Die Hochzeit von Angel & Ben
Da soviele nichts mit dem Verschwinden von Angel anfangen konnten und unbedingt wissen wollten was denn nun mit ihr passiert ist, habe ich mir selbst eine Kleinigkeit einfallen lassen. Für den Anfang des Mini-Teils habe ich die Beschreibung des 1 & 2 Bildes meiner letzten abgebrochenen FS hier im Forum benutzt. Nun viel Spaß mit dem Mini-Teil von RmeV ^^
DIE MINI-FORTSETZUNG
Zwischen den kahlen Bäumen schlich ein weißer Nebel im Dunkel durch die Nacht. Hin und wieder huschte ein kleines Nagetier über den Boden. Morsche Äste knackten und knarrten ächzend unter der Feuchtigkeit. Ein Käuzchen schrie in der Stille. Die schmale Mondsichel am Himmel erhellte die Umgebung kaum.
Man vernahm schwere Schritte. Derbe Stiefel bohrten sich in die Erde, die darunter leise schmatzte. Holz barst mit einem Krachen. Der stämmige Mann mit den feurigen Augen sah sich suchend um und murmelte mit rauer, abgehetzter Stimme: „Hier! Es muss hier in der Nähe sein! Ich muss mich beeilen, sonst komme ich zu spät! Sie steckt schon viel zu lange da drin!“
Er lief hastig weiter, und sein Mantel streifte die Büsche. Nun begann es zu regnen. Erst fielen nur wenige Tropfen, doch dann hörte man das nahende Grollen eines Donners, und einige hundert Meter entfernt schlug ein Blitz in einen alten Baum.
Der Wetterwechsel machte ihn wütend, und im Gesicht zeichnete sich der Zorn deutlich ab. Er runzelte seine Stirn, kniff die Augen zusammen und fauchte mit gefletschten Zähnen einige Schimpfworte. Erst jetzt konnte man erkennen, dass er nicht zu den normalen Menschen gehörte.
Sein Name war in aller Welt bekannt, auch wenn es nur wenigen vergönnt war, ihn persönlich zu kennen. Alan Darius J. Hudson, Erbe des Morley - Imperiums, hatte es fertig gebracht, dass die Menschheit von der Existenz der Vampire erfuhr. Es gab nun ein weltweit anerkanntes Abkommen, welches das Zusammenleben regelte.
Doch er war nicht glücklich. Sein Vater, Benjamin John Hudson, war in tiefe Depressionen gefallen, nachdem seine Frau verschwunden war. Sie galt seit Jahren als vermisst, denn ihr Körper war nie gefunden worden. Jahrzehnte an akribischer Detektivarbeit hatte es gekostet, bis endlich ein Funken Licht in die Geschichte des geheimnisvollen Verschwindens der Angel Sisi Hudson, einer geborenen Aiman, gedrungen war.
Am späten Abend hatte Darius die fehlenden Teile des Puzzles in seinem Geiste zusammen gefügt, und er ahnte, wo sich seine Mutter befand. Er hatte voller Schrecken ihre letzten Stunden in Freiheit rekonstruiert und wusste, dass die Suche nach ihr keinen Aufschub erlaubte.
So entschloss er sich, alles selbst in die Hand zu nehmen und war allein aufgebrochen in die dunkle Nacht.
In diesem Moment stand er vom Regen durchnässt auf einer kleinen Lichtung. Er fragte sich, ob sich seine Vermutungen bewahrheiten sollten. Langsam schritt er auf den kleinen Hügel am Waldrand zu. Wo sollte er anfangen? Der Fuß des Hügels war etwa zehn Meter breit und sehr schlammig. Durch den überstürzten Aufbruch hatte er vergessen, Werkzeug mit zu nehmen. Nach einigen verwirrten Schritten fiel er instinktiv auf die Knie und begann mit bloßen Händen zu graben. Er sah nicht die grellen Blitze, hörte keinen der ohrenbetäubenden Donner und spürte auch nicht den peitschenden Regen. Immer wieder griffen seine Hände in die nasse Erde und schoben sie weg. Die Kraftanstrengung war so groß, dass er seinen Mantel und das Hemd auszog und zur Seite warf. Die Arbeit wurde durch das Nachrutschen des nassen Erdreichs erschwert.
