass dann der Wahlbereich gewissermaßen der Master ist.
Der Vorteil des Creditpoints ist es, dass man einfacher Fächer anrechnen kann und auch mehr Freiheiten hat. Entscheident ist, dass man eine Mindestpunktzahl an Creditpoints sammelt.
 
Creditpoints haben wir im hauptstudium auch, jedoch gibt es bei uns dafür noch das Vordiplom.

Der BA macht für mich irgendwie den Eindruck, als wenn er nix halbes und nix ganzes ist, da er irgendwo zwischen Vordiplom und Diplom steht. Der Master ist wohl dem Diplom ähnlich, jedoch sollen bei uns für eben diesen nur noch bestimmte Studenten zugelassen werden, in der Planung ist es wohl auch, dass der Weg zum Master dann auch etwas kosten wird.
 
@DodotheGoof

Dann hat Deine Uni für ihre Diplomstudiengänge das ECTS (European Course Credit Transfer System) konsequent umgesetzt. Damit soll erreicht werden, das Studienleistungen im Ausland besser angerechnet werden können, weil die Prüfungsleistungen standardisiert sind. Andere Unis haben die Diplomstudiengänge komplett gestrichen und dafür die BA/MA Studiengänge eingeführt, weil da dieses System grundlegender Bestandteil ist.

Es ist meist nur eine Frage der Zeit, bis neue Studien- und Prüfungsordnungen genehmigt sind.

PoohBear
 
Original geschrieben von PoohBear
@nighti

Da wirst Du über google auch nicht viel finden, weil Studien- und Prüfungsordnungen oft nur auf Seiten sind, die für den internen Gebrauch der Hochschuleinrichtung sind.

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass die Juristen-Ausbildung auch noch paar ganz eigene Wege geht.

Das einstufige Jura-Studium-Modell der Uni Konstanz ist ja wieder abgeschafft worden.

PoohBear

Ich hab ja nicht nach den Ordnungen direkt gesucht sondern mich hätte der Grund für solche Änderungen interessiert. Was man sich davon eben verspricht, das sehe ich da nämlich nicht ganz raus. Er klingt nur aufwendig und umständlich.

Naja wir Juristen sind halt eigen ;)
 
Original geschrieben von Nighti
Ich hab ja nicht nach den Ordnungen direkt gesucht sondern mich hätte der Grund für solche Änderungen interessiert. Was man sich davon eben verspricht, das sehe ich da nämlich nicht ganz raus. Er klingt nur aufwendig und umständlich.

Naja wir Juristen sind halt eigen ;)

Bei mir verspricht man sich davon eine bessere internationale Vergleichbarkeit der Abschlüsse und ein zügigeres Studieren, da man prinzipiell nur 6 Semester studieren darf und dann geprüft wird, ob man zum Masterstudiengang zugelassen wird.
 
Original geschrieben von Hoettelknoettel
Bei mir verspricht man sich davon eine bessere internationale Vergleichbarkeit der Abschlüsse und ein zügigeres Studieren, da man prinzipiell nur 6 Semester studieren darf und dann geprüft wird, ob man zum Masterstudiengang zugelassen wird.


Ja aber andrerseits hört er sich doch sehr danach an als würde damit die Abbruchquote nur noch steigen weil der Druck extrem viel höher ist oder?
 
@Nighti

Die Abbrecherquote ist - zumindest bei uns - nicht höher als beim Diplom. Gründe für den Abbruch sind meistens der Leistungsdruck, weil die Studierenden sich unter dem Fach etwas anderes vorgestellt haben. Hinzu kommt, dass manche Studierende mit dem Studium fundamentale Schwierigkeiten haben, weil sie in Studienfach fremden Gebieten Leistungspunkte erwerben müssen.

Ob dieses BA/MA Studiensystem wirklich zu besseren Abschlüssen führt, bezweifeln auch einige meiner Kollegen, weil man irdendwie den Eindruck hat, dass man in gewissem Maße "Fachidioten" ausbildet.

@Hoettelknoettel

Der Zugang zum MA-Studiengang ist bei uns an der Uni Erfurt auch beschränkt, weil ein ziemlich großer zeitlicher Aufwand für die Mentoren entsteht. Liegt aber evtl. an Besonderheiten des Reformkonzeptes der Uni Erfurt und ist daher mit anderen Unis nicht vergleichbar.

PoohBear
 
Dann hat Deine Uni für ihre Diplomstudiengänge das ECTS (European Course Credit Transfer System) konsequent umgesetzt

Genau das System ist es.

