20.Dezember
Sorry, es ist wieder so spät geworden! Hier ist dann die heutige Geschichte, viel Spaß damit!
Liebe Grüße, nadi-chan
 
PS: Noch 4 Tage!
 
 
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VerMel präsentiert:
 
 
Entschluss an Weihnachten
Es ist schon ein ganzes Jahr her. Doch immer wieder musste ich dieses Bild betrachten. Immer wieder. Im innerlichen quält es mich zu sehr, dass ich nicht mehr kann. Es war dieses eine Bild wo ich und Brad, mein Mann, noch glücklich waren. An diesem Zeitpunkt hate mien Bauch noch eine leichte Wölbung,, da war ich glücklich. Ich habe gedacht, alles was ich mir jemals erhofft habe, wäre wahr geworden. Doch so war es nicht. Ich fühlte, dass diese verfluchten Tränen hochstiegen. Ich wischte mit meinem Ärmel darüber, als ich Schritte hinter mir höre.
„Schatz?“, flüsterte er und zog mich sanft vom Bild weg. 
„Alles in Ordnung? Ich meine geht es dir gut?“
„Natürlich! Mir geht es bestens!“, log ich. Er beäugte mich misstrauisch, strich mir über die Wange und als ich ein gekünsteltes Lächeln aufsetzte, ließ er mich los und schien mir zu glauben. Ich war froh darüber, dass er nicht wieder anfing seinen Spruch runterzurattern „Lass uns reden“! Warum nahm er mich einfach nicht in den Arm? Er versteht warscheinlich nicht was in mir vorgeht
„Wenn alles gut ist, leg ich mich jetzt ein bisschen hin und schlafe! Danach suchen wir uns einen Weihnachtsbaum aus, ok?“, fragte er mich während er sich auf die weiße Couch sinken ließ. „Ja gute Idee! Wenn du willst gehe hoch auf den Dachboden und hol den Weihnachtsschmuck!“, rief ich und tat so als würde ich mich freuen. Er lächelte und nickte, dabei brachte er sich gleich in die horizontale Position und schloss die Augen.
In diesem Moment hatte ich einen Entschluss gefasst. Ich wollte nicht länger bleiben, ich wollte nicht länger sein. Dieses Kind hatte mir soviel bedeutet…doch jetzt…kann es mir noch was bedeuten? Ich sehne mich danach, es zu sehen, zu berühren, auf den Arm zu nehmen.
Doch das war nur durch eine Weise möglich. Ich wartete bis ich den gleichen ruhigen Atem von Brad hörte, dann schllich ich in das Ankleidezimmer, was wir früher als…Babyzimmer eingerichtet hatten. Ich sperrte den Schrank auf, kramte ganz unten zwischen den alten Schuhkartons und Tüten und fand was ich suchte. Eine kleine weiße Schachtel mit blauen Verschnörkelungen an der Außenseite. Ich öffnete sie langsam und behutsam. In der Mitte lag der Brief. Der Abschiedsbrief.
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Ich merkte , dass es langsam dämmerte und schlich durch den Flur, vorbei an Brad, in die eisige Kälte. Draußen zog ich den Ersatzschlüssel fürs Auto an der zugeschneiten Fußmatte hervor. Den Abschiedsbrief hatte ich vorher an die Küchentheke geheftet. Als ich wieder aufstand, blies mir der eiskalte Wind entgegen. Ich fröstelte. Doch mein Entschluss war zu Eisen geworden und hatte sich fest in mein Hirn gebrannt. Ich lief zu Parkplatz ungefähr 50 Meter von unserem Haus entfernt. Als ich am Weihnachtsmarkt vorbei lief, roch ich die würzigen Mischungen aus Mandeln, Zuckerwatte und einer undefinierbaren Mischung aus Lebkuchen und Honig. Ich seufzte, schloss das Auto auf und fuhr los.
		 
