*FS* Im Auge des Medaillons (Ergebnis des Projekts: "Stille Post") *FS abgeschlossen*

Mir gefällt die Story echt suuuupper gut!
Hoffentlich gehts bald weiter!
:hallo:
 
~Teil 7a - Autorin: Nachtfunke~


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Der Rückweg erschien ihr sehr viel länger, als sie hin gebraucht hatten. Erleichtert lief sie das letzte Stück, als sie endlich das Tor erreichte. Sie musste Sarah davon erzählen, die warmherzige alte Frau würde ihr bestimmt einen Rat geben können. Sie schlich zu ihrem Zimmer… Unter der Holztür flutete ein flacher Schein gelben Lichtes die Fußmatte… Hatte sie vergessen, die Lampen zu löschen? Vorsichtig, um nicht noch mehr Krach zu machen schob sie die Tür auf…


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Ein schriller Schrei entfuhr ihr. Auf dem Boden lag Sarahs schwerer, kalter Körper. Es roch so widerlich süß…


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Eine Falle, es war eine Falle gewesen…Dann wurde alles schwarz.


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Grelles Licht brannte ihr von einem Kronleuchter entgegen, als sie wieder zu sich fand… Ein Mann kniete neben ihr, aber sie konnte den Blick nicht heben ohne die Augen zuzukneifen. Wie lange war sie wohl ohnmächtig gewesen? In ihrem Kopf pochte ein dumpfer Schmerz… Nicht weit von ihnen konnte sie Heinz Higgins’ aufgebrachte Stimme durch den Salon hallen hören.

„…Was soll das heißen: ‚Es gibt keine Hinweise auf ihn als Täter’? Ist Ihnen der Mord an meiner Frau und einer treuen Dienerin nicht Hinweis genug? Wer käme sonst in Frage? Finden Sie mir endlich diesen John Higgins, Inspector!“, polterte er.
„Mylord seien versichert, dass unsere Ermittler ihr Bestes geben, um diesen Fall schnellstmöglich zur Aufklärung zu bringen.“, versicherte jemand mit eiliger Stimme. „Dennoch k-…“
-„Das will ich doch wohl sehr hoffen!“, fuhr Heinz dem Inspector ins Wort. “Dass ein Mann, der die geschmacklose Unverfrorenheit besitzt, sich als mein verstorbener Cousin auszugeben, frei herumläuft und fremde Häuser überfällt, lässt mir die Bemühungen Scotland Yards in einem doch sehr zweifelhaften Licht erscheinen… Und nun gehen Sie mir aus den Augen.“
Elizabeth traute ihren Ohren nicht. - War das derselbe Mann, der sich am Tag zuvor noch so freundlich mit ihr unterhalten hatte?
„Wie Mylord wünschen.“ - Schritte entfernten sich und wenig später fiel die große Türe ins Schloss.


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„Nun… Doktor? Wann wird Miss Richardson ihre Arbeit wieder aufnehmen können?“ Heinz wandte sich dem Mann neben ihr zu.
„Das kann ich leider jetzt noch nicht absehen… Das Gift, mit dem der Raum präpariert war, war zu stark konzentriert. Miss Richardson sollte mich noch heute Nacht in meine Praxis begleiten.“ Diese Stimme… Irgendwo hatte sie sie schon mal gehört, doch immer wenn sie einen Gedanken zu fassen versuchte, kamen diese quälenden Kopfschmerzen.
„Das kommt gar nicht in Frage, ich untersage jedem dieses Haus zu verlassen, bis wir von Scotland Yard Nachricht erhalten haben.“ Elizabeth sandte ein Stoßgebet aus. Keine Sekunde mochte sie länger hier verbringen. Denn obschon ihre Sinne vom Gift benebelt waren, gab es einen Gedanken, der mit jedem Pulsschlag gewisser wurde… Jemand hatte versucht, sie, Elizabeth, zu ermorden.
„Es könnte sein, dass Sie andernfalls einen weiteren Trauerfall in ihrem Haus verschmerzen müssten, Mylord.“ versetzte der Doktor scharf.
Offenbar hatte der Arzt ins Schwarze getroffen. Die Vorstellung, Verdacht könnte auf ihn gelenkt werden, schien dem Lord gar nicht zu behagen. Er schnappte erst entrüstet nach Luft, besann sich dann jedoch. „Nun, wenn es unbedingt sein muss, so gehen Sie mit Gott, aber gehen Sie.“, murrte er.


