*FS* Leben passiert

@Wusel1811: Ja, ja, die Liebe geht oft die seltsamsten Wege - weiß ich selbst aus Erfahrung ;)!
Wie und wo der Retter wieder auftaucht, wird sicher eine spannende Sache - auch für mich selbst *hi, hi*- weiß es nämlich selber noch nicht!
Wegen der Bildqualität: ich hab' die Grafik immer auf hoch gestellt und meine Grafikkarte ist auch nicht die schlechteste.
Also, ich weiß nicht, woran's liegen kann - ich werd das nächste Mal die Bilder mal durch einen Filter rennen lassen, vielleicht wird's dann besser. Mal schau'n!
 
@Einsame Katze: Die Einrichtung ist wirklich ziemlich kahl. Bisher hat's ja - finde zumindest ich - zu Cay's trister Stimmung gepasst, aber jetzt, wo's ihr ziemlich gut geht, wär's auch nicht schlecht, wenn sich das auch in den Bildern zeigt, indem sie etwas freundlicher aussehen.
 
scarlett rose schrieb:
@Wusel1811: Ja, ja, die Liebe geht oft die seltsamsten Wege - weiß ich selbst aus Erfahrung ;)!
Wie und wo der Retter wieder auftaucht, wird sicher eine spannende Sache - auch für mich selbst *hi, hi*- weiß es nämlich selber noch nicht!
Wegen der Bildqualität: ich hab' die Grafik immer auf hoch gestellt und meine Grafikkarte ist auch nicht die schlechteste.
Also, ich weiß nicht, woran's liegen kann - ich werd das nächste Mal die Bilder mal durch einen Filter rennen lassen, vielleicht wird's dann besser. Mal schau'n!

Man kann aber ausser der Grafik für das Spiel auch zusätzlich die Qualität der Fotos einstellen, das meinte ich!
 
Leben passiert

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Nach diesem Tag war alles anders als vorher!
Immer öfter hing ich meinen Gedanken nach, war häufig in Hirngespinste versunken, baute wohl tausende von Luftschlössern in meiner Phantasie.

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Sogar Liam fiel es auf, dass ich nicht so war, wie immer. „Mummy, was ist mit dir? Hast du Probleme?“

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Ich schenkte ihm ein Lächeln, das beruhigend wirken sollte, doch es gelang mir nicht ganz. Ich sah Liam an, dass er mir nicht glaubte, als ich sagte „Nein, mein Schätzchen! Es ist nichts! Ich hab’ momentan ein bisschen Stress im Job, aber sonst bin ich o.k.!“

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Eines Abends – wir spielten gerade gemeinsam auf dem Flipperautomaten und ich war mit den Gedanken wieder einmal ganz woanders – warf Liam mir einen schrägen Blick zu und sah mir scharf in die Augen.

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„Mummy! Lüg mich nicht an! Du hast gesagt, dass mit dir alles o.k. ist, aber ich weiß, dass mit dir nicht alles o.k. ist! Irgend etwas ist mit dir! Warum sagst du es mir nicht? Ich bin ja kein kleines Kind mehr – ich bin immerhin 9 Jahre alt. Du glaubst vielleicht, ich würde viele Sachen noch nicht verstehen, weil ich noch so jung bin, aber ich weiß mehr von der Welt, als du denkst!“
Unwillkürlich musste ich lächeln und schloss meinen klugen Sohn liebevoll in die Arme.

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„Ich weiß, mein Großer! Ich weiß, dass du etwas Besonderes bist! Mach dir keine Sorgen um deine alte Mutter – ich bin im Moment nur etwas wehmütig.“

„Wegen meinem Dad?“

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„Nein Liebling! Nicht wegen deinem Dad. Ich habe dir ja schon mal erzählt, dass dein Vater mir damals sehr viel bedeutet hat, aber dass wir nicht zusammenleben und heiraten konnten, weil wir so verschieden waren. Aber wenn du mich schon so fragst, dann muss ich dir wohl erzählen, dass es früher, vor deiner Geburt, eine Zeit gab, in der es mir nicht so gut ging. Und da hat mir ein Mann geholfen.
Und jetzt, als ich Geburtstag hatte, habe ich mich plötzlich wieder ganz stark an diesen Mann erinnert – ich weiß auch nicht warum. Ich bin jetzt ein bisschen nachdenklich, weil ich viel an früher denke. Aber das macht nichts. Wenn man älter wird, werden Erinnerungen immer wichtiger. Das ist aber nicht schlimm, das ist sogar sehr gut. Du denkst doch auch noch oft an Nanny Lavinia, weil sie lieb zu dir war und so denke ich auch noch manchmal an diesen Mann, der lieb zu mir war und mir geholfen hat.“

Liam war noch verständiger als ich gedacht hatte!
„Dieser Mann bedeutet dir viel Mummy, stimmt’s?“ fragte er mich, nachdem ich ihm seine abendliche Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen hatte.

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Nachdenklich musterte ich meinen Sohn, der noch so jung war und doch mehr begriff als viele Erwachsene. „Ja, du hast recht! Ich wünschte, er könnte mir wieder einmal begegnen. Aber ich weiß nicht einmal seinen Namen,“ sagte ich leise.
Ich blieb noch eine Weile an Liam’s Bett sitzen und beobachtete, wie seine Glieder sich entspannten und er langsam in die Traumwelt hinüberglitt. Er war mir das Liebste auf der Welt. Dieses Kind bedeutete mir mehr als mein eigenes Leben.

Plötzlich richtete er sich aus seinem Halbschlaf noch mal auf und war plötzlich wieder ganz Kind. Ein Kind, das sich einen Vater wünscht.
„Weißt du Mummy, was mir am liebsten wäre: Wenn du Mr. Taylor heiraten würdest! Das wäre ein toller Mann für uns!“
Kaum hatte er das gesagt, als Liam auch schon wieder in seine Pölster zurückgefallen war und den tiefen Schlaf, den nur Kinder, die keine Sorgen haben, schlafen können.

Ich musste schmunzeln.
Die meisten Kinder verabscheuten ihre Lehrer, doch mein Sohn vergötterte seinen neuen Klassenlehrer, der erst seit wenigen Wochen die 3. Klasse der Grundschule, die Liam besuchte, unterrichtete. Ständig erzählte der Junge von Mr. Taylor. Wenn man ihm so zuhörte, musste man ja glauben, dass dieser Lehrer eine wahre Ausgeburt an Güte und Verständnis sei.

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Ich dagegen glaubte eher, dass mein Sohn sich nach einem männlichen Part in seinem Leben sehnte, weil er nie einen Vater gehabt hatte. Gewiss war dieser Mr. Taylor ein guter Erzieher, doch es war auch nicht schwer für meinen Sohn, der bisher immerzu von Frauen betreut geworden war (erst von mir, dann von Nanny Lavinia, von der Kindergartentante - und auch in den ersten beiden Schuljahren hatte er immer Lehrerinnen gehabt), ein leuchtendes Vorbild zu sein: Dazu musste man einfach nur ein Mann sein.
Ich fand es toll, dass Liam sich so gut mit seinem Lehrer verstand und ich fand es nett von diesem Mr. Taylor, dass er für meinen Sohn eine männliche Bezugsperson darstellte – die einzige in dessen Leben.

Es war gut und notwendig, dass es Mr. Taylor in Liam’s Leben gab – doch weiter dachte ich nicht darüber nach.


Ich war zu beschäftigt damit, dem Helden meiner Vergangenheit hinterherzutrauern, zu bedauern, dass ich ihm wohl niemals begegnen würde. Dazu nahm mich meine Arbeit weiterhin voll in Anspruch und auch Liam brauchte meine Aufmerksamkeit und Zuwendung. Ich hatte nicht viel Zeit, an andere Dinge zu denken. Schon am nächsten Morgen hatte ich Liam’s Wunsch vergessen, dass aus mir und seinem vergötterten Klassenlehrer ein Paar werden sollte.

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Bis ich – Wochen später – Liam am Frühstückstisch gegenübersaß und er mir freudestrahlend verkündete „Nächsten Freitag ist Elternsprechtag und Mr. Taylor hat gesagt, dass es ihn freuen würde, wenn er die Eltern von jedem Kind kennenlernt.“
Es machte mir keinen sonderlichen Spaß bei diesem Elternsprechtag aufzukreuzen. Ich wusste schließlich, dass mein Sohn ein aufgeweckter, an allem interessierter Junge war, der sich in der Schule vorbildlich verhielt, der jede Menge Freunde hatte und dazu noch stets gute Noten nach Hause brachte. Wozu also sollte ich dorthin gehen?
Das erwartungsvolle, fragende Aufleuchten in Liam’s Augen konnte ich jedoch nicht übersehen – ihm zuliebe musste ich wohl oder über bei diesem Elternsprechtag aufkreuzen.

Am darauffolgenden Freitag Abend machte ich mich Liam zuliebe auf den Weg in seine Schule.

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Ein Namensschild zeigte mir den Weg zu dem Lieblingslehrer meines Sohnes. Gottergeben klopfte ich an die Tür des Klassenraumes – hoffentlich machte dieser Mann es wenigstens kurz.
Alles, was ich über mein Kind wissen musste, wusste ich sowieso – ein Lehrer, der ihn erst seit so kurzer Zeit unterrichtete konnte mir über Liam nichts Neues erzählen, das ich nicht ohnehin bereits in den vergangenen 9 Jahren seines Lebens erfahren hatte.


Ich wusste es in dem Augenblick als ich eintrat und diesen „Mr. Taylor“ erblickte! Ich wusste, dass ER es war!

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Er stand mit dem Rücken zu mir am Fenster. Draußen verschwand gerade der letzte Sonnenstrahl hinterm Horizont. Es war fast so wie damals – damals in dieser denkwürdigen Nacht vor mehr als 10 Jahren!
Diese aufrechte, fast stocksteife Haltung des Rückens, die in solchem Gegensatz zu der sanften, weich geschwungenen Nackenlinie stand würde ich nie vergessen – hatte ich nie vergessen.
Ich war mir vollkommen sicher – ER war es! ER, an den ich jahrelang gedacht hatte, der immer wieder in meinen Träumen erschienen war, ER von dem ich mir in den letzten Wochen so stark gewünscht hatte, ihn wiederzusehen.
Und nun stand er auf einmal vor mir!
Ich konnte kaum noch atmen, ganz abgesehen davon, dass ich kein einziges Wort, nicht einmal einen kurzen Gruß aus meiner trockenen Kehle hervorbrachte. Völlig erstarrt stand ich da.

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Ich war immer noch Cay – doch in tausend Scherben meines Ichs zersplittert.
Zufall? Schicksal? Anfang? Ende? Freude? Schrecken? Wiedererkennen? Gleichgültigkeit?
Bruchstückartige Satzgebilde schwirrten durch mein Bewusstsein!
War er es wirklich? Würde er mich wieder erkennen? Wenn ja: Wie sollte ich mich verhalten? Was sollte ich sagen? Wenn nein: Sollte ich es ihm sagen? Würde er sich daran erinnern?



Erinnerung ist ... zu erfahren, dass dein Leben durch eine besondere Begegnung Wandlung in deinem ICH hervorbringt...


Erinnerung ist... zu glauben, dass deine wahren Träume durch die Wirklichkeit nicht sterben - die Zeit bringt sie dir zurück...


Erinnerung ist... zu fühlen, wie sich der Schmerz in der Seele löst und Raum schafft - für einen neuen Anfang!



In diesem Moment wandte er mir sein Gesicht zu und alles war anders…
 
mann!ich wusste doch dass es der sein wird! aber der letzte satz von dir ist ein bissl beunruihgend! aber egal ich warte einfach auf die fortsetzung und dann werd ich es schon erfahren! wieder mal gute fortsetzung!

zu meinem kommentar im vorherigen teil: sorry irgentwie war ich net hganz bei der sache ;)
edit: wieder mal erste! *g*
 
sehr schöne Fortsetzung, und trotz (oder gerade wegen) der wenigen Bilder, die du verwendest, fesselt mich die Geschichte um so mehr.
 
Leben passiert

Liam’s begeisterte Erzählungen hatten mich keineswegs darauf vorbereitet, dass sein Lehrer, den er vergötterte, nun ja… anders war als die meisten anderen Menschen.
Und in die jähe Freude darüber, dass ich diesen Mann wieder getroffen hatte, der mir so viel Mut gegeben hatte, als ich am Tiefpunkt meines Lebens war, mischte sich Entsetzen.


Wir standen uns gegenüber – nur durch wenige Schritte voneinander getrennt. Das letzte fahle Licht des Tages fiel auf sein Gesicht – ein Gesicht, das entstellt war...




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[FONT=&quot]Ich konnte nicht verhindern, dass ich mich erschreckt abwandte – und schämte mich noch im selben Augenblick fürchterlich dafür. [/FONT]


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Wie konnte gerade ich, die jahrelang darunter gelitten hatte, von anderen als dick und unattraktiv bezeichnet zu werden, einen Menschen nach seinem Äußeren beurteilen? Wie sehr hatte es mich früher getroffen, wenn ich merkte, dass jemand nichts mit mir zu tun haben wollte, weil ich nicht einem gängigen Schönheitsideal entsprach? Wie oft hatte ich mich gegrämt, weil ich auf dem Antlitz eines Gegenübers sehen konnte, das er mich nach meinem Aussehen beurteilte und aufgrund dessen in die Kategorie „Mensch zweiter Klasse“ einstufte!

War ich im Laufe der letzten Zeit genau so oberflächlich geworden wie die Leute, die ich immer verachtet hatte, weil sie jemanden danach beurteilten, wie er aussah und nicht wie er wirklich war?

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„Hallo! Sie müssen die wundervolle, einzigartige Mummy von Liam sein, Miss McIntosh, habe ich recht?“
Hätte ich nicht bereits in dem Augenblick, als ich das Zimmer betrat, gewusst dass ER es war – spätestens JETZT hätte ich es gewusst!

Diese warme, tiefe, wohltuende Stimme – sie klang genau so, wie ich sie in meiner Erinnerung behalten hatte. Genau so wie damals, als er zu mir gesagt hatte: „Miss! Miss!!! Bleiben Sie doch stehen! Wehren Sie sich doch nicht so dagegen! Ich will Sie ja nur davon abhalten, eine großen Dummheit zu begehen!“ - damals in dieser einsamen, schrecklichen, finsteren Nacht am Flussufer.

Meine Scham darüber, dass ich erst mal NUR sein Gesicht gesehen hatte, das Mitleid, das ich für ihn empfunden hatte, löste sich in diesem Moment in Nichts auf.
Er war in meinen Augen nicht mehr der grauenvoll entstellte Mann mit dem Gesicht voller Narben.

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Er war – nach den ersten Schrecksekunden – für mich wieder DER Mensch, der mich in den vergangenen 10 Jahren in meiner Gefühlswelt begleitet hatte, viele Nächte lang meinen Träumen Nahrung gegeben hatte, der Mensch, der meinem Sohn ein Vorbild war.

„Ja, Mr. Taylor! Sie liegen mit Ihrer Vermutung richtig – ich bin Liam’s Mutter!“ Einander zulächelnd gaben wir uns die Hand und er bot mir den Sessel an, der seinem Schreibtisch gegenüber stand.

