Hallo.
Denkt jetzt nicht "Nicht schon wieder ne Story von der!!!" es ist nicht so.
Ich habe diese Story schon fast fertig geschrieben. Ich schreibe seit Anfang April an der Story. Heute habe ich nochmal den ersten Teil angeguckt... Und na ja, ich veröffentliche sie jetzt.
Ich bitte euch, nicht zu sagen "Nee, nicht schon wieder ne Magersucht-Story" es ist nämlich irgendwie nicht so. Ich habe die Story nicht geschrieben, weil ich das Thema toll finde (na ja, das auch), ich habe sie geschrieben weil es mir stark geholfen hat... "Das Leben gerettet" ist zu übertrieben, aber es hat mich einfach vor großen Fehlern bewahrt...
Ich glaube, ich muss es nicht weiter erläutern, oder?
Die Story handelt von Mutter und Tochter, die Mutter erzählt von ihrer Jugend. Gegen Schluss handelt es auch nochmal von Mutter und Tochter, aber nicht mehr so viel. Der Hauptteil ist schon das, was sie erzählt.
Der erste Teil hat noch nicht wirklich viel mit der Story zu tun, er ist extra lang, damit nur ein Teil der FS langweilig ist
8ung: Die Story hat viel Wahres darin (meine Wenigkeit).. Darum sagt NICHT es sei unlogisch. Ein paar Sachen sind erfunden, aber die Situation und so nicht immer...
Kapitel 1 / Einleitung
„Du isst ja gar nichts mehr! Verdammt, iss doch! Nichts essen ist keine Lösung!“, schreie ich meine Tochter wütend an.
„Ach du verstehst doch eh nichts. Ich habe keinen Hunger!“
„Quatsch, erzähl doch nicht so einen Mist.“
„Ich will endlich abnehmen, versteh das doch!“
„Du bist doch fast nur noch eine Bohnenstange, verdammt.“
„Bohnenstange? Wie wär’s mit einem Augenarzt?“
„Das lasse ich mir nicht gefallen. Wenn mein kein Eis isst, okay. Aber du brauchst doch Vitamine und Energie.“
„Quatsch. Ich bin kerngesund!“
„Ja, kerngesund, klar! Träum doch nicht Magdalena, du hast Haarausfall, du bist ständig müde, das kommt vom nichts essen. Wenn du abnehmen willst, dann iss Obst und Gemüse. Aber nicht einfach nichts! Außerdem darfst du nicht weiter abnehmen. Mit fünfzehn Jahren 40,5 kg, wie du sagst, das ist viel zu wenig!“
„Nein, halt doch endlich deine Klappe!“
„Sprich nicht so mit mir! Was fällt dir eigentlich ein, verflixt?“
„Lass mich einfach in Ruhe. Ich habe keinen Hunger!“
„Bitte iss doch!“, bettle ich sie flehend an.
„Du verstehst gar nichts! Lass mich endlich in Ruhe!“, schreit sie mich an.
„Ich verstehe dich doch so gut wie niemand!“
„Ach ja? Weißt du was? Du nervst!“
Nach diesem Worten steht sie wütend auf und geht davon. Ihr Gang ist zerbrechlich und es sieht so aus, als würde sie gleich zusammenklappen.
„Mensch, dieses Kind ist leider genauso wie ich“, denke ich und schließe vorsichtig die Augen. „Warum nur? Warum muss Magdalena so sein wie ich früher?“
Nach einigen Minuten stehe ich auch auf und räume den Tisch ab. Ich denke an meine Jugend. An all die Tränen, all dieses Leid. Lange stehe ich da und überlege.
„Wie kann ich Magdalena nur zur Vernunft bringen?“
Langsam kommt mir eine Idee. „Sie kennt doch meine Vergangenheit gar nicht…“
Entschlossen gehe ich zur Tür von Magdalenas Zimmer.
Ich gehe zur Tür hinein. Magdalena liegt auf ihrem Bett, Tränenüberströmt.
„Bitte geh“, sagt sie ganz leise. Aber ich schüttle den Kopf. „Niemand versteht dich so gut wie ich.“ Ich schließe die Augen und denke nach.
„Warum?“, murmelt meine Tochter nach einer Weile.
„Ich… Ich war… genauso wie du.“
Magdalena schaut mich fragend an.
„Ich war magersüchtig. Noch dünner als du“, sage ich leise und tonlos.
Magdalena macht ein erschreckendes Gesicht. „Was?“, fragt sie leise und kaum hörbar. Der Schock liegt in ihrer Stimme…
Langsam bewege ich mich vorwärts. Neben dem Schrank ist ein Stuhl, den ich nehme.
Vorsichtig schiebe ich ihn über den alten Holzboden, bis zum Bett und dann setze ich mich.
„Du… du warst… magersüchtig?“, stottert sie vorsichtig und reißt die Augen vorsichtig auf.
„Ja“, antworte ich ihr leise. „Und ich möchte dir die Geschichte erzählen.“
„O… Okay.“
„Wirklich? Ich meine… Du verdienst es, meine Geschichte zu hören. Du hast ein Recht darauf, finde ich. In der Geschichte kommt sogar dein Vater vor.“
„Mein Vater?“
„Ja.“
„Wie hieß er?“, fragt sie neugierig, „Oder... Wie heißt er?“
„Das sage ich dir nicht. Das wirst du in der Geschichte erfahren“, zwinkere ich ihr zu.
„O… Okay..“
„Wo soll ich bloß anfangen?! Ich weiß es! Es war vor meiner Magersucht…“
Die Geschichte ist nicht in „…“ geschrieben. Das wäre viel zu umständlich. Viel Spaß!
Es war Sommer, mitten im Sommer. Aber das merkte man nicht; Es war kalt wie im Winter. Ich lief nur in meinem Pulli und in meiner Bluse herum, ein T-Shirt war zu kalt. Ich hasste die Kälte. Und ich hasste die Wärme. Alles hasste ich. Nur der Herbst, der war in Ordnung. Aber jetzt war es Sommer und kalt wie im Winter. Den Winter hasste ich, weil ich nichts draußen unternehmen konnte, und weil ich nicht gerne Pullis anhatte. Den Sommer hasste ich, weil es so warm war und ich auch nichts machen konnte. Ich hasste Freibäder, ich schwamm noch nie gerne. Ich bewegte mich sowieso nicht gerne. Im Sport hatte ich immer Vierer und Niklaus machte mich deswegen immer zum Idioten.
„Kein Mensch hat in Sport eine Vier!“, lachte er mich immer aus. Ich fand das immer so gemein, aber ich sagte nie etwas. Dazu war ich zu schüchtern.
