@Chrissy: Lieben Dank für diesen schönen Kommi und einen dicken Kuss an Dich!
@schwarzerengel: Mensch, ich freue mich sehr über deinen Kommi! Und klar benachrichtige ich Dich!
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Kapitel 16
In der Disko
Es war erneut Samstagabend. Eine Woche war vergangen, seit sich Lilles Leben mit einem Schlag verändert hatte... und so dramatisch verkürzt.
Jazzy war in dieser Woche nicht mehr von ihrer Seite gewichen, ohne Lille dabei wie ein roes Ei zu behandeln. Lille war sehr froh, sich ihr anvertraut zu haben. Ihren Eltern ging sie zur Zeit ein wenig aus dem Weg. Sie konnte ihre traurigen Blicke nicht immer ertragen. Glücklicherweise ließen sie sie tun und lassen, was immer sie wollte. Auch wenn es Lilles Mutter schwer fiel, Lille nicht ständig in ihre Arme zu reißen.
Jazzy hatte Lille überredet, heute Abend mit ihr in den Jugendclub zu kommen. Zuerst war Lille unsicher gewesen, aber wie oft würde sie schon noch Gelegenheit haben? Und Jazzy schaffte es auf ihre besondere Art und Weise immer wieder, sie zum Lachen zu bringen und ihr das Gefühl zu geben, nicht krank zu sein, nicht diese Gewissheit zu haben.
Darum kam Lille schließlich gerne mit.
Sie fühlte sich auch sehr wohl, als sie beide in der vertrauten Atmosphäre standen und der DJ die ersten Beats durch den Saal jagte. Zuerst blieben beide im Vorraum stehen und Lille brachte die Sprache auf ein Thema, das viel zu lange in Vergessenheit geraten war:
"So, Jazzylein, du bist mir noch eine Antwort schuldig. Vor einer Woche auf der Terrasse sagtest du was von einem Traumprinzen... und ich will jetzt Fakten."
Jazzy sah Lille an. "Naja, weißt Du... es... es kommt mir zur zeit gerade so völlig unwichtig vor, über so etwas zu sprechen, über meine kleinen Problemchen..."
Lille schüttelte energisch den Kopf. "Schwachsinn! Das Leben geht weiter, Jazzy - zumindest für dich..." Lille sagte es ohne Schmerz zu empfinden. Sie merkte, wie langsam etwas wie Akzeptanz in ihr wuchs und sie sprach weiter: "Und ich bin deine beste Freundin und will, dass du glücklich wirst. Und abgesehen davon bin ich nach wie vor einfach neugierig."
Jazzy sah sie dankbar an. "In Ordnung, ich sag es dir."
"Weißt Du, es gibt doch diesen Jungen aus der Klasse über uns. Du weißt schon, der mit dem Bart und den halblangen Haaren, wir haben uns öfters mal im Schulhof gesehen. Naja und neulich haben wir uns mal unterhalten, einfach so, wir sind aneinandergerempelt. Und Lille - er ist so süß und so nett. Ich kann so toll mit ihm reden. Und naja... er will heute auch herkommen, weißt Du."
Lille klatschte in die Hände. "Mensch, Jazzy, das ist ja toll! Das freut mich! Ich würde mich so wünschen, dass du einen Freund findest, der lieb und nett ist!"
"Das ist Toni!" sagte Jazzy und ihre Augen funkelten. "Er ist der liebste von allen, die ich bisher kannte!"
Lille lachte herzhaft und sah sich dann im angrenzenden Diskoraum um. "Oh nein!" entfuhr es ihr. "Da ist Tom!"
Jazzy sah ihr über die Schulter. "Naja, es überrascht mich nicht, wir sind ja fast jeden Samstag alle hier."
"Ich weiß... nur hab ich gehofft, er wäre heute nicht da. Es ist schon in den Proben so schwer für uns..."
Jazzy sah Lille an. "Bist du dir sicher, dass deine Entscheidung richtig war? Ich will dich nicht verurteilen, bestimmt nicht. Aber... bist du dir sicher?"
