Willkommen zum Samstags-Portrait! Heute stellt Caroline sich vor:
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Caroline
"Ich machs. Ich machs nicht. Ich machs. Ich machs nicht." Manchmal stelle ich mir das gute Engelchen auf meiner linken und das böse Teufelchen auf meiner rechten Schulter vor. Das gute Engelchen sagt immer: "Komm schon, trau dich, du schafst das!" Das Teufelchen: "Vergiss es! Du weisst, was passieren wird! Du wirst versagen! Das wird mega peinlich!"
Im Kopf gehe ich jeden einzelnen Schritt durch. Aus dem Haus gehen, Tür abschliessen, in den Bus einsteigen, in die U-Bahn einsteigen. Mein Herz klopft. Dann das Büro des Chefs. Mir wird übel. Rasch renne ich ins Bad.
Ich würge und übergebe mich. So ein Mist! Ich hasse das! Jetzt fühle ich mich für den Rest des Tages wie ein ausgewrungener Waschlappen. Zitternd ziehe ich die Jacke an. Ich werde es tun! Ich zwinge mich förmlich, die Türschwelle zu überschreiten.
Die Menschenmassen. Meine Güte, ich habe ganz vergessen, wie das ist! Ich atme schneller. Ein Stich in der Herzgegend breitet sich über den ganzen Oberkörper und über die Arme aus. Ich keuche, ringe nach Luft. Ich weiss, dass es nicht das Herz ist.
Schnell biege ich in eine Seitengasse ab, wo mich niemand sehen kann. Ich versuche, mich zu konzentrieren. "Alles ist gut, es ist gar kein Problem. Einatmen, ausatmen." Mir ist schwindlig und ich setze mich kurz.
"Fräulein, ist alles in Ordnung mit Ihnen?" Eine ältere Dame beugt sich zu mir herunter. "Sie sehen blass aus. Geht es Ihnen nicht gut? Soll ich einen Krankenwagen rufen?" Ich winke ab. Ich sage, dass es mir gut geht. Ich habe keine Lust zu erklären, was los ist, dass da auch kein Krankenwagen hilft und dass es bald vorbei sein wird. Hoffe ich zumindest. Wenigstens für dieses Mal. Bis zur nächsten Attacke.
Ich bin wie du
Ich bin anders
Ich bin Caroline
Ich bin Paniker
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Infos zum Thema
Betroffene von Panikattacken leiden unter plötzlichen Angstanfällen, die nicht auf eine reale Gefahr bezogen sind. Starke körperliche Reaktionen ereilen den Betroffenen wie aus heiterem Himmel und sind dieselben, die den Körper bei extremer Bedrohung auf die Flucht vorbereiten soll. Es kommt zu akkuter Atemnot, Engegefühl in der Brust, Schweissausbrüchen, Herzrasen, Zittern, Taubheitsgefühle in den Gliedern, Übelkeit, Bauchschmerzen und anderen Beschwerden.
Bis zu 4% der Bevölkerung erkrankt im Laufe des Lebens an einer Panikstörung.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sich in etwas so anfühlt, als sei der Körper falsch "programmiert". Der Körper verknüpft alltägliche Reize mit Panik. Meistens weiss man nicht, was der Auslöser für die Panikattacke ist. Die Reaktionen, die irgend eine (meist triviale) Situation hervorruft sind jedoch äusserst unangenehm und belastend. Der Körper muss langsam wieder lernen, dass die gegenwärtige Situation keinen Anlass dazu gibt, Angst zu zeigen. Dies ist meistens ein sehr langer Prozess, der oft ein Leben lang dauert.
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Links zum Thema
www.panik-attacken.de
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