Aber eigentlich war es nicht das Bewegen, das ich nicht mochte. Viel mehr waren es Badeanzüge und Bikinis, die ich hasste, weil mich die Jungen immer auslachten. So fett war ich gar nicht! Aber leider war ich die schüchternste, deshalb war ich sowieso nicht beliebt bei den Jungen. Bei den Mädchen allerdings schon. Ich hatte keine beste Freundin, aber ich verstand mich einfach mit allen gut. Manchmal wünschte ich mir eine „richtige“ beste Freundin, aber dann war ich wieder froh, dass mich alle akzeptierten.
An diesen kalten Sommertagen saß ich fast die ganze Zeit vor meinem alten Computer. Ich liebte meinen Computer, obwohl er so alt war. Und ich liebte das Internet. Dauernd war ich im Internet. Ich war Member in einem Forum, das ich besonders mochte. Ich war immer nur dort.
„Warum bist du so Internetsüchtig?!“, fauchte mich meine Mutter immer an. Aber das war mir egal!
„Martina, kommst du mal?“, hörte ich plötzlich eine Stimme rufen. Es war meine Mutter, die wieder einmal an ihrem neuen Klavier saß und übte.
„Warum?“, maulte ich genervt zurück.
„Mensch, komm einfach!“
Da ich sowieso Durst hatte, schloss ich das Fenster und stand mühsam auf. Ach, wie ich das hasste! Ich schob den Stuhl zurück zum Schreibtisch und ging hinaus aus meinem Zimmer.
Ich ging etwa zehn Meter, bis ich in unser Wohnzimmer kam. Dort saß meine Mutter tatsächlich und spielte ein Stück.
Ich schaute sie von hinten an und blieb stehen. Wie angefesselt starrte ich ihre schönen braunen Locken an.
„Was ist?“, fragte ich nach einer Weile.
„Kannst du mir sagen, ob das gut klingt?“, antwortete mir meine Mutter und stoppte kurz.
„Okay.“
Ich ging ein Stück nach hinten und machte mich auf die schrecklichen Töne vom Klavier gefasst.
Dann fing sie an zu spielen. Ich kannte das Stück nicht, und es klang schrecklich.
„Igitt“, dachte ich und verdrehte genervt die Augen.
Es vergingen sicher fünf Minuten, die mir mehr als lange vorkamen, als sie endlich aufhörte.
„Und? Wie war es?“, fragte sie und drehte sich um.
Ich schwieg und machte ein genervtes, langweiliges Gesicht.
„He, sag doch was!“
„Ich finde es, um es schön auszudrücken, nicht so gut.“
„So schrecklich?“
„Jap“, sagte ich entschlossen und lächelte.
„Ach“, jammerte sie und stand auf, „warum hat jeder Talent zum schreiben, nur ich nicht?“
„Du hast es selbst geschrieben?“, fragte ich neugierig. Sie nickte.
„Oh.“
„Ich habe einfach kein Talent. Ich bleibe bei den Stücken die jemand anders geschrieben hat“, seufzte sie.
„Ja, besser so“, lachte ich.
„Na ja“, sagte sie, „jedenfalls bin ich dir dankbar für die ehrliche Meinung, auch wenn sie nicht so toll ist.“
„Gern geschehen.“
„War es denn wirklich so doof?!“
Widerwillig nickte ich und grinste.
„Okay, danke. Und jetzt hau ab“, lachte sie und klopfte mir auf die Stirn.
Als sich meine Mutter auf die Couch setzte und ein Buch zu lesen begann, ging ich zum Kühlschrank.
Mensch, ich hatte vielleicht Durst! Ich öffnete die Türe und sah mich um. Käse, Orangensaft, Ananas, Tomatensauce, Salat, ah ja! Ich entdeckte meinen geliebten Grapefruitsaft und nahm ihn heraus. Ich schloss die Tür wieder und ging zur Bar. Dort öffnete ich den Deckel und trank.
Gerade saß ich ab, als Niklaus hineinkam. Die Glastüre klirrte fast, weil er sie immer mit so viel Schwung aufmachte.
„Hallo“, sagte er zu mir und putzte sich die Schuhe ab.
„Hallo Niklaus“, antwortete ich und nahm einen Schluck.
„Martina, du wirst es nicht glauben! Die kalten Tage haben endlich ein Ende!“
„Hä?“
Er setzte sich neben mich und schaute mich an.
„Wo ist deine Mutter?“, fragte er mich freudig.
„Im Wohnzimmer, warum bist du so fröhlich?“
„Es gibt super Nachrichten, deshalb."
„Und was für Nachrichten?“
In diesem Moment kam meine Mutter aus dem Wohnzimmer.
„Oh Niklaus, schon da? Hallo.“
Sie umarmten sich fest.
„Hallo Schatz.“
Ich ging zum Müll und warf die Flasche hinein. „Und was ist jetzt die Nachricht? Mama ist ja jetzt da.“
„Ich habe von meinem Boss ein Angebot bekommen. Was haltet ihr von zwei Wochen Urlaub in Spanien?“
„Was? Schatz, ist das dein Ernst?“, fragte meine Mutter verblüfft.
„Ja.“
Ich konnte es kaum glauben. Spanien, wie schön! Irgendwie freute ich mich, aber irgendwie auch nicht. Das hieß, dauernd am Strand liegen und im Bikini rumtanzen. O nein…
„Oh mein Gott!“, schrie meine Mutter laut. „Das ist ja unglaublich!“
„Aber nicht den ganzen Tag am Strand verbringen oder so! Nein, auch in keinem Hotel. In einer richtigen spanischen Villa!“
Spanische Villa? Vielleicht würde es doch noch ein schöner Urlaub werden. Das klang nämlich nicht schlecht.
„In einer spanischen Villa? Oh mein Gott!“, rief meine Mutter und tanzte freudig herum. Die Freude stand ihr förmlich in den Augen.
„Ja! Und wenn ich heute noch zusage, dann geht es schon in neun Tagen los.“
„In neun Tagen? O Gott. Das ist so… unglaublich!“, und da fiel meine Mutter Niklaus auch schon um den Hals.
„Ich habe gedacht weil wir nach unserer Hochzeit in vier Monaten ja auf die Hochzeitsreise gehen, braucht Martina auch noch ein bisschen Urlaub. Ist das nicht toll?!“
„Oh ja, ich liebe dich Schatz!“
„Ich liebe dich auch“, sagte Niklaus zu meiner Mutter und küsste sie.