„Sie können wirklich stolz sein auf Ihren Sohn, Miss McIntosh! Liam ist ein sehr begabter, intelligenter Junge – dabei aber so fern von jeglicher Arroganz oder Anflug von Egoismus, dass seine schwächeren Klassenkameraden keinen Anlass dafür finden, ihn zu hänseln, wie das klugen, lernfleißigen Kindern leider sonst oft passiert…!“

Natürlich war ich froh, dass Liam ein so wohlgeratenes Kind war und ich liebte meinen Sohn aufrichtig und mit jeder Faser meines Herzens.
In diesen 20 Minuten, als ich Jonathan Taylor gegenüber saß, hätte ich mir jedoch gewünscht, dass wir zu einem anderen Gesprächsthema fanden.

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Doch er redete, redete und redete…
Von Liam, den anderen Kindern, die er unterrichtete, den Kollegen aus dem Lehrkörper, dem Direktor usw. und so fort…
Ich fand es toll, dass er sich so einsetzte, um das Klima an der Grundschule zu verbessern. Ich fand es bewundernswert, dass er in jedem Kind – und sei es auch noch so aufsässig oder unbegabt – einen guten Kern finden konnte. Seine Art zu erzählen, faszinierte mich genauso sehr wie seine Stimme.
Aber…, aber… - ich wollte mit ihm über etwas anderes sprechen, als über Kinder, die ich nicht kannte!

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Ich traute mich nicht, den Anfang zu machen und er schien sich nicht an mich zu erinnern.
Wie sollte er auch?
Nicht nur, dass ich mich in den 10 Jahren seit unserer letzten Begegnung äußerlich sehr verändert hatte – damals war es eine fast stockdunkle Nacht gewesen.

Fast so finster wie die Nacht, in die ich jetzt hinaustrat.
Hätte ich meinen Mut zusammennehmen und ihn darauf ansprechen sollen, wer ich war? Dass wir uns schon einmal begegnet waren? Es hätte peinlich enden können!
Am besten ich vergaß diese ganze Episode und hoffte darauf, dass Liam in der nächsten Klasse einen anderen Lehrer bekam, dem ich im Leben noch nie begegnet war!
Es war doch lächerlich, was ich mir einbildete! Warum sollte dieser Jonathan Taylor auch IRGENDEINE Erinnerung an mich haben? Wieso sollte er sich überhaupt noch an diesen Abend erinnern? Nur weil es mir noch so vorkam, als sei es gestern gewesen?
UNSINN!!!
Wie konnte ich mir überhaupt einbilden, in diesem Mann genauso einen Eindruck hinterlassen zu haben, wie er in mir?

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Das Taxi, das ich bestellt hatte, wartete bereits vor dem Schultor.
Ich wollte nur noch nach Hause! Alles vergessen, was ich mir in meinen Träumen der letzten Zeit so schön ausgemalt hatte. Den Mann vergessen, nach dem ich mich so lange gesehnt hatte und der mir heute Abend wiederbegegnet war, ohne mich wiederzuerkennen.

Die Taxifahrerin, die die Wartezeit genutzt hatte, um eine Zigarette an der frischen Luft zu rauchen, hielt mir die Tür auf und ich wollte mich gerade in die Polster des Rücksitzes fallen lassen, als ich SEINE Stimme hörte…

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… Bitte warten Sie noch kurz, Miss Mc Intosh!“

Ich stieg wieder aus und ging ihm entgegen.

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Wortlos – atemlos - standen wir uns gegenüber und sahen einander in die Augen.
Unser gemeinsames Schicksal, das vor so vielen Jahren seinen Anfang genommen hatte, wurde in dieser Minute des Schweigens endgültig besiegelt.

Er war es, der dieses Schweigen brach.

„Du hast geglaubt, ich weiß nicht, wer du bist! Aber ich wusste es vom ersten Moment an, als du vorhin ins Klassenzimmer getreten bist und ich dich sah.“


Hhmm :naja: - vielleicht ein bißchen kurz geworden der Teil und sogar für meinen Geschmack zu wenige Bilder.
Aber ich find's berührend und hoffe, euch geht's genauso!






 
ein bisschen kurz, dafür dramatisch schön.
Find ich super, dass er kein Model ist, wie der Vater von Liam.
 
ja ich stimme der person über mir zu! ich fands auch klasse! und dass er das am schluss sagst! toll!

ps:mensch jetzt hab ich es nicht geschafft erste zu werden aber ein teil von mir hats geschafft (naja) muss jetzt nicht jeder blicken *lol*
 
Leben passiert

Hallöchen wieder einmal!
Zu Beginn erst mal eine ganz kurze Erklärung zu dieser nächsten Fortsetzung - könnte nämlich vor allem am Schluss etwas verwirrend werden:Also alles, was Cay denkt, erzählt und sagt ist in oranger Schrift und alles, was von Jonathan kommt ist grün geschrieben.

Und jetzt geht's los! Viel Spaß!



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Er wusste es!!!
Er wusste, wer ich war und dass wir uns schon einmal begegnet waren!!!

Minutenlang standen wir uns gegenüber und sahen einander in die Augen.

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Wir sprachen beide kaum ein Wort. Da gab es nicht viel zu sagen: Er sah mich an und ich sah ihn an – und da war ein gegenseitiges Verstehen, das keiner großen Worte bedurfte. Jede belanglose Frage hätte diesen perfekten Moment zerstört.

Mr. Taylor – Jonathan - hatte wunderschöne Augen, die mich gefangen nahmen. Grün wie meine, grün wie Liam’s, grün wie die meines Vaters, grün wie das Gras von Irland – doch von so einem tiefen, vollendeten Grün, dass ich darin versinken konnte.


Ich wusste, ich hatte meinen „Seelenmenschen“ gefunden!


Früher, zu meinen einsamen Zeiten hatte ich einmal einen schnulzigen Roman gelesen, in dem die weibliche Hauptperson davon überzeugt gewesen war, dass es für ihre Seele nur EINEN einzigen Partner gab, die IDEALE Ergänzung ihres eigenen Ichs. Ich war damals hingerissen gewesen von dieser Vorstellung und hatte mir für mein eigenes Leben gewünscht, irgendwann MEINE 2. Hälfte zu finden.
Im Laufe der Jahre hatte ich diese Vorstellung allerdings immer mehr beiseite geschoben, hatte nicht mehr daran geglaubt, dass es auf dieser Welt einen Menschen gab, der meinem Dasein einen wirklichen Sinn geben, der mich ergänzen, mich 100 % Cay werden lassen konnte.

Nun wusste ich: Es gab ihn – und er stand mir gegenüber und dachte in diesem Augenblick genau wie ich!

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Ohne dass einer den anderen dazu auffordern musste, legten wir unsere Hände ineinander – und unsere Herzen.

Es gab kein Zögern, kein Fragen, kein kokettes Getue.
Wir gehörten ab diesem Augenblick endgültig und ewig zueinander – und das war beschlossene Sache.



[FONT=&quot]Am Abend darauf trafen wir uns in einer kleinen Bar etwas außerhalb der Stadt, wo keiner uns kannte. [/FONT]


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Anfangs saßen wir uns ganz steif gegenüber – unsere Stühle scheinbar kilometerweit voneinander getrennt.
Wir liebten einander, doch wir wussten nichts voneinander – auf dieser Basis wäre es an und für sich ja leicht gewesen, ein gemeinsames Gesprächsthema zu finden, aber wir waren beide zurückhaltende Menschen, die im Laufe ihres Lebens auf schmerzhafte Weise gelernt hatten, dass es nicht gut war, seine Gefühle öffentlich preiszugeben.

Irgendwie schaffte ich es, einen Anfang zu machen, indem ich begann, darüber zu sprechen, was Jonathan wohl auf der Welt am meisten interessierte – Kinder!
Ich erzählte ihm eine lustige Geschichte von einem Streich, den mir Liam kürzlich gespielt hatte und ab da taute Jonathan auf und wir kamen endlich ins Gespräch.

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Als das Eis gebrochen war, hörte keiner von uns mehr auf zu reden. Ich erzählte ihm alles Wichtige aus meinem Leben und er sprach mit mir über seine Vergangenheit, über seine Gegenwart, über seine Zukunft, die er sich vorstellte.
Stundenlang saßen wir in dieser Bar und redeten, redeten, redeten…, zwischendurch tanzten wir sogar ein bisschen.


Nie zuvor in meinem Leben hatte ich einen so großen Wunsch, ein so enormes Bedürfnis, mich einem anderen Menschen mitzuteilen – und ihm ging es wohl genauso…

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Liam hatte mir ja schon so vieles von seiner geliebten „Mummy“ erzählt – noch bevor ich sie überhaupt kennengelernt hatte (da wusste ich auch noch nicht, dass wir uns ja schon früher begegnet waren). Wenn man den begeisterten Ausführungen des kleinen Jungen zuhörte, musste man ja glauben, dass diese Cay McIntosh eine wahre „Wunderfrau“ sei!
Ich hatte noch nie erlebt, dass ein 10-jähriges Kind so liebevoll und bewundernd von seiner Mutter sprach – in meiner ganzen Laufbahn als Lehrer war mir so etwas noch nie untergekommen. Mit 10 Jahren steht ein Kind ja schon an der Pforte zur Pubertät und lästert eher über seine Eltern ab, weil sie ihm dies und das verbieten, weil sie dies und das von ihm verlangen, doch Liam war eine Ausnahme. Und daran bemerkte ich, dass wohl auch seine „Mummy“ eine ganz besondere Frau sein musste.

Ich war gespannt darauf gewesen, sie am Elternsprechtag kennenzulernen.
Alles, was Liam über seine Mutter gesagt hatte, traf zu – das spürte ich in dem Augenblick, als sie das Zimmer betrat. Sie war nicht nur wunderschön – sie war auch eine Frau, die aus tiefstem Herzen lieben konnte – ohne Wenn und Aber – und das ist in unserer heutigen Zeit wirklich etwas Außergewöhnliches!

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Ich merkte ihr den Schock an, als ich mich zu ihr umdrehte, und sie zum ersten Mal mein Gesicht sah. Jeder ist geschockt, der zum ersten Mal mein Gesicht sieht.

Zwischen ihrer Reaktion und der der anderen gab es jedoch einen Unterschied!
Andere Menschen versuchen, Haltung zu bewahren. Entweder sie zeigen ihr Mitleid mit mir offen oder sie versuchen, ihr Mitleid zu verbergen.
Cay’s Gesicht jedoch zeigte nach der ersten Sekunde des Schocks jedoch kein Mitleid. In ihrem Antlitz war ein ganz anderer Ausdruck. Der Ausdruck von… Liebe?...
Konnte es sein?

Natürlich hatte ich sofort erkannt, wer sie war, nachdem ich ihre Augen gesehen hatte!
Nie würde ich diese Augen vergessen!

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Keine Frau außer IHR hatte solche Augen! DIE Augen, die ich seit dieser Nacht vor 10 Jahren nicht vergessen hatten, die mich bis in den letzten Winkel meiner Träume verfolgten!

RÜCKBLENDE:

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Lange hatte ich sie damals – an diesem regnerischen, grauen Abend am Flussufer – beobachtet: Die junge Frau, die dort saß und die ganze Trauer der Welt in sich zu fühlen schien.
Ungeliebt, ungewollt, verlassen von allen schien sie sich zu fühlen, so wie sie dasaß. Stundenlang einfach nur dasaß.
Ein tiefer Instinkt sagte mir, dass ich nicht gehen könnte, sie nicht allein lassen könnte und obwohl es kalt und nass war, bewegten sich meine Beine keinen Zentimeter weit weg von der Stelle, an der ich stand – von der aus ich sie sehen konnte, aber sie mich nicht sehen konnte.

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Ihre Verzweiflung konnte ich fast körperlich spüren. Noch nie hatte ich solch einen einsamen Menschen gesehen! ICH, dem Einsamkeit seit seiner frühen Kindheit ein Begleiter war!
Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine Gefühle von Verlassenheit, den Kampf um auch nur ein Quentchen Aufmerksamkeit, den ich jahrelang ausgefochten hatte, bereits hinter mir gelassen. Ich war Lehrer und Kinder sahen in mir nicht den entstellten, verunstalteten Menschen – sie sahen mir klar ins Gesicht, fragten mich, ob ich mir weh getan hätte – und nachdem ich ihnen erklärt hatte, dass ich einen Unfall erlebt hatte, als ich 7 Jahre alt war, waren sie zufrieden und sahen nur noch das in mir, was ich immer sein wollte: Einen Lehrer, der ihre kindlichen Sorgen und Nöte verstand, über die viele Eltern nur hinwegsahen. Einen Menschen, dem sie vertrauen konnten. Jemanden, der ihnen in jeder erdenklichen Situation Trost und Hilfe gewährte.
Kinder sind die besseren Menschen!

Als ich Cay in dieser Nacht am Flussufer sitzen sah, fühlte ich mich ebenso für sie verantwortlich. Da war ein Mensch, der mit seinem Schicksal haderte, der noch nicht so damit abgeschlossen hatte, wie ich.
Darum blieb ich. Stunde um Stunde. Ich wollte warten, bis dieses Mädchen aufstand, den Kopf schüttelte und nach Hause ging – zu ihren Eltern, zu ihrem Ehemann, oder zu sonst irgend jemanden.


Irgendwann stand sie auf, aber ihr Weg führte sie nicht zurück auf die Straße, mit kleinen aber festen Schritten bewegte sie sich immer mehr auf das Gewässer zu.



Es war für mich nicht leicht, sie zurückzuziehen vor dem kalten, grauen Fluss, in den sie sich stürzen wollte. Sie wehrte sich mit allen – ihr zu Verfügung stehenden – Kräften.
Ich wusste nicht, was schließlich den Ausschlag dafür gab, dass sie sich für einen anderen Weg entschied, als den des Todes.

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Ich wusste nur, dass es da noch IRGENDEINE Hoffnung in ihr gab, die sie dazu veranlasste, das Leben nicht ganz aufzugeben.
Heute weiß ich, dass es die Hoffnung darauf war, irgendwann doch noch jemanden zu finden, den sie lieben konnte, und den sie wiederlieben konnte.

Denn ich spürte instinktiv - sie war ein Mensch, für den Liebe im Leben ALLES zählte.

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An einem Abend – 10 Jahre später – hatte ich Gewissheit!

Unser 1. Kuss – für diesen Kuss hatte ich mein Leben lang gelebt!
Unser 1. Kuss – nach diesem Kuss hatte ich mich mein Leben lang gesehnt!

WIR WAREN EINS – VERBUNDEN AUF EWIG!!!




 
wow! wunderschöne fortsetzung! na heiraten sie bald...*g* ich hoffe doch! die bilder sind echt cool! weiter so!
 
Jaaa, ich weiß, ich hab mich (sehr) lange nicht mehr gemeldet *in die Ecke geh und sich schäm*, aber vielen, vielen Dank, dass du mich trotzdme weiter benachrichtigt hast!
Deine Story ist wundervoll einfühlsam und anschaulich erzählt und geschrieben, dass ich mit fühle und deswegen bin ich grade vollkommen happy^^

Ich hoffe du machst bald weiter!
 
