Fotostory Das Weinen der Sirenen

Ozelot

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Dezember 2003
Alter
44
Ort
Cydonia (Mars)
Hoi die Zweite und Willkommen zu einer neuen grenzwertigen Leseerfahrung! :read:
Da meine erste Fotostory "Saigo no Koufukuron" ja gerade bei den Erwachsenen hier *hust* so gut angekommen ist, wage ich mich erneut an eine Geschichte.

Es ist wieder keine Teenager-Lovestory (sorry Kids, nehmts nicht persönlich ;) ) und diesmal geht es nicht um Einsamkeit und Isolation, sondern um die Grenzen der menschlichen Ethik und Moral. Wo ich mich mit meiner ersten Story schonmal rangetastet habe, den menschlichen Wahnsinn zu beschreiben, werde ich diesmal einige wirklich grosse Tabus brechen und ich rate zart besaiteten Leuten davon ab, diese Geschichte zu lesen. (Ich hoffe, ich kriege keinen Rüffel von der Forenleitung :ohoh: aber es sei gesagt, ich stelle keine Gewalt dar und auch keine expliziten Sexszenen)

Nun denn, ich hoffe, ihr habt einen starken Magen und kein zu erzkonservatives Weltbild ;)

Benachrichtigt werden:
der Jahni;LiT;Purple_Moon;Lully_Maus;<3 MaLu <3;
Mailin;LaFeeSim;*Lisa*;simgurl0609;Lucy_Nyu
une copine;xBoux;piano;Phiala;Pheebs007
Snagge;rehab;userfan;GruenesGift;Lenia2502;
lila.freakii;Ienny;Niqesse

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PROLOG

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Die Sonne.
Ein gigantischer Feuerball im Zentrum des Universums. So heiß, daß man in manchen Monaten des Jahres sogar barfuß laufen konnte, ohne zu frieren. So hell, daß sie selbst den großen Wald in heiliges Licht tauchte und ihm all die Gespenster austrieb, vor denen wir solche Angst hatten. So unbeschreiblich schön, daß man bei ihrem Anblick jede Art von Kummer vergaß.
Die Sonne – der Ursprung allen Lebens.
Eine Legende der Hoffnung, so alt wie die Menschheit selbst. Dennoch hielten manche Menschen an ihrer Existenz fest und wenn ein Kind abends im Bett Angst vor der Dunkelheit hatte, so erzählte man ihm diese Fabel. Was für Träumer sie doch waren…

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Solang ich mich zurückerinnern kann, war es immer grau gewesen. Durch die tief hängenden Wolken drang gerade soviel Licht, daß man sehen konnte, wohin man trat und man hatte ständig das Gefühl, man sei in einem surrealen Traum gefangen. „Der idyllische Ort am Rande eines Sees“ verhießen die Urlaubsbroschüren über Treesville.
Treesville – das ist der Ort, in dem ich wohne. Eine kleine Stadt mit einer Handvoll Einwohnern, mitten im großen und gigantischen Nichts der Welt. Wenn der diesige Nebel, der manchmal den ganzen Tag über in der Stadt hing, dem feinen und kalten Nieselregen Platz machte, konnte man die fernen bewaldeten Hügel sehen, die unser kleines Dorf umgaben. Trotzdem es Infoblätter über Treesville gab, so erinnere ich mich nicht daran, daß jemals ein Besucher von Außerhalb hierher fand. Was hätte ihn auch hier erwartet? Die Einwohner dieses Ortes kannten die Bedeutung des Wortes „Freundlichkeit“ nicht. Ihre Gesichter lachten nie und es wurde gerade so viel gesprochen, wie es von Nöten war.

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Alles, was ich weiß, kenne ich aus Erzählungen. Ich erinnere mich nicht daran, jemals in der Stadt selbst gewesen zu sein. Die einzige Verbindung zur ihr war der Kleinbus, der ein paar mal im Jahr vor unserem Heim hielt und die neuen Kinder brachte. In den ersten Tagen waren die Neuen immer noch sehr redselig und versuchten Bekanntschaften zu knüpfen, um nicht allein zu sein. Mit der Zeit jedoch lernten sie, daß es kein Vorteil war, Freunde zu haben. Wenn man niemanden hat, der einem etwas bedeutet, tut es auch nicht weh, wenn derjenige plötzlich nicht mehr da ist. Und früher oder später erwischte es jeden von uns.

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Unser Kinderheim, ein mehrstöckiger Hausklotz mit schmutzig grauer Fassade, befand sich einige Kilometer außerhalb des Stadtzentrums von Treesville. Nur eine einzige Straße führte hier herauf an den Rand eines großen dunklen Waldes, der sich hinter dem Haus ins Unendliche erstreckte und jeden, der den Versuch unternahm, ihn zu durchqueren, irgendwann in den sicheren Tod trieb. Es war uns streng verboten, in die Stadt zu kommen. Niemand wollte uns dort sehen. Gelang es einem von uns, die Grenzen des Ortes zu passieren, schoß man auf uns, oder jagte uns mit Hilfe von einer Meute bellender Hunde ins Moor. Manche von uns sagten, daß dieses Schicksal gnädiger wäre als das, was uns hier im Heim erwartete.

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Es gab hier keine Erwachsenen. Es gab auch niemanden, der auf uns aufpaßte oder uns versorgte. Unser Heim war ein Abstellgleis, die letzte Bastion, eine Art Exil, in das wir gebracht wurden, um zu sterben. Den Grund dafür kannte niemand hier. Wenn man jemanden fragte, was er getan hatte, bevor er hierher kam, erhielt man meistens ein Schulterzucken oder ein weinerliches „Ich weiß es nicht mehr.“ . Es ist kein Geheimnis, daß die Grenzgänger von Treesville –so nannte man uns- irgendwann vergessen, daß es ein Leben vor dem Heim gab. Aber es hatte auch keinen Anlaß dazu gegeben, den Grund nicht zu vergessen, denn keinen Menschen hatte es je interessiert.

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Das Leben hier hatte längst die Bedeutung des Wortes verlernt. Es war ein Dahinsiechen in Dreck, Gestank und Unrat. Nur sehr selten erreichte ein Grenzgänger das 15. Lebensjahr. Vorher starb er entweder an einer der zahllosen Seuchen, die im Heim grassierten, oder den grausamen Hungertod. Viele begangen Selbstmord, indem sie sich vom Dach stürzten und ebenfalls nicht wenige wachten einfach irgendwann nicht mehr auf.
So konnte es einen jederzeit erwischen und niemandem fiel es auf, wenn man nicht mehr da war. Erst, wenn der eindeutige Verwesungsgestank aus einem der vielen Zimmer trat, öffnete jemand die Tür, um sich des Toten anzunehmen und ihn in den Keller zu bringen, wo er zusammen mit vielen weiteren Leichen zerfiel. Man könnte meinen, der Tod mit seinem bestialischen Geruch sei ein Störfaktor im Heim gewesen und daß die Kinder darin den Kadaver aus Respekt und Ethik entsorgten. In Wirklichkeit jedoch war nichts dergleichen der Fall. Man hatte sich längst an den Gestank von verrottendem Fleisch gewöhnt und der Tote wurde nur entsorgt, um Platz für den Nächsten zu machen, der in jenem Zimmer sterben sollte.

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Mein Name ist James, ich bin dreizehn Jahre alt und dies ist meine Geschichte.


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...to be continued



...bis hierher erstmal wieder :) Mal schauen, ob sich das überhaupt jemand antun will :scream:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, ich tue es mir an ;)

Deine neue Geschichte fängt schonmal sehr interessant an. Das Bild, das du von diesem Ort zeichnest, ist wirklich grausam und verstörend. Es ist so absolut hoffnungslos und ich empfinde wirklich Mitleid mit den Kindern, die dorthin gebracht werden. Du wirfst wieder einige Fragen auf. Warum kümmert sich niemand richtig um die Kinder? Warum schaut eine ganze Stadt weg? Warum lassen es so viele Menschen zu, dass so etwas geschehen kann? Es wäre doch schon viel geholfen, wenn jeder einfach nur ein bisschen Aufwand betreiben würde. Das sind ziemlich zentrale Fragen, die du da behandelst, die auch schon in einigen großen Klassikern der Weltliteratur (wie ich dieses Wort liebe *hüstel*) behandelt wurden und ich finde es sehr spannend, was du daraus machst. Du hast es auf jeden Fall schon mal geschafft, mir eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen. Schon bei der Erzählung selbst, aber als du fieses Etwas dann auch noch hinzugefügt hast, wie alt der Erzähler ist, war es um mich geschehen. Man kann nicht mehr darüber stehen und sich denken: "Naja, ist halt ne Geschichte, die da jemand erzählt." Nein, du zwingst den Leser (auch durch die Erzählperspektive) hinzuschauen und mitzufühlen. Wenn ein 13-jähriges Kind seine eigene Geschichte erzählt, berührt es um so viel mehr, als wenn ein Außenstehender das tut. Du zwingst uns, einzutauchen und aktiv teilzunehmen, nicht mehr passiv als Außenstehender. Aber so schaffst du es natürlich auch viel mehr, zu berühren.
Deine Bilder sind übrigens wirklich gut. Ich hab ja schon geahnt, dass da viel Potential vorhanden ist und ich freue mich, dass ich Recht hatte *g*. Sie unterstreichen deine Geschichte sehr gekonnt und ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Eigentlich mag ich ja tragische Geschichten nicht so sehr, aber du fesselst mich immer wieder durch eine Art morbide Faszination an deine Geschichten und ich frage mich langsam, ob ich nicht doch einen Hang zum Voyeurismus habe (auch wenn ich bei Unfällen etc. kein Gaffer bin, ganz ehrlich!)