O nein, mir wurde schon ganz anders wenn ich an ihre Hochzeit dachte. Blumen, lange Kleider, so viele Verwandte… Na toll. Ich mochte meine wenigen Verwandten nicht. Alle waren so pervers, wirklich. Dauernd starrte mir Onkel Fred auf den Hintern! Und seine Freundin wusste das haargenau. Aber sie sagte nichts, genauso wenig wie meine Mutter oder Niklaus. Allen war es egal.
„Ich hoffe du bist nicht sauer, weil es in Spanien so heiß ist“, sagte Niklaus nach einer Weile zu mir. „Ich meine, du läufst ja nicht gerne im Badeanzug herum. Das ist ja auch verständlich, bei deiner Figur.“
Meine Mutter fing an zu lachen, genauso wie Niklaus. Ich wusste, dass es ein Witz war, aber ich fand es nicht komisch. Ich war verletzt und deprimiert, weil er es immer wieder sagte.
Nach ein paar Minuten des Lachens wandte sich meine Mutter an mich.
„Martina, warum sagst du denn nichts? Findest du es nicht super, wegen dem Urlaub?“
„Doch“, murmelte ich.
„Das hört sich aber nicht so an.“
„Es ist aber so.“
„Na dann – Okay. Ich muss jetzt kochen gehen.“
„Okay. Was gibt es zu Essen?“
„Spaghetti.“
„Aha.“
Ich ging in mein Zimmer.
Deprimiert saß ich an den Computer und schaute mich im Internet um.
Nichts! Nichts interessantes, nicht einmal in meinem Lieblingsforum, indem es achttausendeinhundertdreissig Leute hatte.
So schloss ich das Fenster und startete ein Spiel auf. In diesem Spiel ging es darum, zu snowboarden, möglichst schnell und natürlich ohne zu stürzen.
Ich spielte es etwa eine Stunde, es wurde dunkel, dann rief mich meine Mutter.
„Martina, essen!“
„Okay“, sagte ich laut zurück und beendete genervt das Spiel.
Ich ging durch die Diele ins Esszimmer.
Meine Mutter schöpfte gerade heraus. Es roch sehr lecker und ich hatte großen Hunger. Seufzend saß ich ab.
„Warum so traurig?“, fragte mich mein zukünftiger Stiefvater plötzlich und schaute mich an.
Ich schwieg, ich wusste einfach keine Antwort.
„Ach, immer diese Jugend. Schweigen, schweigen, schweigen.“
Stille herrschte.
„Achso, du findest dich zu fett. Na, ein kleines Bäuchlein hast du schon. Und diese Oberschenkel!“, sagte er grinsend.
Und wieder passierte es. Ich hatte es satt! Er redete mir richtig ein, dass ich fett war. Warum konnte er mich nicht in Ruhe lassen?
Ein paar Minuten später aßen wir alle zusammen. „Guten Appetit“, sagten wir jeden Abend, dann begann das große Fressen.
Die Spaghetti waren sehr lecker. Meine Mutter und Niklaus unterhielten sich über den Urlaub, während ich nur dasaß und Spaghetti in mich hineinstopfte.
„Also mehr würde ich nicht essen, sonst wirst du noch fetter“, sagte Niklaus plötzlich.
„Lass mich in Ruhe“, fauchte ich diesmal heftig zurück und nahm noch einen Teller.
„He, wie sprichst du denn mit Niklaus?“, zischte meine Mutter böse und lächelte ihren Verlobten an.
Ich schwieg, denn ich wusste nicht was ich sagen oder denken sollte. Ich seufzte nur und aß meinen Teller leer.
„Es war gut“, sagte ich danach knapp, räumte den weißen Teller in die Abwaschmaschine und ging ins Badezimmer.
Dort wusch ich mich und putzte die Zähne.
Ich zog mein Pyjama an und saß auf mein Bett. Wie lange ich dort saß weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich eine Stunde oder sogar mehrere.
Warum war er so fies zu mir? War ich wirklich so fett? Vorsichtig hob ich mein Oberteil und tastete meinen Bauch ab. Tatsächlich war er weich wie Pudding, und der Bauchnabel war drei Zentimeter drin.
„Tja“, dachte ich und schlüpfte unter die Bettdecke. Irgendwann schlief ich ein.
Am Morgen stand ich auf und ging essen. Ich hatte schon wieder riesengroßen Hunger. Auf dem Tisch standen drei Omeletts, und darin viel Schinken und weiteres. „Lecker“, dachte ich und saß ab.
„Guten Appetit“, sagte meine Mutter lächelnd.
„Danke“, murmelte ich und aß. Ich fraß richtig, verschlang alles schneller als meine seit zwanzig Minuten essende Mutter.
Ich holte mir noch eine zweite Omelette.
„Es ist sehr lecker“, sagte ich während ich aß und schaute kurz zu meiner Mutter.
„Danke, das Kochbuch hat mir Niklaus geschenkt.“
Ich nickte nur und verschlang meine Omelette weiter.
„Martina, du weißt doch, dass heute Nachmittag Manuela und Paula kommen, oder?“, fragte sie mich nach einer Weile.
Ich nickte. Manuela und meine Mutter waren seit ihrer Kindheit miteinander befreundet und Paula ging mit mir in eine Klasse. Paula war ganz okay, ich verstand mich zwar mit ihr, aber manchmal war sie mir zu langweilig.
„Hast du immer noch nicht genug?!“, rief Niklaus, als ich mir noch eine dritte Omelette holen wollte.
„Ich habe Hunger“, sagte ich genervt.
„Mensch, du wirst ja fett wie ein Pflaumenkuchen!“
Meine Mutter lachte laut auf und Niklaus grinste. Das war zu viel! „Entschuldigt mich“, sagte ich und stand auf.
Seufzend ging ich hinaus in unseren schönen Garten. Ich liebte unseren Garten. Er war wunderschön.
Vor dem Teich saß ich ab. Nicht mal der Garten konnte mich aufheitern. Es war so gemein und niederträchtig von Niklaus. Er wusste gar nicht, wie sehr er mich verletzte. Ja, er und meine Mutter sagten dauernd: „Aber es ist doch nur ein Scherz!“, aber es war nicht so lustig für mich wie für sie.
Traurig schaute ich in den Himmel. Der Himmel war blau, ganz feine, helle Wölkchen standen am Himmel. Aber man sah sie kaum. Was wohl hinter diesem Himmel war? Gott? Oder einfach nur das All?