Eine Stunde verging, bis er seinen Augen kaum trauen wollte. Im tiefen Schwarz des Schlammes erschien eine weiße Stelle. Mit dem Unterarm wischte er über seine Augen, um klarer sehen zu können. Er erkannte nun eine Fingerkuppe. In seinem Geiste hoffte er, dass er nicht zu spät gekommen war. Wie besessen wühlte er weiter. Nach und nach kamen erst eine Hand und dann ein Unterarm zum Vorschein. Er kratzte unvorsichtigerweise über die fahle Haut, aus deren Wunde kein einziger Tropfen Blut floss. Er entschuldigte sich mehrmals dafür und setzte seine Arbeit fort.
Bald hatte er Gewissheit. Dieser geschundene Körper gehörte seiner Mutter. Sie gab kein Lebenszeichen von sich. Der Regen wusch ihr Gesicht rein, ihre Augen öffneten sich, doch sie sah ihn nicht. Darius entfernte aus ihrem Mund die Erde.
Nun wickelte er sie in seinen Ledermantel und rannte mit ihr auf der Schulter zu seinem luxuriösen Wohnsitz. Zuerst legte er sie auf das Sofa in der Empfangshalle, um sich umzuziehen und abzutrocknen. Nebenbei informierte er seinen Vater und seine Schwester über seine Entdeckung, welche sich gleich auf den Weg zu ihm begaben.
Der besorgte Sohn wusch den Schmutz von Angel und bekleidete sie mit einem feinen Satinhemd in schwarz. Er trug sie hinauf ins Gästezimmer und bettete ihren leblosen Körper auf weiche Kissen.
Auf der Bettkante sitzend, strich er ihr eine nasse Haarsträhne von der Stirn. Sie hatte nichts von ihrer Schönheit verloren, nur ihre bleiche, fast grau schimmernde Haut störte etwas dieses Bild. War sie noch zu retten?
Darius war es seiner Mutter schuldig. Sie hatte es ihm ermöglicht, auf dieser Welt zu wandeln, nun war es an ihm, ihr das Gleiche zu ermöglichen. Er kratzte über die Innenseite seines Handgelenks. Tiefrotes, dickflüssiges Blut tropfte auf ihre blassen Lippen. Sanft drückte er die Wunde an ihren Mund und flehte: „Komm schon, Mutter! Du kannst es! Du brauchst es! Koste es! Es tut dir gut!“
Das lebenswichtige Nass floss ihre ausgetrocknete Kehle hinab, und Sekunden später bewegten sich ihre Lider. Langsam öffnete sie ihre Augen abermals, doch sie war so lange verschüttet gewesen, dass ihr Hirn noch nicht richtig arbeiten konnte. Sie begriff nicht, wo sie war, wer hier vor ihr stand und sie erinnerte sich nicht daran, was ihr zugestoßen war. Sie versuchte, Worte zu formen, doch kein Laut erklang. Darius tätschelte freudig ihre Wange und hauchte beruhigend: „Schön, dich wieder unter uns zu wissen! Sag nichts! Du musst zu Kräften kommen. Du kannst mir ... uns alles später erzählen! Ich bringe dir einen Trank, der dich wieder auf die Beine bringt!“
Wenig später betrat Benjamin J. Hudson den Raum. Sein grauer Mantel war triefnass, und er warf ihn achtlos auf den Boden, als er seine Frau erblickte.
Als er den Anruf seines Sohnes erhalten hatte, dachte er an eine erneute Enttäuschung. So oft war er schon voller Hoffnung irgendwo hingefahren und musste dann wieder heimkehren.
Er fiel neben dem Bett auf die Knie und nahm ihre Hand: „Angel? Mein Engel? Bist du es wirklich?“
Ihre grünen Augen strahlten vor Glück, als sie ihn erkannte, Mit schwacher Stimme hauchte sie: „Ben? ...Ben!“
Darius trat ein: „Vater? Gib ihr noch Zeit! Sie braucht jetzt Ruhe und ...“, er hielt ihr ein Glas an die Lippen, „...trink das!“, und hob ihren Kopf hilfreich.
