Vielleicht hat ja jemand Lust, sich den nachfolgenden Text einfach mal durchzulesen.
Die Sache mit diesen "Internetbeziehungen" wurde ja schon in vielerlei Form heftigst diskutiert. Und ich möchte mit meiner eigenen kleinen Lebensgeschichte das Thema eigentlich nicht auch noch hier in diesen Thread tragen. Aber ich hoffe, dass ich nicht völlig falsch bin und sich vielleicht trotzdem ein paar finden, die mir zuhören wollen.
Er und ich kennen uns nun seit gut 2,5 Jahren. Seit April 2003.
Wir haben uns in einem Chat kennengelernt. Er war damals 15, ich 14. So richtig das Alter, in dem man oft gesagt bekommt: "Du weißt nicht was Liebe ist!". Was vielleicht auch stimmt.
Aber es war auch keine Liebe zwischen uns. Wir kannten uns ja nur über den Chat. Aber wir redeten viel und intensiv. Viele Stunden. Über alles. Und dabei lernt man sich kennen, man lernt sich zu vertrauen. Das klingt so eklig naiv, wenn ich das hier so schreibe, aber es ist tatsächlich so.
Dann nach einem Dreiviertel Jahr telefonierten wir das erste Mal. Ich weiß nicht, wie lange wir um Weihnachten '03 geredet haben. Manche Gespräche erstreckten sich weit über 5 Stunden.
Bis er mir sagte, dass er mich mehr mag, als viele andere Menschen. Mehr mag. Mal vorsichtig ausgedrückt. Aber ich wollte niemandem etwas zurückgeben, von dem ich nichteinmal wusste, wie er aussah. Er verstand das.
Und dann trafen wir uns das erste Mal. Ich hatte eine gute Freundin dabei (die auch in diesem Chat war). Er war zusammen mit einem gemeinsamen Chatbekannten da.
Wir wohnen weit über 400km voneinander entfernt.
Dieses Treffen, ich weiß nicht ... aber ich muss ehrlich sagen: Ich hab mich total verliebt! Natürlich ist man in "real" gehemmter als vorm Computer oder am Telefon. Aber es war genial ihn vor sich zu sehen, wenn auch kurz. Nach 4 Stunden war unsere Begegnung vorbei. Anfang Januar 2004.
Und 3 Tage nach diesem Treffen waren wir zusammen. Wenn ich das so schreibe klingt das auch so eklig. Aber wir hatten uns gesehen. Vertrauten uns. Und ... ja, mochten einander, waren verliebt ineinander. Weitere Telefongespräche folgten. Aber auch immer mehr Streitereien nach einigen Wochen. Ich bin jemand, der das Telefonieren nicht so sehr mag. Aber es war theoretisch die einzige Möglichkeit sich zu hören. Einander näher zu sein als übers Internet. Und ihn verletzte das. Dass ich oft nicht wollte.
Wir lagen uns nur noch in den Haaren, machten aus Mücken Elefanten und beschlossen letzendlich gemeinsam, dass es wohl besser wäre diese "Beziehungssache" zu beenden. Wir waren knapp ein Viertel Jahr ... "zusammen". Obwohl wir uns in dieser Zeit nie gesehen haben.
Danach verstanden wir uns wie vor unserem Zusammen sein. Wir redeten wieder mehr, wir telefonierten wieder intensiver. Und dann, wenige Wochen nach unserer "Trennung", trafen wir uns wieder. Es war ein größeres "Chattertreffen". Meine beste Freundin und er, die auch schon oft miteinander telefoniert hatten und er, sahen sich das erste Mal. Ich betone: Sie waren gute Freunde.
Und dieses Treffen. Ja ... wahrscheinlich waren noch zu viele Gefühle im Spiel. Ich war nicht in der Lage ihn anzuschauen. Ich wich ihm praktisch dauernd aus. Und ignorierte ihn richtigehend.
Danach schien es, als würde das ganze zerbrechen. Ich schämte mich sehr. Ich ging nicht mehr chatten. Ich wollte versuchen das hinter mir zu lassen. Irgendwie. Es war nie ein größerer Streit dagewesen. Aber ich wollte nicht mehr ...
Bis ich erfuhr, dass er wieder eine Freundin hat. Das war im Mai '04. Und eine gewaltige Welle an Eifersucht kochte in mir hoch. Und dann begannen die Beschuldigungen, meine Eifersuchtsanfälle in seiner Gegenwart, einfach alles, was uns verband, war wie weggewischt. Wir stritten uns schrecklich.
Und redeten nicht mehr.
2 Monate lang war praktisch Funkstille. Aber ich vermisste ihn trotzdem.
Ich fuhr in den Urlaub.
Und danach beganngen wir wieder zaghaft miteinander zu sprechen. Zaghaft. Wirklich. Und er sagte mir, dass er ... (wie sag ich das jetzt, damit es nicht zu platt und kitischig klingt) ... dass er praktisch nie aufgehört hat, an mich zu denken. Und ich hatte das auch nicht. Aber es blieb dabei.
Denn plötzlich hatte er eine neue Freundin.
