Ich mag die Sims 2. Und zwar, abgesehen von der tollen Grafik und den zahlreichen Optionen, hauptsächlich der Einfachheit halber. Mein Sim macht sein Studium, kauft sich ein Haus, setzt sich an den PC und hat einen Job. Taadaa! Meine Sims sterben nicht an irgendwelchen Unfällen, und sie haben immer Lust, an ihren Skills zu arbeiten. Das Baby schreit? Kein Problem, es wird ohne zu Murren aufgestanden. Oma ist gestorben? Traurig, klar. Aber es war ihre Zeit, und sie hatte Platin. Das Leben ist nicht so. Dieses Spiel schon.
Man kann "Die Sims 2" nicht mit anderen Spielen gleichsetzen. Wenn ich jemandem bei Counter Strike zusehe und etwas rufe wie "wow, was für ein geiler Kill", heißt das vielleicht, daß ich einen an der Klatsche habe - aber nicht, das ich will, das ein Passant bei den Sims meine Familienmutter zu seiner Statistik zählen kann. In Gothic ziehe ich mit meiner dicken Axt los, um Viecher zu killen. In Civilization erkläre ich dem Chinesen den Krieg, einfach nur, weil mir langweilig ist und er guten Zugang zum Meer hat. Bei den Sims geht es darum, wie das Leben aussehen könnte, wenn alles easy wäre. Man kann es schlimm genug machen. Es ist etwas völlig unterschiedliches, ob ich in San Andreas den Mode freischalte, in dem ich mit Tastendrücken eine Frau befriedigen kann, oder ob ich einem Sim befehle, sein Kind zu mißbrauchen.
Und genau das müsste man tun. Man hätte das nette Tortenmenü. Man würde auf das Kind klicken und hätte zur Auswahl: Spielen... / Küssen... / Reden... / Mißbrauchen...
Ernsthaft, Leute. Muss man darüber nachdenken? Ich kann schon verstehen, daß man sich die Frage stellt, wie viel realistischer das Spiel wäre, wenn das ginge. Ich frage mich nur echt, wie viel realistischer ich das Spiel haben möchte. Wie ich schon an völlig andere Stelle mal gesagt habe (huhu, Schauy), reicht es mir absolut, mir vorzustellen, schlimme Dinge würden passieren. Wenn ich einen erwachsenen Sim erstelle, überlege ich mir auch, was vorher passiert sein könnte, bevor er oder sie in meine Nachbarschaft gezogen ist. Ich bin eine friedliche Spielerin. Einmal hatte ich mir in den Kopf gesetzt, einer meiner Sims müsste die Mutter des gemeinsamen Sohnes beim Fremdgehen erwischen, damit er schließlich mit seiner besten Freundin zusammenkommen könnte. Es hat mir fast das Herz gebrochen, zu sehen, wie die Familie auseinanderbrach.
Viele der Dinge, die in meinem Spiel passieren, sind nur in meinem Kopf. Und es sind überwiegend niedrig gelegene Dinge auf der Ich-bin-schlimm-Skala.
Wenn i/d meint, die Schnaps- und Zigarettenindustrie könnte sich "nur" über schlechte Werbung beklagen, sollten deren Produkte als negativ wirksam ins Spiel eingebaut werden, zeigt das doch genau die Naivität, die Sims 2 unterstützt. Weiter so! Nokia wundert sich über Okkultismus - genau so sollte das Spiel sein. Es gibt keine feste Religion, keinerlei spirituelle Verpflichtungen. Ich find's klasse. Realismus? Wenn meine Sims am Sonntagmorgen endlich mal gemeinsam frühstücken, fehlen mir mit Sicherheit die Zeugen Jehovas nicht, die plötzlich klingeln, um etwas über nichtexistente Zigaretten und Sünden zu erzählen.
Und, gloomilicious, wenn jemand die freie Meinung vertritt, es wäre normal, mit Tastenbefehlen eine Vergewaltigung nachvollziehen zu wollen, und jemand anders die freie Meinung vertritt, dies wäre ein Anzeichen von geistiger Umnachtung - yay, Meinungswunderland! Tatsächlich ist nicht jede freie Meinung auch eine gesunde Meinung. Und wenn jemand eine ungesunde Haltung hat, lässt sich das nach allgemein gängigen sprachlichen Maßstäben durchaus als "nicht alle Tassen im Schrank haben" bezeichnen. Das ist keine Beleidigung, die Killerkatzi86 da geäußert hat, sondern eine Tatsache.