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Der Doktor half ihr auf und irgendwie schafften sie es heraus auf die Straße. Sie liefen ein Stück und langsam kam Elizabeth wieder zu Bewusstsein. Trotzdem fühlte das alles sich für sie so unwirklich an wie in einem schrecklichen Albtraum, nur dass dieser kein Ende nehmen wollte. Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre Sarah noch am Leben…


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Der Unbekannte im Wald hatte sie von John Higgins weg und in die Falle gelockt. Wer immer ihn geschickt hatte, wer immer hinter all diesen Morden stand, er wollte nicht, dass sie John Higgins Glauben schenkte. Sie musste herausfinden, was es mit dem beschriebenen Haus auf sich hatte. Sie war es Sarah schuldig… Sarah hatte ihm schließlich vertraut…- Oder war es doch ihr Vertrauen zu ihm, das sie mit dem Leben bezahlt hatte? Wenn sie doch bloß einen Hinweis hätte…


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„Da sind wir.“ Unvermittelt riss sie der Doktor aus ihren Gedanken. Wo waren sie jetzt eigentlich? Sie sah auf: Ihr gegenüber war ein kleines Tor, das zu einem dunklen Grundstück führte. Das Haus war schäbiger als alle anderen. An der Mauer war in brüchigen römischen Lettern eine 3 angebracht.
Auf dem Emailleschild am Anfang der Gasse war ein verschnörkeltes „Hegelstraße“ zu lesen.


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Schlagartig fiel ihr Blick auf ihren Begleiter. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Diese Stimme, die Bewegungen… Konnte es etwa sein, dass…?
 
Zuletzt bearbeitet:
rrrrr... spannend, ich will unbedingt wissen wie es weiter geht. dieser Bart sieht aber aufgeklebt aus ^^
 
Pimthida schrieb:
dieser Bart sieht aber aufgeklebt aus ^^

jo.... irgendwie schon.... sonst kann ich mich nur wiederholen.... man merkt keinen wirklichen übergang.... toller text... super bilder..... :confused: hm...

bin gespannt wies weitergeht!
das hab ich aber nicht schon mal geschreiben oder?

könnte ich benachrichtigt werden?

:idee:
 
er wirkt überhaupt sehr... hm eingefärbt? schwarze augenbrauen, dunkelblonde haare und so ein komisch hellblonder bart.... hm....
in mir erwacht der detektiv...
:idee:
 
Wow, spannend, sehr spannend (also wie immer)!!!
Also, dieser Doc kommt mir irgendwie suspekt vor und das liegt nicht nur am Bart... ;)
Bin gespannt wie's weiter geht, ob sie da noch mal heil raus kommt???
Naja. muss mich wohl noch etwas gedulden, bis ich's erfahre!

Erddrache :hallo:
 
Also muss ich auch sagen wie Pim ... der sieht verdächtig nach John Higgins aus. Diese Augen erkenne ich aus 20m Entfernung.

Übrigens klasse Fortsetzung. Auch wenn zu Beginn in jedem Satz "sie" für "das Mädchen", "Elisabeth", ...
Sehr spannend.. Zappel.
 
Ich komm aus dem Urlaub zurück und denk irgendwas wolltest du doch noch lesen. Jetzt ist es mir eingefallen...
Wie geil. Und spannend. Echt krass. Du hast es an einer guten Stelle geteilt...
Ihr seit super Autoren

Greets Ricki
 
Halli-Hallo,

erstmal muss ich mich bei allen Lesern entschuldigen. Ich hab grad verdammt viel um die Ohren und bin froh, wenn ich alles schaffe.
Aber jetzt kann euch wirklich nicht mehr länger warten lassen. Die Bilder sind hochgeladen und ich werde jetzt den letzten Teil der Story reinstellen.

Ich hoffe, ich habs nicht zu spannend gemacht.
 