Und mich schockierte das. Heute so, morgen so? Ich warf ihm viele gemeine Anschuldigungen an den Kopf, weil ich sowas nicht verstand. Meine beste Freundin und er ... auch sie stritten sich. Sie warf ihm Dinge vor, die stimmten. Er hatte versprochen für uns da zu sein. Und nun war ihm anderes wichtiger. Auch sie war enttäuscht. Sie litt mit mir. Nach so vielen Stunden, die wir zu Dritt telefoniert hatten. Es schien alles vorbei zu sein.
Und dann war wieder Funkstille. Ich ging noch chatten, ab und zu. Aber ich vermied es weitesgehend. Wir redeten nicht und ich konnte ihn nur beobachten. Er schien glücklich. Ich war es nicht, denn er fehlte mir trotzdem. Immernoch.
Manche werden das nicht verstehen, aber er war für mich etwas Besonderes.
Und dann redeten wir wieder, im Herbst '04. Ich weiß nicht, wodurch das ausgelöst wurde. Aber wir redeten. Wie gute Freunde. So wie früher ... und ich genoss das! Ab und zu ein Telefongespräch, aber nicht so viel mehr. Er hatte schließlich eine Freundin. Und ich respektierte und akzeptierte das.
Das ging ein halbes Jahr so. Wir sagten einander, dass wir uns "Lieb haben". Doch irgendwo war es bei uns beiden aber immernoch mehr. Darüber sprachen wir aber nicht. Aber seine Freundin schien das zu merken. Sie trennte sich von ihm. Aus Eifersucht. Im Mai '05.
Plötzlich war mir alles wieder zu viel. Wir haben wieder viel geredet, über uns, unsere Gefühle, alles. Aber er war zu weit weg. Das war der Grund, warum wir nicht mit offenen Armen aufeinander zulaufen konnten. Wir waren beide frei. Wir redeten aber nie darüber, ob wir wieder "zusammenkommen" sollten. Ich sagte ihm, dass ich mich als gute Freundin von ihm verstände. Er sah es ähnlich. Er, mein bester Freund.
Er hatte eine neue Freundin.
Und mich störte nicht mal, dass es sie gab. Ich war schon irgendwo eifersüchtig, ja. Aber aktzeptierte das wieder. Wir redeten trotzdem, intensiv, lange.
Wir beschlossen, dass wir uns sehen wollten. Richtig. Nicht einen Tag, sondern länger. Und meine Eltern erlaubten es. Er durfte kommen. 1 Woche lang. August 2005.
Es wurde die genialste Woche meines Lebens. Wir, ich, meine beste Freundin und er. Wir lachten viel, wir redeten viel, wir konnten all das gemeinsam machen, was wir vorher nie gemeinsam machen konnten. Stadt erkunden, lästern, erzählen, diskutieren.
Doch das Problem war seine Freundin, in weiter Ferne. Sie nervte ihn mit Dauer-SMS. Und ich verstand sie auch. Ich wollte nicht ... näher an ihn heran, obwohl er mich mit offenen Armen empfing. Ich wollte nicht, dass das in Richtung "Fremdgehen" lief.
In dieser Woche ist nichts passiert. Obwohl wir (gegen den Willen meiner Eltern) im selben Bett schliefen. Aber es ist nichts passiert. Kleine liebevolle Gesten, ja! Aber eigentlich nichts, worüber ich mir großartig Vorwürfe machen MÜSSTE.
Der Abschied von ihm war schmerzlich. Ich hätte die darauffolgende Woche nur heulen können. Er fehlte mir. In jederlei Hinsicht. Meine Freundin gab mir Trost so gut sie konnte.
Dann trennte er sich von seiner Freundin. Ich sehe mich noch immer als Grund dessen. Aber er erklärt mir es immer wieder anders. Er meint, dass die Sache zu ihr gescheitert wäre. Sowieso.
Das ist nun über 1 Monat her. Wir chatten, wir telefonieren. Wir sagen uns "Ich liebe dich", aber wir haben beschlossen uns nicht als "Paar" zu bezeichnen. Chat und Telefon sind keine Basis.
Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Er fehlt mir ununterbrochen. Meine Gedanken? Kreisen um ihn! Er ist jetzt 18, ich bin 16. Wir müssen beide noch knapp 2 Jahre zur Schule.
Obwohl er über ein Jahr älter als ich ist. Aber er hat seine 13 Schuljahre, ich 12.
Warum kamen wir nie voneinander los? Warum haben wir uns gestritten, ohne trotzdem einaner loslassen zu können? Ich bin nicht so töricht um jetzt über Zukunft zu sprechen. Zusammenziehen? Wer weiß schon, was in 2 Jahren passiert. Da kann sich vieles tun. Und ich habe Angst ihn wieder zu verlieren. Mit Ausnahme meiner besten Freundin kann ich sagen, dass ich über keinen Menschen mehr weiß als über ihn.
Habt ihr dahingehend ähnliche Erfahrungen? Habt ihr einen Tipp, einen Strohhalm, an den man sich klammern kann? Eine Meinung dazu?
Ich würde mich freuen, wenn ihr euch meldet!