Also, ich bin echt gespannt und höre jetzt mal auf zu labern (eine meiner größten Schwächen, ich kann mich einfach nicht kurz fassen)

LG Kuona

*EDIT: Jetzt habe ich gerade gesehen, dass das "nur" der Prolog war und ich freue mich!!! Ich finde zwar Prologe in Gedichtform auch ganz schön, aber so langsam hatte ich die Befürchtung, dass es hier im Forum bald nur noch solche Prologe gibt. Von daher auch noch mal an Danke an dich ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, es ist erst der Prolog. Und selbst der ist schon nicht ohne.
Die Fragen nach dem Wieso und Warum, und nach den Anwohnern, die einfach ihre Kinder dahinbringen, um sie dort sterben zu lassen - die werden noch beantwortet. Es sei aber zu sagen, dass James den Grund dafür selbst nicht weiss. (Irgendwie kann ich nur Psychomatsche schreiben, glaub ich)

Ich finde es übrigens sehr toll, dass du diesmal von Anfang an dabei bist :)
Im Übrigen ist ein Prolog in Gedichtform nicht wirklich meine Welt, denn Gedichte verbinde ich irgendwie immer mit Kitsch und Kitsch ist das, was zu dieser Geschichte irgendwie am wenigsten passt. Ich glaube aber, das hat mit Voyeurismus nichts zutun. Immerhin ist es eine Geschichte und die ist zum Lesen da :)
 
Da Du ja geschrieben hast, dass diese Story nichts für zartbesaitete Menschen ist, hatte ich erst überlegt, ob ich weiter lesen oder lieber wegklicken soll. Mich haben dann aber die Bilder neugierig gemacht, und so habe ich mir eben den Prolog durchgelesen (ich schließe mich hier übrigens Kuona an, dass es sehr positiv ist, dass Du nicht, wie es hier bei jeder 2. Story neuerdings der Fall ist, einen "Gedicht-Prolog" geschrieben hast, sondern im Grunde einen Prolog wie ein ganz normales Kapitel). Du bringst wirklich eine sehr beklemmende Atmosphäre rüber, man bekommt irgendwie richtig Angst, wenn man den Text liest und sich die Bilder dazu ansieht. Ich frage mich, in welcher Zeit Deine Geschichte spielt, verrätst Du uns das noch?
Toll finde ich auch, dass die Geschichte aus der Sicht eines Jungen erzählt wird. Wer mich kennt, weiß, dass es da von mir einen Pluspunkt gibt, denn es gibt so viele "Mädchen/Frauen-Stories" hier. Kurz gesagt, der Anfang gefällt mir schonmal sehr gut, und ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht. Da ich aber zu den zartbesaiteten Usern gehöre, kann ich Dir noch nicht versprechen, ob ich die Geschichte auch bis zum Ende verfolgen werde. Mal sehen, was noch kommt.
 
Da muss ich dir uneingeschränkt Recht geben! Es gibt ja echt NUR Frauengeschichten. (o_O) Jetzt wo dus sagst, ists mir aufgefallen... Naja, umso besser, dass der Protagonist diesmal ein Kerl ist.

Die Geschichte spielt übrigens in der heutigen Zeit. Ist aber absolut unwichtig für den Verlauf der Story :) Ich hoffe trotzdem, dass du mir als Leser erhalten bleibst!
 
Du hast noch einen neuen Leser, einen treuen! Diese Geschichte greift ein Thema auf, das viel zu oft unter den Teppich gekehrt wird, und du schreibst, Ich weiss nicht, wäre umwerfend eine Beleidigung? =)
Nein im Ernst! Die Bilder sind auch toll, und ergänzen den Text sehr gut!
Insgesamt erschaffst du eine schöne, düstere Stimmung! Muss ja nicht immer nur heile Welt sein! Benachrichtigst du mich?

Lg Jahni
 
Benachrichtigst du mich wieder?

Deine neue Geschichte klingt wieder sehr interessant, bei dem Titel dachte ich zuerst, es gänge um irgendwas im Fantasy-Bereich, um irgendwelche Meereswesen. Jetzt frag ich mich nur noch mehr, was Titel und Prolog zusammen haben ;)
 
Hallo purpurfarbener Ozoloti...

Wo du schon so eine weitgeschwungene Ansprache am Anfang gehalten hast, war ich dann doch recht neugierig geworden, und hab mich durch deinen Prolog gelesen.
Ein hartes Thema aber ein paar Fragen hab ich dann doch:

1. Fabel: Eine Fabel hat doch immer eine allgemeingültige Moral und benutzt meistens Wesen, denen menschliche Charaktereigenschaften zugeschrieben werden können (Fuchs = Listig) ...
Wo ist das bei deiner Legende erfüllt? Aber das nur als Kleinigkeit am Rande...

Die wirklich großen Fragen, die sich mir stellen, sind die folgenden:

Du schreibst

Manche von uns sagten, daß dieses Schicksal gnädiger wäre als das, was uns hier im Heim erwartete.

Wie konnten sie das wissen, sind doch alle die jemals gegangen sind, erschossen oder von Hunden ins Moor gejagt worden, wo sie dann wahrscheinlich auch starben.
Wer kann also erzählt haben, wenn nie jemand zurückgekommen ist. Und selbst wenn jemand die Chance gehabt hätte, so schreibst du ja oben, das es gnädiger wäre im Moor zu verrecken als in diesem Heim. Warum sollte er also zurückkommen?

Nur eine einzige Straße führte hier herauf an den Rand eines großen dunklen Waldes, der sich hinter dem Haus ins Unendliche erstreckte und jeden, der den Versuch unternahm, ihn zu durchqueren, irgendwann in den sicheren Tod trieb.

Gleiches wie oben - woher wissen die Kinder das derjenige tot ist? Ist er doch wahrscheinlich nie zurückgekommen, vielleicht also auch in die Freiheit gekommen.

Zu seinen Erzählungen: das Dorf in dem er aufgewachsen ist kennt er nur aus Erzählungen und erinnert sich nicht mehr daran. Das heißt er muss ja, als er noch realtiv klein war, in dieses "Heim" gekommen sein. Wie hat er überlebt, wenn doch alle Einzelgänger sind? Kannibalismus?
Aber warum bringen sie dann die Leichen in den Keller und essen sie nicht, solange sie noch frisch sind?

der ein paar mal im Jahr vor unserem Heim hielt und die neuen Kinder brachte

Es kommt also jemand rein, von Zeit zu Zeit. Warum schließen sie sich nicht zusammen und brechen dann aus? Davon mal abgesehen scheint es ja eh einen Weg hinauszugeben, schließlich sind ja welche abgehauen. Und da jeder Tod gnädiger ist, als der in diesem "Hausklotz" warum wohnen dann noch überhaupt welche dort? Ich halte es für sehr unrealistisch, das sich kein Gruppengefüge in einer solchen Situation bildet. Der Mensch ist nun mal ein Herdentier. Okay, du schreibst, es fällt einfacher einen Menschen zu verlieren, wenn er einem nichts bedeutet, aber es fällt auch einfacher zu sterben, wenn man Menschen um sich hat, die einem etwas bedeuten - Gleiches Schicksal schweißt zusammen.

Dann schreibst du auf die Frage warum die Kinder hier sind:

„Ich weiß es nicht mehr.“

Sie wussten es also mal, es gibt also einen Grund warum sie herkommen... in dieses Vernichtungslager.
Wo wir gerade bei Vernichtungslager sind:

Man könnte meinen, der Tod mit seinem bestialischen Geruch sei ein Störfaktor im Heim gewesen und daß die Kinder darin den Kadaver aus Respekt und Ethik entsorgten.

Ich finde, das könnte man in keiner Art und Weise meinen, denn dann könnte man auch meinen, das die Nazis die Juden aus ethisch, respektvollen Gründen in Massengräber geschaufelt haben - das meint aber keiner, das war nur entsorgen und so ist obiger Vorfall auch nur entsorgen und nichts anderes. Der Gedanke an Respekt und Ethik kommt nicht mal im Entferntesten auf, wenn man Leichen in einem Keller stapelt.

Zum Abschluss noch eine weitere Frage:
Du sagst das die Kinder aus dem Dorf kommen, und das in dem Dorf nur eine handvoll Leute leben... das heißt... die zeugen dort wie die Weltmeister Nachwuchs, schmeißen ihn dann vermutlich mit zwei, drei Jahren in diesen Klotz oben am Rande des Ortes und lassen ihn dort verrecken. Mit welchem Sinn?

