Hmm.. Ich kenne etliche Türken, usw. usf., mit denen ich mich prima verstehe, die hier prima integriert sind, auch wenn sie jetzt nach z.T. 20 Jahren nur mit Müh' und Not die deutsche bzw. in diesem Fall franz. Sprache beherrschen, usw.
Ich denke nicht, dass diese ein Problem darstellen. Da habe ich auch kein Problem mit Kopftüchern oder sonstwas. Ich meine - unsere Nonnen rennen auch mit Kopftüchern herum. Genau so wie viele muslimische Frauen das auch freiwillig, bewusst und durch und durch absichtlich machen - nicht weil sie irgendjemand dazu zwingt. Die sind alle nicht das Problem.
Problematisch sind eben gewisse andere Fälle, die definitiv ein anderes Gesicht zeigen. So denke ich an gewisse kurdische Familienclans in gewissen norddeutschen Städten, an die sich nicht mal die Polizei rantraut, auch wenn offensichtliche Verbrechen begangen wurden und werden. Ich denke an gefährliches, radikales Gedankengut, das unter die Massen gebracht wird (oder zumindest der Versuch, das zu tun), usw.
Und nicht zuletzt denke ich auch an gewisse Staatsleute in vorwiegend islamischen Ländern, die eine ähnliche, radikale Gedankenlinie zeigen.
Gerade jetzt in diesem Fall sind nicht mal direkt die Minarette das Problem. Sicher, ich würde eine Schweiz durchaus lieber - wie weit früher schon gesagt - ohne orientalischen Einflüsse sehen. Aber damit könnte ich mich notfalls noch anfreunden, wenn es eben bei gewissen Ausnahmen bleibt und diese Minarettchen halt einfach da herumstehen, ohne dass da jemand heruntersingsangt. Das würde man hier sowieso nicht tun, würde ich mal sagen.
Zudem wurden Minarette bisher immer am entsprechenden, ortsspezifischen Architekturstil angepasst. So gibt es in fernöstlichen, asiatischen Ländern Minarette, die sehen eher wie Buddhistische Tempel aus, usw. usf.
Was mir eher sauer aufstösst, ist eben diese instrumentalisierung davon. Erdogan hat 2004 eine sehr schöne Passage zitiert, nämlich folgende:
"Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten."
Sowas ist natürlich höchst bedenklich, und sollte die Alarmglocken klingeln lassen. Ich sage jetzt nicht, dass Erdogan selbst so denkt. Vermutlich tut er's, vielleicht aber auch nicht... Eigentlich egal. Fakt ist aber, dass viele Andere eben genau so denken, was nicht von der Hand zu weisen ist. Sicher - ihr könnt jetzt sagen - "Aber das gibt es bei uns mit ultra-Rechtsradikalen doch auch!" - ja, tut es. Ist nicht viel besser. Aber finde ich eigentlich nicht mal so tragisch, wenn dabei keine Ausbreitungsgedanken existieren. Solange man sowas maximal aufs eigene Land projiziert, ist es noch einigermassen tragbar. Sind dann eben sehr heimatverbundene Leute, die Angst vor einer allzu grossen Veränderung haben, aus welchen Gründen auch immer.
Natürlich gibt es auch fanatische Christen, die in umgekehrter Form genau so denken. Das sehe ich genau so als Problem an - eindeutig. Weil genau diese radikalen Randgruppen eine friedliche Annäherung nicht so ohne weiteres möglich machen.
Und so kommt eins zum anderen... Es ist wie die Frage vom Huhn und dem Ei, wer hier nun zuerst herumgestänkert hat. Die jetzige Situation sieht in meinen Augen einfach so aus, dass es auf beiden Seiten radikales Gedankengut gibt, welches schön gehätschelt, gepflegt und weiterverbreitet wird. An sich ist auch das kein allzu grosses Problem, wenn die Zeiten ruhig sind. Nur sind sie das nicht mehr, und somit bekommen diese Seiten durchaus Zufluss und teils grossen Zuspruch. So benutzt jeder die Worte des Anderen als Vorwand, ebenfalls so zu handeln und weiterzugehn. Schritt für Schritt. Das ist eine ziemlich irre Spirale.