Lille sah sie an und wirkte mit einemmal traurig und ein wenig erschöpft. "Ja, bin ich... und ohnehin... es ist zu spät... ich meine, er hasst mich, redet kein Wort mehr mit mir, wenn es nicht sein muss... also... lass uns nicht mehr drüber reden."
Jazzy sah sie mitfühlend an. "Wenn du willst, sag ich kein Wort mehr."
Lille atmete tief durch und schloss für einen Moment die Augen und lauschte der Musik, die durch ihren Körper drang. Sie hatte sich so entschieden und nun war es eben so. Sie wollte die restliche Zeit ihres Lebens nicht mit Reue vertun und merkte, wie die Musik sie in ihren Bann zog und sich etwas wie Freude in ihr ausbreitete.
"Ich will den Abend heute einfach genießen", sagte sie entschlossen zu Jazzy und öffnete die Augen wieder.
"Das wirst du!" lachte Jazzy und sah aufeinmal nervös in den Diskosaal.
"Was ist los?"
"Toni ist gerade reingegangen", erwiderte sie hektisch und winkte dann jemandem zu. "Du Lille, macht es dir was aus, wenn ich schnell zu ihm gehe und ihn begrüße?"
Lille lachte. "Ganz im Gegenteil!"
Lille ging hinter Jazzy her in den Diskoraum und nickte Toni kurz zu, dann ließ sie ihn und Jazzy alleine und stellte sich ein Stück abseits vor die Toiletten. Lächelnd beobachete sie Jazzy, die sich lachend und angeregt mit Toni unterhielt, der wirklich nett zu sein schien.
Sie freute sich so für sie! Es schien wirklich gut für sie zu laufen!
Lille seufzte. Wie gerne würde sie nun auch mit Tom so dastehen! Sie vermisste ihn - furchtbar.
Ihr Blick wanderte automatisch zu ihm hinüber, er saß auf einer Bank, drehte ihr den Rücken zu und unterhielt sich mit einigen anderen Jugendlichen.
Er schien gar keine Notiz von ihr zu nehmen. Er hatte nichtmal gegrüßt. Im Theater war die Atmosphäre gespannt, aber allen lag zuviel an dem Stück, als dass man es riskiert hätte, es deswegen zu ruinieren.
Lille seufzte. Ihr Plan war perfekt aufgegangen - er hasste sie.
"Lille?" fragte eine Stimme. "Wieso stehst du hier in der Ecke und machst ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter?"
Lille sah auf. Vor ihr stand Nico und lächelte sie nett an.
"Oh hei Nico!" sagte sie freundlich. Sie hatte nie viel mit Nico zu tun gehabt, er war ihr immer recht suspekt gewesen mit seiner seltsamen KLamotte und dem zweifelhaften Ruf, der ihn begleitete. Aber eigentlich war er immer sehr nett und lustig gewesen.
"Hey, nun mach doch nicht so ein Gesicht, sonst wird die Milch noch sauer und die Kellner beschweren sich bei dir!" sagte Nico munter.
Lille musste über sein ulkiges Gesicht herzlich lachen und fühlte, wie gut das tat!
Sie merkte nicht, dass Toms Oberkörper sich straffte, als er ihr Lachen vernahm...
Nico blieb weiter bei Lille stehen und redete mit ihr.
"Hast du das von Suse gehört?" fragte er aufgeregt.
"Nein, was denn?"
"Sie ist vorhin hier reingekommen und hat sich gebückt, da riss ihr der komplette Rock und sie stand im Slip da! Rosa geblümt, ich habe mich weggeworfen!"
Lille sah ihn lachend an. "Nein, ehrlich? Die arme Suse!"
Sie lachten herzlich und Lille fühlte sich immer wohler.