Noch zu BA/MA.
Es gab doch vor kurzem eine Konferenz, weiß aber nicht von welcher Organisation (EU, OECD und was es da sonst noch gibt) und dort wurde beschlossen das ab 200X alle europäischen Länder auf das BA/MA umgestellt werden sollen. Das würde natürlich das studieren innerhalb Europas einfacher machen.
Ein weiterer Vorteil des BA/MA- Systems. Der BA- Abschluss hat einen Wert. Es ist ja Usus oder Pflicht in den USA, dass man erst seinen BA macht, dann 1 oder 2 Jahre arbeitet und dann seinen Master macht. Das Vordiplom dagegen zählt nichts, keinen Unternehmen würde jemanden einstellen, der nur das Vordiplom hat.
Nachteil: Wer einen BA hat muss nicht unbedingt einen MA in der gleichen Fachrichtung machen. D.h. der Professor einen MA- Vorlesung in Wirtschaftswissenschaften kann nicht davon ausgehen, dass die Studenten die vor einem sitzen auch einen BA in Wirtschaftswissenschaften haben. Mir ist das aufgefallen als ich auf der Homepage einer kanadischen Uni war, bei der ich 2 Semester studieren will. Dort gibt es im MA- Programm Kurse, die ich im Grundstudium gemacht habe.

Teilweise kommt die Diskussion BA/MA oder Diplom einer Glaubensfrag gleich, denn fachlich können die Unterschiede nicht so groß sein.
 
Seit über zwanzig Jahren herrscht an den allermeisten deutschen Universitäten die gleiche, wie oben schon beschriebene, katastrophale Lehrsituation, sowohl was die Lehrqualität als auch die Lehr- und Lernbedingungen angeht.
Die großen Studentenstreiks Ende/Anfang der 80er/90er haben trotz großer Bemühungen und guter Projekte und Vorschläge seitens der Studentenschaften und seitens eines (kleinen) Teils der Professoren und des Mittelbaus nichts daran ändern können.
Es ist wirklich traurig, dass es die Regierungen in einem derart langen Zeitraum noch immer nicht geschafft haben, an dieser Situation etwas zu ändern, z.B. die Studienordnungen sind bis heute in den seltensten Fällen ausgemistet worden.
Studiengebühren für Langzeitstudenten sind auch schon vor 10/12 Jahren im Gespräch gewesen. Ich bezweifle allerdings stark, dass mit der Einführung dieser Studiengebühren für 'Bummler' irgendetwas gewonnen wird, die Zahl der Studienabbrüche wird sich dadurch sicherlich nur noch weiter erhöhen. Die grundsätzlichen Probleme werden damit nicht behoben.
Ich habe auch zu lange studiert, unter anderem, weil ich grundsätzlich nebenher arbeiten musste, mal ganz zu schweigen von fehlenden oder mangelhaften Lehrangeboten, hoffnungslos überfüllten Seminaren, den Schwierigkeiten, prüfungswillige Professoren zu finden etc. Und das galt für die meisten meiner Studienkollegen, auch aus anderen Studiengängen.
Ich persönlich kenne eigentlich niemanden, der es geschafft hat, in der Regelstudienzeit zu studieren, selbst diejenigen nicht, die superfleißig waren, und aus reichen Familien kamen, sich also nicht mit Nebenjobs rumplagen mussten.
Es ist schon sehr lange eine grundlegende Unireform fällig, die Langzeitstudenten sind es nicht, die an dieser Unimisere schuld sind, sie sind allenfalls ein Symptom.
 
Hallo

Ich sehe eigentlich noch ein ganz anderes Problem, welches dann zu den Problemen an den Unis führt.

Ich habe nämlich das Gefühl, dass ein großer Teil der Studierenden gar nicht zum Studieren geschaffen ist. Ein Studium wäre für mich zwar niemals in Frage gekommen (höchstens ein Studium kombiniert mit einer betrieblichen Berufsausbildung), allerdings wenn ich so nachdenke, wer aus meiner Klasse mitlerweile studiert. Dies sind zum größten Teil die Leute, die in der Schule schon mit dem einfachsten Unterrichtsstoff nicht klargekommen sind, denen man alles mehrfach erklären musste und es trotzdem nicht verstanden haben. Ein Abitur über dem Schnitt von 3,5 haben diese Leute auch nicht geschafft (teilweise haben sie das Abi auch nicht geschafft und studieren nun mit ihrem Fachabi an der FH).

Kann es nicht sein, dass dies einfach die falschen Leute zum Studieren sind? Klar, es gibt immer Außnahmen, die dann auf einmal gut werden. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Großteil von schlechten Schülern dann auf einmal gute Studenten werden.

Solche Leute benötigen dann ja wahrscheinlich auch viel länger für ein Studium. Durch solch eine Zwangsabgabe bei einem zu langen Studium, werden solche Studenten es sich vielleicht doch noch zwei oder drei mal überlegen, ob sie nicht doch lieber eine Ausbildung machen möchten. Somit werden dann diejenigen, welche wirklich studieren wollen und können bessere Voraussetzungen beim Studium bekommen können (kleinere Kurse).