Ich seufzte und schloss die Augen. Die Zeit rauschte an mir vorüber, ich dachte gar nichts. Ich lag einfach da – fast wie ich tot gewesen wäre – und atmete.
Zwischendurch hörte ich einen Fisch, der aus dem Wasser sprang und wieder hineintauchte.
Irgendwann stand ich auf. Ich weiß nicht wieso, ich stand einfach auf und ging in mein Zimmer.
Ich setzte mich an meinen alten Computer und ging in einen Chat. Dort traf ich eine Internetfreundin die auch da war. Sie hieß Grace.
„Hallo Grace!“
„Oh, Hallo Tina.“
„Wie geht’s dir? Schon lange nicht mehr gechattet.“
„Ja stimmt. Mir geht es super, ich habe mich mit meinem Schwarm Tim verabredet.“
„Cool! Wo denn?“
„Im Kino. Morgen um 19.30 Uhr. Und wie geht es dir?“
„Wie man es nimmt…Eigentlich ja ganz okay.“
Wir chatteten weiter, ich weiß, ich habe Grace angelogen, mir ging es nicht gut, aber das war mir egal. Ich wollte nicht alles schildern.
Nach einigen Stunden rief mich meine Mutter. Es war schon 14 Uhr! Anscheinend waren Manuela und Paula da, es hatte nämlich geklingelt.
Ich lief hinaus in die Diele, dort umarmten sich gerade meine Mutter und Manuela.
„Hallo Tina“, sagten sie beide fast gleichzeitig und lachten.
„Hallo Paula, hallo Manuela.“
„Manuela und ich trinken Kaffee, im Wohn- oder Esszimmer. Zeig’ du doch Paula dein Zimmer“, sagte meine Mutter und verschwand mit Manuela.
Paula war nämlich noch nie bei uns zu Hause. Manuela jedoch fast jede Woche!
Ich ging voraus. „Folg mir.“
„Ja“, antwortete mir Paula und kam hinter mir her.
„Tja, das ist mein Reich“, sagte ich als wir angekommen waren.
Paula drehte sich und schaute sich um. „Schön hast du es hier.“
„Man, du hast es vielleicht schön hier. Ich möchte auch so ein cooles Zimmer haben.“
„Cool? Quatsch. Ich finde es nicht schön, alles so kahl und grau.“
„Mir gefällt es.“
„Was wollen wir denn machen?“
„Keine Ahnung… Was hast du denn so?“
„Alles was du siehst“, grinste ich, „ich habe ein cooles Computerspiel. Willst du mal probieren?“
„Ja gerne. Aber ich bin fast nie am Computer, ich kenne mich nicht aus.“
„Kein Problem. Komm.“
Sie saß an den PC und legte los. Gott, war die schlecht! Ich musste mir das Lachen verkneifen.
„Mensch, bin ich schlecht“, stöhnte sie mühsam nach den ersten fünf Minuten.
„Na ja“, lachte ich und schaute weiter zu.
Mit der Zeit wurde Paula aber besser. Fast zwei Stunden spielte sie! Mir war stinklangweilig, aber ich sagte es nicht. Ich erzählte ihr nebenbei von Spanien und sie war begeistert.
„Wenn ich das nur könnte!“, rief sie und seufzte, „Ich war noch nie in Spanien, wir gehen nie in die Ferien.“
„Du, Tina, ich möchte nicht mehr. Ich spiele seit fast zwei Stunden. Könntest du beenden?“, fragte sie und mir fiel ein Stein vom Herzen.
„Klar.“
„Und jetzt?“, fragte ich und schaute sie fragend an.
„Keine Ahnung“, seufzte sie.
„Ich weiß etwas… Aber…“
„Was?“
„Ich könnte dich mal etwas umstylen.“
„Umstylen?“
„Haare zurecht kämmen, schminken…“
„Oh ja! Das wäre so cool.“
„Okay“, sagte ich und lachte.
Ich nahm Schere, Haarbänder, Schminkzeug, Spiegel, Feuchte Tücher und noch viel mehr. Dann fing ich an. Zuerst war ich unsicher und zittrig. Aber nach fast zwei Stunden war das Werk vollbracht! Nach vielem abschminken, Haare auflassen und mehr war es fertig. Ich war richtig stolz auf mich, denn es sah toll aus.
„Lass es uns unseren Müttern zeigen“, rief Paula freudig und stürmte hinaus. Draußen wurde es dunkel.
„O mein Gott, wie siehst du denn aus?“, fragte Manuela mit riesigen Augen.
„Ist es nicht toll?!“, schrie Paula freudig auf und hielt sich die Hände ans Kinn. Ich stand hinten und grinste.
„O Schatz, das ist ja toll. Du siehst wunderschön aus, Paula.“
„Stimmt. Man erkennt dich kaum wieder“, sagte meine Mutter lächelnd.
„Hast du das gemacht, Tina?“, fragte Manuela mich und drehte sich um. Ich nickte.
Manuela stand auf und umarmte ihre Tochter. Wie süß das aussah.
„Das hast du gut gemacht“, zwinkerte mir meine Mutter zu. Ich lächelte freundlich zurück.
„Paula, Schatz, wir müssen los! Es ist schon spät.“
„Echt? Schade“, seufzte Paula und löste sich von ihrer Mutter.
„Ja, außerdem habe ich Hunger. Komm Paula.“
Stimmt, ich hatte auch Hunger!
Draußen umarmten sich Manuela und meine Mutter – wie immer – wieder.
„Tschüss Manuela, mach’s gut“, sagte meine Mutter und lächelte, „Tschüss Paula.“
„Tschüss Andrea“, sagte Paula zu meiner Mutter.
„Und vielen Dank an dich, Tina, es ist wirklich toll was du mit mir gemacht hast. Danke. Tschüssi.“
„Bye Paula.“
Dann waren sie weg.
Die Zeit bis zum Urlaub verging schnell.
Der Nachmittag, an dem ich Paula schminkte, war übrigens ein Montag. Es war die erste Ferienwoche der Sommerferien. Ich saß die restlichen acht Tage nur am Computer, spielte oder chattete. Gott sei Dank hatten wir im Ganzen sieben Wochen Ferien, so hatte ich noch gut vier Wochen zu Hause, also nach Spanien. Niklaus hörte nicht auf mit seinen „Witzen“. Darum wollte ich ihn auch so wenig wie möglich sehen, seine Anwesenheit deprimierte mich schon ohne Spruch.
Dann war der Urlaub da. Der Urlaub, der mein Leben für immer veränderte…
Das war wirklich erst die Einleitung!!!
Freu' mich über Kommis
!