Leben passiert

Schweren Herzens, aber selig vor Glück trennten wir uns nach diesem wunderbaren Abend voneinander und jeder fuhr in sein eigenes Zuhause.
Jch verbrachte eine schlaflose, aber von aufregenden Gedanken begleitete Nacht. Als ich am nächsten Morgen aufstand, war ich zwar todmüde weil ich kaum ein Auge zugetan hatte, aber unsagbar glücklich!


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Ich weckte Liam, damit er sich für die Schule fertig machen konnte. Es fiel es mir zwar schwer, ihn nicht sofort mit der frohen Botschaft zu überfallen, doch ich wollte nicht, dass er gleich voller Stolz in der Schule herumposaunte, dass seine geliebte Mummy und sein geliebter Lehrer ein Paar waren.
In einer Woche begannen ohnehin die Semesterferien und Jonathan und ich hatten einen Plan geschmiedet, von dem auch Liam begeistert sein würde.



Jonathan hatte gemeint, er werde gleich heute mit der Direktorin sprechen, damit Liam nach den Ferien in die Parallelklasse versetzt würde.
Wir wussten beide, dass dies Liam’s größter Wunsch war, denn sein bester Freund Kenny besuchte diese Klasse, die von der liebenswürdigen, jungen Miss Applegate unterrichtet wurde, für die alle kleinen Jungs schwärmten.
Wie oft hatte Liam mir nicht schon vorgejammert: „Ach Mummy! Meine Klasse ist echt super, aber noch lieber würde ich mit Kenny zusammen in eine Klasse gehen. Dann könnten wir nebeneinander sitzen! Kenny muss zusammen mit der doofen Alice in einer Bank sitzen! Das ist eine echt doofe Kuh, die immer von ihm abschreibt und ihn dauernd vollquasselt. Aber wenn ich mit Kenny in einer Klasse wäre, das wäre sooo toll – dann könnten wir am Nachmittag auch zusammen die Hausaufgaben machen!“

Ein bisschen Fingerspitzengefühl war schon notwendig dafür, denn die Direktorin der Schule versetzte die Kinder sehr ungern in eine andere Klasse - sie hielt es nicht für gut, ein Kind aus seiner gewohnten Umgebung herauszureißen.
Aber Jonathan würde das mit seiner Einfühlungsgabe schon schaffen – und die Notwendigkeit dafür musste sogar die Direktorin einsehen!

Die gute Nachricht wurde mir auch schon am nächsten Abend übermittelt. Anscheinend hatte Jonathan seiner Vorgesetzten unsere ganze Geschichte so herzzerreißend und voller Romantik geschildert, dass diese gar nicht anders konnte, als ihre Zustimmung zu Liam’s Versetzung zu geben.


Jonathan war wirklich süß!!!



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Wenige Tage später – die Ferien waren nun angebrochen – versuchte ich einen vagen Vorstoß bei Liam.
„Schätzchen, was würdest du davon halten, wenn du nach den Ferien zusammen mit deinem Freund Kenny in eine Klasse gehen könntest?“
Ein freudiges Leuchten strahlte in den Augen meines Sohnes auf.

„Das wäre toll Mummy! Aber das geht doch nicht! Mrs. Everton erlaubt das nie!“

„Und was wäre, wenn sie es doch erlaubt?“ bohrte ich weiter.
Keck gab mir Liam zur Antwort: „Na, du kannst aber dumm fragen Mummy! Hab’ ich dir doch schon sooo oft erzählt, wie super das wäre! Das wünsche ich mir doch schon so lang!“
Ich lächelte ihn liebevoll an. „Dein Wunsch geht in Erfüllung, Kleiner! Nach den Ferien kannst du in Kenny’s Klasse gehen.“



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Wie erwartet brach Liam in einen Freudentaumel aus. Wie verrückt hüpfte er auf seinem Bett auf und ab und jubelte. „Cooool! Ich muss gleich Kenny anrufen und ihm das erzählen!“

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Als er schon aufgeregt zum Telefon stürmen wollte, schoss ihm plötzlich ein sichtlich trüber Gedanke durch den Kopf und mit herabgezogenen Schultern blieb er stehen.
„Aber dann ist ja Mr. Taylor gar nicht mehr mein Lehrer! O.K., Miss Applegate ist echt nett und süß, aber Mr. Taylor…, ich werde ihn voll vermissen!“
Das war mein Stichwort! Jetzt konnte und wollte ich das Geheimnis nicht mehr für mich behalten!
Vorsichtig meinte ich: „Ich glaube, du wirst Mr. Taylor nicht allzu sehr vermissen. Du wirst ihn sicher noch öfter sehen…!“ Liam unterbrach mich ungestüm: „Ja, klar! Ich bin ja dann nur in einer anderen Klasse, nicht in einer anderen Schule. Aber es ist halt nicht dasselbe, ob ich Mr. Taylor in der Pause im Flur begegne und kurz mit ihm reden kann, oder ob er mein Klassenlehrer ist, den ich jeden Tag sehe!“
Ich musste schlucken! So sehr also hatte mein Sohn Jonathan bereits ins Herz geschlossen – da konnte ja nichts mehr schief gehen!
Ich nahm all meinen Mut zusammen – inzwischen saßen Liam und ich gerade beim Frühstück –

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und ließ die Bombe endlich platzen!
„Liam, ich muss dir etwas sagen! Ich kenne Mr. Taylor von früher. Du warst noch gar nicht auf der Welt, als wir uns begegnet sind. Und unlängst, auf dem Elternsprechtag, haben wir uns nach langer, langer Zeit wiedergesehen. Ich mag Mr. Taylor und er mag mich auch. Wir haben uns in den letzten Tagen oft getroffen und wir verstehen uns sehr gut. Was hältst du davon, wenn Mr. Taylor uns ab jetzt öfter besuchen kommt?“

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Wieder einmal überraschte mich Liam.
Er zeigte keine kindliche Gefühlsregung – weder einen Tränenausbruch, noch einen überschwänglichen Anfall von Begeisterung. Er sah mir einfach prüfend ins Gesicht und suchte darin nach einer Erklärung.
„Du liebst ihn, Mummy! Stimmt’s? Du liebst Mr. Taylor und er liebt dich!?“
Was sollte man auf so eine, als Frage getarnte Feststellung anderes tun, als die Wahrheit einzugestehen: „Ja, wir lieben uns!“ – auch wenn man sich dabei als erwachsene Frau und Mutter vorkam, als sei man selbst das Kind und dieser kleine Junge der Erwachsene?

Liam nahm die Nachricht gelassen auf. Er ließ sich nicht anmerken, ob er darüber traurig oder glücklich war. Den ganzen Tag über beobachtete ich ihn heimlich…

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… während er im Garten schaukelte…

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… während er mit seinem Freund Kenny, der die Ferien mit seinen Eltern im Ausland verbrachte, übers Internet chattete…

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… während er nachts in seinem Bett lag und seinen festen, tiefen Kinderschlaf schlief.

Doch ich konnte keine außergewöhnliche Reaktion an ihm bemerken. Weder Freude noch Trotz, noch … sonst irgendwas.

Ich beschloss am nächsten Tag, das Risiko einzugehen und lud Jonathan für den Abend zu uns zum Essen ein.

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Und da zeigte sich endgültig, dass Liam ein wirklich außergewöhnliches Kind war.

Er erwartete Jonathan mit ausgesuchter Höflichkeit an der Tür, begrüßte ihn schon an der Schwelle zum Eingang – einerseits wie ein vollendeter, hochherrschaftlicher Gastgeber, andererseits auf die strahlende, erfreute Art wie man einen langjährigen Freund des Hauses begrüßt. Er benahm sich ihm gegenüber zum Teil wie ein Schüler gegenüber seinem Lehrer, zum anderen Teil wie ein Freund dem anderen Freund.
Was hatte ich da für ein Kind großgezogen? Liam verhielt sich einfach perfekt – viel vernünftiger und gesetzter als ich und Jonathan, weil wir beide ziemlich nervös vor diesem ersten „Familienabend“ waren.
Liam jedoch schaffte es, die richtige Balance zu halten zwischen: „Wie verhalte ich mich gegenüber meinen ehemaligen Lehrer?“ und „Wie verhalte ich mich gegenüber meinem – vielleicht – zukünftigen Stiefvater?“

Wie hatte ich – die ewig unsichere, ständig grübelnde Cay es geschafft, ein Kind zu solcher Selbstsicherheit und Ich-Bewusstsein heranzuziehen?

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Trotz seiner erst knapp 10 Jahre war er die Vernunft in Person. Nachdem er bei diesem Abendessen witzige Anekdoten zum Besten gegeben hatte, mit Jonathan über neue Erkenntnisse in der Wissenschaft diskutiert hatte, sich mit mir über aktuelle Modetrends unterhalten hatte, war er friedlich und ohne zu meckern in sein Bett gegangen und hatte mir und Jonathan gegönnt, den Rest des Abends zu zweit zu verbringen.

Welch einen wundervollen, aufmerksamen Sohn ich doch hatte!


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Nachdem Liam sich schlafen gelegt hatte, plauderten und turtelten Jonathan und ich eine Weile gemütlich herum. Wir küssten uns, streichelten einander, verzehrten uns vor lauter Sehnsucht nacheinander.

„Bleib heute Nacht hier! Ich will dich jetzt nicht gehen lassen!“ flüsterte ich ihn Jonathan’s Ohr, als er sich zum Aufbruch bereit machte.

Er nahm mich in den Arm, zärtlich und liebevoll.

„Das würde ich furchtbar gerne tun, Cay. Aber es geht nicht! Wenn Liam es morgen früh mitkriegt, dass ich bei dir geschlafen habe…!“

Erstaunt sah ich Jonathan an. „Na und? Er hat es doch wirklich toll aufgenommen, dass du jetzt zu uns gehörst! Ich glaube nicht, dass es ihn sonderlich verwundern würde, wenn du morgen früh gemeinsam mit uns am Frühstückstisch sitzt!“

Jonathan blickte mir prüfend in die Augen und schüttelte in leiser Verwunderung den Kopf.

„Du hast es wirklich nicht bemerkt Cay, oder?“

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Noch verwunderter als zuvor stand ich Jonathan gegenüber. „Was soll ich bemerkt haben? Wovon sprichst du eigentlich?“

„Davon, dass Liam’s Höflichkeit nur aufgesetzt und gespielt war! Es war nicht echt!“

„Aber wir haben uns doch alle drei miteinander glänzend unterhalten! Ich verstehe dich nicht, John! Warum versuchst du, diesen Abend schlecht zu machen? Liam war so aufmerksam und nett und er mag dich, er schaut auf dich auf! Wie oft hat er mir nicht schon von dir vorgeschwärmt?“

Jonathan bedachte mich mit einem unergründlichen, besorgten Blick. „Als Lehrer, Cay! Als seinen Lehrer hat er zu mir aufgesehen, mich gemocht. Als Freund seiner Mutter hasst er mich!“

Unsinn, Jonathan redete Unsinn!
Wie konnte er behaupten, dass Liam’s Verhalten nur gespielt war? Weil er es nicht gewohnt war, höfliche, wohlerzogene Kinder um sich zu haben?
Was war in ihn gefahren, dass er MEINEN Liam der Falschheit bezichtigte?
Ich liebte meinen Sohn und ich war über die Maßen stolz auf ihn. Er war wirklich ein besonderes Kind. Wieso sah Jonathan nicht ein, dass MEIN Sohn anders war, als andere Kinder, die sich rüpelhaft und unmanierlich verhielten?

Unser Abschied fiel dementsprechend kühl aus…

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… Wenn Jonathan nicht einsah, dass mein Sohn der ehrlichste, besterzogenste aller 10-jährigen Jungen auf der ganzen Welt war, dann…
Ja, dann…
… dann wollte ich ihn nie wieder sehen!
 
Zuletzt bearbeitet:
oh mann! ich denke schon das jonathan recht hat! ich wäre auch nicht sehr beeindruckt gewesen mit aush´nahme ich hätte ihn wirklich arg gemocht! tolle fortsetzung! mal schauen was liam sagt...

edit. mal wieder Erste *g+
 
Gute Fortsetzung! Die Bilder in der Nacht sind ein bisschen zu dunkel für meinen Geschmack aber ansonsten ist die Geschichte wirklich toll! Auch die Fotobearbeitung ist super gemacht.Bin schon ganz gespannt wie es weitergeht. Möchte auch benachrichtigt werden wenn es dir nicht zu viele Umstände macht=)
lg Irisa
 
Wollte Dir gestern gerade antworten, als das Forum wieder abgestürzt ist... Die Fortsetzung ist wieder sehr spannend! Ich hoffe ja, dass Cay den letzten Satz nur im ersten Zorn sagt/denkt, schliesslich ist Jonathan gerade erst wieder in ihr Leben getreten. Allerdings hab ich bei Cays Schilderung der Ereignisse schon gedacht, dass Liam es nicht so locker nimmt, wie sie glaubt... Es sind halt ganz schön viele Veränderungen auf einmal, auch wenn er sich das vorher alles so gewünscht hatte!
 
Leben passiert

@Fredi92: Hey! Weiß selber auch nicht, wie ich reagiert hätte als Kind - wahrscheinlich wär's mir so gegangen wie Liam. Obwohl er Mr. Taylor ja als Lehrer gern gemocht hat, aber es ist halt ein Unterschied, wenn der auf einmal der Freund deiner Mutter ist.

@Irisa: Danke für deinen Kommentar!
Es freut mich echt riesig, dass ich eine neue Leserin dazugewonnen hab'!!!
Natürlich benachrichtige ich dich! Hoffe, der nächste Teil ist so spannend, wie du's erwartest!

@Wusel1811: Hallo!
Es wird sicher nicht leicht zwischen Cay und Johnathan, aber die Liebe ist ja da ... - auf beiden Seiten und das ist die Hauptsache.

Und bevor ich schon beim Einstieg zu viel verrate, hier die Fortsetzung...



Ich beschloss, Jonathan das Gegenteil zu dem zu beweisen, was er sich einbildete. Liam hatte nichts gegen ihn – er hatte ihn immer gern gemocht und zu ihm aufgeschaut. Warum sollte das plötzlich anders sein? Jonathan spann sich da einfach irgend etwas zusammen.


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Am nächsten Morgen – nach einer Nacht, in der ich kaum ein Auge zugemacht hatte – stand ich ziemlich spät auf.
Liam vergnügte sich auf der Schaukel im Garten – kein Anzeichen von Trotz oder Traurigkeit. Er war der lustige, liebenswerte Junge, der er immer war.
Ich war mir sicher, dass Jonathan sich da einfach etwas zusammengereimt hatte in seinem Urteil über den gestrigen Abend.

Trotzdem beschloss ich, an diesem Tag ein Gespräch mit Liam zu führen – schließlich konnte ich eine Entscheidung nicht einfach über den Kopf meines Sohnes hinweg treffen.