Okay, ich stelle mir dies vielleicht zu abstrakt vor. Nur manchmal frage ich mich wirklich, weshalb teilweise wirklich schlechte Schüler, die ihr Abi bzw. Fachabi nur so mit Ach und Krach geschafft haben, dann noch ein Studium anfangen, welches ja doch anstrengender und Arbeitsintensiver ist. Nimmt man somit nicht denjenigen die Möglichkeiten, die wirklich gut studieren könnten?

Was ich auch nicht verstehen kann ist, weshalb jemand studiert, der gar nicht weiß, was er mit seinem Studium hinterher anfangen soll. Ist dies nicht Zeitverschwendung? Ich persönlich will halt auch wissen, was ich später machen kann, weshalb ein Studium in den meisten Fällen für mich nicht in Frage kommt.

Ich denke, durch wirklich strengere Eingangsvoraussetzungen für ein Studium, würden wahrscheinlich wirklich nur noch diejenigen studieren, die dies wirklich wollen und dies auch später brauchen können, wodurch viele Probleme sich von alleine beseitigen lassen. Einfach weil es dann diese viel zu Große Nachfrage nicht mehr gäbe und die Studenten auch ein besseres Studium genießen können, wodurch sich dann wieder ergibt, dass diese auch besser sind.
 
Original geschrieben von Felicitas
Hallo

Ich sehe eigentlich noch ein ganz anderes Problem, welches dann zu den Problemen an den Unis führt.

Ich habe nämlich das Gefühl, dass ein großer Teil der Studierenden gar nicht zum Studieren geschaffen ist. Ein Studium wäre für mich zwar niemals in Frage gekommen (höchstens ein Studium kombiniert mit einer betrieblichen Berufsausbildung), allerdings wenn ich so nachdenke, wer aus meiner Klasse mitlerweile studiert. Dies sind zum größten Teil die Leute, die in der Schule schon mit dem einfachsten Unterrichtsstoff nicht klargekommen sind, denen man alles mehrfach erklären musste und es trotzdem nicht verstanden haben. Ein Abitur über dem Schnitt von 3,5 haben diese Leute auch nicht geschafft (teilweise haben sie das Abi auch nicht geschafft und studieren nun mit ihrem Fachabi an der FH).

Kann es nicht sein, dass dies einfach die falschen Leute zum Studieren sind? Klar, es gibt immer Außnahmen, die dann auf einmal gut werden. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Großteil von schlechten Schülern dann auf einmal gute Studenten werden.

Solche Leute benötigen dann ja wahrscheinlich auch viel länger für ein Studium. Durch solch eine Zwangsabgabe bei einem zu langen Studium, werden solche Studenten es sich vielleicht doch noch zwei oder drei mal überlegen, ob sie nicht doch lieber eine Ausbildung machen möchten. Somit werden dann diejenigen, welche wirklich studieren wollen und können bessere Voraussetzungen beim Studium bekommen können (kleinere Kurse).

Okay, ich stelle mir dies vielleicht zu abstrakt vor. Nur manchmal frage ich mich wirklich, weshalb teilweise wirklich schlechte Schüler, die ihr Abi bzw. Fachabi nur so mit Ach und Krach geschafft haben, dann noch ein Studium anfangen, welches ja doch anstrengender und Arbeitsintensiver ist. Nimmt man somit nicht denjenigen die Möglichkeiten, die wirklich gut studieren könnten?

Was ich auch nicht verstehen kann ist, weshalb jemand studiert, der gar nicht weiß, was er mit seinem Studium hinterher anfangen soll. Ist dies nicht Zeitverschwendung? Ich persönlich will halt auch wissen, was ich später machen kann, weshalb ein Studium in den meisten Fällen für mich nicht in Frage kommt.

Ich denke, durch wirklich strengere Eingangsvoraussetzungen für ein Studium, würden wahrscheinlich wirklich nur noch diejenigen studieren, die dies wirklich wollen und dies auch später brauchen können, wodurch viele Probleme sich von alleine beseitigen lassen. Einfach weil es dann diese viel zu Große Nachfrage nicht mehr gäbe und die Studenten auch ein besseres Studium genießen können, wodurch sich dann wieder ergibt, dass diese auch besser sind.

Tja, aber woher will man vorher wissen, ob jemand zum Studium geeignet ist oder nicht? Alleine nur nach dem Notenschnitt zu gehen halte ich für falsch, da sich Uni und Schule doch grundlegend unterscheiden. Es gibt in vielen Fächern ja NCs, so dass nur Personen mit einem bestimmten Notenschnitt in diese Fächer kommen, und dennoch gibt es da Leute, denen das Studium vielleicht nicht liegt. Die Noten sagen daher für mich nur wenig aus, ob jemand in der Lage ist zu studieren oder nicht, das wäre für mich nicht der richtige Weg.