Lille war so im Gespräch mit Nico vertieft, dass sie nicht merkte, dass Tom aufgestanden war und zur Treppe gehen wollte, die nach oben zu den Spielsälen führte. Ein paar Meter vor ihnen blieb er stehen und sah sie regelrecht angewidert an.
Er verstand die Welt nicht mehr. Wie Lille da stand, lachte und mit Nico schäkerte! Sie mochte ihn doch eigentlich gar nicht, was machte sie da nur? Hatte sie vergessen, völlig vergessen, was zwischen ihnen gewesen war?
Und wieso machte Nico sich an sie heran, wo er es doch eh nie auf etwas festes abgesehen hatte...? ODer passte das dann gerade gut zu Lille, so wie sich seit neustem zeigte?
Tom spürte die schmerzliche Wut in sich hochbrodeln. "Oh Lille!" dachte er. "Langsam fange ich an, dich zu hassen!"
Tom grunzte leise vor Wut. Nun fing sie auch noch an, mit diesem Looser zu tanzen! Wie sie ihn anlächelte, nein anSTRAHLTE!
IHN, Tom!, hätte sie so anstrahlen sollen. Heute vor einer Woche hatte er noch aufgeregt vor dem "Times" gestanden... es hatte ein perfekter Abend werden sollen. Und nun, nun war alles ganz anders... Lille ein ganz anderer Mensch... wenn er doch nur verstehen könnte, WARUM! Tag und Nacht ging ihm diese Frage durch den Kopf, ohne eine Antwort.
Er schüttelte erbost den Kopf und zischte: "Das kann ich mir nicht mehr mit ansehen!"
Schnell machte er sich auf den Weg nach oben. Dort traf er auf Mirko, der ihm nüchtern auf die Schulter klopfte und schweigend begann, den Billardtisch vorzubereiten.
Während er Mirko zusah, schweiften Toms Gedanken ab. Was machte Lille da unten wohl gerade mit Nico? Wieso war sie nur so anders? Hatte er sich so schmerzlich in ihr getäuscht? Dass sie ihn so kalt abserviert hatte, war schon schlimm genug... aber dass sie nun vor seinen Augen mit Nico herumschäkerte...
Schäkerte? Konnte man das so nennn? Vielleicht sprachen sie auch nur miteinander, ganz unverfangen?
"Hey Alter!" riss ihn Mirkos Stimme aus seinen Gedanken. "Worauf wartest du? Sonst stößt du doch immer an!"
Tom sah auf und sagte verwirrt: "Nein, Mirko - schon ok. Mach du das heute."
Mirko sah ihn lange an und ging dann schweigend um den Tisch herum, um sich sein Queue zu nehmen. Währenddessen war Tom schon wieder in seinen Grübeleien versunken.
Derweil lief es für Jazzy immer besser. Toni und sie unterhielten sich prächtig!
Es war fast, als seien sie ganz alleine und Jazzy hatte alles um sich vergessen.
"Du bist so wahnsinnig lustig!" lachte Toni und sah Jazzy an. "Ich habe mit noch niemanden so einen wahnsinnigen Spaß gehabt wie mit dir!"
Jazzy rief begeistert. "Das geht mir ganz genauso mit dir, Toni!"
Sie lachten beide herzlich. Jazzy schluckte und nahm ihren Mut zusammen. Wenn nicht jetzt in die Offensive gehen, wann dann?
"Weißt Du, Toni... ich finde dich echt nett. Ich bin froh, dich kennengelernt zu haben, echt", sagte sie und ging einen Schritt auf ihn zu.
Geschmeichelt lächelte Toni zurück und sagte: "Das geht mir ganz genauso, Jazzy... hör mal... wollen wir nicht woanders hinfahren? Irgendwo wo es etwas ruhiger ist? Ich lade dich auf einen Eisbecher im Allmaro ein, was hältst du davon?"
Jazzys Augen strahlte und impulsiv wollte sie "JA!!" rufen, besann sich aber und sagte: "Ich muss Lille erst fragen..."
"Natürlich, mach das." Toni nickte verständnisvoll.