Ansonsten wie gesagt, ein sehr gewagtes Thema, ich finde zwar, das es trotzdem um Gewalt geht, auch wenn du dem oben widersprichst, aber das Gesamtbild scheint recht stimmig. Die Bilder sind dir gut gelungen. Mal sehen was draus wird.

Von den Geschwistern Kurai und Herr Frodo
 
Uffz, diesmal richtig viele Resonanzen bekommen (o_O)

@Kurai:

Wenn du ein Buch hast - liest du dann die letzte Seite zuerst? Man könnte meinen, dass du immer schon im Vorfeld alle Fragen, die im Laufe der Geschichten aufgeworfen werden, beantwortet haben willst. Ich empfehle dir den Film "Memento", der so konzipiert ist, dass man ihn von hinten nach vorne anschauen muss, weil er rückwärts erzählt wird ^^

Glaub mir einfach mal ungesehen, wenn ich dir sage, das alles, so wie es da steht, seinen Sinn und Zweck hat.
 
Wow! Das war erstmal das einzige Wort, das ich rausgebracht habe, nachdem ich diesen einzigartigen Prolog gelesen habe. Natürlich wirft er viele Fragen auf. (Ich brauche sie wohl nicht mehr aufzulisten, oder?) Aber eigentlich ist das ja auch Sinn und Zweck von einem Prolog.

Als ich gelesen habe, dass das hhier nichts für zartbesaitete Menschen ist, bin ich fast aus diesem Thread geflohen. (Manchmal umgehe ich diese Warnungen und handle mir damit viele schlaflose Nächte ein!) Aber dann bin ich noch mal rein. Das klingt einfach so verlockend! Tja, ich hoffe, dass ich zartbesaitete Siebtklässlerin nicht all zu viel über mich ergehen lassen muss, wenn ich dich jetzt frage, ob du mich benachrichtigst.

MfG,
LaFeeSim

P.S.: Nur damit du es nicht missverstehst: Ich FRAGE dich, ob du mich benachrichtigst!
 
wow!!!
mit der einen geschichte fertig, fängst du gleich eine neue an!!!*freu*
deine prolog ist schön und verwirrend zugleich,
warum leben sie dort?
warum kümmert sich niemand um sie?
warum versuchen sie nicht abzuhauen?

bilder und text wieder mal suuuuuuuuuuupi!!!!!!!!!!
hoffe du benachrichtigst mich???
LG Lisa
 
Das ist mal richtig krass. Und eigentlich mag ichs krass, aber ein bisschen schlucken musste ich schon.^^
Die Bilder unterstreichen wirklich die Situation...echt grausam. Und das meine ich mal wirklich Oo Das ist ja furchtbar heruntergekommen...die armen Kinder!
Der Prolog ist wirklich atemberaubend, mehr, weil es einfach mal ein anderes, schlimmeres Thema ist als einfach aus dem Grund, weil du gut schreibst ;)

Toller Anfang! Wegen Benachrichtigen entscheide ich noch, ich guck erstmal, wie heftig es noch wird (ich kann so einiges ab, aber man weiß ja nie :P)
 
Du schreibst! Du schreibst! hehe =) *Freu*
pardon Sie schreiben Sie schreiben xD bin ja auch noch eine von den "Kleinen" hier...;-)
bin aber einfach mal so frech und duz dich :P
ich fand schon deine andere Geschichte hammer...hab mir da ja auch fast die Finger wund geschrieben...

ich möchte bitte bitte bitte unbedingt auch hier wieder benachrichtigt werden!

Jipp es gibt wirklich fast nur Frauenstorys hier (schreib ja selber eine aus der Sicht eines Mädls) deshalb ist dein James eine schöne Abwechslung =)

Das Fragen aufgeworfen werden ist wohl normal *g* vor allem bei dir.

falls ich wieder irgendwelche Theorien entwickel schreib ich mich wieder doof *g*
jetzt hab ich allerdings noch keine wirkliche Vorstellung von dem was da los ist und warum es so ist ;-)

lg
Mel
 
...Fortsetzung

Es war früh am Morgen. Ich hatte schon wieder nicht geschlafen. Es war nicht so, daß ich unter Schlaflosigkeit litt, nein. Es waren viel mehr die Alpträume, die mich dazu brachten, jede Art von Erholung in Form von Schlaf zu vermeiden. Seit ich mich erinnere, habe ich diese Alpträume. Sie waren so real, daß ich manchmal nicht mehr wußte, in welcher Welt ich eigentlich lebte und doch- gleichzeitig so fiktiv wie ein Märchen. Seit jeher versuchte ich, eine feste Wachphase von mehreren Tagen aufrecht zu erhalten, doch mein Körper war eine Variable in meiner Gleichung, die sich nicht einschätzen ließ. So kam es nicht selten vor, daß ich einfach wegdöste, selbst wenn ich mich in stehender Position befand. Daß meine Beine dann wegknickten und ich unsanft auf den Boden aufschlug, merkte ich nicht. Zu tief war mein Schlaf und ebenso nötig hatte ich ihn.

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Dennoch hatten sich meine Alpträume gebessert, wobei das Wort ‚besser’ nicht äquivalent zu ‚erträglicher’ war. Lediglich die Inhalte hatten sich geändert und man tat mir im Traum keine Gewalt mehr an. Vor vielen Jahren hatte ich einen so schrecklichen Alptraum, daß ich ihn mit ins Wachleben nahm. Ein unbekannter und Gesichtsloser Mann brach mir das Knie und entgegen der Meinung, man würde im Schlaf keinen Schmerz spüren, schrie ich so laut, daß man mich noch bis runter in den Leichenkeller hörte, und Therese, die dort freiwillig Tag und Nacht verbrachte, ins Zimmer gestürmt kam um zu sehen, was passiert war. Unter normalen Umständen wäre ich wohl aufgewacht und froh darüber gewesen, daß all jenes nur ein Traum gewesen war. Aber das war nicht der Fall. Mein Knie schmerzte unerträglich und obgleich ich mich mit der Zeit daran gewöhnte, so kann ich bis heute nicht normal laufen.

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Obgleich Therese keine Freundin von mir war, so empfand ich es trotzdem als beruhigend zu wissen, daß sie stets dort unten war.
An manchen Tagen half ich ihr, die Toten im Keller in kleinere Stücke zu schneiden, damit es einfacher war, sie zu verbrennen. Man konnte darüber spekulieren, warum Therese sich ganz allein dieser Arbeit angenommen hatte, aber zu einem befriedigenden Ergebnis wäre man nicht gekommen. Ich hatte sie auch nie danach gefragt. Sie war für mich eine derjenigen, die es einfach nicht ertragen konnten, nichts zu tun. Was blieb ihr also übrig? Wäre sie nicht gewesen, so hätte der Keller längst seine volle Kapazität erreicht und man hätte nicht mehr gewußt, wo man die Toten hinbringen sollte.

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Es ist nicht so, daß ich eine engere Bindung zu Therese hatte – die hatte ich zu niemandem. Doch eine ganz besondere Eigenschaft ließ uns zu einem zweckmäßigen Team werden: Die Fähigkeit, Ratten zu fangen. Dank meines kaputten Knies war ich nicht in der Lage, mich schnell zu bewegen und die kleinen Nager waren sehr flinke Wesen. Wenn man also seinen Bauch füllen wollte und keine Möglichkeit hatte, für Nahrung selbst zu sorgen, schloß man sich zusammen. Die Zielgenauigkeit, mit der Therese es schaffte, aus einiger Entfernung einen Rattenkopf mit einem Messer zu spicken, war nahezu bewundernswert. Wenn sie sich eine Pause von ihrer selbstauferlegten Arbeit gönnte, saß sie bewegungslos da, das spitze Messer in ihrer Hand und zum Wurf bereit. Man konnte meinen, sie hätte selbst das Atmen eingestellt, zugunsten der absoluten Lautlosigkeit, die die Nager schließlich aus ihren Löchern lockte.



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Meine Rolle in dieser kleinen Zweckgemeinschaft war es, Fallen zu bauen, die ich an allen Ecken der düsteren Leichenhalle aufstellte. Je mehr Ratten man fing, desto weniger Hunger hatte man. So hieß die Devise. Nur waren wir nicht die einzigen, die in den kleinen, dreckigen Nagern eine Nahrungsquelle sahen. In der Not fraß der Teufel bekanntlich Fliegen und so gab es einige in unserem Heim, die den Ratten auflauerten. Nicht selten kam es zu einem Streit und anschließend zur Prügelei, besonders wenn es eines der jüngeren Kinder schaffte, solch ein Tier zu fangen. Wie ein solcher Streit in der Regel ausging, ist nicht schwer auszumalen. So war es auch heute der Fall.

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Als ich aus meinem Zimmer trat, und den kleinen Jungen mit seiner Errungenschaft aus dem Duschraum rennen sah, wußte ich, daß er selbst heute leer ausgehen würde.
Für eine Weile trafen sich unsere Blicke und er sah mich mit großen Kinderaugen an, dann lief er weiter ins Treppenhaus und somit außer Blickreichweite.