Juhu! Endlich! Habe schon darauf gewartet. :hallo:
Habe bis jetzt nur still mitgelesen. Die Geschichte ist echt spannend. Es ist lustig, mitzuverfolgen, wie sie irgendwie immer verwirrender wird, weil es immer andere Autoren sind, und sie nicht die ganze Geschichte kennen. :lol:
Bin echt gespannt, wer nun der Böse und wer der Gute ist.
Liebe Grüsse
SimKay
 
~Teil 7b - Autorin: Nachtfunke~

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Sie wagte nicht, den Namen auszusprechen, der ihr auf der Zunge lag.
Wenn er vertrauenswürdig war, woher hatte er dann von der Falle gewusst? Was hatte er davon, dass sie überlebte?
Und doch… Sarahs Mörder hatte ihr abgeraten, seinen Worten Glauben zu schenken. Wem sollte sie noch vertrauen, wenn nicht ihm? Was immer er ihr hier zeigen wollte… ihr blieb keine andere Wahl. Er war der letzte, der Licht ins Dunkel bringen konnte.
Ein Lächeln erhellte sein ernstes Gesicht. Ihr fiel auf, dass sie ihn anstarrte und sie senkte den Blick schnell.
Er schien ihre Gedanken zu lesen. "Deine Augen täuschen dich nicht. Du kannst von Glück sagen, dass Seine Lordschaft über weitaus weniger scharfe Sinne verfügt als du.
Dennoch - wäre es besser, wenn du mir von nun an vertrautest. Noch einmal werde ich dich nicht retten können, fürchte ich.“
„Sir, ich verstehe nicht… Warum helfen Sie mir?“
Einen Augenblick lang musterte er sie schweigend. „Du bist ein ganz besonderer Mensch, Elizabeth. Vielleicht hat dich dein bisheriges Leben in Saint-Theresius etwas anderes gelehrt... dennoch: Du bist zu etwas... anderem bestimmt als die Salons feiner Herrschaften zu kehren - und ich bin es dir mehr als schuldig, dich mit deinem wahren Schicksal vertraut zu machen." Er brach ab und räusperte sich leise. Seine vagen brüchigen Worte gaben ihr Rätsel auf. „Als ich von der Hütte aus aufbrach“ fuhr er etwas fester fort, “stieß ich auf einen von Heinz’ Schergen…Er kam aus der Richtung, in die ihr aufgebrochen wart. Eine düstere Vorahnung überkam mich und ich entschloss mich, euch zu folgen. Meine schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt... Zwei Zeuginnen wurden heute Nacht zum Schweigen gebracht - und es gleicht einem Wunder, dass du überlebt hast. Du solltest besser nicht wieder dorthin zurückkehren. Das nächste Mal wird er sich keine Fehler mehr erlauben.“


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Er sah sich rasch um, als rechnete er damit, belauscht zu werden. “Aber das sollten wir wahrlich nicht hier draußen besprechen... In diesem Haus sind wir fürs Erste in Sicherheit"
"Er"... ob ihr Gegenüber damit Heinz meinte? Aber was hatte sie ihm getan? Und was meinte Higgins damit, dass ihr ein anderes Schicksal bestimmt sei?
Noch einmal blickte Higgins um sich. Dann fasste er in seine Tasche und brachte ein rundes Metallstück zum Vorschein, das er in dem Schloss der Türe drehte. Als diese sich daraufhin knarzend auftat, verneigte er sich leicht "Darf ich bitten, Miss?" Zögernd kam Elizabeth der Aufforderung nach... Etwas in ihr wusste, dass sie diesen tiefen blauen Augen trauen konnte. Sie folgte ihm in die Düsternis. Spinnweben zierten den schmalen Flur, an dessen Ende der Lord eine breite Tür öffnete. Mit einem heftigen Niesen trat sie nach ihm in einen vom Mondschein erhellten Salon.
Sie sah sich um. Aufgeräumt war es hier… Hohe Regale mit Büchern verdeckten die Wände und kostbare Polstermöbel luden zum Verweilen ein.
John entfachte ein Feuer im Kamin. „Willkommen in meinem bescheidenen Heim.“ verkündete er mit einem mühevollen Lächeln. "Für die eine Nacht wird es reichen."
- „Hier wohnen Sie? Was ist mit…“
- „…der Hütte im Wald?“, vollendete Mr. Higgins ihre Frage.
„Jemand wie ich kann es sich nicht leisten, nur ein Zuhause zu haben, Elizabeth. Dieses hier hat 15 Jahre leer gestanden. Aber setz dich doch erst einmal, du wirst müde sein." Sorgfältig legte er Bart und Perücke auf eine Kommode.