Denkt jetzt nicht "Nicht schon wieder ne Story von der!!!" es ist nicht so.
Ich habe diese Story schon fast fertig geschrieben. Ich schreibe seit Anfang April an der Story. Heute habe ich nochmal den ersten Teil angeguckt... Und na ja, ich veröffentliche sie jetzt.
Ich bitte euch, nicht zu sagen "Nee, nicht schon wieder ne Magersucht-Story" es ist nämlich irgendwie nicht so. Ich habe die Story nicht geschrieben, weil ich das Thema toll finde (na ja, das auch), ich habe sie geschrieben weil es mir stark geholfen hat... "Das Leben gerettet" ist zu übertrieben, aber es hat mich einfach vor großen Fehlern bewahrt...
Ich glaube, ich muss es nicht weiter erläutern, oder?
Die Story handelt von Mutter und Tochter, die Mutter erzählt von ihrer Jugend. Gegen Schluss handelt es auch nochmal von Mutter und Tochter, aber nicht mehr so viel. Der Hauptteil ist schon das, was sie erzählt.
Der erste Teil hat noch nicht wirklich viel mit der Story zu tun, er ist extra lang, damit nur ein Teil der FS langweilig ist
8ung: Die Story hat viel Wahres darin (meine Wenigkeit).. Darum sagt NICHT es sei unlogisch. Ein paar Sachen sind erfunden, aber die Situation und so nicht immer...
Kapitel 1 / Einleitung
„Du isst ja gar nichts mehr! Verdammt, iss doch! Nichts essen ist keine Lösung!“, schreie ich meine Tochter wütend an.
„Ach du verstehst doch eh nichts. Ich habe keinen Hunger!“
„Quatsch, erzähl doch nicht so einen Mist.“
„Ich will endlich abnehmen, versteh das doch!“
„Du bist doch fast nur noch eine Bohnenstange, verdammt.“
„Bohnenstange? Wie wär’s mit einem Augenarzt?“
„Das lasse ich mir nicht gefallen. Wenn mein kein Eis isst, okay. Aber du brauchst doch Vitamine und Energie.“
„Quatsch. Ich bin kerngesund!“
„Ja, kerngesund, klar! Träum doch nicht Magdalena, du hast Haarausfall, du bist ständig müde, das kommt vom nichts essen. Wenn du abnehmen willst, dann iss Obst und Gemüse. Aber nicht einfach nichts! Außerdem darfst du nicht weiter abnehmen. Mit fünfzehn Jahren 40,5 kg, wie du sagst, das ist viel zu wenig!“
„Nein, halt doch endlich deine Klappe!“
„Sprich nicht so mit mir! Was fällt dir eigentlich ein, verflixt?“
„Lass mich einfach in Ruhe. Ich habe keinen Hunger!“
„Bitte iss doch!“, bettle ich sie flehend an.
„Du verstehst gar nichts! Lass mich endlich in Ruhe!“, schreit sie mich an.
„Ich verstehe dich doch so gut wie niemand!“
„Ach ja? Weißt du was? Du nervst!“
Nach diesem Worten steht sie wütend auf und geht davon. Ihr Gang ist zerbrechlich und es sieht so aus, als würde sie gleich zusammenklappen.
„Mensch, dieses Kind ist leider genauso wie ich“, denke ich und schließe vorsichtig die Augen. „Warum nur? Warum muss Magdalena so sein wie ich früher?“
Nach einigen Minuten stehe ich auch auf und räume den Tisch ab. Ich denke an meine Jugend. An all die Tränen, all dieses Leid. Lange stehe ich da und überlege.
„Wie kann ich Magdalena nur zur Vernunft bringen?“
Langsam kommt mir eine Idee. „Sie kennt doch meine Vergangenheit gar nicht…“
Entschlossen gehe ich zur Tür von Magdalenas Zimmer.
Ich gehe zur Tür hinein. Magdalena liegt auf ihrem Bett, Tränenüberströmt.
„Bitte geh“, sagt sie ganz leise. Aber ich schüttle den Kopf. „Niemand versteht dich so gut wie ich.“ Ich schließe die Augen und denke nach.
„Warum?“, murmelt meine Tochter nach einer Weile.
„Ich… Ich war… genauso wie du.“
Magdalena schaut mich fragend an.
„Ich war magersüchtig. Noch dünner als du“, sage ich leise und tonlos.
Magdalena macht ein erschreckendes Gesicht. „Was?“, fragt sie leise und kaum hörbar. Der Schock liegt in ihrer Stimme…
Langsam bewege ich mich vorwärts. Neben dem Schrank ist ein Stuhl, den ich nehme.
Vorsichtig schiebe ich ihn über den alten Holzboden, bis zum Bett und dann setze ich mich.
„Du… du warst… magersüchtig?“, stottert sie vorsichtig und reißt die Augen vorsichtig auf.
„Ja“, antworte ich ihr leise. „Und ich möchte dir die Geschichte erzählen.“
„O… Okay.“
„Wirklich? Ich meine… Du verdienst es, meine Geschichte zu hören. Du hast ein Recht darauf, finde ich. In der Geschichte kommt sogar dein Vater vor.“
„Mein Vater?“
„Ja.“
„Wie hieß er?“, fragt sie neugierig, „Oder... Wie heißt er?“
„Das sage ich dir nicht. Das wirst du in der Geschichte erfahren“, zwinkere ich ihr zu.
„O… Okay..“
„Wo soll ich bloß anfangen?! Ich weiß es! Es war vor meiner Magersucht…“
Die Geschichte ist nicht in „…“ geschrieben. Das wäre viel zu umständlich. Viel Spaß!
Es war Sommer, mitten im Sommer. Aber das merkte man nicht; Es war kalt wie im Winter. Ich lief nur in meinem Pulli und in meiner Bluse herum, ein T-Shirt war zu kalt. Ich hasste die Kälte. Und ich hasste die Wärme. Alles hasste ich. Nur der Herbst, der war in Ordnung. Aber jetzt war es Sommer und kalt wie im Winter. Den Winter hasste ich, weil ich nichts draußen unternehmen konnte, und weil ich nicht gerne Pullis anhatte. Den Sommer hasste ich, weil es so warm war und ich auch nichts machen konnte. Ich hasste Freibäder, ich schwamm noch nie gerne. Ich bewegte mich sowieso nicht gerne. Im Sport hatte ich immer Vierer und Niklaus machte mich deswegen immer zum Idioten.
„Kein Mensch hat in Sport eine Vier!“, lachte er mich immer aus. Ich fand das immer so gemein, aber ich sagte nie etwas. Dazu war ich zu schüchtern.