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Dieses Gespräch ergab sich am Abend, als ich Liam bat, sich auf die Holzbank vor dem Haus zu mir zu setzen.
Seinem Gesichtsausdruck konnte ich entnehmen, dass er nicht sonderlich begeistert war – er, der sonst jede freie Minute gerne mit seiner Mutter verbrachte.
Es war ihm sichtlich unangenehm und daraus schloss ich, dass Jonathan vielleicht doch nicht so ganz unrecht gehabt hatte.
Ich beschloss, es einfühlsam und ruhig anzugehen.
„Na mein Schatz! Hast dich ja heute wieder ordentlich beim Spielen mit Kenny ausgetobt! Freust du dich, Freust du dich, dass du nach den Ferien mit ihm in eine Klasse gehen kannst?“
„Klar doch!“ murmelte Liam.
„Weißt du, Mr. Taylor hat sich wirklich stark dafür eingesetzt“, erklärte ich ihm.
„Weiß ich doch!“ brummte Liam missmutig. Solche wortkargen und mürrischen Antworten war ich von meinem Sohn nicht gewohnt, sonst sprudelte er immer über vor lauter Erzählungen, dass ich kaum zu Wort kam.
„Ich habe Mr. Taylor, also Jonathan, wirklich gern“, - verdammt warum stammelte ich vor mich her wie ein aufgeregtes kleines Kind, das seinen Eltern ein Geständnis ablegen muss?
Schließlich saß mir nur mein 10-jähriger Sohn gegenüber – und ich war die Erwachsene von uns beiden!

„Schön für dich!“ versetzte Liam bissig und wollte schon aufstehen und ins Haus gehen.


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Ich packte ihn an den Schultern und zwang ihn, sich wieder neben mich zu setzen.
„OK, OK! Du magst Mr. Taylor also! Und – wo liegt dein Problem?“ Frech, fast verächtlich grinste mir mein eigener Sohn ins Gesicht.
Auf einmal sah er seinem leiblichen Vater so ähnlich – mit dieser gehässigen Visage, dass ich mich nicht mehr zurückhalten konnte und mein Kind das erste Mal in seinem Leben anschrie.
„Du bist das Problem! Ich muss mich nicht vor dir rechtfertigen! …“
Usw., und so fort.

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Wir hatten einen Riesen-Krach, in dessen Verlauf wir uns gegenseitig Dinge an den Kopf warfen, die keiner von uns beiden ernst nehmen konnten (hoffentlich!!!).

Es endete damit, dass wir uns – jeder für sich – in sein eigenes Zimmer zurückzogen und die Türen mit einem ohrenbetäubenden Knall hinter uns zuwarfen.

„Dann wird’ doch glücklich mit deinem doofen Mr. Taylor! Ich brauche keinen Stiefvater! Ich will ihn nicht bei uns haben!“ – das waren Liam’s letzte Worte, bevor er sich voller Wut in sein Zimmer verzog.


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Ich fühlte mich verletzt, gekränkt – zurückgestoßen von meinem eigenen Sohn. Wie konnte Liam nur derart heftig reagieren? Jonathan und ich hatten ja bisher noch gar nicht davon gesprochen, dass wir zusammenziehen wollten!
Ich konnte mir nicht erklären, warum Liam auf einmal so sehr gegen Jonathan war, wenn er ihn doch bisher so gern gemocht hatte.
Hatte unsere Liebe überhaupt eine Zukunft, wenn mein Sohn sich dermaßen stark dagegen wehrte?

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Ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Augen mit Tränen füllten.
Hatte ich wieder einmal alles verloren, was mir wichtig war?



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Später, als ich bereits zu Bett gegangen war, hörte ich, wie Liam noch unten in der Küche herumrumorte. Anscheinend konnte er – genauso wenig wie ich – einschlafen.
Bestimmt tat es ihm – genauso wie mir – schon leid, dass wir uns gegenseitig so angezofft hatten. Ich schwang mich aus dem Bett und wollte gerade die Treppe hinuntersteigen, als ich merkte, dass Liam mit jemandem sprach.
Vorsichtig ließ ich mich oben am Treppenabsatz nieder und konnte beobachten, dass Liam telefonierte. Er war immer noch sehr aufgebracht, doch ich konnte nur einzelne Wortfetzen hören.

„Ja, jetzt gleich!“ „Nein, vergiss es!“ „Ich will diesen Typ nicht in unserem Haus haben…“ „Ok, bis dann also!“

Bevor Liam die Treppe heraufstieg verzog ich mich schnell in mein Schlafzimmer. Er sollte nicht mitkriegen, dass ich ihn belauscht hatte.
Kurz danach hörte ich seine Zimmertür auf und wieder zugehen.
Ich legte mich wieder in mein Bett und hoffte, dass ich ein bisschen Schlaf erwischen konnte. Morgen früh würde die ganze Sache wohl wieder etwas anders aussehen. Wir waren beide aufgebracht gewesen, an diesem Abend – morgen früh würden wir wieder vernünftig miteinander reden können und ich würde Liam klarmachen, dass ich ihn um nichts weniger lieb hatte, nur weil ich nun auch Jonathan liebte.
Inzwischen war mir nämlich klar geworden, dass Liam sich nur aus reiner Eifersucht so aufführte. 10 Jahre lang war ich nur für ihn dagewesen und nun sollte er mich auf einmal mit jemand anderem teilen – irgendwie war es verständlich, dass ein Kind in seinem Alter so trotzig darauf reagierte.


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Kurz darauf war ich eingeschlafen … und hörte nicht, wie die Haustür leise geöffnet und wieder geschlossen wurde…


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„Wie kann Mummy mir das antun? Ich brauche keinen Vater, schon gar keinen Stiefvater. Mummy und ich – wir waren doch immer EIN Team. Wir brauchen niemand anderen in unserem Team!“

Mummy hatte gesagt, ich wäre das Problem. Na gut, dieses Problem ließ sich beseitigen und sie sollte froh und glücklich mit Mr. Taylor werden, wenn sie es wollte.
Zuhause wollte ich jedenfalls nicht mehr bleiben, wenn Mr. Taylor bald einzog.

Meine Mutter hatte immer mir allein gehört – seit ich auf der Welt war - und das sollte sich nun ändern.


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Ich will, dass meine Mutter immer nur MIR ALLEIN gehört. Ich will sie mit niemand anderem teilen!

Ich musste weg, das wusste ich. Bloß wohin sollte ich gehen? Egal, irgendwo hin…
 
Leben passiert

Und weil mich heute die Schreibwut gepackt hat, gleich noch einmal:

Am darauf folgenden Morgen machte ich eine entsetzliche Entdeckung!

Der Langschläfer Liam, der sonst jede kostbare Minute des Schlafes ausnützte, lag um 6 Uhr morgens nicht mehr in seinem Bett!

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Ich stürzte hinunter in die Küche – bereit, Liam tröstend in den Arm zu nehmen. War ihm unser Streit gestern Abend wirklich so nahe gegangen, dass er die ganze Nacht nicht hatte schlafen können? Doch er war nirgendwo im ganzen Haus aufzufinden.

Ich musste mich erst mal hinsetzen, die Beine zitternd vor Angst. Wo war mein Sohn, mein kleiner Junge?

Fast schon panisch lief ich hinaus in den Garten – doch Liam saß weder auf seiner geliebten Schaukeln, noch tollte er in seinem Baumhaus herum.

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NEIN! Es konnte nicht sein, dass Liam plötzlich verschwunden war!
Wo sollte ein 10-jähriger Junge auch in dieser Stadt hingehen, ohne dass seine Mutter Bescheid wusste?

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Es war Sonntag, in die Schule konnte er nicht gegangen sein.

Ich rief Kenny’s Mutter an. Nein, bei ihnen zuhause sei Liam nicht.
Ich rief bei der Familie jeden Kindes aus Liam’s Klasse an – doch nirgendwo war Liam gesehen geworden.

Ich starrte auf die digitale Uhr, die unablässig und ohne Erbarmen jede weitere Minute anzeigte – jede einzelne Minute, in der ich nicht wusste, wo Liam war.

Ohne dass ich es richtig realisierte, war bereits eine Stunde vergangen. Es war nun 7 Uhr morgens und ich wusste immer noch nicht, wo mein Kind war.

Ich rief bei der Polizei an – aufgelöst und fast schon hysterisch …




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„Wir werden tun, was wir können, Ms. McIntosh! Wir schicken einen Streifenwagen aus, der in der ganzen Stadt die Augen nach Ihrem Sohn offen hält! Versprechen Sie uns, ruhig zu bleiben!“

RUHIG BLEIBEN! Pahh! Wie konnte ich RUHIG BLEIBEN, wenn mein Sohn abgängig war? Hatten diese Leute von der Polizei eigentlich alle keine Familie, dass sie einem immer solch schwachsinnige Phrasen entgegenwarfen?

Wie eine Verrückte lief ich in meinem Garten auf und ab.
Ich hätte mich gern selbst ins Auto gesetzt oder zu Fuß aufgemacht, um die ganze Stadt nach meinem Sohn abzuklappern, doch der Polizist am Telefon hatte gemeint, ich solle lieber zuhause bleiben, falls das Kind doch auftauchte.

Die Stunden vergingen - und nichts, absolut NICHTS tat sich!

Alle 20 Minuten rief ich auf der Polizeistation an, um mich nach Liam zu erkundigen, bis mir eine entnervte Beamtin in schroffen Ton mitteilte „Ich verstehe, wir alle verstehen, dass Sie sich Sorgen um Ihren Sohn machen. Aber sobald wir etwas Neues erfahren, werden wir Sie kontaktieren! Sie sollten sich für eine Weile hinlegen – es hilft weder Ihnen noch uns, wenn Sie sich verrückt machen!“

Diese dumme Person! Mich hinlegen! Wie sollte ich auch nur ein Auge zubekommen?

„Haben Sie Kinder, junge Frau?“ blaffte ich sie durch’s Telefon an. Verblüfft antwortete sie: „Nein, hab’ ich nicht.“
„Dann schaffen Sie sich gefälligst welche an und dann werden Sie erst beurteilen können, wie es ist, wenn Sie nicht wissen, wo Ihr Kind steckt!“
Unterwürfig versprach sie mir „Glauben Sie uns, wir tun wirklich ALLES Menschenmögliche, um den Aufenthaltsort Ihres Sohnes zu eruieren!“


Die Rettung, der Trost nahte – viele Stunden später – jedoch nicht in Gestalt der Polizei, sondern in der Gestalt DES Mannes, der mir schon einmal aus meiner tiefsten Not geholfen hatte.

Ich hatte einen schrecklichen Tag hinter mir. Die Sonne stand schon so tief, dass sie bald hinter dem Horizont verschwinden würde – und Liam war immer noch nicht aufgetaucht!

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Plötzlich – ich schaffte es gerade mal, zwischen meinen Weinkrämpfen aufzusehen – stand Jonathan vor mir.
„Was machst du denn hier?“ konnte ich nur noch stammeln, wie ein hilfloses, verzweifeltes Kind.

„Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen um Liam. Er ist mitgekommen. Er ist hier, bei mir!“

Jonathan sah mich mit einem eigentümlichen Lächeln an und im Hintergrund sah ich… LIAM…


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Er wirkte ziemlich zerknirscht und reagierte kaum auf meine Umarmungen und Küsse, sagte nur „Gute Nacht Mummy! Ich wollte das nicht!“ und schlich sich schuldbewusst ins Haus.

Ich war so glücklich und erleichtert, dass ich schon wieder lachen konnte.
Auch wenn ich den schlimmsten Tag meines Lebens hinter mir hatte, auch wenn ich noch nie zuvor solche Ängste ausgestanden hatte – nun war es vorbei und ich konnte mich der Komik dieser Situation nicht ganz entziehen.

„Sieht so aus als würde Liam gleich morgen früh in die Kirche rennen und eine mordsmäßige Beichte ablegen, oder?“ grinste ich Jonathan entgegen.


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Er sagte nichts – er nahm mich einfach in die Arme – in seine männlich-starken beschützenden Arme und küsste mich. Küsste mich so, als hätte es nie etwas anderes auf der Welt gegeben, von Anbeginn der Zeit, als unsere Liebe zueinander.

Als wir – scheinbar viele Stunden später – zum Verschnaufen kamen, fragte ich ihn: „Wie hast du das nur angestellt?“

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Er lächelte nur – sein verhaltenes, geheimnisvolles Lächeln.
„Nun ja! Ich hab’ ihn irgendwann nachmittags im Park aufgegabelt, ihm ein Mega-Eis spendiert, danach ein paar Hamburger – und dann hat er ordentlich Bauchweh bekommen und wollte nur noch nach Hause.
Doch vorher haben wir noch ein ordentliches Gespräch von ‚Mann zu Mann’ miteinander geführt.“

„Jonathan?“ hauchte ich.

„Was ist, Liebste?“ flüsterte er zurück.

„Es tut mir leid! Verzeih mir! Ich habe dir sehr weh getan, weil ich dir nicht glaubte!“ wisperte ich ihm zu.

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„Es gibt nichts zu verzeihen, Darling! Ich weiß, du kannst nicht aus deiner Haut – und ich kann nicht aus meiner. Und Liam konnte nicht aus seiner Haut heraus. Aber jetzt ist alles gut!“

Seine zärtlichen Küsse sprachen mehr als tausend Worte.

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„Ich will, dass du heute Nacht bei mir bleibst, Jonathan!“ – es war, als spräche plötzlich eine andere Frau aus mir.
Die Frau, die ich bisher gewesen war, die Cay, die jeder bisher gekannt hatte, hätte so etwas nie gesagt.

„Lass uns in dein Zimmer hinaufgehen Cay! Ich bin bei dir, wenn du es willst.

ICH LIEBE DICH!“

Ich war etwas erstaunt über seine Liebeserklärung. Er LIEBTE mich!
Ich liebte ihn auch, doch ich konnte es ihm gegenüber (noch) nicht zugeben.

„Verschenke nie zu schnell dein Herz!“ – das war die Devise, die ich schmerzlich gelernt hatte. Ich hatte geglaubt, dass ich nie wieder „Ich liebe dich“ zu einem Menschen, außer zu meinem Sohn sagen konnte.
Als ich es einmal zu einem Mann gesagt hatte, war ich verletzt und gedemütigt worden – bis in die tiefsten Tiefen meiner Seele.

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Jonathan und ich gingen zusammen hinauf in mein Schlafzimmer und dort geschah, was unser gemeinsames Schicksal für uns beschlossen hatte: Wir küssten uns – in einem fort. Wir kuschelten uns aneinander, hielten einander an der Hand – und dann passierte das, was einfach passieren musste: Wir vereinigten uns in Liebe zueinander.
Andere Menschen würden sagen: Wir hatten Sex.
Doch es war nicht diese gierige, körperliche Anziehungskraft, dieses unwiderstehliche Verlangen, das mich damals an Brant gefesselt hatte.
Es war eine vollkommene, perfekte Harmonie unserer Körper und unserer Seelen…

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Dies war eine Vereinigung von zwei Menschen, deren Herzen im Gleichtakt schlugen, ein Ineinander-Verschmelzen von zwei Seelen, die ab nun zu EINER wurden.

Eng ineinander verschlungen schliefen wir schließlich ein.

Als ich irgendwann in der Nacht kurz aufwachte und Jonathan’s friedlich-entpanntes Gesicht betrachtete, schoss mir ein Gedanke ein.

Ein Gedanke, der sich mit einem Mal in Worte fassen ließ.
„Jonathan - ICH LIEBE DICH!“



 
Leben passiert

Hallo! Liebe Grüße und DANKE an alle meine Leser.