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Man darf nicht denken, daß ich anders war als jene, die mit mir im Heim lebten. Hätte ich ein gesundes Knie gehabt, wäre ich derjenige gewesen, der ihn seiner Nahrung beraubt und ihn egoistischerweise stehen gelassen hätte. So trollte ich mich meines Weges, runter in den Keller zu Therese, in der Hoffnung, dort etwas zu essen zu bekommen.



...to be continued
 
Diese Story ist sogar noch verstöhrender als "die letzte Theorie vom Glück"
du schreibst so einfühlsam und eindringlich, dass man am liebsten in Tränen ausbrechen möchte und den kleinen in den Arm nehmen will....
(ja ich weis ich entwickel für alles und jeden muttergefühle)

Das ist wohl auch der Grund warum ich eine lustige FS schreib, weil ich den leutz einfach nichts antun kann ^^

schreib einfach weiter, ich will nicht aufhören nachzudenken und vor allem zu lesen
 
Da bin ich auch mal wieder *hust*.

Wow kann ich dazu nur sagen, schon dein Prolog hat mich dazu gebracht weiterlesen zu wollen, weil er einfach so viele Fragen aufwirft, die ich beantwortet haben muss ^^
Und das erste Kapitel macht da weiter .. ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

Deine Bilder sind super, wie immer, vor allem weil du dich jetzt ja nich mehr so auf einen Raum beschränken musst..

Eine Frage hab ich ^^ was ist das Rote da an seinen Augen?
 
Die Geschichte ist sehr berührend und man muss einfach wissen, wie es weitergeht!

Du hast die Bilder und den Text wieder absolut phantastisch hinbekommen! Ich bin begeistert und werde auf jeden Fall weiterlesen!

Liebe Grüsse
Nef
 
Höm! Danke :) Das Kapitel ist zugeben sehr kurz. Eigentlich bin ich kein Fan von kurzen Sachen... Aber ich muss auch sagen, dass die Geschichte zu schreiben eine ganz schöne Herausforderung ist. Geht nicht so leicht und ich krieg schon beim Schreiben selbst Beklemmungen :/

@Jassie:
Das Rote sind seine Augenringe wegen dem Nicht-Schlafen.

@9Saoirse9
Der Titel der Geschichte hat in dem Sinne nichts mit der Geschichte an sich zutun. Es ist eher ein Ausdruck für diese elenden Umstände in dem Heim - ein Ort, an dem selbst den Sirenen die Augen nass werden.
 
*heul*
deine FS ist ja echt traurig!!!
der arme junge...
schade eigentlich das er nicht mit Therese befreundet ist.
LG Lisa
 
Hallo purpurfarbener Ozoloti...

Ja, ich melde mich zurück - life! und alive!

Nochmal kurz, bevor ich voll in Chapter 1 einsteige, zum Prolog:
Es ging mir eigentlich gar nicht darum, das du manche Dinge offen gelassen bzw. noch nicht verraten hast.
Sondern eher das gewisse Sachverhalte einfach keinen Sinn für mich ergeben. Zum Beispiel, warum laufen die Kinder nicht weg, können sie das doch anscheinend tun und finden alles andere was sie erwartet besser, als den Tod im "Heim".
Naja, du schreibst ja, das das alles seinen Sinn hat und deswegen warte ich gebannt.

Nun zu Chapter 1:

1. Therese... ich weiß nicht, wie sie rüberkommen sollte und da du in meine Fragen, anscheinend nur hineininterpretierst, das ich extrem neugierig bin, schreibe ich dir einfach mal, wie Therese für mich rüberkommt:

Ein bleiches, abgemagertes Mädchen, welches FREIWILLIG und ohne jeglichen Nutzen für sich in einem Keller voller Leichen haust, diese - übrigens auch freiwillig und ohne jeglichen Nutzen für sich - zerstückelt und verbrennt. Wenn sie gerade keine Leichen zerstückelt und verbrennt, hockt sie apathisch mit einem Messer in der Hand regungslos in einer Ecke rum und wartet das eine Ratte herauskommt, die sie dann mit einem Messerwurf in den KOPF tötet um sie zu fressen. Roh... obwohl sie Feuer machen kann.
Bei allen Menschenverständnis, möchte ich behaupten das Therese eine kranke Psychopathin ist.

Ehrlich gesagt, wenn ich über Therese lese, höre ich so ein Kinderglockenspiel im Hintergrund und sehe sie da mit einer Leiche im Arm sitzend, apathisch hin und her wippend, ihr die Haare streichelnd: "Meine Puppe... dir fallen die ganzen Haare schon wieder aus... Du bist nicht mehr schön" und dann zerhackt sie, sie und verbrennt die Stückchen...

Aber vielleicht wolltest du dieses Bild ja auch schaffen... Kläre uns auf.

2. Die Zweckgemeinschaft

Eine Zweckgemeinschaft setzt, das impliziert der Wortlaut, einen Zweck voraus. Sprich beide Parteien (Therese und Namenlos) müssen jeweils einen Zweck aus der Sache ziehen. Bei ihm ist der Zweck klar, er is'n Krüppel, der chronische Pseudoschmerzen in seinem Knie hat und ganz unten in der Nahrungskette hängt. Klar hängt er sich an Therese, denn mit so einer Psychopathin will kein anderer rumhängen und da kann er seine Ratten in Ruhe fressen, wenn er bei ihr ist.
Aber... wo liegt der Zweck für Therese? Mit ihrem übelsten Messerskill, kann sie problemlos für sich sorgen. Soziale Verbinungen gibt es laut deiner Aussage im Prolog und wiederholt im ersten Chapter nicht. Und da laut Vorwort ja auch Liebesgeschichte ausfällt... fragt sich warum Therese mit ihm eine Zweckgemeinschaft bildet? Neue Puppe?

3. Der Schreibstyle

Das ist ja ein Ich-Erzähler. Dreizehn Jahre alt, wenn ich mich recht entsinne. Anscheinend ohne Schulbildung. Lebt auf untersten intellektuellen Niveau, pure Gewalt, keine festen Regeln... usw.
Aber du schreibst:
äquivalent ... fiktiv ... Variable in meiner Gleichung ...

Und dann noch ein recht verschachtelter, wie ich finde, geschwollen klingender Satzbau. Das passt meiner Meinung nach einfach nicht zu dem Jungen. Ich fühl mich als lese ich ein Sachtext. Man kann sich meiner Meinung nach überhaupt nicht richtig in ihn hineinversetzen. Wo bleibt das Gefluche? Wo bleiben Aufschreie? Wo bleibt der Slang?
Wieso denkt er so kompliziert und nicht eher simpel und trivial?
Aber vermutlich klärt sich das ja noch im Laufe der Handlung.

Insgesamt finde ich die Story ganz schön krank und auch recht gewaltvoll (Leichen im Keller, Leichen verbrennen, Knieschmerzen, alle Charaktere sind halbtot (im Gesicht verletzt), Leichen zerstückeln, Ratten fressen, kleinen Kindern das Essen wegnehmen (Hungertod)).
Die Bilder sind gut... wirklich loben möchte ich so eine Geschichte nicht, weil ich das Setting bisher ehrlich gesagt widerlich finde. Ich finde, man sollte so eine Geschichte weder geil noch super finden. Definitiv regt sie zum Nachdenken an.
 
@Japanisch für Dunkelheit:

Nicht als böse auffassen, aber deine Fragerei lässt MICH zur kranken Psychopathin werden! Die Geschichte ist nichtmal zwei Kapitel lang und schon bringst du hier angelerntes Deutsch-Grundkurs-Aufsatzregel-Wissen an, welches völlig aus der Luft gegriffen ist und deren Beantwortung den Sinn der Geschichte sofort und auf der Stelle abmurksen würde!

Ich weiss nicht, was du von einer Fotostory erwartest, aber dieses Schema F, wie es nur in Erstklässler-Aufsatzbüchern vorkommt "Beschreibe jeden Gegenstand mitsamt seiner Funktion und erkläre alles im Detail, damit auch der dümmste Leser versteht, was man eigentlich meint" ist nicht mein Schreibstil ;) Ehrlich gesagt frage ich mich, wenn dir das alles zu widerlich ist, warum du dann nicht einfach ein Märchenbuch liest oder irgendeine der zahllosen anderen Fotostories hier im Forum. Niemand zwingt dich dazu, meine Geschichte zu lesen ;)


PS: Ist dir je in den Sinn gekommen, daß James in der Vergangenheitsform erzählt? Könnte es eventuell sein, daß er als Opa davon berichtet und mittlerweile in seinen 80 Lebensjahren zu mehr Lebenserfahrung und besserem Wortschatz gefunden hat? Das nennt man künstlerische Freiheit und es ist völlig irrelevant, welche Worte er dafür benutzt.
 
Fortsetzung...

ThereseHi.jpg



Als ich die Türen der Leichenhalle aufschlug und mir eine Wolke ekelhaften Gestanks entgegenkam, fragte ich mich einmal aufs neue, wie es Therese hier Tag und Nacht aushielt. Irgendwie war sie ein sonderbares Mädchen und das wußte nicht nur ich, das wußten auch alle anderen Bewohner unseres Heimes. Niemals hatte es jemand gewagt, ihr Widerworte zu geben oder sich gar mit ihr anzulegen. Wenn man sie beizeiten außerhalb des Kellers antraf, ging man ihr für gewöhnlich aus dem Weg, denn Therese verstand es, mit nur einem einzigen Blick klarzumachen, daß man ihr besser nicht in die Quere kommen sollte.