Aber eigentlich war es nicht das Bewegen, das ich nicht mochte. Viel mehr waren es Badeanzüge und Bikinis, die ich hasste, weil mich die Jungen immer auslachten. So fett war ich gar nicht! Aber leider war ich die schüchternste, deshalb war ich sowieso nicht beliebt bei den Jungen. Bei den Mädchen allerdings schon. Ich hatte keine beste Freundin, aber ich verstand mich einfach mit allen gut. Manchmal wünschte ich mir eine „richtige“ beste Freundin, aber dann war ich wieder froh, dass mich alle akzeptierten.
An diesen kalten Sommertagen saß ich fast die ganze Zeit vor meinem alten Computer. Ich liebte meinen Computer, obwohl er so alt war. Und ich liebte das Internet. Dauernd war ich im Internet. Ich war Member in einem Forum, das ich besonders mochte. Ich war immer nur dort.
„Warum bist du so Internetsüchtig?!“, fauchte mich meine Mutter immer an. Aber das war mir egal!
„Martina, kommst du mal?“, hörte ich plötzlich eine Stimme rufen. Es war meine Mutter, die wieder einmal an ihrem neuen Klavier saß und übte.
„Warum?“, maulte ich genervt zurück.
„Mensch, komm einfach!“
Da ich sowieso Durst hatte, schloss ich das Fenster und stand mühsam auf. Ach, wie ich das hasste! Ich schob den Stuhl zurück zum Schreibtisch und ging hinaus aus meinem Zimmer.
Ich ging etwa zehn Meter, bis ich in unser Wohnzimmer kam. Dort saß meine Mutter tatsächlich und spielte ein Stück.
Ich schaute sie von hinten an und blieb stehen. Wie angefesselt starrte ich ihre schönen braunen Locken an.
„Was ist?“, fragte ich nach einer Weile.
„Kannst du mir sagen, ob das gut klingt?“, antwortete mir meine Mutter und stoppte kurz.
„Okay.“
Ich ging ein Stück nach hinten und machte mich auf die schrecklichen Töne vom Klavier gefasst.
Dann fing sie an zu spielen. Ich kannte das Stück nicht, und es klang schrecklich.
„Igitt“, dachte ich und verdrehte genervt die Augen.
Es vergingen sicher fünf Minuten, die mir mehr als lange vorkamen, als sie endlich aufhörte.
„Und? Wie war es?“, fragte sie und drehte sich um.
Ich schwieg und machte ein genervtes, langweiliges Gesicht.
„He, sag doch was!“
„Ich finde es, um es schön auszudrücken, nicht so gut.“
„So schrecklich?“
„Jap“, sagte ich entschlossen und lächelte.
„Ach“, jammerte sie und stand auf, „warum hat jeder Talent zum schreiben, nur ich nicht?“
„Du hast es selbst geschrieben?“, fragte ich neugierig. Sie nickte.
„Oh.“
„Ich habe einfach kein Talent. Ich bleibe bei den Stücken die jemand anders geschrieben hat“, seufzte sie.
„Ja, besser so“, lachte ich.
„Na ja“, sagte sie, „jedenfalls bin ich dir dankbar für die ehrliche Meinung, auch wenn sie nicht so toll ist.“
„Gern geschehen.“
„War es denn wirklich so doof?!“
Widerwillig nickte ich und grinste.
„Okay, danke. Und jetzt hau ab“, lachte sie und klopfte mir auf die Stirn.
Als sich meine Mutter auf die Couch setzte und ein Buch zu lesen begann, ging ich zum Kühlschrank.
Mensch, ich hatte vielleicht Durst! Ich öffnete die Türe und sah mich um. Käse, Orangensaft, Ananas, Tomatensauce, Salat, ah ja! Ich entdeckte meinen geliebten Grapefruitsaft und nahm ihn heraus. Ich schloss die Tür wieder und ging zur Bar. Dort öffnete ich den Deckel und trank.
Gerade saß ich ab, als Niklaus hineinkam. Die Glastüre klirrte fast, weil er sie immer mit so viel Schwung aufmachte.
„Hallo“, sagte er zu mir und putzte sich die Schuhe ab.
„Hallo Niklaus“, antwortete ich und nahm einen Schluck.
„Martina, du wirst es nicht glauben! Die kalten Tage haben endlich ein Ende!“
„Hä?“
Er setzte sich neben mich und schaute mich an.
„Wo ist deine Mutter?“, fragte er mich freudig.
„Im Wohnzimmer, warum bist du so fröhlich?“
„Es gibt super Nachrichten, deshalb."
„Und was für Nachrichten?“
In diesem Moment kam meine Mutter aus dem Wohnzimmer.
„Oh Niklaus, schon da? Hallo.“
Sie umarmten sich fest.
„Hallo Schatz.“
Ich ging zum Müll und warf die Flasche hinein. „Und was ist jetzt die Nachricht? Mama ist ja jetzt da.“
„Ich habe von meinem Boss ein Angebot bekommen. Was haltet ihr von zwei Wochen Urlaub in Spanien?“
„Was? Schatz, ist das dein Ernst?“, fragte meine Mutter verblüfft.
„Ja.“
Ich konnte es kaum glauben. Spanien, wie schön! Irgendwie freute ich mich, aber irgendwie auch nicht. Das hieß, dauernd am Strand liegen und im Bikini rumtanzen. O nein…
„Oh mein Gott!“, schrie meine Mutter laut. „Das ist ja unglaublich!“
„Aber nicht den ganzen Tag am Strand verbringen oder so! Nein, auch in keinem Hotel. In einer richtigen spanischen Villa!“
Spanische Villa? Vielleicht würde es doch noch ein schöner Urlaub werden. Das klang nämlich nicht schlecht.
„In einer spanischen Villa? Oh mein Gott!“, rief meine Mutter und tanzte freudig herum. Die Freude stand ihr förmlich in den Augen.
„Ja! Und wenn ich heute noch zusage, dann geht es schon in neun Tagen los.“
„In neun Tagen? O Gott. Das ist so… unglaublich!“, und da fiel meine Mutter Niklaus auch schon um den Hals.
„Ich habe gedacht weil wir nach unserer Hochzeit in vier Monaten ja auf die Hochzeitsreise gehen, braucht Martina auch noch ein bisschen Urlaub. Ist das nicht toll?!“
„Oh ja, ich liebe dich Schatz!“
„Ich liebe dich auch“, sagte Niklaus zu meiner Mutter und küsste sie.