Nach dieser Stärkung bat die Vampirlady, sich aufsetzen zu dürfen, und man half ihr bereitwillig. Sie holte einige Male tief Luft und begann leise zu sprechen: „Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, gefunden zu werden.“
Ben setzte sich auf die Bettkante, während er ihre Hand keine Sekunde los ließ: „Wo warst du die vielen Jahre? Was ist geschehen?“
Sie blickte verwirrt nach unten und zupfte nervös am Laken: „Es ist so lange her! Ich kann mich nur sehr dunkel an alles erinnern. Seit wann galt ich als verschollen? Für mich war es eine Ewigkeit. Es war grausam, die ganze Zeit wie lebendig begraben zu sein.“
Tränen fielen auf ihr Dekolletee, und dann schluchzte sie herzzerreißend auf: „Ich bin so froh, dass es vorbei ist! Quält mich bitte nicht mit Fragen!“
Ben umarmte sie und tröstete: „Psssssst! Ist schon gut! Am besten wird es sein, du ruhst dich aus.“ Darius fügte hinzu: „Wir lassen dich allein!“ Doch Angel war noch traumatisiert und verlangte: „Nein! Ich will nicht ... geht nicht! Jemand muss bei mir bleiben! Ich habe lange genug Einsamkeit ertragen müssen.“
Ihr Ehemann entschied: „Ich bleibe an deiner Seite. Heute Nacht wirst du nicht allein schlafen!“ Der Sohn gab sein Einverständnis: „Das Bett ist groß genug für zwei.“
Allen war klar, dass Angelique Loona Hudson erst am nächsten Tag eintreffen würde, da sie eine längere Anreise hatte.
Wenig später lagen die Eheleute eng aneinander geschmiegt in der Dunkelheit. Noch eine letzte Frage brannte Angel auf der Seele: „Sag mir, wie lange war ich da drin!“
Er streichelte liebevoll über ihr immer noch bleiches Gesicht: „Seit der Nacht, in der du verschwunden bist, sind achtzig Jahre vergangen. Eine sehr lange Zeit! Aber ich habe auf dich gewartet ... mal mehr, mal weniger hoffnungsvoll! Ich fühlte, dass ich dich zurück bekomme.“
Sie lächelte: „Und du kannst dir sicher sein, ich war dir treu!“
Er drückte sie an sich und ihr einen Kuss auf: „Du hattest auch keine andere Wahl! Aber lass uns jetzt lieber schlafen. Oh .... mein süßer Engel ... ich hab dich so sehr vermisst!“
Am Morgen des nächsten Tages traf auch ihre Tochter Loona ein, gerade rechtzeitig zum gemeinsamen Frühstück. Auch ihre noch schwache Mutter saß mit am Tisch, sie nahm nur frisches Blut zu sich. Das war zur Zeit das Wichtigste für sie.
Angel erzählte auf die Frage, wie sie es so lange durchgehalten hatte: „Es war nicht viel, was ich tun konnte. Ab und zu kam ein Tier vorbei gekrochen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie gut in solche einer Situation das Blut einer Schlange oder das einer Ratte schmeckt. Ansonsten gab es Käfer und Würmer. Und ... ich glaube, diesen fauligen und erdigen Geschmack werde ich so schnell nicht aus meinem Mund und aus meiner Lunge heraus bekommen.“
Darius wollte endlich die ganze Wahrheit erfahren: „Aber nun bist du ja hier! Aber ... ich würde gern wissen ... ähm ... wie bist du in diese missliche Lage geraten?“
Alle Augen waren voller Neugier auf sie gerichtet. Sie atmete tief durch und senkte ihren Blick in ihren Schoß. Erst einige Sekunden später sprach sie mit leiser Stimme: „Ich bin nicht in dieser Nacht auf der Jagd in diese Schlammlawine gekommen. Der Anfang meiner Odyssee war dieser eigenartige Mann. Ich hatte ihn zum Opfer auserwählt, ich konnte ihn nicht meiner Macht unterwerfen. Im Gegenteil! Ich folgte ihm in sein Haus. Mein Durst nach Blut war so übermächtig, dass ich alle Vorsicht vergaß. Inzwischen ist mir klar, dass er mich mit dem Wein betäubte, welchen er mit anbot.“
Loona fiel ihr ins Wort: „Wer war dieser Mann? War er dir völlig unbekannt?“