@ Susana:
Schade, dass die Bewegung damals nichts erreicht hat. :( Ich denke, dass das auch einer der Gründe dafür ist, dass es heute nur eine eher schwache Studentenbewegung gibt (zumindest bei mir an der Uni, aber ich habe das auch von anderen Unis gehört). Ich kann nur hoffen, dass sich das ändert. In dem Artikel, den ich oben verlinkt habe, wird das ja schon angedeutet.
 
Felicitas, ich habe mich nach meinem Abi bei manchen Mitschülern auch gefragt, wie die mit einem Studium klarkommen wollen. Sicherlich gibt es viele Studenten, die es besser lassen sollten, andererseits sehe ich auch welche, die sich wirklich gut machen, und zwar deshalb, weil sie nie so super Schüler waren, und es einfach gewohnt waren, dass sie lernen müssen, um etwas zu erreichen.
Im Gegensatz dazu gibt es viele, denen in der Schule alles mehr oder weniger zugeflogen ist, die im Studium das erst Mal mit Schwierigkeiten konfrontiert sind, und mit dieser Sitution oftmals überhaupt nicht klarkommen, und dann teilweise sehr schnell kapitulieren. Das ging mir selbst so, es war eine extreme Umstellung plötzlich, obwohl man so viel mehr tut, als je in der Schule, nur noch gerade Mittelmaß zu sein. Besser wurde es eigentlich erst im Hauptstudium, nach zwei Jahren Durchhalten, als die Möglichkeit bestand, viel mehr frei zu wählen. Und das Durchhalten hat sich auf jeden Fall gelohnt, ich habe es geschafft nach zehn Semestern Regelstudienzeit (plus zwei Wochen des elften Semesters leider) fertig zu werden.

Dann sind da aber auch noch andere, die nach einer alten Studienordnung fertig werden dürfen. Es gab seit dem jetzt die zweite neue Studienordnung, plus eine langsame Umstellung auf Bachelor und Master, es sind aber trotzdem noch viele Relikte da, die mit deutlich über zwanzig Semestern dabei sind, und größtenteils weit vom Abschluss entfernt. Wer bald vierzig wird, und noch immer keinen Abschluß hat, der ist auch nicht mehr wild darauf, fertig zu werden, denn die Aussichten danach sind in dem Alter, nach einem Studium von 15 Jahren oder mehr einfach nicht so ideal. Da ist es einfacher, so weiter zu machen. Das sind damit natürlich auch diejenigen, die die durchscnittliche Studiendauer extrem hochtreiben.

Wobei ich mittlerweile sagen muss, dass auch die Professoren mittlerweile mehr daran interessiert sind, dass solchen Problemfällen zu helfen. Bei ca 20 ernsthaften Studenten pro Semester fällt es natürlich auch auf, wenn jemand keine Prüfungen macht, sie fragen nach , warum nicht, und das alleine führt schon dazu, nicht einfach so aus dem Raster zu fallen.

Deshalb muss ich sagen, dass ich die Gebühren, zumindest auf mein Fach bezogen, eigentlich schon für sinnvoll halte. Wie das in wirklich überfüllten Studiengängen aussieht, kann ich nicht beurteilen.
 
@Feli
Um das zu vermeiden gibt es so weit ich weiß zumindest in anderen europäischen Ländern auch Aufnahmeprüfungen an den Unis. Ich könnte mir vorstellen, dass das bei uns auch früher oder später eingeführt wird. Dadurch würden dann auch vor Beginn des Studiums einige Leute aussortiert werden.

Ich fände es eigentlich nicht schlecht, wenn das Abi nur noch der Zugang dazu wäre diesen Eingangstest zu machen. Ob ich selbst das dann schaffen würde ist ne andere Frage.
 
Ich habe an zwei verschidenen Hochschulen (Uni Marburg und RWTH Aachen) Zahnmedizin studiert und daher weiß ich aus eigener erfahrung wie der Studenaufbau an den einzelnen Hochschule ein Studium gravierend verlängern kann.
ch darf jetzt zum beispiel das ganze WS über zu Hause rumsitzen, weil ich in den Präpkurs nicht reingelost wurde, was in Marburg nicht der Fall gewesen wäre.
Es ist echt deprimierend, wenn man wegen mangelhaften Glücks ein halbes Jahr dum zu Hause rumsitzt. Wenn ich den Präpkurs dann nicht auf Anhieb schaffe, dann kann ich erst ein Jahr später wieder mitmachen, wodurch auch mein Physikum sich um ein Jahr verschiebt. Dadurch dauert auch mein Studium ein ganzes Jahr löänger, das sind 2 Semester.