O nein, mir wurde schon ganz anders wenn ich an ihre Hochzeit dachte. Blumen, lange Kleider, so viele Verwandte… Na toll. Ich mochte meine wenigen Verwandten nicht. Alle waren so pervers, wirklich. Dauernd starrte mir Onkel Fred auf den Hintern! Und seine Freundin wusste das haargenau. Aber sie sagte nichts, genauso wenig wie meine Mutter oder Niklaus. Allen war es egal.
„Ich hoffe du bist nicht sauer, weil es in Spanien so heiß ist“, sagte Niklaus nach einer Weile zu mir. „Ich meine, du läufst ja nicht gerne im Badeanzug herum. Das ist ja auch verständlich, bei deiner Figur.“
Meine Mutter fing an zu lachen, genauso wie Niklaus. Ich wusste, dass es ein Witz war, aber ich fand es nicht komisch. Ich war verletzt und deprimiert, weil er es immer wieder sagte.
Nach ein paar Minuten des Lachens wandte sich meine Mutter an mich.
„Martina, warum sagst du denn nichts? Findest du es nicht super, wegen dem Urlaub?“
„Doch“, murmelte ich.
„Das hört sich aber nicht so an.“
„Es ist aber so.“
„Na dann – Okay. Ich muss jetzt kochen gehen.“
„Okay. Was gibt es zu Essen?“
„Spaghetti.“
„Aha.“
Ich ging in mein Zimmer.
Deprimiert saß ich an den Computer und schaute mich im Internet um.
Nichts! Nichts interessantes, nicht einmal in meinem Lieblingsforum, indem es achttausendeinhundertdreissig Leute hatte.
So schloss ich das Fenster und startete ein Spiel auf. In diesem Spiel ging es darum, zu snowboarden, möglichst schnell und natürlich ohne zu stürzen.
Ich spielte es etwa eine Stunde, es wurde dunkel, dann rief mich meine Mutter.
„Martina, essen!“
„Okay“, sagte ich laut zurück und beendete genervt das Spiel.
Ich ging durch die Diele ins Esszimmer.
Meine Mutter schöpfte gerade heraus. Es roch sehr lecker und ich hatte großen Hunger. Seufzend saß ich ab.
„Warum so traurig?“, fragte mich mein zukünftiger Stiefvater plötzlich und schaute mich an.
Ich schwieg, ich wusste einfach keine Antwort.
„Ach, immer diese Jugend. Schweigen, schweigen, schweigen.“
Stille herrschte.
„Achso, du findest dich zu fett. Na, ein kleines Bäuchlein hast du schon. Und diese Oberschenkel!“, sagte er grinsend.
Und wieder passierte es. Ich hatte es satt! Er redete mir richtig ein, dass ich fett war. Warum konnte er mich nicht in Ruhe lassen?
Ein paar Minuten später aßen wir alle zusammen. „Guten Appetit“, sagten wir jeden Abend, dann begann das große Fressen.
Die Spaghetti waren sehr lecker. Meine Mutter und Niklaus unterhielten sich über den Urlaub, während ich nur dasaß und Spaghetti in mich hineinstopfte.
„Also mehr würde ich nicht essen, sonst wirst du noch fetter“, sagte Niklaus plötzlich.
„Lass mich in Ruhe“, fauchte ich diesmal heftig zurück und nahm noch einen Teller.
„He, wie sprichst du denn mit Niklaus?“, zischte meine Mutter böse und lächelte ihren Verlobten an.
Ich schwieg, denn ich wusste nicht was ich sagen oder denken sollte. Ich seufzte nur und aß meinen Teller leer.
„Es war gut“, sagte ich danach knapp, räumte den weißen Teller in die Abwaschmaschine und ging ins Badezimmer.
Dort wusch ich mich und putzte die Zähne.
Ich zog mein Pyjama an und saß auf mein Bett. Wie lange ich dort saß weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich eine Stunde oder sogar mehrere.
Warum war er so fies zu mir? War ich wirklich so fett? Vorsichtig hob ich mein Oberteil und tastete meinen Bauch ab. Tatsächlich war er weich wie Pudding, und der Bauchnabel war drei Zentimeter drin.
„Tja“, dachte ich und schlüpfte unter die Bettdecke. Irgendwann schlief ich ein.
Am Morgen stand ich auf und ging essen. Ich hatte schon wieder riesengroßen Hunger. Auf dem Tisch standen drei Omeletts, und darin viel Schinken und weiteres. „Lecker“, dachte ich und saß ab.
„Guten Appetit“, sagte meine Mutter lächelnd.
„Danke“, murmelte ich und aß. Ich fraß richtig, verschlang alles schneller als meine seit zwanzig Minuten essende Mutter.
Ich holte mir noch eine zweite Omelette.
„Es ist sehr lecker“, sagte ich während ich aß und schaute kurz zu meiner Mutter.
„Danke, das Kochbuch hat mir Niklaus geschenkt.“
Ich nickte nur und verschlang meine Omelette weiter.
„Martina, du weißt doch, dass heute Nachmittag Manuela und Paula kommen, oder?“, fragte sie mich nach einer Weile.
Ich nickte. Manuela und meine Mutter waren seit ihrer Kindheit miteinander befreundet und Paula ging mit mir in eine Klasse. Paula war ganz okay, ich verstand mich zwar mit ihr, aber manchmal war sie mir zu langweilig.
„Hast du immer noch nicht genug?!“, rief Niklaus, als ich mir noch eine dritte Omelette holen wollte.
„Ich habe Hunger“, sagte ich genervt.
„Mensch, du wirst ja fett wie ein Pflaumenkuchen!“
Meine Mutter lachte laut auf und Niklaus grinste. Das war zu viel! „Entschuldigt mich“, sagte ich und stand auf.
Seufzend ging ich hinaus in unseren schönen Garten. Ich liebte unseren Garten. Er war wunderschön.
Vor dem Teich saß ich ab. Nicht mal der Garten konnte mich aufheitern. Es war so gemein und niederträchtig von Niklaus. Er wusste gar nicht, wie sehr er mich verletzte. Ja, er und meine Mutter sagten dauernd: „Aber es ist doch nur ein Scherz!“, aber es war nicht so lustig für mich wie für sie.
Traurig schaute ich in den Himmel. Der Himmel war blau, ganz feine, helle Wölkchen standen am Himmel. Aber man sah sie kaum. Was wohl hinter diesem Himmel war? Gott? Oder einfach nur das All?
Ich seufzte und schloss die Augen. Die Zeit rauschte an mir vorüber, ich dachte gar nichts. Ich lag einfach da – fast wie ich tot gewesen wäre – und atmete.