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Nachdenklich ließ sie sich in einen Sessel sinken. ‚Jemand wie ich’ hatte er gesagt. Heinz Higgins Worte schallten in ihrem Gedächtnis…„Dass ein Mann, der die geschmacklose Unverfrorenheit besitzt, sich als mein verstorbener Cousin auszugeben, frei herumläuft und fremde Häuser überfällt, lässt mir die Bemühungen Scotland Yards in einem doch sehr zweifelhaften Licht erscheinen“… dann erschien ihr die Szene im Esszimmer... “Ich bin Lord John Higgins“
„Gibt es etwas, das du gerne wissen würdest, Elizabeth?“ Schon wieder hatte sie ihn angestarrt. Noch ein weiteres Mal in dieser Nacht nahm Elizabeth ihren Mut zusammen. „Sir... Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wer Sie wirklich sind."
Er schien einen Augenblick zu überlegen. "Nein, du hast Recht." gestand er. "Das war vielleicht mein größter Fehler... Ich hätte wissen müssen, dass ich dich keine Sekunde täuschen konnte," murmelte er wie zu sich selbst. Dann begann er, zu erzählen.


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"Der Name, den mir meine Eltern gaben, lautete 'Jonathan Higgins'. Ich trug ihn 25 Jahre, bis ich gezwungen wurde, ihn abzulegen. Zu dem Zeitpunkt, da dies geschah, war ich sehr glücklich. Ich hatte eine wundervolle Ehefrau und war frischgebackener Vater eines kleinen Mädchens. Eines Tages bekamen wir Post vom Land, mein Vetter hatte uns zu sich auf sein Anwesen eingeladen... Ohne Bedenken nahmen wir das Angebot an. Mir kam etwas dazwischen, sodass ich einen halben Tag später aufbrach als meine Frau. Wie sich später herausstellte, sollte mir diese Verzögerung das Leben retten. Heinz hatte unseren Mord bis ins Detail geplant. Er wusste, dass ihm ein großes Erbe winken würde, wenn es uns nicht mehr gäbe. Er hatte alle unsere Bediensteten bestochen, uns zu verraten, nur Sarah blieb mir treu. Sie war es, die mich gewarnt hatte an diesem Abend, weshalb ich etwas früher aufbrach. Als ich endlich ankam, sah ich unser Baby unterkühlt am Wegesrand... ganz heiser vom Weinen. Für meine Frau war es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät... ein paar Meter daneben fand ich sie in ihrem Blut."


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Er verstummte und blickte mit feuchten Augen zu einem Portrait an der Wand. Elizabeth folgte seinem Blick und erstarrte... Die Dame auf dem Bild hätte ihre Schwester sein können. Wieder tauchte dieser Gedanke von eben auf, diesmal nahm er deutlichere Konturen an...


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"Als Heinz bemerkt hatte, dass ich noch am Leben war, ließ er einen der Bediensteten erschießen und gab ihn als mich aus... Nach der Beerdigung zwang er meine Schwester Emilia ihn zu heiraten, ihr blieb nichts anderes übrig. Wenn ich mich ihr offenbart hätte, wäre sie in große Schwierigkeiten geraten. Heinz hatte Scotland Yard gegenüber behauptet, es treibe sich ein Ganove in der Stadt herum, der seinem Cousin ähnele und sich als dieser ausgab. Manchmal ließ er Morde und Überfälle in meinem Namen begehen. So musste ich untertauchen... ich wurde zu einem Phantom, einem Gerücht. Ich brachte meine Tochter an einen Ort, an dem er sie niemals finden würde... An einen Ort, an dem niemand ein Kind von adliger Abstammung vermuten würde." Er sah sie an "...An dem der Herr selbst über sie wachen konnte." Sie hielt seinem Blick, in dem so viel Wahrheit und Liebe ruhten, stand. Tränen des Begreifens füllten Elizabeths Augen und ihre Lippen formten lautlos ein Wort. So viel gab es, was sie jetzt sagen wollte, aber ihre Stimme ließ sie im Stich. Sie sah ihn einfach an.