Die Uni Marburg hat immer nur so viele Erstsemester angenommen, wie sie auch bis zum Staatsexamen in allen Kursen verantworten kann (Durchfall und Abrecherquote natürlich mit drin), in Aachen haben die doppelt so viele aufgenommen, das heißt, dass die Kurse immer wieder gelost werden. Und so wie in Aachen ist es in Zahnmedizin auch in Münster. Wenn man pech hat, dann hat man den TPK-Kurs (Zahntechnische Grundlagen) auch noch nach 5 Semestern nicht, dann wann man eigentlich sein Physikum machen soll laut Regelstudienzeit.
 
Original geschrieben von Merlin
@Feli
Um das zu vermeiden gibt es so weit ich weiß zumindest in anderen europäischen Ländern auch Aufnahmeprüfungen an den Unis. Ich könnte mir vorstellen, dass das bei uns auch früher oder später eingeführt wird. Dadurch würden dann auch vor Beginn des Studiums einige Leute aussortiert werden.

Ich fände es eigentlich nicht schlecht, wenn das Abi nur noch der Zugang dazu wäre diesen Eingangstest zu machen. Ob ich selbst das dann schaffen würde ist ne andere Frage.

Das halte ich auch für richtig, jemand der sein Abi mit 1,0 gemacht hat muss nicht unbedingt ein guter Mediziner sein.
Aber der Medizinertest ist ja schon vor einiger Zeit abgeschafft worden.:naja:
 
Also bei uns wird zB bei Jura nächstes Jahr eine Aufnahmeprüfung eingeführt (Hat zumindest die Fachschaftsinitiative so gesagt)

Finde ich eigentlich auch nicht schlecht denn ich kenne jetzt schon einige bei denen ich mir denken kann dass es nicht bis zum Ende reichen wird.

Ob eine Aufnahmeprüfung dann wirklich das gewünschte Ergebnis bringt, hängt davon ab wie und was da geprüft werden wird.
 
@ Felicitas
Dein Beitrag ist eigentlich ein Plädoyer für Studiengebühren (auch wenn du es vielleicht nicht gewollt hättest), denn der Nachteil eines freien Studienzugangs ist es, dass viele einfach Anfgangen zu studieren, weil ihnen nichts besseres einfällt. Wer aber Geld bezahlen muss, der überlegt sich zweimal ob sich die Investition (und Bildung ist nichts anderes als eine Investition mit sehr guten Renditechancen) lohnt.
Natürlich wäre ich froh (auch als Betroffener), wenn unser Bildungssystem auch ohne Studiengebühren funktioniert, aber generell spricht nichts gegen sie. Das Argument, dass dann Arme von Studieren abgehalten werden würde ich nicht zählen lassen, es gibt ja Stipendien und Kredite. Außerdem hat die Pisa- Studie u.a. festgestellt, dass in keinem anderen Land die soziale Herkunft so entscheident ist für den schulischen Erfolg wie in Deutschland. Also an den Kosten der Bildung kann es nicht liegen.
 
Original geschrieben von DodotheGoof
dass in keinem anderen Land die soziale Herkunft so entscheident ist für den schulischen Erfolg wie in Deutschland.

Das wäre aber dann "Chancenungleichheit" oder wolltest du unentscheidend sagen?

Also ich bin gegen die Studiengebühren von Anfang an, ich hab nicht den Bedarf nach 10 Semestern erstmal mein 10.000 € Darlehen zurückzubezahlen (Wenigstens zinsfrei - wie nett)
Wenn es Studiengebühren gegeben hätte hätt ich deswegen sicherlich nicht studiert und hätte mir was anderes gesucht. Trotzdem gehöre ich nicht zu den Menschen die "einfach mal so studieren" finde ich. Also wäre ich "aussortiert" worden weil ich kein Interesse an Schulden und nicht ausreichend Geld habe und eben nicht weil ich ein fauler Alibistudent bin (finde ich zumindest)
 
Ein Aufnahmetest könnte eine Lösung sein, jedoch bin ich da auch eher skeptisch. Man würde auch so nicht rausfinden, ob jemand wirklich studieren kann oder nicht.

Kredite wären für viele Studenten die einzige Lösung sich Studiengebühren leisten zu können, aber wenn ich da höre, was für Ideen in der Richtung es hier speziell aus Hamburg gibt, dann sträuben sich da doch schon meine Nackenhaare.... Angedacht wurde vom Wissenschaftssenator, dass man als Student 1500 € pro Jahr bezahlen soll (gute FHs kosten vielleicht 1000€...) und dieses Geld dann über Kredite finanziert. Bafög würde auch abgeschafft werden und man muss sich dies auch über Kredite finanzieren. Am Ende des Studiums würde man dann so über 10 Jahre jeden Monat eine große Summe bezahlen müssen, sofern man überhaupt einen Job findet....
 
