electro_fee
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Manuel hat eine schwere Zeit vor und hinter sich. Seine geliebte Großmutter ist gestorben. Seine Aufgabe ist es nun ihr Haus und damit auch ihren alten Speicher auszumisten und umzuräumen. Während dieser Zeit entdeckt er ein sonderbares Tagebuch. Und hier beginnt unsere Geschichte.
Kapitel 1 - So weit weg

"Nie war ich so traurig den alten Speicher zu betreten. Was habe ich hier schon alles erlebt?" denkt Manuel und blickt sich um. Staub hängt überalll, Spinnen krabbeln herum, in der nächste Ecke ist ein rascheln zu hören, wie von einer Maus. Sachtes Licht bricht durch das Dach und die Böden knarren, wenn man sich bewegt. Es riecht nach alten Möbeln, nach Staub, nach Vergessen.
"Oh Oma, ich vermiss dich so!"

Er streift umher und schaut sich mal genau um. Natürlich, den Speicher kennt er, doch nie hat er darauf geachtet, was eigentlich alles in diesem Speicher verborgen ist. Dort hängen alte Wandteppiche, große Kleiderschränke mit unzähligen Kleidungstücken stehen herum, Bettgestellte, alte Familienfotos usw. Erinnerungen von Oma, sind nun zu Erinnerungen an Oma geworden. Seufzend fängt er an die Bücherregale zu durchsuchen und stutzt bei dem dritten "Fotoalbum".

Dies ist ein Tagebuch. Die Schrift ist äußerst Präzise und schön geschwungen, er blättert ein wenig herum, ohne darin zu lesen, denn er will Großmutters Geheimnisse nicht so einfach lüften. Doch, er stößt auf ein Foto, und er kennt Oma, wie sie als junges Mädchen aussah, und das ist sie gewiss nicht!

Das Foto ist vergilbt und hat viele Knicke. Aber es ist mit einer Paste an das Tagebuch geklebt und darunter steht: "Ich in unserem Garten, hier hat Vater einmal ein Foto von mir gemacht, ohne mich mehrmals zu schlagen, warum ich so hässlich sei."
Er schaut das Foto näher an und entdeckt in der Person eine wahre Schönheit, was musste das nur für ein dummer Vater sein. Diese Frau war eine Schönheit, schöne Lippen, schöne Augen, eine niedliche Nase und einen entschlossenen Blick hatte sie... Eine Traumfrau, würde man wohl heute sagen.

Schon seltsam, was machte das Tagebuch dieser Fraum im Haus seiner Oma... Das Datum des ersten Eintrags zeigte den 5. Mai 1938. Wenn die Frau zu dem Zeitpunkt 20 war, dann war sie etwa gleich alt wie seine Großmutter. Seine Großmutter hatte keine Schwester, und sie hatte auch keine Cousinen im gleichen Alter, sie waren eine kleine Familie gewesen... Nein, diese Frau musste eine Freundin gewesen sein, doch er wusste immer noch nicht, warum das Tagebuch dann bei seiner Großmutter war... Seine Neugier hatte gesiegt und er hatte einige Einträge gelesen. Die Frau musste aus reichem Hause sein und sie war unglücklich. Ihr Vater hatte sie geschlagen und auch "unsittliche Dinge" gemacht. Er konnte sich vorstellen, was das war... Ihr letzter Eintrag war: "Heute ist er zu weit gegangen, das lasse ich nicht mehr mit mir machen. Ich werde jetzt alles in die Hand nehmen." Was hatte das wohl zu bedeuten?

Schließlich hatte er genug gehabt von den Grübeleien und hatte sich mit seinem besten Freund und dessen Freundin in deren Lieblingslokal verabredet. Es war Sonntag, ein frischer Wind wehte und niemand war in dem Lokal. Kein Wunder, er ging schon bei einem solchen Wetter Eis essen?
Manuel bestellte sich einen Kaffe und erzählte René, seinem besten Freund, von seinem seltsamen Fund. Dieser belächelte ihn nur, doch Ina sah ihn an und meinte:"Das klingt schon interessant. Das arme Mädchen. Hätte ich diese Tagebücher gefunden, ich würde dem auch auf die Spur gehen!"
Ina war ein wunderschönes Mädchen. Ihre schönen Augen zeigten eine Wärme, wie es nur bei wenigen Menschen der Fall war. Außerdem hatte sie eine atemberaubende Figur. Sie hatte alles was eine Frau haben musste und war dazu noch ein herzensguter Mensch. Ja, Manuel war ein bisschen neidisch auf René, dass dieser eine solch schöne und nette Freundin hatte.