Aber eigentlich kann man es diesen Leuten nicht mal verübeln, wenn man mal genauer überlegt.
Sicher, schlussendlich ist es dumm und dämlich. Das steht ausser Frage.
Aber...:
Ich bin jetzt ein gläubiger, praktizierender Muslim. Ich brauche im "Ausland" keine Minarette. Ich darf meine Religion ausüben, darf mich sogar so kleiden wie ich es möchte, auch wenn ich damit (angenehm/unangenehm) auffalle... Kurz - ich habe die Freiheiten die ich brauche, um meine Religion auszuleben. Ich kriege vom Staat Unterstützung und bin ihm dankbar dafür, weil ich weiss, dass eine neue Existenz aufzubauen in einem Land, in dem man nicht von allen akzeptiert wird, alles andere als einfach ist. Ich bekomme einen Job als Reinigungsfach- bzw. hilfskraft oder arbeite im Mc Donalds oder sonstwo und erledige für die Einheimischen all die Arbeiten, die sie selbst nicht (mehr) machen wollen, weil es sich für sie schlichtweg nicht lohnt und sie dafür zu wenig bekommen. Ich hingegen bin froh darüber und es ist womöglich sogar mehr, als ich in meiner alten Heimat verdient habe.
Doch - stop. Es gibt eben auch die anderen Fälle. Da kommt jemand her weil er weiss, dass dieser Staat (ob das jetzt Deutschland, die Schweiz oder sonstwer ist, macht keinen allzu grossen Unterschied) mich unterstützen wird. Er denkt sich "Na, wieso sollte ich da nein sagen, wenn ich das bekomme und nicht allzu viel dafür tun muss? Ich hatte lange genug Stress in meiner Heimat, jetzt reichts mir. Wenn ich so'n Geschenk kriege, dann nehm ichs auch an."
Und schon wird die Situation etwas kritischer. Denn das merken die Einheimischen sofort. Das sind die, die auffallen. Das sind die vom Kaliber "Unangenehm laute, stinkende, freche und dreiste, womöglich sogar kriminelle Nachbarn" die niemand in seiner Nähe will. Sowas verbreitet sich extrem schnell. Die ruhigen, friedlichen Leute hingegen fallen nicht grossartig auf.
Bad News = Good News. So verhält es sich auch hier. Und gute Nachrichten verbreiten sich nun mal ungemein schnell und viel, viel weiter.
So führt eins zum anderen... Und irgendwann frage ich mich als ruhiger, friedlicher Muslime dann auch: Eigentlich habe ich ja kein Problem damit - aber jetzt hat es einen gewissen Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr still sein will. Nicht, weil ich mich persönlich angegriffen fühle, sondern weil das gesamte Prinzip komplett aus den Fugen gerät. Und deswegen stelle auch ich mich quer - aus Prinzip.
Genau in dieser Phase befinden wir uns jetzt. Das wird sich - ich möchte mich gern irren damit - wohl noch weiter aufschaukeln. Zuviele Probleme wurden zu lange unter den Tisch gekehrt, ignoriert, unterbewertet, usw. Dass es irgendwann zu einem unkontrollierten Ausbruch kommt, ist folglich kein Wunder. Das sind die ersten Anzeichen dafür.
So sehe zumindest ich das im Moment - und das ist - auf beiden Seiten! - wirklich eine ernste Angelegenheit. Denn ich denke durch all die Begleitprobleme wie allg. Krise, usw. sind viele nicht mehr in der Lage, dem Gegenüber einfach etwas einzugestehen, o.ä. Die Fronten verhärten sich, das wird zu einem Selbstläufer, in dem sich jede radikale Seite als "Gewinner" sehen kann, weil sie verhältnismässig viel "Zuwachs" bekommen wird. All das ist kein Problem in Zeiten, in denen es allen oder zumindest den allermeisten gut geht. Aber jetzt versucht jeder seinen Hintern zu retten - sei es auch nur durch Kurzschlussreaktionen, verbal oder tatsächlich ist dabei völlig egal.
Ich kann folglich beide Seiten voll und ganz verstehen, weil ich mich darauf einlasse und mich hineinversetze. Das würde sehr vielen Leuten gut tun. Und zwar nicht nur in die Seite der Ausländer, sondern eben auch in die Einheimischen.