Wunderbar! Endlich mal eine Diskussion hier!

Spoiler in Gelb.
TBF schrieb:
Also ich habe mir Pans Labyrinth am Sonntag mit meiner Ma angeschaut und wir waren beide begeistert... Es mag zwar sein, dass einige Szenen wirklich nicht hätten sein müssen, aber gerade dadurch ist es dem Regisseur gelungen, eine einzigartige und beeindruckende Atmosphäre zu schaffen.
Auf mich wirkten die Ekelszenen einfach total aufgesetzt. Was hatten sie für einen Zweck, wie haben sie die Geschichte vorangebracht? Die Grausamkeit des Majors zu betonen?
Dafür muss er nicht erst einem Partisanen in Großaufnahme das Gesicht mit einer zerbrochenen Flasche zertrümmern. Die Schrecken des Krieges zu verdeutlichen?
Na klar, dafür muss ein wundbrandiges Bein bei vollem Bewusstsein abesägt werden. Logisch, geht ja nicht anders!

Da ging es einzig und alleine darum, einem überwiegend jungen Publikum eine Ekelreaktion zu entlocken.
Mir hat diese düstere Stimmung total gefallen und hätte es die härteren Szenen nicht geben, hätte der Film nur halb so bedrohlich gewirkt.
Ich setze dann doch mehr auf die Phantasie des Publikums; um eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen, braucht es nun wahrlich keine solche sinnfreie Zurschaustellung. Haben auch schon andere Filme zuvor geschafft,
ohne daß da Feen der Kopf abgebissen wurde.
Die Fantasyelemente haben mich auch sehr angesprochen... Was genau ist denn an der Aufmachung zu kritisieren?
Hab ich doch garnicht. Nur gesagt, daß ich's bereits aus Tim Burton-Filmen kenne.
Allein für die Figur des Pans hätten die Kostümbildner einen Oscar verdient.
Da die Figur computeranimiert war, hätten sich die Kostümbildner von Marie Antoinette zu recht beschwert.
Meiner Meinung nach steht er den Figuren aus Herr der Ringe in nichts nach.
Wie gemein, einen gut ausgearbeiteten Charakter wie Frodo mit all seinen positiven wie negativen Eigenschaften so abzuwerten. Es gab nur Schwarz und Weiß in PL. Die Faschos total böse und die unterdrückten Dorfbewohner/Partisanen total lieb. Gab es da auch nur den Hauch eines Zwischentons?
Deswegen kann ich auch gar nicht nachvollziehen, warum hier die Ausstattung kritisiert wird. Das Labyrinth? Die "Märchen"gestalten? Der Palast? All diese Dinge sind doch hervorragend in Szene gesetzt worden!
Ja, Ausstattung und Bilder waren ok, habe aber auch nie das Gegenteil behauptet. Was man eben heutzutage so machen kann mit dem Computer. Und das war ja auch für mich der Knackpunkt - alles war schön anzusehende Kulisse, der Film selbst hat weder Substanz noch Herz.
ZB. zitiert der Film in den Fantasyszenen ja freigiebig aus Wizard of Oz und Alice im Wunderland. Aber im Gegensatz zu denen blieb er ohne Zusammenhang, ohne jeglichen Subtext, den die großen Vorbilder liefern (von erwachender Sexualität über kindliche Allmachtsphantasien etc.). Zudem hätte ich eigentlich erwartet, daß der Fantasyteil im Kontext zum Realteil stehen würde, aber Pustekuchen, beide Teile waren komplett voneinander isoliert, das einzig korrespondierende Element waren die unzähligen Klischees, die breitgewalzt wurden.
Auch die Schauspieler haben zu überzeugen gewusst und verdammt gute Arbeit geleistet... Ich krieg immer noch Gänsehaut, wenn ich an Hauptmann Vidal denke.
Mir war, als hätte er vorher "Das Große Gruselbuch der Bösewichte" genauestens studiert, um keinen Stereotyp auszulassen
Und einige Handlungen waren für mich alles andere als vorhersehbar, insgesamt fand ich die Handlung spannend und habe mich an keiner Stelle gelangweilt (was bei einem Kinofilm schon lange nicht mehr der Fall war).
Oh come on! Den Charakteren war es doch bereits von Anfang an förmlich in die Stirn gemeißelt, wer am Ende das Löffelchen abgeben muss - der Arzt, die Mutter, natürlich die Bösewichte; selbst beim Mädchen war es klar, als dann mit ziemlichem Nachdruck immer und immer wieder betont werden musste, daß es sich um die Phantasie des Mädchens handelte.
Überhaupt, warum wurde alles einem lang und breit aufs Butterbrot geschmiert? Als denkender Mensch kam ich mir ziemlich verarscht vor. Ich muss die Botschaft eines Filmes nicht mit voller Breitseite um die Ohren geflatscht bekommen, wie es Hollywood so gerne macht und dieser Nicht-Hollywood-Film brav nachahmt, dieses Erzähle alles!/Verberge nichts!/Sonst kapieren es die dummen Zuschauer nicht!
Der Film läßt nicht mal Raum für eine andere Interpretation als die, die er uns so gnadenlos einprügelt, sozusagen mit der Flasche ins Gesicht bohrt.
Also, hört nicht auf Petzi, schaut euch den Film an und macht euch ein eigenes Bild von Pans Labyrinth

. Er ist nicht umsonst für 6 Oscars nominiert worden...
Von denen er zu Recht nur die unwichtigen gewonnen hat. Oscars als Qualitätsmerkmal heranzuziehen halte ich für sehr verwegen. Wenn ich nur an die Siegerfilme wie The Departed, A Beautiful Mind, Crash, Rocky, Chicago, Braveheart oder Titanic denke *schauder*
Ja schaut euch den Film an und schreibt Lobeshymnen, ich bin gerne in der Minderheit!