Ihre Mutter trank einen Schluck: „Ich weiß nicht! Vielleicht bin ich ihm schon mal auf der Straße begegnet ? Aber lass mich weiter erzählen! Leider kann ich mich nicht mehr an seinen Namen erinnern ... nur sehr, sehr dunkel! Als ... als ich wieder zu mir kam, war ich auf eine mittelalterliche Folterbank gefesselt. Die eisernen Ringe rieben schmerzhaft an meinen Hand- und Fußgelenken. Ich versuchte mich zu befreien, aber es gelang mir einfach nicht. Dann stand er im Raum! Ein Psychopath! Er fuchtelte mit einem Kreuz rum und faselte irgend etwas von ... Vampire werden bald den Weltuntergang herbei führen und die ganze Menschheit ausrotten. Mir wies er die Schuld zu, dass ich den Zerstörer geboren hätte und dafür müsse ich bestraft werden. Er riss mir wutentbrannt die Kleider vom Leib und betatschte mich. Das Weihwasser sollte mich wohl verletzen, aber das tat es natürlich nicht. Dies erstaunte ihn zwar, aber es stoppte ihn nicht. Seine Schläge waren sehr schmerzhaft... er peitschte mich ... er vergewaltigte mich ...“
Angel vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und schluchzte, so brennend kehrten die Erinnerungen in ihr Gedächtnis zurück.
Benjamin stand auf und umarmte sie. Loona schüttelte fassungslos den Kopf: „Wer kann nur so verrückt sein? Es muss wirklich ein Irrer gewesen sein! Wie konntest du ihm entfliehen, oder ließ er dich frei?“
Ihr Bruder warf ihr einen bösen Blick zu: „Hör auf! Sie ist viel zu aufgewühlt, um ...“. In diesem Augenblick erlangte die Mutter ihre Fassung wieder: „Ist schon gut! Ich will es mir von der Seele reden! Das erleichtert mir, damit zurecht zu kommen!“
Sie bat um ein Taschentuch und schnäuzte sich, dann fuhr sie fort: „Es kostete mich sehr viel Kraft, meine Wunden heilen zu lassen, da ich ... na ja.... er bot mir natürlich kein frisches Blut an!“, sie lächelte mühsam, „ er ließ mich einige Stunden allein, und in dieser Zeit bemerkte ich, dass ein Kellerfenster nur mit einer Sperrholzplatte verdeckt hatte. Das war meine Chance. Ich kugelte meine Daumen aus und konnte mich so befreien. Mit letzter Kraft schlug ich das Fenster ein und kroch hinaus in die Nacht. Das Haus stand am Waldrand und ich floh zwischen die Bäume. Er muss das Glas gehört haben, denn er schrie mit etwas von der Tür aus zu und folgte mir. Trotz meiner Nacktheit spürte ich den kalten Regen nicht. Meine Beine liefen von ganz allein. Immer wieder stolperte ich über Wurzeln und fiel hin, aber ich raffte mich jedes Mal auf. Ich dachte, in der Dunkelheit einen Gang zu sehen, der in die Erde führt ...wie einen Bergbauschacht. Zu spät merkte ich, dass es eine Sackgasse war und prallte gegen eine Wand. Durch diese Erschütterung rutschte der Rest des Hügels zusammen und begrub mich unter sich. Ich war aufs Neue gefangen! Mehrmals versuchte ich, mich frei zu graben, doch ...erfolglos! Also harrte ich geduldig der Dinge, die auf mich zukamen. Es dauerte sehr, sehr lange ... bis ich dann von einer Bewusstlosigkeit übermannt wurde.“
Nach diesem erschütternden Bericht bat Angel darum, auf ihr Zimmer gebracht zu werden.
Ihr Mann erfüllte ihr diesen Wunsch und trug sie hinauf. Dort deckte er sie fürsorglich zu: „Ich bin für dich da, bis du wieder gesund bist!"
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So ich hoffe nun endlich könnt ihr mit der Geschichte leben & seid nicht länger in Ungewissheit!
Vielen, vielen Dank ich fühle mich so geehrt und ach weiß einfach nicht, was ich noch sagen soll. Außer:
DANKE DANKE DANKE IHR SEID EINFACH DIE BESTEN LESER DIE MAN SICH WÜNSCHEN KANN ! !