Jetzt verdrehe doch nicht schon wieder alles DodotheGoof. Ich habe nur davon gesprochen, eine "Studiengebühr" einzuführen, für die, die die Regelstudienzeit in einem großen Maß überschreiten (so genau habe ich es jetzt zwar nicht ausgedrückt, aber ich denke, dies konnte man dem zuvorigen Diskussionsverlauf entnehmen).

Eine generelle Studiengebühr halte ich für Schwachsinnig, einfach weil es viele hochbegabte gibt, welche aus einem armen Elternhaus kommen und sich sonst kein Studium leisten können. Ein Studium nur für Reiche finde ich sehr, sehr schlecht. Dann könnte man die 2 Klassengesellschaft in der Bildung gleich wieder einführen.

Vom Bafög abschaffen halte ich auch nicht so viel, da diese Gelder ja in den meisten Fällen ja auch mit einem zinsfreien Kredit kombiniert ist (meine Cousine zum Beispiel muss später ihr gesamtes Bafög zurückzahlen, es sei denn, nach dem Studium kann sie die Hälfte sofort bezahlen, dann wird ihr die 2. Hälfte erlassen).

Dies mit dem "Einstellungstest" vor dem Studium ist denke ich auch eine gute Möglichkeit, nur so viele Studenten zum Studium zuzulassen, wie die Uni oder die FH aufnehmen kann. Eine andere Möglichkeit wäre vielleicht auch, zunächst über einen gewissen Zeitraum (vielleicht das erste Semester) alle Studenten auszuwählen und dann nur noch so viele Studenten weiter aufzunehmen, welche auch gute Leistungen in ihrem Studium leisten. Ich denke, so kann man auch die viel zu vollen Kurse entgegenwirken.
 
Original geschrieben von DodotheGoof
Nein "entscheidend", obwohl die Ausbildung in Deutschland nichts kostet, ist es in Deutschland wichtig aus welchem Elternhaus man kommt.

Ja und das wird bestimmt nicht besser wenn man 500 - 1500 € pro Semester (sind die Preise die hier in den Nachrichten kamen für Bayern kA wie s woanders sein soll) bezahlen soll. Ich bin aus keinem reichen Elternhaus, würde eher sagen Mittelstand und meine Mutter war alleinerziehend. Ich würde zum Beispiel mit Studiengebühren keine Chance mehr haben zu studieren. Das ist doch auch nicht Sinn der Übung
 
Jetzt verdrehe doch nicht schon wieder alles DodotheGoof. Ich habe nur davon gesprochen, eine "Studiengebühr" einzuführen, für die, die die Regelstudienzeit in einem großen Maß überschreiten (so genau habe ich es jetzt zwar nicht ausgedrückt, aber ich denke, dies konnte man dem zuvorigen Diskussionsverlauf entnehmen).

Ich habe vermutet, dass du es so nicht gemeint hast, dass habe ich aber auch angeführt. Ich selber bin auch nicht für Studiengebühren, ich möchte aber anführen, dass es sinnvolle Gründe für Studiengebühren gibt, ohne das die Gefahr besteht, dass das Bildung zu einem Privileg für Reiche wird.
Ich glaube auch das manche eine falsche Vorstellung vom Studium haben. Der Staat investiert in die Bildung eines Menschen in der Hoffnung/ Erwartung, dass er später mehr zurückbekommt, weil der Mensch durch das Studium produktiver und innovativer werden soll, mehr Geld verdienen, mehr konsumieren, mehr investieren, mehr Steuern zahlen soll. Der Staat macht das nicht, damit sich jemand selbstverwirklichen kann oder ähnliches, wer studiert um des studieren Willen und weil es so einen Spaß macht Student zu sein, soll sich ein anderes Hobby suchen oder dafür bezahlen.
 
@Dodo
Was bringt es denn durch Studiengebühren Leute vom Studieren abzuhalten die s nicht ernsthaft wollen und dadurch sicher auch viele Menschen die ernsthaft wollen aber es nicht bezahlen können?

Gegen Gebühren für Langzeitstudenten sag ich ja nichts nur gegen grundsätzliche Studiengebühren, da hilft mir auch kein Darlehen wenn ich schon in meinem Referendariat total verschuldet bin z.B. Also schaffen die Studiengebühren doch Privilegien der "Reicheren" unter den Studenten die wirklich ernsthaft studieren wollen und v.a. sind es meistens die Kinder reicher Eltern die zum Spass studieren weil die Eltern sie ja finanzieren und viele Leute machen eine Ausbildung obwohl sie studieren wollen würden nur um schneller mehr Geld zu verdienen weil die Eltern sie nicht finanzieren können (Also so kenne ich es aus meinem Umfeld) . Durch Studiengebühren ab dem 1.Semester wird das sicher nicht besser.
 