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"Sieh an, sieh an, was für ein rührendes Familientreffen... Um ein Haar wären mir die Tränen gekommen," ätzte eine süffisante Stimme auf einmal. Elizabeth fuhr zusammen. Heinz Higgins stand mit einem Revolver in der Hand vor der Tür. "Was denn? Störe ich etwa?", tat er bestürzt. "Tja, damit habt ihr beide wohl nicht gerechnet. Könnte man es als Dummheit bezeichnen, eine Meile durch den Schnee zu stapfen und sich in Sicherheit zu wähnen? Was meint ihr? Aber ich will mal nicht so sein. Ach mein bester Vetter... ich weiß fast nicht, ob es mir nicht mehr Genugtuung bereiten würde, deinen Schreien in den Kerkern der Stadt zu lauschen... Aber zu sehr habe ich diesen Augenblick ersehnt, seit der dumme Bettler dein altes Familienwappen gefunden hatte... "John Higgins lebt," hieß es. Oh ja, aber er wusste nicht, dass es ein Geschenk an deine Tochter war... Du hattest es ihr hinterlassen, nicht wahr? Ein bemerkenswert raffinierter Schachzug von dir, ich muss schon sagen. Aber wie rücksichtslos auf der anderen Seite, findest du nicht? So etwas verleitet die Leute, wirres Zeug zu plappern. Schädliches Zeug... Auch die arme Emilia wurde ganz unruhig, stell dir vor, sie unterstellte mir Mord... Ich konnte gar nicht anders als sie ruhig zu stellen. Und Sarah erst... du weißt nicht, wie bestürzt ich war, dass sie mich hintergehen wollten. Findest du nicht, dass inzwischen zu viele für deinen Dickschädel bezahlen mussten?" - "Du hast sie ermordet!", stieß John zwischen den Zähnen hervor. "Ts, ts, also ich muss doch wirklich bitten. Du vergisst, dass du in Anwesenheit einer jungen Dame sprichst..." Heinz' wahres Gesicht wandte seine kalte Aufmerksamkeit nun Elizabeth zu. "Aber das lässt sich natürlich ändern."


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Ein abrupter Knall zeriss die gespannte Luft und weiße Stille schleuderte Elizabeth nach hinten. Die Zeit schien den Atem anzuhalten. Jemand schrie etwas, ganz langsam. Sie prallte ab, einmal... zweimal... bevor sie liegen blieb und in ein erfrorenes Lächeln hinaufsah. Der Finger am Abzug bewegte sich wieder. Sie schloss die Augen und atmete tief. Aber der Schmerz blieb aus... Als ihr Gehör wieder einsetzte, hörte sie Heinz schreien. John hatte sich vor sie geworfen und rang mit ihm um die Waffe. Es sah schlecht aus für John, aber er gab nicht auf. Sie musste ihm helfen! Langsam richtete sie sich auf und tastete vorsichtig nach ihrer Brust... etwas fehlte... Blut. Warum blutete sie nicht? Ihre Finger suchten weiter und fanden aufgerissenes und verzogenes Metall über ihrem Herzen... Ihr Medaillon hatte den Schuss abgefangen und ihr das Leben gerettet.


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John stöhnte... seine Arme hatten begonnen zu zittern, umklammerten Heinz jedoch immer noch mit festem Griff. Wie sollte sie ihm helfen? Hektisch sah sie um sich und griff nach dem Lampenschirm neben dem Sessel. Es schien, als hätten die beiden Kämpfer alles um sich herum vergessen... In Johns Gesicht zeigt sich ein seltsam-verzogener Ausdruck. Elizabeth holte aus und schlug so fest sie konnte zu. Heinz bäumte sich kreischend vor Schmerz auf. Das war für John die Gelgenheit: er riss die Pistole an sich und feuerte sie ab. Ungläubig starrte sein Cousin erst auf ihn, dann auf seine Brust, dann sackte er langsam in sich zusammen.