Ich könnte ja heute abend noch ewig weiterschreiben, aber ein bißchen Spannung soll ja doch noch dabei sein!
Allzu lang wird die Story ohnehin nicht mehr dauern.

Wünsche allen, die mitlesen viel Spaß!

PS: Lacht nicht über mich, weil ich oft so kitschige Sachen schreibe - aber ich bin halt eine heillose, unverbesserliche Romantikerin!

Ciao, bis zum nächsten Mal :hallo:

Scarlett Rose
 
schöne fortsetzung! ich hab mich richtig erschrocken als der liam auf einmal weg war!...aber er ist ja wieder da! weiter so!
edit: und wieder auf place 1 lol
 
Du hast mich vergessen zu benachrichtigen:ciao:!!! Die Fortsetzung ist ja wirklich gut gelungen. Ich muss Wusel1811 recht geben: kitschig finde ich es auch nicht!
Also jetzt kann es ja ein happy end geben aber ich glaube da kommt noch was...:cool: (ich mit meinen Vorahnungen *g*)
lg Irisa
 
jupdidupp...bitte einmal eine benachrichtigung!!+g+

fands am anfang extrem zäh, aber dann ist es richtig gut geworden!!!

klasse find ich, dass es so viel text gibt!!!
 
Leben passiert

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Am darauffolgenden Morgen verabschiedeten Jonathan und ich uns mit einer innigen Umarmung und vielen zärtlichen Küssen, schon voller Freude auf unser Wiedersehen am Abend.

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Nach einer erfolgreichen Karriere, nach einem wohlgeratenen Sohn, hatte ich nun also auch noch Liebe! Eine einzigartige, atemberaubende, tiefe Liebe!



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Liam und ich führten an diesem Tag noch ein aufrichtiges, ernstes Gespräch miteinander. Liam, kluger Junge, der er war, gestand mir dabei, dass er mit seiner Ausreiß-Aktion nur bezwecken wollte, dass ich ihm Aufmerksamkeit schenkte. Er hatte Angst gehabt, meine Liebe zu verlieren, weil er sie jetzt mit jemandem teilen musste.


Gott sei gedankt, dass Jonathan ihn im Park aufgegabelt hatte! Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was hätte passieren können! Einem kleinen Jungen konnte – auch in einer kleinen, friedvollen Stadt wie Schönsichtingen – einige schlimme Sachen zustoßen.


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„Weißt du, Mummy! Zuerst war ich sooo wütend auf dich und Jonathan!“ erklärte Liam. (Er nannte den Mann, den ich liebte, schon Jonathan und nicht mehr Mr. Taylor!) „Dann wurde ich traurig und ich dachte, dass du mich nicht mehr lieb hast, weil du ja jetzt Jonathan lieb hast und ich musste weinen. Und dann hat Jonathan mich gesehen und hat sich zu mir gesetzt.“
Jonathan hatte Liam erklärt, dass man viele Menschen gleichzeitig lieben könnte, ohne dass man einen von ihnen deshalb weniger liebt. Er schien Liam einiges beigebracht zu haben, in diesem Gespräch „unter Männern“, vieles das mein Sohn gewiss nie vergessen würde.


Was war Jonathan doch für ein einfühlsamer, wundervoller Mann?


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An diesem Abend gingen wir drei miteinander zum Essen in ein hübsches Restaurant und diesmal war Liam’s Fröhlichkeit und sein aufmerksames Benehmen sicher nicht gespielt! Wir unterhielten uns prächtig – lachten, scherzten und redeten miteinander.

Als wir wieder zuhause angelangt waren, ging Liam mit einem Augenzwinkern ins Haus: „Ich lass euch dann mal allein. Aber stellt mir nichts an!“
Jonathan und ich schauten uns an und mussten lachen.
„Liam ist wirklich etwas Besonderes!“ schmunzelte mein Liebster. „Ja, das ist er – genau wie du! Und ich bin froh, dass ich jetzt gleich zwei so tolle Männer an meiner Seite habe – und dass sie sich auch noch so gut miteinander verstehen!“ entgegnete ich.

Danach sagten wir lange Zeit nichts mehr, wir waren viel zu beschäftigt damit, uns zu küssen.

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Ich vergaß jegliches Zeitgefühl und als ich schließlich in einer kurzen Atempause einen zufälligen Blick auf die Uhr erhaschte, erschrak ich.
„Oh Gott, schon so spät! Ich glaube, wir sollten langsam beide ins Bett – leider jeder in sein eigenes –wenn wir morgen früh fit sein müssen!“

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Jonathan seufzte widerstrebend, doch wir hatten morgen beide einen schweren Arbeitstag vor uns und so hatte wir beschlossen, die Nacht getrennt voneinander zu verbringen. Schweren Herzens, doch sonst hätten wir wohl beide kein Auge zugekriegt!

Nachdem Jonathan gegangen war, ging ich hinauf in mein Schlafzimmer, doch meine Empfindungen und meine Sehnsucht nach Jonathan ließen mich nicht so schnell zur Ruhe kommen.

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Nachdenklich stand ich am Fenster und blickte hinaus in die Nacht…

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Kann man – nach Jahren voller Unglücklichsein, voller harter Schicksalsschläge, voller Demütigungen – auf einmal plötzlich auf der Sonnenseite sein? Einfach nur absolut, hemmungslos, total glücklich sein? Konnte ich mich einfach dem Gefühl hingeben, dass mein Leben ab jetzt perfekt war?
Ich konnte einfach den Gedanken nicht abschütteln, eine gewisse angstvolle Ahnung ließ mich nicht los,…

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dass da noch einige Gewitterwolken an meinem blauen Himmel aufziehen würden…
 
Erste !!! Wow coole Fortsetzung. Ich hab also doch Recht mit meinen "Vorahnungen" :) . Fast ein bisschen zu kurz=) Danke fürs jetzt- benachrichtigen *g*
 
sehr schön geschrieben! Toll! AUch wenn ich nicht jedes Mal was sage, lese ich mir die Geschichte doch jedes Mal gerne durch.
 
Leben passiert

Vorerst blieb der Himmel für mich allerdings noch strahlend sonnig und hing voller Geigen. Die nächsten Wochen waren einfach wundervoll.

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Die Monate März und April vergingen wie im Flug und der Mai gab sich ein Stelldichein mit Temperaturen um die 30 ° C. Jonathan, Liam und ich unternahmen fast jeden Tag etwas miteinander. Entweder machten wir einen Ausflug ins Grüne, besuchten den Zoo, gingen zum Eisessen…
Es war eine traumhafte, lustige Zeit, die wir drei miteinander verbrachten und die beiden „Jungs“ schlossen immer dickere Freundschaft miteinander und von Tag zu Tag akzeptierte Liam Jonathan immer mehr als seinen zukünftigen Stiefvater – eigentlich noch viel mehr als DEN VATER, den er nie gehabt hatte.


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„Wirst du Mummy heiraten?“ „Wenn deine Mutter mich überhaupt haben will – dann mit dem größten Vergnügen!“ „Keine Angst! Sie hat dich echt, total lieb – das weiß ich. Ich finde, du solltest sie mal fragen! Ich hab’ überhaupt nix dagegen!“

Über dieses „Männergespräch“, das Liam und Jonathan miteinander geführt hatten, berichtete mir Jonathan am nächsten Nachmittag, als wir zusammen in der Laube im Garten saßen, die wir uns mit Liegestühlen und Pflanzen rundherum gemütlich gestaltet hatten, während Liam bei seinem Freund Kenny war.

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Ich musste lachen. „Typisch mein Sohn! Er weiß genau, was er will – auch wenn er es immer ein wenig ‚vorsichtig’ ausdrückt!“




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Jonathan ergriff meine Hand – ich spürte genau, dass er mir etwas sagen wollte, doch er sprach es nicht aus – noch nicht. Er blickte nur tief in meine Augen und es schien mir, als könnte er darin alles herauslesen, was für unsere gemeinsame Zukunft wichtig und bedeutsam war.
Für einen klitzekleinen Moment war ich enttäuscht, weil Jonathan nicht sagte, was ich sooo gerne hören wollte. Die berühmten Worte, die bisher jede liebende Frau der Weltgeschichte hatten dahinschmelzen lassen „Ich liebe dich! Willst du meine Frau werden?“

Jonathan aber sagte nur: „Ist dein Kostüm für den Sommerball morgen fertig?“ Etwas geknickt erwiderte ich: „Na klar doch! Und ich werde die beste Scarlett O’Hara sein, die du jemals gesehen hast!“
Jonathan grinste: „Und meine Eleganz und mein Charme wird den von Rhett Butler bei weitem übertreffen! Also, ich hol’ dich dann morgen pünktlich um 18:00 Uhr ab! Ich werde vor dir auf die Knie fallen – aber nicht weniger, als du vor mir!“

Alljährlich im Mai stand der Sommerball der Grundschule von Schönsichtingen an und jedes Jahr wurde ein anderes Motto festgelegt.
Heuer war das Thema des Balls „Famous lovers throughout history“ – berühmte Liebespaare der Geschichte“ und Jonathan und ich hatten beschlossen, uns als Scarlett O’Hara und Rhett Butler aus dem Roman „Vom Winde verweht“ zu verkleiden.
Einen großen Teil des nächsten Nachmittags verbrachte ich damit, vor dem Spiegel zu stehen und Margret Mitchell’s Hauptfigur „Scarlett“ gerecht zu werden.
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Dass mir die Verwandlung in die Südstaatenschönheit aus dem 19. Jahrhundert gelungen war, merkte ich an Jonathan’s bewunderdem Blick, als er mich – pünktlichst auf die Minute – abholte.

Seine Augen leuchteten: „Miss O’Hara! Sie sind die hübscheste Dame, die mir je unter die Augen gekommen ist! Würden Sie mir die Ehre erweisen, mich auf den Ball zu begleiten?“

Verspielt flatterte ich mit den Wimpern: „Oh, nur zu gerne, Mr. Butler! Wie könnte eine junge Lady einem so gutaussehenden, geheimnisvollen Mann wie Ihnen nur widerstehen?“

Kichernd und scherzend machten wir uns auf den Weg zu dem Fest.

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Alle Lehrer, Eltern aller Schüler und viele Persönlichkeiten des lokalen öffentlichen Lebens waren zu diesem Ball eingeladen. Da der Abend ja nach dem Motto „geschichtlich bekannte Liebespaare“ gestaltet war, sah man dutzendweise „Romeo’s und Julia’s“ und „Cleopatra und Cäsar’s“, etc herumschwirren.
Doch kaum waren wir eingetreten, waren Jonathan und ich DIE Star’s des Abends!

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Mein wundervolles Kleid und Jonathan’s eleganter Anzug und seine etwas mysteriöse Ausstrahlung trugen dazu bei, dass uns viele Blicke an diesem Abend verfolgten.
Wir amüsierten uns prächtig!
Ich merkte, wie Jonathan in dieser Umgebung – zwischen all den Leuten, die er kannte, die IHN kannten und gern hatten – aufblühte.
Wir tanzten den ganzen Abend, die ganze Nacht hindurch! Es war wie ein Rausch! Herrlich!
Der sonst immer zurückhaltende Jonathan taute immer mehr auf!

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Irgendwann dazwischen schoss es mir durch den Kopf: „Mein Gott! Nun kenne ich schon so ziemlich alle Menschen, mit denen Jonathan zu tun hat und die er zu seinen Freunden zählt! Aber ich habe ihn immer noch nicht MEINEN besten Freunden vorgestellt!“ Ich wollte das, so schnell wie möglich nachholen, denn im Laufe der Jahre hatte ich mit einigen meiner Nachbarn enge Freundschaft geschlossen und ich hatte beinahe ein schlechtes Gewissen, weil ich ihnen noch immer nicht den Mann meines Lebens vorgestellt hatte.
„Ach ja! Wie blöd von mir! Julian und Melanie kommen ja erst nächste Woche wieder zurück aus Miami Beach, wo sie Jahr für Jahr ein paar Wochen verbringen!“ dachte ich.

An diesem Abend aber dachte ich nicht mehr weiter an meine Freunde – ich war viel zu beschäftigt damit, mit Jonathan einen gelungenen „Charleston“ aufs Parkett zu legen.

Wir genossen diesen Abend, diese Nacht wirklich intensiv – es war bereits halb vier Uhr morgens, als Jonathan und ich das Fest verließen und uns auf den Heimweg machten.

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Das Haus lag still und dunkel vor uns und wir ließen uns noch eine Weile in unserer Kuschelecke im Garten nieder.
Liam schlief friedlich unter der Obhut des Kindermädchens, das ich für diesen Abend engagiert hatte.

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„Und wie hat es dir gefallen?“ fragte mich Jonathan aufmerksam.
„Es war wundervoll!!! Ich habe mich wirklich wie in eine andere Zeit zurückversetzt gefühlt und ich glaube immer noch, dass du Rhett Butler und ich Scarlett O’Hara bin!“ schwärmte ich.
„Nein, du bist Cay McIntosh! DIE Frau, die ich liebe!“ Jonathan warf mir einen zärtlichen Blick zu und ich lächelte zurück.
Plötzlich bemerkte ich, wie er schrecklich nervös und fahrig wurde, sich ständig mit den Fingern durchs Haar fuhr und eine Verlegenheit an den Tag legte, die ich von ihm nicht gewöhnt war.

Besorgt blickte ich ihn an.

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„Was ist mit dir, Jonathan? Du wirkst so angespannt! Geht es dir nicht gut?“ fragte ich und streichelte über seine vernarbte Wange.
„Cay…!“ stammelte er, mit einem – fast verzweifelten Gesichtsausdruck.
Seine grünen Augen leuchteten wie Bernsteine!
Ich konnte kein Wort mehr sagen – ich konnte nicht mehr denken, nur noch fühlen.
Es kam mir vor, als hätte ich mein ganzes Leben nur auf DIESEN Moment gewartet, denn Jonathan’s Augen verrieten alles!

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Im nächsten Moment warf er sich vor mir auf die Knie und alles war auf einmal genau so, wie ich es mir erträumt hatte, seit ich ein junges Mädchen war.

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„Caroline-Ireen McIntosh!“ – ich fragte mich hinterher wie er meinen ganzen Namen herausgefunden hatte, mit dem mich seit etwa 20 Jahren kein Mensch mehr angesprochen hatte (in diesem Augenblick war es jedoch egal – alles war in diesem Moment egal!) – „niemals hätte ich geglaubt, dass ich die Frau mit den wunderbarsten Augen, die ich jemals gesehen hatte, wieder sehen würde. Doch das Schicksal – oder was auch immer – hat uns nach so langer Zeit wieder zusammengeführt. Ich habe dich nie vergessen – ich konnte dich nie vergessen. In all den Jahren nicht! Ich wusste, dass es da jemanden gibt in meinem Leben – jemanden ganz Besonderen – der auf mich wartet. Das warst du! Und in diesen ganzen 10 Jahren konnte ich nie eine andere Frau an meiner Seite akzeptieren! Auch wenn ich dir nie wieder begegnet wäre – ich habe immer gewusst, dass du mein Schicksal bist! DIE Frau, die das Leben für mich bestimmt hat. Alle anderen Frauen wären gegen dich nur 2. Wahl gewesen.“


Bei diesen unglaublich romantischen, berührenden Worten konnte ich nur starr dastehen – wie viele Frauen hatten je SO eine Liebeserklärung bekommen, ohne dass es ihnen völlig den Atem verschlug?
Ich war wie gelähmt. Einmal SO geliebt zu werden – das hätte ich mir nicht einmal in meinen schönsten Träumen erhofft und erwartet!