"Manuel, hat deine Oma denn nie etwas von dieser Frau gesagt?"
"Leider nein, Ina..." Sie schmunzelte und blickte zu René.
"Jetzt sag du doch auch mal was!"
"Was soll ich sagen? Manu, die alte ist jetzt bestimmt schon 80, wenn nicht älter, die is eh nix mehr für dich!" Manuel rollte mit den Augen.. Sein Kumpel war manchmal so oberflächlich, dass man kotzen musste.
"Das ist mir auch klar, ich erhoffe mir auch kein Date!"
Ina schlug ihren Freund aufs Bein und er spielte als hätte es ihm weh getan. Die beiden waren ein eingespieltes Team, das sah man sofort. "René! Du bist so schrecklich", kicherte sie und blickte wieder zu Manuel.
"Manuel, vielleicht findest du genaueres über sie. Und wenn nicht, mach dir nichts daraus." Und zu René gewandt:"Schau, er möchte dieser Frau helfen, diese holde Maid aus ihrem Unglück holen und du denkst nur an... Ach!"
Manuel kicherte, René zeigte sich entrüstet und Ina spielte die beleidigte... Da hörte Manuel Schritte und ein nur allzubekanntes. "Huhuuu!", diese quitschende Stimme würde er unter hunderten erkennen: Ines.
Sofort grinste Ina und stubste Manuel an:"Die wär doch was für dich." Er grummelte nur und René fing an Tränen zu lachen.

Und da stand sie auch schon. In ihrem furchtbaren Trainingsanzug und stellte sich direkt vor Manuel.
"Huhuuuu, Manuuuu!" Er versuchte gequält zu lächeln. Ina begrüßte ihre Freundin auch mit einem "Huhuuu" und Manuel fragte sich ernsthaft, ob mit den beiden noch alles klar war. René gab einen seltsamen Laut von sich und widmete sich seiner Freundin.
"Na Manu, wie geht es dir?"
"Nicht so."
"Oooh, wiesooooo?" Konnte diese Frau nicht einmal die Wörter normal aussprechen?
"Meine Großmutter ist gestorben."
Sie blickte traurig rein und beugte sich zu Manuel runter, er hatte schon Angst, dass sie ihm gleich eine Umarmung geben wollte. "Wenn du jemanden zum Trösten brauchst", grinste sie ihn an und er schloss den Satz in Gedanken. "Dann bist das sicher nicht du!"
Er war gemein zu Ines, das wusste er. Aber er mochte sie nicht. Er mochte sie wirklich nicht, für ihn war sie die Anti-Frau schlechthin.. Er suchte nach einer schicken Frau, die wusste, was sie wollte und die sich nichts sagen lies und nicht nach einem dackelähnlichem Wesen, dass in Trainingsklamotten aus dem Haus ging.

Schließlich war Ines gegangen und auch die drei Freunde standen auf, nachdem sie gezahlt hatten.
René scherzte mit Manuel.
"Ooooooh, Manuuuuuuu, lass uuuuuuuns doch heeeeute weggeheeen."
Wieder lachte er mit Tränen in den Augen und fand sich anscheinend furchtbar lustig. "Zieh Leine!" witzelte auch Manuel und Ina kam auf die beiden zu:"Ihr seid so doof, Ines ist ein sehr nettes Mädchen. Ich mag sie und du solltest sie auch mögen Manuel!"
"Ina, sie ist auch ok. Aber mehr nicht. Ich kann doch nicht jeden Menschen mögen!"

Hinter ihnen rückte gerade Dolores die Stühle wieder zurecht und lächelte den beiden zu, als Ina immer weiter auf Manuel reinredete. René hatte sich verzogen und kaufte sich Zigaretten am Automaten.
"Manuel, sie ist echt niedlich!"
"Dann kauf ihr mal was schickes zum Anziehen, ich will kein Mädchen, das schon mit 19 im Jogginganzug durch die Gegend rennt, was hab ich denn dann mit 40, ne faule Tomate, die nur vorm Fernseher sitzt?!"
Sie sah ihn böse an und meinte nur:"Du bist so oberflächlich!"
"Nein Ina, das bin ich nicht und das weißt du!" Manuel war nun sauer, man durfte alles zu ihm sagen, aber oberflächlich war er sicher nicht. Nur, weil er sich nicht an jedes Mädchen ranschmiss, war er doch nicht oberflächlich. Er suchte nach einer Frau bei der es 'klick' machte.
"Nun gut. Heute Abend um 9 im Jacky's, Manu?"
"Ja, bis dann Ina. Und sei nicht bös auf mich, aber ich will Ines nicht belügen."
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Ich hoffe euch gefällt meine neue Geschichte. Kein Krimi-Thriller, dennoch spannend.