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"Elizabeth... mein Kind..." Johns Worte waren ein heiseres Wispern. Sie fuhr herum und fing ihn auf, als er zu Boden sank... In seiner Brust klaffte eine große Wunde. Seine Züge nahmen die Anstrengung eines letzten Lächelns auf sich. "Meine... kleine Lady..." Tränen suchten sich ihren Weg über Elizabeths Wangen. Warum ausgerechnet jetzt, da sie sich endlich gefunden hatten? "Nein, Vater... wir werden... wir werden einen Arzt kommen lassen." Elizabeth wusste, dass sie das nicht konnten. Welcher Arzt würde den angeblichen Schwerverbrecher behandeln? Auf frischer Tat neben der Leiche eines Adligen... Niemand würde ihnen glauben. "Du musst sehr stark sein. Es... es gibt noch etwas hinter dem Stern... Bitte, flieh jetzt." Eine salzige Träne schimmerte in seinem Augenwinkel, dann erstarrte sein Ausdruck. "Vater, nicht." Ihre Lippen bebten. "Verlass mich nicht." Jemand hatte ihr den unsteten Boden unter den Füßen weggerissen. Sie war um ein Gefühl betrogen worden, bevor sie es richtig empfunden hatte. Elizabeth brach über dem wahren Lord zusammmen.
Irgendwann ertönte das laute Spiel Big Bens... Eins... Zwei... Drei... Vier... Fünf... Sechs. Bald würden die Nachbarn nachsehen, was den Lärm verursacht hatte. Sie wusste, dass sie jetzt gehen musste. Sanft schloss sie ihrem Vater die Augen. Dann trat sie hinaus in den Morgen. Auf dem Weg besah sie sich ihr Medaillon... die Kugel war mitten im Pentagramm eingeschlagen... Ohne die Linien innen sah es aus wie ein Stern... ein fünfzackiger Stern. Ihr Herz schlug schneller. Was hatte Vater gesagt? "Noch etwas hinter dem Stern..." Der Einschuss hatte die gesamte Fassung des Schmuckstücks zerstört - es ließ sich von Elizabeth mühelos in zwei Hälften auseinanderklappen. Und tatsächlich - ein gefaltetes Stück besten Büttenpapiers fiel heraus. Neugierig nahm sie es in Augenschein.


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Es enthielt eine exakte Kopie ihres Auges, hatte Pfarrer Richardson nicht mal erklärt, dass Gott jeden Menschen mit einem anderen Muster im Auge schaffte? Es war ein Beweis; ein Beweis, dass sie Lady Higgins war...


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Als sie Scotland Yard informiert hatte, setzte sie sich auf eine Parkbank am Fluss. Nachdenklich schaute sie auf das glitzernde Wasser. Niemals war so viel in so kurzer Zeit geschehen.Wenn ihr vorgestern noch jemand gesagt hatte, dass sie eine Lady war, sie hätte es nicht glauben mögen... Nun sah alles anders aus...
Ihre Zukunft lag nun in ihrer Hand... Nur wie sollte sie sich entscheiden? Sie saß noch eine Weile da und sah dem Fluss zu, wie er sich durch den Morgen wälzte. Dann stand Elizabeth Richardson auf... Es würde nicht einfach sein, wieder neue Arbeit zu bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der letzte Teil ist sehr schön geschrieben, Elizabeths anfängliche Unschicherheit kommt sehr gut rüber. Auch das Auftauchen von Heinz Higggins wurde gut mit eingebracht, das erhöht die Spannung gleich noch mal.
Ein wenig schade find ich nur das Elizabeth jetzt, wo sie doch entlich einen Teil ihrer Familie wieder gefunden hat, wieder alleine ist. Aber andererseits ist dieses End besser als eine dieser ewigen "Happy-End-Storys" ;)
Der offene Schluss ist auch sehr passend, wann weiß nicht, wie's mit Elizabeth weiter geht.

So, lange Worte, kurzer Sinn: ein gelungener Abschluss für eine gelungene Geschichte!

Erddrache :hallo:
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schönes Ende! War ein interessantes Projekt, was auch zu einem gelungenen Ergebnis geführt hat. Und Honk hat es geschafft aus den ganzen komplizierten Verwicklungen noch ne runde Sache zu machen - Ich liebe den letzten Abschnitt, der zusammenfasst, das Elizabeth sich zwar durch die ganze Geschichte entwickelt hat, aber doch sie selbst geblieben ist.
Kompliment an alle Beteiligten!
Gruß Borealis
 
Sehr schön. Ich liebe Storrys mit offenem Ende. Wirklich ein schöner Teil. Ich wäre nie auf solch eine Idee gekommen. Ihr habt das alle toll gemacht. War ein originelles Projekt.
Greets Ricki
 
Ich muss mal Honk loben für ihren sehr guten letzten Teil. Alles konnte sie freilich nicht aufklären, einfach deshalb, weil sie ja nicht jeden Teil kannte. Einfach wunderbar fand ich es beschrieben, wie Elisabeth langsam erkennt, dass er ihr Vater ist.


Tjo und mein Ende? Hmm.. Nun ja. Irgendwie sehr ähnlich.