Ich bin der meinung, statt eines Studienfacheignungstestes vor Studienbeginn eigentlich für gut, so würde man die Quote der Studienabbrecher und der Studienfachwechseler (wozu ich offengestanden auch zählen werde) senken können, oder man macht den Test nach dem 1. Semester, weil z. B. bei Mechatronik oder Bauingeneurwesen oder so, kann man von der Schule her kein allzu großes Fachwissen voraussetzen, außerdem wären dann die Grundkenntnisse in etwa gleichgesetzt worden.

Bei uns in Zahnmedizin lief das so in Chemie, Bio und Physik, jeder hatte diese Fächer in der Schule und für mich war alles was wir in Chemie und Bio gemacht haben reine Wiederholung, aber andere hatten eines von den Fächern schon früh in der Oberstufe abgewählt, so hatten wir nach den Kursen alle ungefähr den gleichen Wissensstand und konnten zum Vorphysikum antreten.

Ich bekomme auch kein Bafög und würde ich nicht zu hause wohnen und würde nicht zumindest in den Semesterferien arbeiten, könnten meine Eltern sich mein Studium auch nicht leisten. Jetzt wo ich 1 Semester lang dumm zu hause rumsitzen darf (oder besser muss) könnte ich eigentlich mehr arbeiten, aber dann fällt das Kindergeld weg und das fehlt dann in der Tasche meiner Eltern, auch wenn es nicht viel ist.

Studieengebühren für Langzeitstudierende halte ich nicht generell für schlecht, man muss da jeden fall einzeln abwägen. Wenn zum Beispiel jemand ein Kind bekommen hat, oder die Eltern oder man selbst krank war, dann sind das akzeptable Gründe, genauso wie dass man in irgendwelche Kurse oder Seminare nicht reingelost wurde. Wenn man aber durch eigenverschulden, also wenn man z. B. nur zum Spaß studiert oder einen Schein zum 10. Mal nicht schafft, weil man zu faul war, dann halte ich es schon für richtig Gebühren zu verlangen.
Schließlich nehmen uns diese "Spaßstudenten" den ernsthaften Studenten in den sowieso überbelegten Lehrveranstaltungen die Plätze weg.
 
Original geschrieben von Nighti
@Dodo
Was bringt es denn durch Studiengebühren Leute vom Studieren abzuhalten die s nicht ernsthaft wollen und dadurch sicher auch viele Menschen die ernsthaft wollen aber es nicht bezahlen können?

Gegen Gebühren für Langzeitstudenten sag ich ja nichts nur gegen grundsätzliche Studiengebühren, da hilft mir auch kein Darlehen wenn ich schon in meinem Referendariat total verschuldet bin z.B. Also schaffen die Studiengebühren doch Privilegien der "Reicheren" unter den Studenten die wirklich ernsthaft studieren wollen und v.a. sind es meistens die Kinder reicher Eltern die zum Spass studieren weil die Eltern sie ja finanzieren und viele Leute machen eine Ausbildung obwohl sie studieren wollen würden nur um schneller mehr Geld zu verdienen weil die Eltern sie nicht finanzieren können (Also so kenne ich es aus meinem Umfeld) . Durch Studiengebühren ab dem 1.Semester wird das sicher nicht besser.

Ich habe ja wie bereits erwähnt 3 Semszter Zahnmedizin hinter mir, was das teuerste Studienfach in Deutschland ist. Ich habe dabei gesehen, wie sorglos die Kinder reicher Eltern mit teuren Materialien, wie Gips und Abdruckmasse umgegangen sind und wie wenig es ihnen was ausgemacht hat, wenn sie es zum 5. mal vergeudet hatten, weil sie sich bei der Arbeit nicht richtig konzentriert hatten und wie im Gegensatz dazu ich und ein paar andere weniger priviligierterer sich schon beim 2. versuch fast in die Hosen gemacht haben, weil sie keine Ahnung hatten, wo sie das Geld für ne 2. Packung von dem zeug hernehmen sollten.
 
Was bringt es denn durch Studiengebühren Leute vom Studieren abzuhalten die s nicht ernsthaft wollen und dadurch sicher auch viele Menschen die ernsthaft wollen aber es nicht bezahlen können?