	 
Während der Fahrt wurde es ganz dunkel und eisig kalt. Die Klimaanlage war mal wieder kaputt – super! Verträumt beobachtete ich die Landschaft. Nach etwa 20 Minuten war ich da. Das alte Gewerbegebiet. Es war wirklich alt. Dort standen knorrige Bäume, es roch nach verschiedenen Substanzen die wohl aus dem Gulli kamen und die Firmen die dort schon seit einem Vierteljahrhundert – so wie es mir vorkam – standen, ragten in die Höhe. Nur in den vereinzelten Miethäusern brannte noch Licht. Meine Blicke galten einem Hochhaus, das noch sehr stabil wirkte. Ich parkte direkt vor der Tür, schlug die Tür auf und trat auf die Straße, die leicht mit Schnee bedeckt war.
Ich seufzte, die Nacht und die Sterne erinnerten mich an diese eine Nacht. Die Nacht in der ich zum zweiten Mal mein Baby verlor.
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Ich stieß die Tür auf, ich fühlte mich schrecklich. Ich weinte, ich konnte nicht mehr. Ich rannte meine gesamte Wut und Trauer in den nächsten 20 Stöcken hinaus.
Oben auf dem Dach, wehte die Luft sehr stark. Ich erblickte diese wunderschöne Landschaft, die Sterne die so hell leuchteten wie Diamanten. Ich streckte die Arme aus. Ich blieb eine ganze Weile so stehen, es war ein wunderbares Gefühl der Freiheit. 
Meine Nerven lagen blank. Ich ließ mich gegen den Schornstein fallen und hörte in der Ferne weihnachtliche Lieder. Für diesen kurzen Moment schloss ich die Augen, es war so als gäbe es nur mich diesen Schornstein und diese wunderschönen Weihnachtslieder. Für diesen Moment war ich glücklich. Doch dann holte mich die Erinnerung an alles wieder ein.
Ich dachte über alles nach, an die Nacht, in der ich nur geheult hatte, die Teller an die Wand geschmissen hatte, mich auf den Boden gewälzt und geschrien hatte. In meinem Kopf pochte es. Dann tauchte das Bild auf, dieses schreckliche Bild. Brad sah mich an, er sah mich grausam und kalt an. Ich hatte das Gefühl er wollte mich mit diesen Blicken töten. Ich wusste es damals ganz genau. Er gab mir die Schuld, dass das Baby tot war. Eine Träne kullerte verstohlen mein Gesicht herunter. Ich wollte das alles ganz schnell beenden. Ein Schritt nur noch und ich war erlöst.
Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich blickte hinunter. So hoch sah es gar nicht aus. Ich lächelte. Unter tränenersticker Stimme flüsterte ich: „Bald bin ich bei euch.“
Dann wagte ich den letzten Schritt.
Und sprang.
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[FONT="]Alles ging viel zu schnell. Ich landete und spürte das Knacksen in meinem Genick. Meinem ganzen Körper durchfur ein Zucken. Vor Schmerz habe ich lauthals geschrien. Doch ich sagte mir immer wieder. Gleich ist es soweit. Gleich ist es soweit. Ich blickte zur Seite zu meinem Auto. Die Augen starr auf den vorderen Reifen gerichtet starb ich.
[/FONT]Aus den Sternen wurden plötzlich viele Engel, sie lächelten mich an. Sie nahmen meine Hand. Ich spürte wie meine Seele den Körper verließ. Es tat nicht weh. Sie flogen mit mir weit hinaus. Bis zu einem wunderschönen weißen Licht. Dort ließen sie mich stehen. Ich konnte plötzlich Umrisse aus diesem grellen Licht erkennen. Jede menge Menschen winkten mir zu. Doch ich kannte diese Menschen! Meine Familie! Meine Eltern! Und – meine 2 Babys. Ich lief schneller. Sie schlossen mich in die Arme. Alle sahen glücklich aus.
Und ich denke – ich war es auch.
ENDE