Für mich war der unter der Brücke, der jetzt genauso aussah wie John Higgins (das habe ich am Ende noch nicht verstanden: Wer war der Mann unter der Brücke?): Elisabeths Vater. :eek: Also auch sehr ähnlich. UND: Er hieß auch John Higgins. Und: Umgebracht hat ihn auch ein Verwandter: Sein Bruder. :eek: Sie sollte mit dem Namen "John Higgins" etwas recherchieren. Das Medaillon hatte er, weil er (John - der Mann unter der Brücke) sie beschützen wollte. Denn dieses Medaillon ist der Beweis dafür, dass sie adlig ist. :eek:Genaues hatte ich mir nicht überlegt, aber meine Idee war: Verrat und Intrige. Und am Ende soll sie merken, dass der, der unter der Brücke starb ihr Vater war - also noch etwas trauriges.

Für mich war in der Geschichte sehr verwirrend , das mein John Higgins - der Tote unter der Brücke - auf einmal wieder lebte. Aber das kuriose war, dass er immer noch ihr Vater war. :eek: Für mich war der "John Higgins" in dieser Geschichte zu Beginn nicht der Nette, weil er für mich nicht der Echte war. Er war vielmehr der Mörder: Sein (John Higgins - Des Toten) Zwillingsbruder. :argh: Und dahe hätte ich dem geheimnisvollem Fremden vertraut.
 
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Huhu :hallo:
@Remon: Hm- zum Einen liegt das wohl daran, dass wir eine Krimigeschichte geschrieben haben und da der Tote schon fast zu Inventar gehört (wobei es bestimmt auch Krimis ohne Leiche gibt...).
Zum anderen ließ es sich so am Besten umsetzen. Ich hab vier Leute 'sterben lassen' (das klingt, als hätte ich schlimme Allmachtsphantasien ^^) , weil ich von vornherein wusste, dass ich nicht alle in eine Auflösung bringen könnte. :argh: Glaub mir, ich hab wochenlang überlegt, Gedankenkonstrukte aufgestellt und wieder verworfen, (es gab sogar eine "mysteriösere" Variante (mit Untervariante -.-) für den Schluss, die Fedora eigentlich besser gefallen hatte) aber alles konnte ich nicht unter einen Hut bringen.
Zwar hätte das Ende auch unter den Umständen anders aussehen können, aber ich habe -nach wochenlangem Hin- und Her- einfach so geschrieben, wie es mir in den Sinn kam- aus einem Gefühl heraus.
@Erddrache, chrissy200, Borealis, Ricky und Oepu: Dankeschön :) . Hab mich echt gefreut, dass es euch gefallen hat.
@ Fedora- Habs dir ja schon im ICQ gesagt: Danke für deine tolle Leitung und alles :)
 
Oh ja - von Honks Ideen, Versionen und vermutlich Albträumen (weil immer irgendwas nicht stimmte) kann ich ein Liedchen singen. Ich habe mitgelitten und immer wieder tolle halbe Fassungen gelesen, die dann (leider) nicht weiterverfolgt wurden. Für mich hat diese Story eine Menge Enden! *g*

@Honk
Aber nächstes Mal machst du die andere Variante, ja? ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Fedora schrieb:
Oh ja - von Honks Ideen, Versionen und vermutlich Albträumen (weil immer irgendwas nicht stimmte) kann ich ein Liedchen singen. Ich habe mitgelitten und immer wieder tolle halbe Fassungen gelesen, die dann (leider) nicht weiterverfolgt wurden. Für mich hat diese Story eine Menge Enden! *g*

@Honk
Aber nächstes Mal machst du die andere Variante, ja? ;)
Hmpf ^^- na, vielleicht stell ich sie ja noch rein, wenn ich noch Zeit fürs Bildermachen finde. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das sollte keine Aufforderung sein. ;)
Ich wollte nur deine unermüdliche Denkarbeit würdigen. Mir wären einige Schwachstellen gar nicht aufgefallen.
Außerdem hatte ich schon so ein tolles Schlussbild mit Elizabeth an der Themse und John Higgins dahinter im Kopf. (Und ich bin fast einen Heldentod gestorben, als du nach der Hälfte der Arbeit plötzlich neu anfangen wolltest. :p)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wollte dich nur indirekt bitten, nicht zu viel zu verraten ;) :p (Und deinen Heldentod hatte ich nie gewollt :ciao:)
 

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