Zwischendurch hörte ich einen Fisch, der aus dem Wasser sprang und wieder hineintauchte.
Irgendwann stand ich auf. Ich weiß nicht wieso, ich stand einfach auf und ging in mein Zimmer.
Ich setzte mich an meinen alten Computer und ging in einen Chat. Dort traf ich eine Internetfreundin die auch da war. Sie hieß Grace.
„Hallo Grace!“
„Oh, Hallo Tina.“
„Wie geht’s dir? Schon lange nicht mehr gechattet.“
„Ja stimmt. Mir geht es super, ich habe mich mit meinem Schwarm Tim verabredet.“
„Cool! Wo denn?“
„Im Kino. Morgen um 19.30 Uhr. Und wie geht es dir?“
„Wie man es nimmt…Eigentlich ja ganz okay.“
Wir chatteten weiter, ich weiß, ich habe Grace angelogen, mir ging es nicht gut, aber das war mir egal. Ich wollte nicht alles schildern.
Nach einigen Stunden rief mich meine Mutter. Es war schon 14 Uhr! Anscheinend waren Manuela und Paula da, es hatte nämlich geklingelt.
Ich lief hinaus in die Diele, dort umarmten sich gerade meine Mutter und Manuela.
„Hallo Tina“, sagten sie beide fast gleichzeitig und lachten.
„Hallo Paula, hallo Manuela.“
„Manuela und ich trinken Kaffee, im Wohn- oder Esszimmer. Zeig’ du doch Paula dein Zimmer“, sagte meine Mutter und verschwand mit Manuela.
Paula war nämlich noch nie bei uns zu Hause. Manuela jedoch fast jede Woche!
Ich ging voraus. „Folg mir.“
„Ja“, antwortete mir Paula und kam hinter mir her.
„Tja, das ist mein Reich“, sagte ich als wir angekommen waren.
Paula drehte sich und schaute sich um. „Schön hast du es hier.“
„Man, du hast es vielleicht schön hier. Ich möchte auch so ein cooles Zimmer haben.“
„Cool? Quatsch. Ich finde es nicht schön, alles so kahl und grau.“
„Mir gefällt es.“
„Was wollen wir denn machen?“
„Keine Ahnung… Was hast du denn so?“
„Alles was du siehst“, grinste ich, „ich habe ein cooles Computerspiel. Willst du mal probieren?“
„Ja gerne. Aber ich bin fast nie am Computer, ich kenne mich nicht aus.“
„Kein Problem. Komm.“
Sie saß an den PC und legte los. Gott, war die schlecht! Ich musste mir das Lachen verkneifen.
„Mensch, bin ich schlecht“, stöhnte sie mühsam nach den ersten fünf Minuten.
„Na ja“, lachte ich und schaute weiter zu.
Mit der Zeit wurde Paula aber besser. Fast zwei Stunden spielte sie! Mir war stinklangweilig, aber ich sagte es nicht. Ich erzählte ihr nebenbei von Spanien und sie war begeistert.
„Wenn ich das nur könnte!“, rief sie und seufzte, „Ich war noch nie in Spanien, wir gehen nie in die Ferien.“
„Du, Tina, ich möchte nicht mehr. Ich spiele seit fast zwei Stunden. Könntest du beenden?“, fragte sie und mir fiel ein Stein vom Herzen.
„Klar.“
„Und jetzt?“, fragte ich und schaute sie fragend an.
„Keine Ahnung“, seufzte sie.
„Ich weiß etwas… Aber…“
„Was?“
„Ich könnte dich mal etwas umstylen.“
„Umstylen?“
„Haare zurecht kämmen, schminken…“
„Oh ja! Das wäre so cool.“
„Okay“, sagte ich und lachte.
Ich nahm Schere, Haarbänder, Schminkzeug, Spiegel, Feuchte Tücher und noch viel mehr. Dann fing ich an. Zuerst war ich unsicher und zittrig. Aber nach fast zwei Stunden war das Werk vollbracht! Nach vielem abschminken, Haare auflassen und mehr war es fertig. Ich war richtig stolz auf mich, denn es sah toll aus.
„Lass es uns unseren Müttern zeigen“, rief Paula freudig und stürmte hinaus. Draußen wurde es dunkel.
„O mein Gott, wie siehst du denn aus?“, fragte Manuela mit riesigen Augen.
„Ist es nicht toll?!“, schrie Paula freudig auf und hielt sich die Hände ans Kinn. Ich stand hinten und grinste.
„O Schatz, das ist ja toll. Du siehst wunderschön aus, Paula.“
„Stimmt. Man erkennt dich kaum wieder“, sagte meine Mutter lächelnd.
„Hast du das gemacht, Tina?“, fragte Manuela mich und drehte sich um. Ich nickte.
Manuela stand auf und umarmte ihre Tochter. Wie süß das aussah.
„Das hast du gut gemacht“, zwinkerte mir meine Mutter zu. Ich lächelte freundlich zurück.
„Paula, Schatz, wir müssen los! Es ist schon spät.“
„Echt? Schade“, seufzte Paula und löste sich von ihrer Mutter.
„Ja, außerdem habe ich Hunger. Komm Paula.“
Stimmt, ich hatte auch Hunger!
Draußen umarmten sich Manuela und meine Mutter – wie immer – wieder.
„Tschüss Manuela, mach’s gut“, sagte meine Mutter und lächelte, „Tschüss Paula.“
„Tschüss Andrea“, sagte Paula zu meiner Mutter.
„Und vielen Dank an dich, Tina, es ist wirklich toll was du mit mir gemacht hast. Danke. Tschüssi.“
„Bye Paula.“
Dann waren sie weg.
Die Zeit bis zum Urlaub verging schnell.
Der Nachmittag, an dem ich Paula schminkte, war übrigens ein Montag. Es war die erste Ferienwoche der Sommerferien. Ich saß die restlichen acht Tage nur am Computer, spielte oder chattete. Gott sei Dank hatten wir im Ganzen sieben Wochen Ferien, so hatte ich noch gut vier Wochen zu Hause, also nach Spanien. Niklaus hörte nicht auf mit seinen „Witzen“. Darum wollte ich ihn auch so wenig wie möglich sehen, seine Anwesenheit deprimierte mich schon ohne Spruch.
Dann war der Urlaub da. Der Urlaub, der mein Leben für immer veränderte…
Das war wirklich erst die Einleitung!!!
Freu' mich über Kommis
!



Der spielt auch 'ne große Rolle).


!!!