ThereseHi2.jpg


„Na, Klumpfuß!“ begrüßte sie mich, setzte ein überaus gespieltes Grinsen auf und winkte mir mit einer Hand zu, die sie einem Toten zuvor abgetrennt hatte. „Haste wieder nich’ gepennt?“
„Natürlich nicht.“ gab ich zu verstehen und setzte mich auf eine der herumstehenden Bahren. „Was treibt das Leben bei euch oben so?“ fragte sie und metzelte weiter an dem verdorbenen Fleisch herum. „Das gleiche, wie jeden Tag“ antwortete ich knapp. „Du könntest zur Abwechslung ja mal raufkommen und es dir selbst ansehen.“

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„Hah! Nein danke.“ kam es zurück. „Ich bin froh, wenn ich hier unten meine Ruhe hab. Weißt du was?“
„Was?“ fragte ich.
„Ich hatte mal nen merkwürdigen Traum“ fuhr sie fort. „Da saß ich beim Arbeitsamt und der Beamte fragte mich, was für Kriterien mein zukünftiger Beruf erfüllen sollte. Ich hab gesagt, ich würde gern mit Menschen arbeiten, aber diese Menschen dürfen mich nicht belästigen und sollten am besten den Mund halten. Die Kriterien sind gut, was?“
„Ehm…“ setzte ich an, doch sie fiel mir wieder ins Wort.
„Genau das hab ich jetzt!“ sie warf die Hand, mit der sie mir eben noch gewunken hatte an die Tür. „Ich arbeite mit einer Menge Leuten zusammen, die allesamt die Klappe halten – ist das nicht ironisch?“ Sie brach in schallendes Gelächter aus. Ich hingegen blieb stumm.

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So abrupt wie sie das Lachen angefangen hatte, beendete sie es auch wieder. Stattdessen sah sie mich nun wie eine Person an, die überhaupt nicht verstand, was an ihren eben gesagten Worten so lustig war. „Du bist ein echter Partybrüller!“ sagte sie monoton.
„Therese, ich…“ Und wieder fiel sie mir ins Wort.
„Jaja, ich weiß. Du kommst wegen was zu Essen. Hätte mir gleich denken können, daß du nicht aus purer Nächstenliebe hier aufkreuzt!“ Ich seufzte.
„Nur noch vier Kandidaten, dann gibt’s wieder ein schönes großes Feuer!“ sagte sie und zeigte auf ihren zerschnittenen Patienten. „Ist mal was anderes. Ratte am Grillrost!“

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Sie warf mir einen bereits gehäuteten und ausgenommen Nager zu.
„Bald bringen sie bestimmt wieder die Nächsten.“ wechselte ich das Thema. „Ist schon wieder lang her und oben ist auch kaum noch einer am Leben.“
„Die sind doch schon Zombies, wenn sie hier ankommen.“ sagte sie. „Und genau das ist der Grund, warum ich mit euch Idioten nichts zutun haben will! Ihr seid einfach… lahm!“
„Lahm?“ fragte ich, nicht sicher, ob sie das Wort überhaupt meinte.
„Ja, lahm!“ antwortete sie. „Wenn nur einer von euch die Courage hätte, den Truckfahrer aus seinem sch*iß Auto zu ziehen, dann wäre das vielleicht unsere Fahrkarte in die Freiheit!“

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„Du weißt, daß sowas schonmal versucht wurde.“ entgegnete ich. „Und was hat es uns gebracht? Seitdem sind diese Säcke bewaffnet bis unter die Zähne! Sobald auch nur Einer in die Nähe des Autos kommt, werden wir umgenietet wie Schießbudenfiguren.“
„Und nur weil es einmal nicht geklappt hat, ist das die Lizenz dazu, ein Leben lang zu kuschen?“ sagte sie schneidend. „Ich meine, selbst wenn ein paar dafür draufgehen müssen – hier in diesem Sch*ißladen raffts sowieso früher oder später jeder von uns dahin! So hätte ihr Leben wenigstens noch einen Zweck erfüllt!“

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„Warum gehst du dann nicht mit gutem Beispiel voran?“ erwiderte ich kauend.
„Das ist ein gutes Argument, James!“ sagte sie. „Aber leider absolut sinnlos! Wenn ich nicht mehr da bin, wer tritt euch Zombies in den Hintern? Wer macht dann hier die Drecksarbeit? Hä? HÄ?“

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Sie hatte Recht. Therese war, obgleich man sie nicht oft außerhalb des Kellers sah, unentbehrlich für alle. Daß sie die Kinder des Heimes als Zombies titulierte, war eine besondere Eigenart von ihr. Aber dennoch gab es vermutlich kein treffenderes Wort für all diejenigen, dessen Herz zwar noch schlug und sie physisch am Leben hielt, aber die sich weit jenseits des Lebenswillens befanden. Resignation war das Wort, welches die seelische Mentalität der Heimbewohner am besten beschrieb. Sie sahen keinen Sinn mehr darin, zu kämpfen. Sie hatten jede Hoffnung aufgegeben und sich damit abgefunden, hier zu sterben.

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Jedesmal, wenn ich nur lang genug im Keller blieb, fing Therese irgendwann mit ihren revolutionären Plänen an, alles anders zu machen. Daß all diese Pläne eine Gruppe enthusiastischer Mitarbeiter verlangten, die wir schlichtweg nicht hatten, war jedesmal aufs Neue mein Totschlagargument, mit dem ich sie schließlich dazu brachte, den Mund zu halten. Obgleich ich ihre Ansätze und Theorien eigentlich als ziemlich ausgefuchst empfand und auch daran glaubte, daß sie hätten funktionieren können, so mangelte es schlichtweg an der Umsetzung, für die man enormes Teamwork und vor allem Philanthropie brauchte.
Daß sich hier schlicht jeder nur um sich selbst kümmerte und die anderen einem einfach gleichgültig waren, erstickte jedoch jeden Ansatz von Gesellschaftsgeist im Keim.

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„Weißt du, was dein Problem ist, James?“ riß Therese mich aus den Gedanken.
Ich blickte sie fragend an.
„Dein Problem ist nicht etwa dein … wie drücke ich es aus, ohne abwertend zu klingen… ABGEFUCKTES SCH*Iß BEIN….“
„Das war abwertend“ warf ich ein, obwohl es mich nicht sonderlich beleidigte, denn ich war ihre Kodderschnauze gewohnt.
„…es ist einfach dein absolut misanthropisches und verqueres Denken!“ fuhr sie fort.
„So?“ fragte ich.
„Absolut!“ antwortete sie. „Während ich mir hier unten den A*sch aufreiße, könntest du ebensolches oben auf deiner Chefetage tun und die Zombies dazu bringen, daß wieder Kampfgeist in ihnen aufblüht! Vielleicht ließe sich dann sowas wie ein Masterplan entwickeln, wie wir den Drecksäcken unten in Dorf gehörig in den Hals sch*ißen können!“

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Ein weiterer Seufzer entfuhr meiner Kehle.
„Achja.“ meinte ich. „Und du denkst, daß eine Horde ungewaschener und halbtoter Kinder irgendwas gegen eine Meute bissiger Hunde und bewaffneter Idioten ausrichten kann. Manchmal frage ich mich, wer von uns beiden hier eigentlich in einer Traumwelt lebt. Wir wissen doch, was mit uns passiert, wenn wir ihre geheiligte Stadtgrenze passieren! Vergiß nicht all diejenigen, die es versucht haben, und was die Schlagzeilen am nächsten Morgen in der Zeitung waren. Wir HABEN den Kontakt zur Außenwelt! Jedesmal wenn eine Ladung Neulinge reinkommt, die uns erzählt, was da unten passiert, ist die Verbindung zur Stadt da!“

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Therese winkte ab.
„Tolle Verbindung! Warum verziehst du dich nicht aus meinem Keller und gehst oben mit den Zombies stricken?“
Seufzer Nummer Drei verließ meinen Mund und ich tat, wie sie es mir geraten hatte. Bevor ich die Tür zumachte, hörte ich sie noch „BIS BALD, KLUMPFUß“ rufen, schenkte dem aber keinerlei Beachtung mehr.


...to be continued
 
Hallo Kurai

Auch wenn verschiedene Sachverhalte im "Weinen der Sirenen" für Dich keinen Sinn ergeben (so beispielsweise, dass die Kinder aus dem Heim nicht einfach weglaufen) dann lege ich Dir nahe, die Geschichte nochmal etwas genauer durchzulesen. Bei der Art, wie Du wirklich jeden Satz bis auf seine Knochen auseinanderpflückst entgeht Dir nämlich leider allzu häufig das Wesentliche. (In dem Fall wäre das die Tatsache, dass die Kinder nicht weglaufen, weil es für sie keinen Unterschied machen würde. Sterben würden sie so oder so und auf der anderen Seite vergisst Du, die Du offenbar psychologisch hochgeschult bist, die Apathie, die sich während eines solchen unmenschlichen Siechtums in einem solchen "Kinderheim" irgendwann einstellen muss (was Apathie ist, weißt Du sicher auch, ansonsten rate ich Dir, wie im Falle des Begriffes "Zweckgemeinschaft", ebenfalls Wikipedia zu Rate zu ziehen). Ich denke, dank Deiner formidablen Menschenkenntnis dürfte Dir auch klar sein, warum. Immerhin schaffst Du es eine Romanfigur (Therese) nach drei Sätzen als "eine kranke Psychopathin" zu betiteln.