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„Willst du meine Frau werden – Caroline-Ireen?“ Diese Worte lösten mich aus meiner Erstarrung. Nie hätte ich geglaubt, diesen Satz jemals in meinem Leben zu hören!


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„JA, JA, JA! ICH WILL!“
Ich will, ich will, ich will!!!
Ich flog Jonathan um den Hals – ich war auf einen Schlag die glücklichste Frau der Welt…

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Jonathan hatte an alles gedacht! Von irgendwo zauberte er eine Flasche edelsten Champagners her – und auch um den schönsten aller Verlobungsringe war er nicht verlegen.
Er hatte alles genau im Detail geplant!
Wir küssten uns, stoßten auf unsere gemeinsame Zukunft an, küssten uns wieder – noch länger, noch zärtlicher – prosteten uns wieder gegenseitig zu…

Unsere Hochzeit, unsere Ehe, unser gemeinsames Leben – das alles lag im gleißenden Licht des Glücks vor uns.

Wir hatten beide geglaubt, dass mit diesem Abend alles abgeschlossen war, was an Bösem hinter uns lag, dass wir nie wieder zurückblicken müssten in die Vergangenheit, die uns beiden oft weh getan hatte – an Menschen, die uns gekränkt hatten.
Wir wollten gemeinsam – gemeinsam auch mit Liam – nach vorne schauen und alles hinter uns lassen. Alle schmerzlichen Erinnerungen, alles Schlechte, das hinter uns lag – es war vergessen. Nur wir drei – Jonathan, Liam und ich – waren wichtig.

Doch der Mensch ist keine Insel – er ist ein soziales Wesen, das außer Liebe auch noch Freundschaft und Anerkennung von seiner Familie auch noch Kontakt und Harmonie mit seinen Mitmenschen braucht.
Im Augenblick waren wir – Jonathan, Liam und Cay – eine Insel der Glückseligen, doch für wie lange…?



 
Sorry Leute! Seid's mir net bös, weil ich nicht an alle eine Benachrichtigung verfasst habe, aber *oh sh...' mich hat momentan der Magen-Darm-Virus, der grad bei mir in der Firma und Umgebug grassiert, heimgesucht und ich pendle grad zwischen PC und Toilette hin und her. Es geht mir nicht schlecht genug zum liegen bleiben und nicht gut genug zum nix tun! - äh umgekehrt - oder? Ja, nein? wie auch immer!
Hoffe ich konnte euch trotzdem ein bissi Freude bereiten mit der neuen Fortsetzung und ihr schreibt mir eifrig ein paar Kommis!

Ich wünsche euch allen eine gute Nacht - auf jeden Fall eine schönere als die die ich haben werde. Alle 10 Minuten aufs WC rennen ist echt net lustig - das könnt ihr mir glauben!

Und tschüß!
 
hallö liebe scarlett rose:hallo:
das is ja echt nen ding...da kommste einfach mal so in ein forum gestolpert, liest dir die storrys durch und versuchst es einfach auch ein mal:eek:
wo ich dat gelesen hatte, dacht ich schon dat schlimmste, aber du hast dich ja als erstaunliches naturtalent entpuppt;)

eigentlich bräuchtst du überhaupt keine bilder....du könntest die ja eh viel besser beschreiben, als jedes bild eine situation auszudrücken vermag:rolleyes: aber dann würde ja dat thema fehlschlagen:D

es is ja auch net mal nur die storry die einen mitreist, sondern deine überzeugene art und weise diese schriftlich festzuhalten...es kommt mir fast so vor, als sei dir die geschichte garnet so fremd....(falls de verstehst wie ich dat mein), als würdest du sie selbst leben...das is echt heftig

ich hoffe sie endent net so bald....obwohl ihr ja schon genug wiederfahren is, aber sie is ja nur ne figur in einer geschichte (hoffentlich ;) )

ich würd mich auch sehr freunen, wenn du mich auch benachrichtigen würdest...nur wenns keine umstände macht, versteht sich=)

so....dann wünsch ich dir ebenfalls noch ne gute und rasche besserung...(dämliche vieren überall:mad: )...:D
 
Hallöche !
Tolle Fortsetzung ! Willkommen im Club! ;-) Meine Wenigkeit sitzt nämlich auch gerade krank daheim und muss wahrscheinlich die dumme Französischarbeit am Montag nachschreiben.:( Naja, zu deiner Fortsetzung: toll(hab ich glaub ich schonmal gesagt*grins*), find ich schön, dass er ihr endlich einen Heiratsantrag gemacht hat...
Kleine Frage: Der Hut und das Kleid von Scarlett ist von All-About Style, oder?
Also du hast ja schon angedeutet das da noch was schlimmes kommt, ich glaube dieser dumme ******typ, Liams Vater, macht bestimmt noch mal Ärger. Oder es gibt Probleme mit Cays Freunden....
So genug den Spekulationen,
lg Irisa
 
@Wusel1811: Hallo! Deine guten Wünsche scheinen gewirkt zu haben, es geht mir einigermaßen besser heute, ausser dass ich bis auf Wasser nicht viel zu mir nehmen kann, weil mein Magen da nicht mitspielt.
Aber das kann mich ja nicht davon abhalten, mal n'en Blick ins Forum zu riskieren, und vielleicht sogar, wenns sich's zeitmäßig ausgeht, heute abend noch eine neue Fortsetzung reinzustellen - da muss schon was Ärgeres kommen...

@Jey-Jey: Wow!!! Danke! Fühle mich echt geschmeichelt! Gibt mir richtig Auftrieb, dein Kommi!
Na ja, eigentlich hab' ich in meinem Leben gottseidank noch nicht so schlimme Dinge erlebt wie Cay. Also autobiographische Züge hat meine Geschichte nicht und wenn dann nur in Kleinigkeiten oder in abgemildeter Form.
Ich glaube aber, dass die Story lebensnah wirkt - wie du findest - liegt einfach daran, dass ich ein ziemlich neugieriger Mensch bin und mich brennend für die Lebensgeschichten anderer Menschen interessiere. Also kurz und gut: Ich frage die Leute gerne aus *gg*.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, die Geschichte bald zu einem Ende zu bringen, aber beim Schreiben schweife ich immer ab und dann fällt mir noch dies und das ein, das ich einbringen möchte. Aber trotzdem wird's nicht mehr viele Kapitel geben (glaube ich zumindest), denn es könnte ja sein, dass Cay 100 Jahre alt wird *g* und da in einem langen Leben viel passiert, würde die Story sonst wahrscheinlich nie ein Ende nehmen - obwohl es mir selber schwer fallen wird, von Cay & Co Abschied zu nehmen. Oh Gott, ich schreibe ja schon wieder einen halben Roman!!!
Was ich eigentlich sagen wollte: Danke für die guten Wünsche und natürlich benachrichtige ich dich!

@Irisa: Oh je, was hat dich für eine Krankheit gepackt? Wünsche dir auf jeden Fall baldige Besserung und viel Glück bei deiner Franzi-Arbeit!
Hast recht, das Kostüm ist von all-about-style - wie viele andere meiner downgeloadeten Klamotten. Ich finde diese Seite ECHT SUPER - traumhaft schöne Kleider!!!
Übrigens, sag mal - kannst du eigentlich Gedanken lesen? Nur so viel zu dem letzten Absatz in deiner Kommi - ich will ja schließlich nicht zu viel verraten...

Liebe Grüße an euch alle!
 
na also ich hab nüx dagegen...bis jetzt sind deine ausschweifungen ja alle klasse gewesen;)
schweif nur liebe scarlett, schweif nur ruhig ab:lol: ;)
 
die fortsetzung war klasse1!!!!! echt schön! jezt hat er sie gefragt lalala! ich wünsch dir gute besserung! und entschuldigung dass ich net früher geschrieben hab lol
 
Leben passiert

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Ich wähnte mich im Moment als die glücklichste Frau der Welt. Ich war verlobt mit dem einfühlsamsten, intelligentesten und aufmerksamsten Mann der Welt. Ich hatte den verständnisvollsten, aufrichtigsten und willensstärksten Sohn der Welt. Nichts konnte mein Glück noch trüben – oder doch?


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Am darauffolgenden Wochenende unternahmen Jonathan, Liam und ich zusammen ein Picknick an einem Badesee außerhalb der Stadt – zum ersten Mal als richtige Familie: Vater, Mutter, Kind.
Denn obwohl Jonathan nicht Liam’s leiblicher Vater war – in den letzten Wochen hatte es sich immer mehr herauskristallisiert, dass die beiden sich immer besser miteinander verstanden, immer engere Freundschaft miteinander schlossen, zu richtig „dicken“ Kumpels wurden. Jonathan schaffte es auf eine einzigartige Weise, meinem Sohn sowohl Freund als auch Vater zu sein.
Und Liam, der nie einen Vater gehabt hatte, blickte zu Jonathan auf. Er begann, ihn zu vergöttern, genau wie er ihn als Lehrer vergöttert hatte – doch gleichzeitig auch zu respektieren, wie man einen Vater respektiert.
Jonathan verstand es, auf eine Weise mit dem Jungen umzugehen, die mich selbst zum Staunen brachte. Er forderte nie, er gab nie Befehle, er tadelte nie – doch trotzdem geschah genau das, was er wollte (übrigens immer in Absprache mit mir und immer unter Berücksichtigung meiner Erziehungsweise).
Langsam begann ich zu begreifen, WIRKLICH zu begreifen, welch ein besonderer Mensch Jonathan war und je mehr ich ihn – mit all seinen Charakterzügen – kennenlernte, desto mehr liebte ich ihn.


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Als Jonathan und ich ein paar Minuten alleine waren, weil Liam am See ein paar Freunde getroffen hatte, nutzten wir die Zeit dazu, Hochzeitspläne zu schmieden und gerieten beide dabei ins Schwärmen.
„Mit 34 Jahren werde ich nun also ein weißes Brautkleid tragen“, kicherte ich, „ist das nicht ein bisschen spät dafür?“ „Besser spät als nie! Und du wirst darin schöner aussehen als jede 20-jährige Braut!“ entgegnete Jonathan lächelnd.
Es war ein wundervoller Sonntag – wir genossen unsern Ausflug in vollen Zügen! Die Sonne blitzte nur so vom blauen Himmel, an dem keine einzige Wolke zu sehen war und erst als es schon dunkel geworden war, machten wir drei uns plaudernd und scherzend auf den Heimweg.

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Zuhause angekommen fiel Liam nach einem anstrengenden Tag voller Spiel und Spaß todmüde ins Bett und Jonathan und ich machten uns ebenfalls im Schlafzimmer gemütlich.
Gemeinsam träumten wir von unserer Zukunft, sprachen händchenhaltend von unseren Plänen, dachten uns Namen für unser gemeinsames Kind aus – denn dass wir bald nach der Hochzeit ein Baby wollten, stand für uns fest und auch Liam hatte sich bereits begeistert zu einem Geschwisterchen geäußert.
Erst Stunden später schliefen wir eng umschlungen miteinander ein.

Ich hatte mir für den darauf folgenden Tag kurzfristig frei genommen – schließlich hatten Jonathan und ich den Termin für unsere Hochzeit bereits für den 14. Juli festgelegt und immerhin – es war inzwischen Mai! Es gab so viel zu organisieren: Angebote einholen für das Catering, eine gute Band auftreiben, einen Konditor finden, der eine wunderschöne, dreistöckige Hochzeitstorte bäckt… - und schließlich – was das Wichtigste war – für mich das passende Brautkleid zu finden!
Jonathan und Liam waren bereits gemeinsam zur Schule gefahren und ich hatte beschlossen, möglichst viel in diesen Tag hineinzupacken und brannte darauf, all die Dinge, die ich mir vorgenommen hatte, so bald wie möglich zu erledigen.

Den halben Vormittag saß ich am Computer und tüftelte an der Gestaltung der Einladungskarten.

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Das Ergebnis konnte sich schlussendlich sehen lassen und gegen 11 Uhr fuhr ich ins Stadtzentrum und gab einer bekannten Druckerei den Auftrag, 50 Stück von meinem Entwurf auf feinstes Büttenpapier zu drucken.
Gehetzt, aber auch voller Tatendrang stürmte ich weiter.

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Es war erst grade mal Mittag und ich war schon ziemlich geschafft.
Konditorei, Fresstempel, Leader einer Jazz-Band besuchen? Wo sollte ich nur anfangen?

Diese Frage war für eine modebewusste Frau jedoch nicht allzu schwer zu beantworten und als ich gestresst durch die Straßen der Stadt lief, fiel mein Blick auf die Schaufenster einer Boutique, die mir hier noch nie aufgefallen war.

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Wahrscheinlich hatte ich auch vorher noch nie darauf geachtet, weil ich nie geglaubt hätte, dass ich einmal heiraten und einen solchen Traum in Weiß tragen würde, wie sie hier zu dutzenden in diesem Schaufenster ausgestellt waren.

Ich konnte nur staunen – so viele traumhaft schöne Kleider auf einen Haufen – hatte ich noch nie gesehen.
Ohne lang nachzudenken betrat ich das Geschäft und kaum hatte ich den Satz ausgesprochen „Ich werde im Juli dieses Jahres heiraten und suche ein passendes Brautkleid“, als auch schon zwei energische, bemühte Verkäuferinnen um mich herumwuselten und mir ein Kleid nach dem anderen ans Herz legten – eines wundervoller als das andere.

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„Haben Sie schon eine bestimmte Vorstellung, Madam? Heuer ist es besonders ‚in’, wenn man als Braut ein schlichtes weißes Kleidchen im Empire-Stil trägt, besonders wenn man mitten im Sommer heiratet!“ säuselte die eine Verkäuferin und steckte mich prompt in ein solches Modell.
„Es steht Ihnen hervorragend, aber ich glaube, es ist nicht ganz Ihr Stil!“ – die Kollegin musterte mich etwas skeptisch.

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„Vielleicht nicht ganz so mädchenhaft! Ein Modell, das Ihre körperlichen Reize betont, wäre sicherlich besser – und würde auch Ihren Bräutigam bestimmt beeindrucken!“

Ich fand, sie sah gut aus, diese rückenfreie und auch fast bauchfreie Kreation, die man mir als nächstes ans Herz legte – doch wohl eher für eine hippe Strandparty als für eine romantische Hochzeitsfeier!

Also, das nächste bitte.

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Es sah sehr weiblich und sehr romantisch aus – doch irgendwie … sehr konservativ. Das typische Brautkleid das höhere Töchter aus der Upper-Class trugen, wenn sie anlässlich ihrer Hochzeit von den Titelseiten der Hochglanz-Magazine lächelten. Mit zuckerlrosa eingefärbter dreistöckiger Torte (ich beschloss in diesem Augenblick, dem Konditor, der meine Hochzeitstorte backen würde, einzubläuen, dass ich ja keine Torte, die auch nur einen Hauch von ‚rosa’ an sich hatte, wünschte), angetan mit Juwelen aus dem Vermächtnis ihrer Ur-ur-ur-Großmutter (ich würde an meinem Hochzeitstag nur Modeschmuck tragen) und mit blondierten und toupieren Pudellöckchen, die kein ernstzunehmender Friseur heutzutage noch einer Kundin raten würde.