Mann könnte auch anders argumentieren. Ein freies Studium bezahlt der Staat, der Staat bekommt das Geld durch Steuern, d.h. der Steuerzahler bezahlt das Studium, somit bezahlen auch unstudierten Menschen jungen Leuten ein Studium. Studierte verdienen im Schnitt aber mehr als Unstudierte, man könnte daher sagen, dass relativ Arme zukünftigen Besserverdienenen das Studium bezahlen. Klingt nicht sehr sozial oder? Natürlich zahlen Studierte später auch Steuern,das wäre dann gewissermaßen ein Generationenvertrag. Aber warum muss sich jemand der "nur" Realschulabschluss hat daran beteiligen?
(Das ist nur ein Denkanstoß, kein Aufruf zu Studiengebühren)
 
Da kann man rumrechnen wie man möchte, aber das Argument "weniger ernsthafte" Studenten durch Studiengebühren abzuschrecken gilt eben nicht wenns dadurch die weniger priviligierten abkriegen und dann eben doch "nur" eine Ausbildung machen dürfen in einem Job den sie hassen. Das geht meiner Meinung nach gegen das Prinzip einer freien Berufswahl. (Es geht mir nur um dieser Argument, das meiner Meinung nach einfach fadenscheinig ist - deine zweite Argumentation finde ich eingängier - nur triffts bei einer Studiengebühr meiner Meinung nach leider die Falschen)

@StehVü

Ich seh auch viele die sich schon von Mami komplett alle Bücher auf den Literaturlisten haben kaufen lassen (Eine hat einen Gesetzeskommentar für 1000 € gekauft :rolleyes: ) Diese Studenten würde eine Studiengebühr sicher nicht abschrecken ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Die zukünftig besserverdienenden zahlen aber später (theoretisch) mehr Steuern.

Und über finanzielle Blockaden eine Sperre zu schaffen ist genau der falsche weg, zumal es überall heißt, dass D'land mehr Studenten bräuchte.
 
Original geschrieben von Nighti
@StehVü

Ich seh auch viele die sich schon von Mami komplett alle Bücher auf den Literaturlisten haben kaufen lassen (Eine hat einen Gesetzeskommentar für 1000 € gekauft :rolleyes: ) Diese Studenten würde eine Studiengebühr sicher nicht abschrecken ;)

Jepp!
Und unsereins, schaut, dass es alte aussortierte Bücher aus der Unibibliothek oder gebrauchte von anderen Studenten kriegen kann, weil man ohne dieses Buch einfach nicht weiterkommt und das in neu mindestens 100 EUR kosten würde.:naja:
 
*mal Hoettel und StehVü einfach zustimmen muss*
 
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass Deutschland mehr Studenten braucht, sondern dass viele Studenten sich vielleicht ne andere Richtung aussuchen müssten. Viele studieren wohl was, das man eigentlich nicht gebrauchen kann. Und so was wie Naturwissenschaften, wo die Leute hinterher auch nen Job bekommen würden, das macht kaum einer, weil es ziemlich schwer ist. Mir scheint es daher eher so, als ob viele Leute von vornherein nicht die nötigen Voraussetzungen haben, um was "brauchbares" zu studieren. Aber das Problem fängt ja dann eigentlich schon bei der immer schlechteren Schulausbildung an.

Irgendwie alles ziemlich verkorkst.
 
Original geschrieben von Merlin
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass Deutschland mehr Studenten braucht, sondern dass viele Studenten sich vielleicht ne andere Richtung aussuchen müssten. Viele studieren wohl was, das man eigentlich nicht gebrauchen kann. Und so was wie Naturwissenschaften, wo die Leute hinterher auch nen Job bekommen würden, das macht kaum einer, weil es ziemlich schwer ist. Mir scheint es daher eher so, als ob viele Leute von vornherein nicht die nötigen Voraussetzungen haben, um was "brauchbares" zu studieren. Aber das Problem fängt ja dann eigentlich schon bei der immer schlechteren Schulausbildung an.

Irgendwie alles ziemlich verkorkst.

Aber soll man immer alles nur am Bedarf der Wirtschaft ausrichten? Irgendwo muss es ja auch eine geistige Freiheit geben. Und es gibt genug arbeitslose Akkademiker in allen Fachrichtungen, in der einen vielleicht mehr als in der anderen.
 
Naja es gibt bestimmt auch Philosophen die Jobs haben genauso gibt es sicher arbeitslose Volkswirte oder Chemiker, wenn man die Möglichkeiten einschränkt dann nimmt man den Menschen doch die Möglichkeit etwas zu studieren was ihnen wirklich liegt, dann studieren sie was anderes was ihnen nicht so gefällt und brechen dann ab, auch nicht sooo sinnvoll.
 
Aber soll man immer alles nur am Bedarf der Wirtschaft ausrichten?

Ich glaube das kann man gar nicht, denn wenn heute zum Beispiel viele Chemiker gesucht werden, wer weiß ob, dass in 5 Jahren auch noch so ist. D.h. man sollte seine Studienentscheidung nicht so sehr von der Arbeitsmarktsituation ausrichten. Außerdem, wer gut in dem ist was er studiert wird später auch keine Probleme haben einen Job zu finden.
 

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