Zu dem Punkt der Zweckgemeinschaft, den Du so hübsch überspitzt formuliert hast - die Geschichte hat gerademal zwei Kapitel inklusive eines Prologs.
Woher nimmst Du die Gewisstheit das James (denn "Namenlos" hat wirklich einen Namen. Der ist Dir nur scheinbar entgangen, weil es augenscheinlich wichtiger ist, beliebige Details der Geschichte für lau zu sezieren) nicht auch Fähigkeiten besitzt, die Therese von Nutzen sein könnten? Und merke Dir: Viele Begriffe weichen in den Tatsachen ein klein wenig von ihrer Duden-Definition ab. Stattdessen wieder das oberflächliche Denken das "Krüppel" für die Gemeinschaft nur ein Hindernis darstellen. Man, man, man.

Und das Fehlen eines Slangs angeht - nicht alle Dreizehnjährigen quatschen geschwollene Gossensprache daher. Zum Glück.

Ein Glück aber muss man sich über so etwas im Grunde gar nicht streiten, denn um das zu vermeiden, gibt es in jedermanns Browser dieses kleine X oben in der Ecke. Wer etwas nicht lesen will, weil er es zu widerlich findet, der sollte davon Gebrauch machen und sich nicht noch zusätzlich beschweren - so etwas kommt nicht gut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann L.A.Y.Pestis nur zustimmen. Das Feedback von Kurai empfand ich auch als "krampfhaftes zerpflücken" einer sehr speziellen Story. Man kann es auch "Haarspalterei" nennen.

Auch bei mir tauchten Fragen auf, aber ich gehe eigentlich eh davon aus, dass diese im weiteren Verlauf beantwortet werden.

Liebe Grüsse
Nef
 
Uuuhm...hui, heftig. Aber mittlerweile schockt mich kaum noch was von deinen Sätzen, verzeih mir :lol: Ich bin wohl abgehärtet :D
Also, Therese ist irgendwie...also, ich find sie fast faszinierend. Sie macht die schrecklichste Arbeit, und verliert trotzdem nicht den Mut, dass man die Situation doch noch ändern könnte.
Ich bewunder dich echt, dass du sowas alles schreiben kannst. Ich glaube, das könnte ich nicht...:ohoh: Wie ich schon mal schrieb, die Story ist wirklich krass und die Fakten so knallhart vor Augen zu haben, macht einem wirklich bewusst, wie schlecht es manchen Leuten gehen kann.

LG Miez :hallo:
 
Du schaffst es immer wieder einen zu fesseln!
Selbst mit einer Geschichte wo man noch nicht mal genau weis bzw. sich denken kann wo sie hinführt...ich kann mir bei dir nicht vorstellen, dass es so eine "juhu wir brechen aus und alles wird gut" geschichte wird...
Therese ist mir irgendwie ich weis nicht...irgendwie sympathisch...ich glaub so wie sie wäre ich gern...also nicht, dass ich unter solchen umständen leben möchte sondern einfach, dass sie nicht den Mut verliert...ich hoffe du weist was ich sagen will....

Black Cat schrieb:
Ich bewunder dich echt, dass du sowas alles schreiben kannst. Ich glaube, das könnte ich nicht...:ohoh: Wie ich schon mal schrieb, die Story ist wirklich krass und die Fakten so knallhart vor Augen zu haben, macht einem wirklich bewusst, wie schlecht es manchen Leuten gehen kann.
das unterschreib ich einfach mal so , denn da kann man wirklich nichts mehr hinzufügen!

lg
Mel
 
Ich weiß überhaupt nicht, was ich zu deiner Story schreiben soll... ich finde sie einfach genial! Und dabei steht das Wort "genial" nicht als Synonym für "super", sondern sie ist wirklich genial und besonders!!

Ich bin mir sicher, als Person kann man dir kein "X" für ein "U" vormachen, frag' mich nicht, wie ich jetzt darauf komme...

Ich freu' mich wahnsinnig auf ein Update!

Übrigens finde ich Therese klasse!
 
Hallo, Ozelot! =)

Ich hab jetzt gerade die beiden Fortsetzungen gelesen. Sie sind natürlich heftig, aber sehr schön geschrieben, mit tollen Bildern.
Ich glaube, Therese hat recht mit dem was sie sagt, dass sie kämpfen müssen. Ich hoffe übrigens, dass James das aus der Vergangenheit als Opa heraus erzählt, denn dann hätte er überlebt.

Ich lass mich mal überraschen, und freu mich auf die Fotsetzung.

Lg Jahni
 
so,bin dazugekommen das hier zu lesen,was ich dir jah praktisch schon angedroht hatte xD
und bis jetzt finde ich es wirklich ziemlich verwirrend.das liegt wahrscheinlich daran dass man weder weiß wann es spielt,unter welchen begebenheiten und ob es in unsrer welt angesiedelt ist.es wäre also rein theoretisch möglich dass es nach einem atomkrieg o.ä. spielt und alle jungen leute für infiziert oder so gehalten werden und deswegen ausgerottet.naja,man weiß nicht mal ob es alle kinder sind.und unter welchen bedingungen sie dorthin gebracht werden.ob es nur in diesem dorf so ist. usw.
aber ich bin sicher das klärt sich noch.und ich denke mal da steckt etwas sinvolleres als meine beispiele mit atomkrieg dahinter xD denn ich stufe sie jetzt nicht unbedingt als sci-fi story ein.nicht direkt.ich weiß gar nicht ob ich sagen kann dass sie mir gefällt,weil einem ein so ernstes thema nicht unbedingt 'gefällt',aber ich lese gerne was du da schreibst und bin gespannt wie das weiter geht.vllt könntest du mich ja benachrichtigen falls du das diesmal wieder machst? wäre schön :3
außerdem muss ich noch sagen dass ich ein fan von der zerstücklerin terese bin xD
obwohl die geschichte ja noch nicht so lang ist fasziniert sie mich.sie steht so über allem.
naja,abschließend kann ich noch sagen dass ich mich aufs nächste kapitel freue ^^
 
Loben möchte ich Deinen Schreibstil und die Bilder. Die Geschichte ist an sich fesselnd geschrieben und macht neugierig auf mehr, und die Atmosphäre kommt sehr gut rüber. Zu gut. Deswegen kann ich z.T. auch Kurais Reaktion verstehen (auch wenn ich das komplette Zerpflücken von Stories ebenso nicht gut finde) und unterschreibe ihren letzten Absatz in Post#28 sowie ihre Meinung zu Therese. Mir ist hier beim Lesen fast das Essen hochgekommen.
Wenn ich in diesem Haus "leben" müsste, würde ich das Risiko, vom Truckfahrer erschossen zu werden, dankend in Kauf nehmen. Eine erlösende Kugel wäre mir persönlich lieber, als in einem verrottenden Haus zu leben, in welchem es nach verwesenden Leichen stinkt und wo ich mich von Ratten ernähren müsste.
 
Zuletzt bearbeitet:
wann geht es denn mal weiter *drängel* xD'
@Lucy_Nyu: auch wenn es eigentlich gar nicht hin passt,aber kennst du elfenlied? dein nick erinnert mich irgendwie dran xD
 
Soooo, tut mir leid, dass ich so lange nichts hab von mir hören lassen. Hatte zwischenzeitlich einige Problem mit meinem Rechner :mad:
Aber hier ist die Fortsetzung:

...Fortsetzung

Draußen klatschte der Regen gegen die Hauswand.
Ich war eigentlich immer recht glücklich, wenn es regnete. Es zeigte mir, daß die Welt da draußen noch existierte, daß sie sich bemerkbar machte. Während ich die Treppe hinauf ging und über einige rumsitzende Kinder hinwegtrat, spürte ich die Müdigkeit in meinen Knochen. Obwohl die Menschen aus der Stadt sich einen Dreck um uns scherten, so mußte man ihnen zugute halten, daß sie uns wenigstens warmes Wasser und Strom ließen. Es war nicht so, daß wir eine Möglichkeit gehabt hätten, kaputte Glühbirnen auszutauschen, nein. Aber manche der kalten Neonröhren in den Korridoren taten ihren Dienst schon seit Ewigkeiten. Ich hatte oft spekuliert, warum die Dörfler das taten. An reiner Nächstenliebe kann es nicht gelegen haben und auch wenn der Verdacht nahelag, daß sie einfach nur vergessen hatten, alles abzuschalten, so glaubte ich dennoch nicht daran.