Nein, auch dieses Kleid war wohl nichts für mich!


Stunden vergingen bis ich endlich DAS gefunden hatte, das ich wollte! Extravagant, sexy und doch seriös – DAS Brautkleid meiner Träume!

Wie es genau aussah, das sei hier noch nicht verraten!

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Erschöpft kehrte ich am späten Nachmittag nach Hause zurück.
Liam und Jonathan hatten mir einen Zettel hinterlassen…

„Liebe, aufgeregte Braut! Wir wissen, wo du heute den Großteil deiner Zeit verbracht hast! Und wir sind gespannt darauf, was du dir ausgesucht hast.
Weil wir aber wussten, dass du so schnell nicht aus diesem Laden fortkommst und dein Kleid sowieso bis zum 14. Juli eine Überraschung bleiben wird, haben wir ‚Jungs’ beschlossen, eine zünftige Billard-Partie zu spielen.
So long and much kisses… - Liam & John!“

Im ersten Moment war ich etwas verärgert – die zwei machten es sich ja leicht!
Aber gleich darauf konnte ich schon wieder lachen. Männer gerieten halt nicht so leicht in den „Hochzeitsrausch“ wie eine Frau und ich kannte auch Jonathan inzwischen so gut, dass ich genau wusste, dass er die Feierlichkeit am liebsten ohne großes Brimborium abgehalten hätte. So einfach kurz vor den Standesbeamten treten, sein Ja-Wort geben und danach zu einer intimen kleinen Feier in kleinster Runde in ein nettes Restaurant gehen.
Obwohl wir ansonsten aber alles zusammen durchsprachen und gemeinsam entschieden, hatte er diesmal klein beigeben müssen. Ich war eine romantisch veranlagte Frau und ich würde zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben heiraten – und dazu wollte ich ein weißes Hochzeitskleid und eine tolle Party mit all unseren Freunden und Bekannten.
Jonathan, der ein kluger Mann war, hatte seine halbherzigen Einwände gleich aufgegeben, als er sah, wie sehr mein Herz daran hing.

Aber es half nichts – die Vorbereitungen für die Traumhochzeit musste ich nun allein treffen. Obwohl ich ganz froh war, schalten und walten zu können, wie ich wollte, wäre ein bisschen Beratung und Beistand doch nicht schlecht gewesen.

Da fiel mir plötzlich Melanie ein.

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Du liebe Güte! Meine Nachbarin und beste Freundin Melanie war ja heute mit ihrem Ehemann Julian wieder aus Miami Beach zurückgekehrt! Während dieses ganzen Stresses heute hatte ich ganz vergessen, sie anzurufen und willkommen zu heißen. Eine Schande! Das musste ich sofort nachholen – ich wusste ja, wie schnell Melanie eingeschnappt sein konnte, obwohl sie sonst eine ganz Liebe war!
Und dabei wollte ich ihr auch gleich die frohe Neuigkeit verkünden – in ihrem Strandhaus in Miami Beach verbrachten diese beiden Karrieremenschen nämlich Jahr für Jahr ein paar zurückgezogene Wochen, in der sie von der Außenwelt völlig abgeschnitten waren. Ihre Labtops und Mobiltelefone blieben für diese Zeit ausgeschalten – ganz im Gegensatz zu sonst immer und die beiden genossen einfach nur ihre Zweisamkeit.

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Erreichbar waren sie in diesen Wochen nur für den Fall das ihr Haus daheim abbrannte – für solch einen Notfall bekam nur die allerengsten Freunde die Telefonnummer des Strandaufsehers. Und sollte man diesen wegen irgendeiner Nichtigkeit belästigen, konnte dieser ganz schön ruppig werden. Die Herrschaften hätten ohnehin nur wenige Wochen zu ihrer Erholung – wenigstens da könne man sie in Ruhe lassen – Patricia, eine andere Freundin, die es einmal gewagt hatte, den strengen Herrn zu bitten, Melanie ans Telefon zu holen, war empört gewesen über dessen unmanierliches Verhalten. Für Melanie und Julian hatte sich dies allerdings als großer Vorteil erwiesen – seither wurden sie nie wieder in ihrem Urlaubsparadies gestört.

„Melly? Hey, hier ist Cay! Na? Seit ihr wieder rundum erholt und frisch verliebt aus eurem Paradies zurückgekehrt?“

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„Ja klar! Wir fühlen uns wie neugeboren – Julian und ich, aber das wird nicht lange anhalten wie die Erfahrung bewiesen hat. Aber jetzt zu dir, du treulose Tomate!“ klang Melanie’s heitere Stimme aus dem Hörer. „Wo hast du heute den ganzen Tag gesteckt? Ich hab’ dauernd versucht, dich zu erreichen. Zuhause, im Büro, am Handy – aber die liebe Cay war nirgends erreichbar! Was gibt’s Neues, Süße? Ich brenne darauf, den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Stadt zu hören!“
„Dann komm’ jetzt kurz auf einen Sprung zu mir! Ich hab’ dir nämlich was ganz Wichtiges mitzuteilen!“ Melanie zögerte: „Ach weißt du, Jules und ich wollten uns noch zuhause einen romantischen Abend machen, bevor morgen wieder der ganze Stress losgeht…!“
„Quatsch! Ihr habt jetzt monatelang Abend für Abend in eurem Strandhäuschen herumknutschen können – reicht euch das noch nicht? OK, OK, du brauchst ja nicht lang bei mir zu bleiben, dann kannst du gleich wieder heim zu deinem Göttergatten. Aber Liam und Jonathan sind grad weg und ich bin allein… - und das was ich dir erzählen möchte, will ich nicht so einfach am Telefon sagen!“
„Jonathan? Wer ist Jonathan?“ Ich konnte förmlich sehen, wie Melly am anderen Ende der Leitung ihre Ohren spitzte.
„Das wirst du erfahren, wenn du auf ein kleines Trätschen rüberkommst!“ kicherte ich und legte auf.

Ich kannte Melly’s Neugier und ich hatte mich nicht getäuscht – bereits 5 Minuten später stand sie auf der Matte und bestürmte mich mit Fragen…



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…Also, Süße! Schieß los! Wer ist dieser Jonathan? Was macht er? Wie sieht er aus? Wie ist er so? Wie lange kennst du ihn schon?“
Ich lächelte in mich hinein. „Ich weiß, dass du nicht viel Zeit hast und ich will es auch nicht allzu spannend machen. Deshalb komm’ ich mal gleich zum wichtigsten Punkt der ganzen Sache. Hast du am 14. Juli – es ist ein Samstag – Zeit, Melly?“

Sie warf mir einen fragenden Blick zu und als ich nichts weiter sagte, studierte sie in ihrem „Pocket-PC“, den sie stets bei sich trug. „14. Juli? Nein, da hab’ ich noch nix eingetragen! Aber jetzt verrat mir mal was an diesem 14. Juli los ist? Und vor allem, wer jetzt dieser besagte Jonathan ist!“
„An diesem Tag werde ich heiraten, Melly! Und du – als meine beste Freundin – sollst meine Trauzeugin werden! Willst du?“ Erwartungsvoll sah ich sie an.



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Melly war baff! So vollkommen baff, dass sie die nächsten 2 Minuten nur schwieg – ein Zustand, der bei ihr selten vorkam.
Ich musste lachen, als ich in ihr verdattertes Gesicht sah.
„Julian und ich sind Mitte Februar abgereist, Cay! Wie konntest du dir in dieser kurzen Zeit einen Mann anlachen, den du so schnell heiraten willst? Der 14. Juli – das sind doch nur mehr ein paar Wochen? Also echt – das muss ein richtiger Traummann sein!“
„Ist er auch!“ entgegnete ich mit einem zufriedenen Lächeln.
„Also ehrlich! Du bist schon ein tolles Stück! Hast jahrelang keine Affäre – nicht mal einen klitzekleinen Hauch von Flirt und plötzlich willst du heiraten!“ Melanie konnte sich vor lauter Aufregung kaum mehr einkriegen.
„Du kannst ihn ja erst höchstens 3 Monate kennen, denn wenn du ihn vor unserem Urlaub kennen gelernt hättest, hättest du mir das doch sicher gleich erzählt!“

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Verträumt schmunzelte ich vor mich hin. „Du wirst es kaum für möglich halten, aber ich kenne ihn schon seit mehr als 10 Jahren – aus einer Zeit, in der es mir nicht so gut ging wie heute…“

Melly und Julian waren erst vor 3 Jahren in unsere Nachbarschaft gezogen – sie kannten meine Lebensgeschichte nicht, oder zumindest nicht vollständig. Sie kannten mich nur als DIE Cay, die ich jetzt war. Sie kannten nur die attraktive, erfolgreiche, schlanke Cay – die dickliche, farblose, mitleidsbedürftige Cay hatten sie nie kennen gelernt.

Melly jedoch schien es auch nicht zu interessieren, wie ich, wie CAY vor 10 Jahren war – sie fragte auch nicht danach, warum es mir damals nicht so gut gegangen war.

„Und wann lernen Jules und ich diesen mysteriösen Traummann kennen?“ fragte sie schließlich – etwas konsterniert.

„Bald Melly, bald! Ich möchte dich und Julian gerne am Samstag zu einer Grillparty einladen und dabei sollt ihr auch Jonathan treffen. Schließlich wirst du meine Trauzeugin sein und da kann ich ihn dir nicht länger vorenthalten, oder?“
Melly warf wieder einen Blick in ihren Terminkalender und überlegte…

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„Tja, Samstag abend sind wir zwar zu einer Cocktailparty bei den Fenton’s eingeladen, aber ich denke doch, dass ich Julian überreden kann, nachher noch bei deiner Garden-Party vorbei zu schauen. Keine Sorge, es wird nicht allzu spät werden – höchstens 22.00 Uhr – die Feste bei den Fenton’s sind immer ziemlich öde, aber du weißt ja – die Verpflichtungen. Kennst das ja selber!“

Klar kannte ich das! Wenn man einen gewissen beruflichen Status erreicht hatte, wurde man andauernd zu irgendwelchen Geschäftsfreunden eingeladen – ob man nun wollte oder nicht. Wenn mir meine beste Freundin allerdings angetragen hätte, mich zu ihrer Trauzeugin zu ernennen, hätte ich ohne zu zögern jede andere Einladung abgesagt – aber bitte: Man konnte ja nicht von allen anderes das Gleiche erwarten und immerhin kannte ich Melly und Jules lange genug, um zu wissen, dass in ihrem Leben die Karriere Vorrang vor allem anderen hatte und war deswegen auch nicht gekränkt über Melly’s schnöde Antwort.
Ich freute mich einfach auf den kommenden Samstag Abend. Immerhin kannte ich schon so ziemlich jeden aus Jonathan’s Bekanntenkreis, während er von meinen Freunden bisher keinen zu Gesicht bekommen hatte.

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Ich, die früher kaum Freunde gehabt hatte, als ich noch dick und menschenscheu war, hatte mit den Jahren – je schlanker, modebewusster und aufgeschlossener ich wurde – einen immer größeren Freundeskreis aufgebaut. Nachbarn, Arbeitskollegen, Leute, die ich beim Ausgehen kennen gelernt hatte. Eines hatten sie alle gemeinsam: Sie waren attraktiv, beruflich erfolgreich und bis auf wenige Ausnahmen kinderlos.
Da Liam schon in jungen Jahren sehr selbstständig und unabhängig war, konnte ich mich diesem Kreis getrost anschließen, ohne dass die anderen mich weniger achteten, weil ich alleinerziehende Mutter war. Klar: Sie bekamen ja auch kaum etwas davon mit, dass ich ein Kind hatte. Ich konnte es mir leisten, wenn ich es wollte, einen erfahrenen Babysitter zu engagieren – und so hatten meine Freunde und ich in den vergangenen Jahren jede Menge Spaß miteinander haben können. Unter der Woche sahen wir einander kaum – schließlich ging jeder seinen eigenen Pflichten nach und hatte genug Stress im Beruf.
Doch am Wochenende steppte meist der Bär!

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Wir waren entweder auf Privatparties oder öffentlichen Festivitäten – ansonsten schlürften wir einfach zusammen ein paar Cocktail’s im „Twister’s oder stürzten uns Samstag abends ins Getümmel der Discothek „A.J.“.

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Es waren lockere, legere Beziehungen. Patricia, David, Evan, Nora… - sie alle waren für mich mehr „Bekanntschaften“ als wirkliche „Freunde“. Aber das machte nichts! Zum Reden hatte ich Melanie und Julian…

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Melanie, ein knappes Jahr jünger als ich, und Julian, ihr Ehemann, der nächstes Jahr seinen „40igsten“ feiern würde – meine nächsten Nachbarn und seit einiger Zeit meine besten Freunde. Melanie war Chefredakteurin bei einem beliebten amerikanischen Modemagazin und Julian war Geschäftsführer einer international agierenden Software-Firma. Sie stammten beide aus eher ärmlichen Verhältnissen, besaßen jedoch beide ein enormes Maß an Ehrgeiz, hatten sich auf dem College ineinander verliebt, noch mehr gelernt um gemeinsam eine bessere Zukunft zu haben, beide ihre Ausbildung mit Bestnoten absolviert, beruflich klein angefangen und sich immer höher hinaufgearbeitet, mit ihren jeweiligen Familien gebrochen, als es ihnen immer besser ging geheiratet und schließlich und endlich die triste kleine Wohnung in der Stadt gegen eine feudale Villa in der Kleinstadt getauscht hatten.
Sie waren das typische Yuppie-Paar! Beruflich (fast) am Ziel angelangt, kinderlos und mit allem nur erdenklichen Luxus ausgestattet, die ihnen das Leben zu bieten hatte.

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Na, ja! Sie waren zwar etwas oberflächlich – Geld, schöne Kleider und tolle Urlaube zählten für sie alles – doch ich mochte die beiden trotzdem recht gern.
Früher hatte ich mir oft überlegt, wie sich unsere nachbarschaftlichen Beziehungen entwickelt hätten, wenn Melly und Jules mich als die pummelige, schüchterne Cay kennengelernt hätten – doch diese Gedanken waren mittlerweile vorbei. Ich war nicht mehr dieselbe Cay wie noch vor etwa 10 Jahren – ich hatte mich verändert, weiterentwickelt – war von einem unbedarften, farblosen Mädchen zu einer attraktiven Frau herangereift, die wusste, was sie wollte und die ihr Leben nach IHREN Maßstäben bestimmte.
Ich passte in ihren Kreis, den sie binnen weniger Wochen als neu Zugezogene um sich versammelt hatten. Ich war jung wie sie, ich war gut aussehend wie sie, ich war erfolgreich wie sie. Und so war aus einem distanzierten, nachbarschaftlichen Verhältnis schnell eine innige Freundschaft geworden … die inzwischen schon einige Jahre überdauert hatte und immer fester geworden war…

… die Woche verging wieder einmal wie im Flug. Kaum hatte ich mich’s versehen – da war auch schon der Samstag da.
Sorgfältig bereiteten Johnathan, Liam und ich uns für die Party am Abend vor…

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… Liam stand begeistert am Grill und beaufsichtigte gewissenhaft die Steaks und Würstchen, während Jonathan und ich uns in eine dunkle Ecke des Gartens zurückzogen und unsere Lippen ineinander verschmelzen ließen.