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Ich beschloß, in den Duschraum zu gehen um meiner Vigilanz ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Unser Heim hatte auf jeder Etage ein großes Bad, in denen die Duschen in einem Raum nebeneinander angeordnet waren und einem den Vergleich zu einem Gefängnis förmlich aufdrängten. Es gab welche von uns, die jeden Tag Stunden um Stunden im Bad verbrachten, weil sie einfach nicht mehr wußten, was sie machen sollten. Sie standen einfach die ganze Zeit dort unter dem Wasserstrahl und starrten irgendwo ins Leere. Jene Leute waren die Paradebeispiele dessen, was Therese so gern als „Zombie“ bezeichnete. Physisch waren sie lebendig, aber ihre Körper wirkten seelenlos.

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Ich betrat das Bad und legte meine Kleider ab, bevor ich eine der Duschen für mich beanspruchte.
Hatte ich gehofft, mit einer heißen Dusche meine Lebensgeister wieder zu erwecken, so mußte ich feststellen, daß genau das Gegenteil in Kraft trat.

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Die behagliche Wärme des Wassers zog mich in einen schwammigen Dämmerzustand und die Geräusche im Raum wurden zu einer melodischen Klangkulisse um mich ins Niemalsland der Träume zu begleiten. Daß meine Beine einknickten und meinen Körper auf den Boden knallen ließen, merkte ich nicht mehr.


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„…und dann hab ich den Kerl gefragt, für wen er sich eigentlich hält! Was glaubst du, was der für ein Gesicht gezogen hat!“

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Schon wieder dieser Raum. Ich brauchte mich nicht großartig umzusehen, ich kannte dieses Zimmer . Seit vielen Jahren kehrte ich im Traum hierhin zurück und seit vielen Jahren war genau dieser Raum einer der Orte, die mir am realistischsten und auch am gemütlichsten vorkamen. Er strahlte eine heimelige Atmosphäre aus, die ich längst verloren geglaubt hatte. Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Wenn ich mich hier in diesem Zimmer wiederfand, war es ein guter Traum und keiner, der mich bis ins Mark ängstigte. Ja, ich war wirklich erleichtert, nicht in einem Alptraum gelandet zu sein.

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„Hörst du mir zu?“
Das Mädchen zog die Augenbrauen zusammen und starrte mich erwartungsvoll an. Auch ihr Gesicht kannte ich. Ihr Name war Moe und sie war mir das, was einer wirklichen Freundin am nähsten kam. Ihre flapsige Art zu reden, in hitzigen Monologen aufzustehen, das Zimmer zu durchqueren und dann wild gestikulierend wieder Platz zu nehmen, war eine Eigenart von ihr, die ich als sehr beruhigend auf mein eigenes Gemüt empfand. Obgleich ich mir stets bewußt war, daß ich träume und auch wenn die Träume mit Moe nicht oft vorkamen, so sehnte ich mich oft nach ihr. Man hätte meinen können, daß ich, der nichts auf der Welt hatte, wofür es sich zu leben lohnte, meiner Sehnsucht so oft wie möglich hingeben wollte, jedoch war meine Angst vor Alpträumen, die mich in neun von zehn Fällen heimsuchten, größer als der Wunsch, Moe wiederzusehen.



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„Ja, ich höre zu.“ sagte ich.
„Gut!“ erwiderte sie, um sofort weiter zu erzählen.

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[FONT=&quot]Ich hatte Mühe, ihrem Redefluß zu folgen, was aber nicht ungewöhnlich war. Wenn ich in diese Welt hier eintauchte, war es oft, als würde ich in ein fremdes Geschehen reinplatzen und brauchte meine Zeit um zu realisieren, daß ich nun wirklich da war. Ebenso schien es Moe zu gehen. Ich hatte schon oft über die Welten nachgedacht, in die es mich verschlug, wenn ich schlief. Und jedesmal erschrak es mich, wenn ich feststellte, daß ich mich an nichts aus meiner Vergangenheit erinnerte, außer an meine Träume, die vor vielen Jahren noch zu den schlimmsten Erfahrungen zählten, die ich jemals machen mußte. Es hatte sich im Laufe der Zeit geändert. Charakteristisch für diesen Ort, an dem ich mich jetzt befand war, daß er mich so sehr anstrengte, daß ich genauso müde wieder aufwachen würde, wie ich eingeschlafen war. Trotzdem genoß ich es, hier zu sein, in diesem Zimmer, in dem noch alles in Ordnung war und dem der Teufel in Form von Dreck und Unrat, wie ich es aus dem Heim kannte, noch nicht sein Signet aufgedrückt hatte. Es war so friedlich und so erholsam normal hier. Allein das brachte mir eine enorme seelische Entspannung.


[/FONT]
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„Du hörst mir schon wieder nicht zu!“ riß mich Moe aus den Gedanken.
„Was?“ gab ich zurück.
Sie zog abermals die Augenbrauen zusammen, seufzte und schaute mich argwöhnisch an. „Du wirkst schon wieder so müde.“ sagte sie und als wäre ihr ein Lichtlein aufgegangen lächelte sie plötzlich. „Mensch, du hättest auch was sagen können!“
„Was hätte ich denn sagen sollen?“ fragte ich, nicht wissend, was sie überhaupt meinte.
Sie ging nicht auf meine Frage ein.
„Wie geht es deinem Knie? Tut es wieder weh?“
Ich blickte zu Boden. „Es tut immer weh.“ sagte ich wahrheitsgemäß.
„Du weißt ja, bald wird alles gut.“ lächelte sie mich an. „Ich werde dir helfen.“



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Auf irgendeine seltsame Art und Weise fühlte ich mich geborgen bei ihr. Obwohl sie nur das Produkt meiner Fantasie war, war sie realer und lebendiger als die Kinder im Heim, die ich täglich sah. Sie hatte mich oft getröstet, wenn es mir schlecht ging und sie versprach mir, etwas zu finden, das mir helfen würde. Natürlich konnte sie das nicht, aber allein zu sehen, daß es wenigstens eine Person gab, der ich nicht egal war und die noch wußte, was Menschlichkeit bedeutete, egal ob Traum oder nicht, wärmte mein Herz und jedesmal war es für mich schlimm, wenn ich in die Realität mit ihrer gnadenlosen Kälte und ihrem Dreck zurückkehren mußte.

JamesMoe3.jpg




...to be continued
 
@ Möhrenmuffin JAAAAAAAAAAAAAAAA!!! xD der Beste Anime überhaupt (ok der Erste den ich je gesehen hab und deshalb der Beste) xD Wenn man das Ganze Gemetzel weglässt hat man ne total süße Story =) Und mit Gemetzel hat man nen super geilen Anime =)

@ purpurozelot
sry fürs offtopic...
freu mich das es wieder weitergeht =)
Hm....irgendwie hab ich bei dieser Geschichte überhaupt keine Theorie wie es weitergehen könnte oder was da los ist^^
Aber dein Schreibstil reist einen auch bei nur einem Kapitel mit und du schreibst so, dass selbst wenn man die Kapitel davor schon länger nicht mehr gelesen hat man sofort weis was als letztes passiert ist =)
Und dass die Bilder klasse sind brauch ich glaub ich gar nicht mehr zu erwähnen ;)

lg
Mel
 
Lucy-Nyu schrieb:
freu mich das es wieder weitergeht =)
Hm....irgendwie hab ich bei dieser Geschichte überhaupt keine Theorie wie es weitergehen könnte oder was da los ist^^
Aber dein Schreibstil reist einen auch bei nur einem Kapitel mit und du schreibst so, dass selbst wenn man die Kapitel davor schon länger nicht mehr gelesen hat man sofort weis was als letztes passiert ist =)
Und dass die Bilder klasse sind brauch ich glaub ich gar nicht mehr zu erwähnen ;)

Ich kann mich nur anschließen. dein Schreibstil ist sehr eindringlich, und sehr einprägsam. Schaurig und schön gleichzeitig. Toll! Aber ne Idee, wie es weiter gehen könnte, hab ich auch nicht. Lass mich überraschen.

Lg Jahni
 
...Fortsetzung

[FONT=&quot]„Weißt du, ich hatte nicht damit gerechnet, dich so schnell wiederzusehen…“ sagte Moe und schaute mich dabei durchdringend an.

Moe6.jpg


[/FONT][FONT=&quot]„Ehrlich gesagt, es ist wirklich schon etwas her, seit wir uns das letzte mal gesehen haben.“ pflichtete ich ihr bei und beobachtete, wie sich das Licht in ihren Augen spiegelte. Es war faszinierend, daß ein Traum solche Details hervorbringen konnte.
„Ich will dir was zeigen, James!“ sagte sie und sprang auf.

[/FONT][FONT=&quot]
MoeBlock.jpg
[/FONT]

Bevor ich etwas sagen konnte, kam sie mit einem Zeichenblock wieder und setzte sich neben mich.
„Was ist das?“ fragte ich. Sie grinste mich an und schlug den Block auf, wo sie auf die karikative Zeichnung eines hochwangigen Typen zeigte. „Kennst du den?“ fragte sie und tippte mit dem Finger auf dem Papier herum. Ich beäugte das Bild nochmal, allerdings kam mir das Gesicht nicht bekannt vor.

[FONT=&quot]
Block.jpg
[/FONT]

„Nein.“ antwortete ich. „Wer ist das denn?“
„Hmm“ seufzte sie. „Ich hatte gehofft, du könntest mir das sagen…“
„Wie kommst du auf die Annahme, daß ich wüßte, wer das ist?“ fragte ich erneut.
„Das ist ne lange Geschichte… aber das tut auch überhaupt nichts zur Sache im Moment.“ fertigte sie mich ab. „Jedenfalls… wenn du ihm begegnest, sag mir bescheid, ok?“

[FONT=&quot]
JamesMoe6.jpg
[/FONT]

[FONT=&quot]„Wenn du mir beibringst, wie ich steuern kann, was ich träume, gern.“ sagte ich und lächelte sarkastisch. „Klumpfuß!“ hörte ich es plötzlich im Inneren meines Kopfes sagen und ehe ich mich versah, verschwamm die Welt um mich herum und ich blickte in das mürrische Gesicht von Therese.[/FONT]

[FONT=&quot]
ThereseDuschraum2.jpg
[/FONT]

„Wach auf, Klumpfuß!“ sagte sie laut. „Du verpaßt noch das Beste!“
Für eine Zeit lang war ich völlig orientierungslos, aber dann erinnerte ich mich, daß ich ja im Duschraum unseres Kinderheims eingeschlafen war. Und als ob das noch nicht genügte , war ich zu allem Überfluß auch noch splitternackt.
„Was verpasse ich?“ fragte ich, mehr um Therese von meiner Nacktheit abzulenken, statt wirklich wissen zu wollen, was sie mir eigentlich sagen wollte.
„Na das Feuer! Es hat aufgehört zu regnen!“ erwiderte sie mit hochentzücktem Gesicht. Dann warf sie mir meine Kleidung vor die Füße und stapfte aus dem Bad.

[FONT=&quot]
ThereseDuschraum.jpg
[/FONT]

Feuer… Und dafür weckte sie mich aus meinem Traum mit Moe…
In Augenblicken wie diesen konnte ich Therese wirklich nicht leiden, obgleich sie nicht wirklich etwas dafür konnte. Immerhin hatte ich ihr nie von meinen Träumen erzählt und das sollte auch so bleiben. Sie war nicht der Typ für diese Art von Gespräche. Immerhin mußte man ihr schon zu Gute halten, daß ihr diese Botschaft für mich so wichtig war, daß sie die ganzen zwei Stockwerke bis zur mir herauf ging. Immerhin tat sie das höchst selten.

[FONT=&quot]
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[/FONT]

Rasch zog ich mich an und als ich aus dem Bad gehen wollte, bemerkte ich ein Mädchen, das wohl die ganze Zeit still in der Ecke gestanden hatte.

[FONT=&quot]
Maedel2.jpg
[/FONT]

Hätte man mich gefragt, ob sie schon lange im Heim war, so hätte ich mit ‚Ich weiß es nicht‘ antworten müssen. Trotzdem ich jeden Tag hier verbrachte, prägte ich mir niemals die Gesichter der Anderen ein.

[FONT=&quot]
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[/FONT]

[FONT=&quot]„Was starrst du mich so an? Willst du n Paßfoto?“ sagte ich schneidend.
Sie schien verstanden zu haben, daß mir ihr Starren gehörig auf den Wecker ging und verließ wortlos den Raum. Nun, hätte sie das Paßfoto wirklich verlangt, so hätte sie es selbst schießen müssen. [/FONT]

[FONT=&quot]
JamesDuschraum4.jpg
[/FONT]

Ich trollte mich nach unten vor das Haus, wo ich feststellen mußte, daß Therese, abgedreht wie immer, einen affigen Tanz um das riesige Feuer machte.

[FONT=&quot]
Feuer2.jpg
[/FONT]

[FONT=&quot]„Kannst du mir mal verraten, was du da machst?“ brüllte ich sie an und ich merkte allzu deutlich, daß gewisse Aggressionen in diesem Satz mitschwangen, denn immerhin war ich immer noch sauer, daß sie mich geweckt hatte.
„Noch nie was vom indianischen Regentanz gehört?“ brüllte sie zurück.

[/FONT][FONT=&quot]
Feuer3.jpg


[/FONT][FONT=&quot]„Findest du nicht, daß Regen bei einem offenen Feuer ziemlich kontraproduktiv ist, wenn man nicht gerade Wasser braucht ,um es zu löschen?“
Sie hielt inne. „Verflucht, du hast Recht!“ sagte sie und kurz darauf verfiel sie in einen ihrer so typischen Lachanfälle. Ja, ich haßte sie gerade wirklich. [/FONT]
[FONT=&quot]
ThereseLachanfall.jpg
[/FONT]

„Nimm’s nicht so tragisch, Klumpfuß!“ meinte sie und schlug mir mit der flachen Hand auf die Schulter. „Hier, die hab ich für dich aufgehoben!“ Sie reichte mir eine Ratte am Stock, die zwar nicht meine momentane Abneigung gegen Therese milderte, aber wenigstens meinen Hunger. Ich setzte mich ans Feuer und aß. Mir geisterte noch das Gespräch mit Moe im Kopf herum und erneut fragte ich mich, warum sie mir diese Karikatur zeigte. Vielleicht maß ich dem ganzen auch zuviel Bedeutung bei, denn immerhin sollte man mit beiden Beinen auf der Erde stehen und nicht in seiner Traumwelt leben.

[FONT=&quot]
Feuer5.jpg
[/FONT]

...to be continued
 
Das Problem, das man eine Geschichte total im Kopf hat aber nicht weis wie man sie zur Papier bringt kenn ich....
aber ich muss sagen, dafür schlägst du dich verflixt gut :P
Mit jedem Kapitel wird es undurchsichtiger und spannender....
Und Therese ist mir irgendwie total sympathisch...

lg
Mel
 
das ist so spannend ich hab noch überhauptkeine idee wies weitergehen könnte?!du hast wirklich einen einzigartigen schreibstil und fesselst einen förmlich an deine geschichte!!!!klasse arbeit!!!bitte weiter so;-))!!!der typ auf der kariktativen zeichnung sieht dem aus deiner letzten fs ziemlich ähnlich :-))!!!bin gespannt ob der was damit zutun hat!!!
 
Ich werde diese Fotostory vorerst auf Eis legen, da ich noch überdenken muss, inwieweit ich die Geschichte so modifizieren kann, dass sie mit den neuen, verschärften Regeln für Fotostories konform geht... Ich hoffe, das ist kein Ding der Unmöglichkeit!
 
Hi :)

Ich (zugegebener Maßen Spätzünderin) bin heute über die Story hier gestolpert. Ich hatte zwar "damals" schon die Überschrift gesehen, dachte mir aber (wie bei so vielen Stories *lol*), daß ich die später mal lesen will. naja ... Heute kam ich endlich mal dazu.
Ach ... ich schulde Dir übrigends noch ein mega-lob für "saigo *grübel* ... öhm naja, die mit der Glückstheorie halt" ;) Die war nämlich auch Hammer und ich habe sie mit Begeisterung zu ende gelesen.

Aber jetzt zu dem Weinen der Sirenen:
Beim Titel selbst hatte ich ja schon so ein komisches Gefühl, was sich nach ein paar Zeilen ja auch bestätigt hat. Hatte ich Dir damals schon gesagt, wie schön Du schreiben kannst? Bestimmt! Und da war es ja noch in einem wesentlich "sparsameren" Umfang. Jetzt ... mit den (btw. richtig supertollen und absolut stimmigen) Bildern ist das Ganze natürlich noch eindringlicher. Und von Deinem Schreibstil bin ich sowieso völlig beeindruckt. Echt ma! *lol*
Ich könnte mir sowas nicht ausdenken, geschweige denn in halbwegs nachvollziehbare Sätze bringen.
Und deswegen hoffe ich natürlich, daß Du die Geschichte weiter erzählst. Mir wäre es sogar egal, ob da an allen Passagen nun auf Teuffel komm´ raus Bilder wären. Ich lese ja sowieso so gerne. Und natürlich besonders, wenn es etwas so Gutes ist. Und das das hier der Fall ist, steht für mich außer Frage *nick bis Nackenschmerzen krieg*

Klar ... ich will und kann Dich weder überreden, noch zu was drängen ...
aber ein bischen betteln schon ;)

Liebe Grüße,
Cobi *wink*
 
Alter Thread ich weiß.....
Aber ich wollte einfach mal nachfragen, ob du nicht eine Möglichkeit gefunden hast die Geschichte fortzusetzten? Ich würde zu gerne wissen, wie es weitergeht :)

Dem schließe ich mich mal an.

Vielleicht kannst du sie auch in einem anderen Forum zu Ende bringen, da gibt es ja genügend Adressen, die mit "erwachsenem" Inhalt lockerer umgehen. (Solltest du das in Erwägung ziehen, dann schreib mir bitte eine PM:).)
Aber wie colabirne gehöre ich auch zu der Fraktion, die auch ohne(viel) Bilder weiter liest.
Fände es wirklich schade, nicht zu erfahren, wie es weiter geht.
 

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