Nach einiger Zeit rief uns Liam energisch zu: „Jetzt kommt doch endlich essen! Die Steaks werden schon ganz schwarz!“
Wir lösten uns widerstrebend voneinander und gesellten uns zu Liam, der schon ungeduldig wartete. Wir ließen uns die Steaks und Würstchen schmecken – nach dieser Orgie war aber immer noch genügend Essen für Melly und Jules da.

Ich sah auf die Uhr… 22:10 Uhr!

Ich stellte mich auf den Gehsteig und spähte die Straße entlang – da kamen sie auch schon – meine Freunde.
„Hey, Leute! Schön , dass ihr’s geschafft habt! Darf ich euch Jonathan vorstellen?...“

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Melanie trat aus der Dunkelheit auf Jonathan zu und wollte ihm die Hand zur Begrüßung reichen. Ich merkte, wie sie plötzlich zurückschrak und Jonathan anstarrte, als wäre er ein Außerirdischer.

Jonathan kannte solche Blicke. Er hatte sich im Laufe seines Lebens damit abgefunden – doch immer noch schaffte er es nicht, jemandem geradeaus und klar ins Gesicht zu sehen, sobald ihm auffiel, dass dieser ihn bemitleidete oder verachtete…

…Ähm, ja, ähm, hallo! Du bist also Jonathan! Schön dich kennenzulernen!“ – Melly’s Begrüßung war wirklich nicht besonders freundlich.
Wenn Melly auch wenigstens versuchte, ein gewisses Maß an Anstand zu bewahren – ihr Göttergatte Julian hielt sich jedoch in keinster Weise zurück!
„Hey, Cay-Schätzchen! Was hast du dir da für’ nen Freak angelacht? Ist ja gar nicht dein Stil!“

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Der Abend jedoch zog sich in die Länge und Julian’s Bemerkungen wurden immer gehässiger. Bald zog auch Melanie mit und stand ihrem Ehemann in fast nichts mehr nach…

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„Schräger Typ, oder?“ „Hässlich – sieht aus wie ein Verbrecher mit den vielen Narben!“ „Was findet Cay nur an dem?“ „Die war ja nie astrein! Irgendwie hat sie nie ganz zu uns gehört!“

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„Und dieser John, den sie da jetzt angeschleppt hat – also der schießt ja echt den Vogel ab! Wenn sie den heiratet – also dann kann sie sich echt nirgendwo mehr sehen lassen!“
„Ich hab’ sie ja mal für cool gehalten, aber wenn sie mit DEM mal im ‚A.J.’ auftaucht – dann ist sie echt total unten durch!“

Den Champagner und die Burger, die ihnen angeboten wurden, ließen sich die zwei jedoch nicht entgehen.
Irgendwann nach Mitternacht machten sich Julian und Melanie auf den Weg nach Hause.
Ich war viel zu beschäftigt damit gewesen, Liam am Grill zu assistieren, als dass ich auch nur EINEN Teil ihres Gesprächs mithören konnte.

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Jonathan dagegen hatte alles mit angehört! Jede Stichelei, jede Bosheit, jedes gemeine Wort, das die beiden vom Stapel gelassen hatten.
Nach dieser „gelungenen“ Party saßen wir beide noch zusammen in unserer Laube im Garten.

Jonathan schüttelte ungläubig den Kopf. „Solche Menschen sind deine Freunde, Cay? Ich habe noch nie zwei so hässliche Menschen gesehen! Äußerlich sind sie zwar wunderschön, aber in ihrer Seele sind sie hässlich, abgrundtief hässlich!“
 
lang?! das war ja brutal! und toll zugleich!! hach jetzt werden die eine kleine süße familie und so weiter.....
oh je! ich hätte mich auch aufgeregt wenn man über mich lästern würde nur wegen den paar schrammen lol!
also supi...

edit: und wieder erste!!!
 
*achja*...hochzeitsvorbereitungen....wie schöööön:rolleyes: *träum*

na da hat se je tolle freunde...*tzeh*:naja:

dat haste mal wieder gaaaaanz toll gemacht...schade, dass es immer so schnell alle is=) deine storry liest sich immer voll schnell wech:rolleyes:

wie auch immer....nen gaaaaanz dickes fettes LOB an dich;)
 
Coole Fortsetzung! Da sieht man's mal wieder. Cay war selber jahrelang hässlich und jetzt vergisst sie, dass ihre "Freunde" auf solche Äußerlichkeiten achten. Sie merkt gar nicht, dass ihre Freunde wie diese Zicke am Anfang sind, die sie immer ihre Arbeit hat machen lassen und ihr dann den Job vor der Nase weggeschnappt hat......
Alsoo: großes dickes Lob für die coole Fortsetzung! Bestimmt findet sie aber noch eine liebe Freundin, die ihren Jonathan auch mag und gerne Trauzeugin ist *daumen drück*:)
lg Irisa:hallo:
 
Zuletzt bearbeitet:
Leben passiert

Jonathan wiederholte mir alle jene hässlichen Worte, die meine „Freunde“ hinter unserem Rücken miteinander ausgetauscht hatten.
Ich war vor lauter Entsetzen sprachlos, doch Jonathan, der nach außen hin immer so stark und seiner selbst bewusst wirkte, traf dieses Erlebnis doch tiefer, als ich glaubte – und mein schockiertes Schweigen über das Verhalten meiner Freunde schien er so zu deuten, als ob ich dem Ganzen keine große Bedeutung zumaß.

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Jedenfalls zog er sich von einem Augenblick auf den anderen in ein Schneckenhaus zurück und war kaum noch ansprechbar.
Meine Beteuerungen „Sollen die anderen, alle anderen doch sagen, was sie wollen! Wir gehören zusammen und ich liebe dich!“ schienen an ihm abzuprallen.
Ich erinnerte mich daran, dass ich früher – wenn ich ausgelacht und verspottet wurde – am liebsten allein war und keine Menschenseele sehen würde.
Deshalb glaubte ich, es wäre vielleicht ganz gut, wenn ich Jonathan für eine Weile allein ließ, damit seine Gedanken und Gefühle sich wieder stabilisierten.

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Ich konnte nicht mehr zu ihm durchdringen, egal was ich sagte und wie sehr ich ihn auch beschwor, nicht allzu viel auf das Gestänkere anderer Leute zu geben. Er saß einfach nur da, wie eine Statue aus Eis und sah mich nicht einmal an.
Seufzend erhob ich mich, weil ich glaubte, dass ein Mensch in seiner Situation mal ein paar Minuten für sich allein brauchte.
„Na ja, ist ja schon ziemlich spät! Ich werd’ mich mal hinlegen… - bin ziemlich k.o.! Bleib nur noch ein bisschen hier sitzen und komm’ dann nach, ok mein Schatz?“

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Jonathan zeigte immer noch keine Reaktion.
Nun war ich doch sehr bestürzt über dieses Bild – Jonathan einsam im Halbdunkeln auf dem Sessel sitzend – das war ein ganz anderer Jonathan, als den, den ich bisher gekannt hatte.
Doch ich glaubte immer noch, dass er ein bisschen Zeit zum Nachdenken brauchte, bevor er wieder klar denken konnte und diese ganze Situation heute Abend als nichtig und lächerlich beurteilen konnte – denn das war sie in meinen Augen.
Melanie und Julian waren für mich ab diesem Zeitpunkt abgeschrieben – hochnäsige, oberflächliche, lächerliche Personen mit denen ich nichts, aber auch absolut nichts mehr zu tun haben wollte.
Ja sicher! Jonathan war ziemlich gekränkt – was ich ja auch verstehen konnte, aber wenn er kurz nachdachte, würde er wohl bald erkennen, dass ich in Zukunft jeglichen Umgang mit diesen beiden vermeiden würde.

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Ich ging ins Haus und richtete mich zum Schlafengehen her.
Abschminken, duschen, Nachtcreme einmassieren, mich in ein hübsches Negligée schmeißen, alle Lichter im Haus löschen.
Jonathan war immer noch nicht nachgekommen.

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Bevor ich mich ins Bett legte, warf ich noch einen Blick aus dem Fenster in den Garten.

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Jonathan saß noch genau so da wie vorher.
Er tat mir leid, eine Zärtlichkeit für ihn erfasste mich, die ich noch nie zuvor empfunden hatte – auch nicht in unseren gemeinsamen Nächten voller Sinnlichkeit und Leidenschaft. Ein Bedürfnis, ihn zu beschützen, ihn bewahren zu wollen vor allen schlimmen Dingen dieser Welt erfasste mich – doch ich wusste, dass dies genau das war, was Jonathan nicht wollte.
Er hatte bisher nicht viel über seine Kindheit erzählt, doch ich konnte ahnen, dass Jonathan noch nie im Leben vor irgend etwas beschützt worden war.
Er hatte seinen Weg lange allein gehen müssen – genau wie ich. Er hatte sich alles, was er besaß, hart erkämpfen müssen – genau wie ich.
Doch ich hatte immer einen Vorteil gehabt: Ich hatte mir meine Pfunde, mein Übergewicht selbst zugelegt. ICH selbst war es gewesen, die ihr Aussehen vernachlässigt hatte und deshalb von anderen Menschen schief angeschaut wurde. Doch ICH hatte daran etwas ändern können. ICH hatte mich so verändern können, das Menschen, die vorher nichts mit mir zu tun haben wollten, mich mit einem Mal bewunderten, weil ich so wie sie war.

Jonathan dagegen – ER würde nie so wie sie sein und er konnte nichts dagegen tun.

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Und obwohl er immer den zufriedenen, starken, selbstbewussten Jonathan hervorkehrte – ich wusste: Es gab Wunden, Narben in seinem Dasein, die tiefer saßen, als die in seinem Gesicht.

Trotz aller Sorgen, die ich mir um Jonathan machte, weil ich ihn noch nie zuvor so verzweifelt gesehen hatte, und obwohl ich geglaubt hatte, in dieser Nacht kein Auge zutun zu können, schlief ich vor lauter Müdigkeit irgendwann ein. Zu diesem Zeitpunkt saß Jonathan immer noch auf dem harten Holzstuhl im Garten…

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Früh am Morgen erwachte ich – der Radiowecker zeigte gerade „4:47 Uhr“ an. Es war noch lange nicht Zeit, aufzustehen und ich brauchte einige Zeit, um zu begreifen, was mich zu dieser frühen Stunde aus dem Schlaf gerissen hatte…

Die andere Bettseite war kalt und leer, doch das war nichts Besonderes. Jonathan hatte auch bisher nicht jede Nacht bei mir verbracht.
Trotzdem – irgendwie bekam der leere Platz in meinem breiten Bett plötzlich eine andere, schwerwiegendere Bedeutung: Jonathan war in dieser Nacht nicht zu mir gekommen. Er war gegangen…! Ohne ein Wort…
 
Zuletzt bearbeitet:
*NEIIIIN*:heul: der darf sie net verlassen...is doch nich schön:schnief:
isse ja wieder taurig:(

hast du wieder gaaaaaanz toll geschrieben=)
besser wie jedes buch;)
*ha*:idee: druck es und legs doch mal einem verleger vor=)
 
Zweite! =) Also muss Jey-Jey recht geben, so was Dummes! Beim 3. Bild von unten sieht man das Gitternetz.....(Absicht oder Versehen? ) War wieder eine super Fortsetzung! Du schaffst es immer dann abzubrechen, wenn es am spannendsten ist:lol:.
lg Irisa
 
SUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUPER!!!!


und so ein mieser cliffhanger+g+ besser als jede telenovela+rofl+

wirklich sehr sehr gelungen!!!! hoffentlich bist du noch länger krankgeschrieben, dann haste viel zeit für neue fortsetzungen :D

Ich musste so lachen, über das Thema des Grundschulballs
"Famous couples throughout the history!" schaust du gerne Ungeküsst??+g+
Aber gute Idee!!! :)


Ach u dann hab ich noch ne kurze Frage - kann jemand den Link zu All-about-style reinstellen?!?!

Dankööööööööö

:D
 
Leben passiert

@Jey-Jey: Ja, ja... - bin mal wieder abgeschweift... =) !
Danke dass du mir das zutraust, dass meine Geschichte einem Verleger gefallen könnte - aber ich schreib' ja nur so zum Spaß, obwohl's schon cool wäre, damit sein Geld verdienen zu können *träum*...

@Irisa: Hey! Ja, sorry wegen dem Gitternetz, war keine Absicht...
Hab' voll drauf vergessen! Danke für den Hinweis und das Lob.
Lg!

@annibirdy: Nö, bin gar nicht gar nicht mehr im Krankenstand, ich kann ja nicht liegen bleiben, wenn's mir halbwegs geht.
Fortsetzungen kann ich daher immer nur abends machen - vielleicht geht sich ja heute abend noch eine aus...
"Ungeküsst"? Ist das der Film wo die Drew Barrymore (ich glaub, das ist sie) die Reporterin ist, die sich in die Schule einschmuggelt? Den hab' ich schon ein paar Mal gesehen, aber ich kann mich da gar nicht an einen Ball erinnern... :confused:. Das mit dem Ballmotto ist mir eingefallen, weil ich unbedingt das "Scarlett"-Kostüm in die Geschichte einbauen wollte *=) *
 
nein und nein! also dass eine nein...ich bin zu spät und das andere nein: er darf die net verlassen! *schluchz* der muss bei ihr bleiben! bitte nicht....
aber warum soll er sie verlassen...es war ja nur das bett leer *ich hoffe*
super gemacht! und immer so weiter machen!
 
Hey, mir gefällt dein Schreibstil ;) und auch deine Story.
Natürlich kann einem Cay leid tun, aber ich finde irgendwie, dass sie es verdient hat. Mir ist beim vorletzten Teil aufgefallen dass auch sie ein bisschen oberflächlich geworden ist, natürlich nicht so extrem wie diese Nachbarn- und wenn jetzt nicht wieder gleich alles gut ist, kommt das der Realität auch nur näher. Irgendwann kann es nicht mehr nur aufwärts gehen. Ich selbst glaube nicht, dass Jonathan sie verlässt oder als das selbe sieht wie ihre "Freunde", schliesslich hat er sie ja auch gesehen als es ihr so richtig dreckig ging und weiss, dass sie nicht so ist wie diese 2 :) (Zudem halte ich den Typ für zu vernünftig)
Na, ich werd mal fleissig weiterlesen:read: (Es ist so spannend! XD )
 
^^jap jap...das ist genau der plot und ihr abschlussballthema ist eben famous couples throughout the history :p

aber is ja kein ding, selbst wenns "eklaut" gewesen wär...irgendwoher muss man sich ja seine anregungen holen :D

und jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa-gib uns die fortsetzung+g+heute abend noch, jipiiieeee+g+ :p
 

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