Fragebogen: Wie viel Realismus?

Unkas

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Februar 2011
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Da das Thema in kein spezifisches Sim-Forum passt, poste ich hier mal meine Frage. Ich kenne die Sims kaum und in Ermangelung von Zeit kann ich mich auch nicht wirklich damit vertraut machen. Mein Bild von den Sims ist, dass man hübsche Avatare hat, die in einer hübschen Welt leben und in jeder Hinsicht mehr oder weniger erfolgreich sind. Schlagt mich wenn ich da völlig falsch liege, aber Wikipedia scheint mir da einigermaßen recht zu geben:

Aus einem Baby wird bei entsprechender Pflege nach einem gewissen Zeitraum ein Kind, jedoch nie ein Erwachsener. Kinder und Erwachsene altern nicht weiter. Im Nachfolger Die Sims 2 ist dies nun möglich. Hier kann der Spieler das Leben seiner Sims von der Geburt bis zu ihrem Tod als Greis verfolgen. Die Sims können auch an Erkältung oder Lebensmittelvergiftung erkranken, sterben jedoch selten daran.

Nun, als Spieleentwickler lege ich wenig Wert auf Mainstreamkompatibiltät, sondern viel mehr auf Realismus. Im der Wirtschafts- und Politiksimulation Ars regendi habe ich versucht, einen Staat möglichst realistisch nachzubilden. Und dafür ein komplexes Formelsystem entwickelt, dass die gesamte ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung reeller Staaten berechnen soll. Ob das gelungen ist, müssen die Spieler beurteilen. Politische Entscheidungen des virtuellen Herrschers fließen als Zahlenwerte in dieses Formelsystem ein und beeinflussen damit die Entwicklung des Staates. Dabei kann es realistischerweise auch zu Hungertoten oder zu einem Attentat auf den Regenten oder zu einem Atomangriff einer feindlichen Macht kommen. Meiner Kenntnis nach unterscheidet sich diese Simulation damit erheblich von vergleichbaren Spielen, bei denen ein wesentlich größerer Spielraum für Fehlentscheidungen zu bestehen scheint. Allenfalls andere Spieler oder Bündnisse können zum Verhängnis werden, und meistens kann man seine Figur oder sein Volk unendlich weiter spielen. Sprich: Wir haben dem Realismus etliche Zugeständnisse zuungunsten des Spielspaßes gemacht.

Jedenfalls lässt sich die Entwicklung eines Menschen meines Erachtens ebenso in einem Formelsystem darstellen wie eine Volkswirtschaft. Natürlich wären die Annahmen, Werte und Parameter noch vager und spekulativer als in der Ökonomie, denn die Psychologie weist sicher noch weitaus mehr unerforschtes Neuland auf. Abgesehen von den unzähligen verschiedenen und sich teilweise widersprechenden Lehrmeinungen. Daher könnte eine solche Simulation gar nicht so ernsthaft daherkommen, sondern müsste stets mit einem Augenzwinkern in Erscheinung treten. Aber den Versuch wäre es wert, wie ich finde, und langfristig würde ich gerne so ein Projekt angehen. Der Realismusanspruch würde allerhand Unannehmlichkeiten implizieren, die bei den Sims vermutlich nicht gegeben sind. Abhängig von Elternhaus und Erbanlagen hat man unter Umständen gleich zu Beginn die Arschkarte gezogen, muss sich mit einem wenig ansprechenden Äußeren und versoffenen, prügelnden Eltern durch eine Plattenbausiedlung kämpfen. Vergleichbar einem Entwicklungsland bei Ars Regendi =) Um sich eventuell mal eine vernünftige Behausung leisten zu können, muss man seinen Niedriglohnjob mit Kleinkriminalität ergänzen, im Bedarfsfall zum Psychiater und wegen chronischen Rheumas in die Frührente. Das natürlich nur als eine Variante des Lebens, die einem widerfahren, aber wo man vielleicht noch das Beste draus machen kann. Natürlich kann man auch zum Millionär avancieren, aber nicht mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als im echten Leben. Mein idealistisches Ziel dabei ist, den Spieler andere, und nicht bloß Wunschrealitäten durchleben zu lassen. Das Leben ist nunmal Hurensohn, und gerade darin liegt die Herausforderung, ihm trotzdem das Beste abzugewinnen.

Tja, meine Frage ist nun, wie ein solches Konzept wohl ankommen würde. Findet Ihr das reizvoll?
 
um ehrlich zu sein ich persönlich fände das nicht gut. sims ist ein spiel. das muss nicht total realistisch sein, denn leid gibt es im echten leben schon genug, das brauche ich dann nicht auch noch am pc wenn ich eigentlich abschalten will. o_o
 
Ich habe aufgehört zu lesen, als ich "Wirtschafts- und Politiksimulation" gelesen hab. :ohoh:

Ne ernst jetzt.

Was ist jetzt dein "Konzept"? Dass man das Leben eines Menschen durchspielt, nur dass nicht alles perfekt ist? Das kann man in Sims auch schon, indem man sich schlechte Charaktereigenschaften auswählt und keine Zeit damit verbringt, seine Fähigkeiten auszubauen..

Das mach ich eigentlich ziemlich gerne, weil es eine größere Herausforderung ist. :3

Mein idealistisches Ziel dabei ist, den Spieler andere, und nicht bloß Wunschrealitäten durchleben zu lassen. Das Leben ist nunmal Hurensohn, und gerade darin liegt die Herausforderung, ihm trotzdem das Beste abzugewinnen.
Das hat jetzt nicht unbedingt was mit Realismus zu tun, finde ich... In RPGs, wo man kaum von Realismus sprechen kann, kann man sich genauso das Spiel "schwerer" machen indem man mit exotischen Builds und unkonventionellen Waffen-Klassen-Kombinationen spielt. Da wäre die Wunschrealität dass zB ein Barbar mit einem Hammer kämpft. Aber was wenn der arme Barbar nicht stark genug ist, um den Hammer zu tragen? Es hat zwar trotzdem die Chance den Boss zu killen, aber halt eine niedrigere.

lol ich bin son nerd
 
Ich hab jetzt bei ökonomisch aufgehört...


Sims dient der Unterhaltung - und eben dem, mal den realen Stress zu vergessen. Meine Sims müssen nicht dasselbe durchmachen wie ich, sonst wäre es ja ein ziemlich anstrengendes Spiel und man hätte nicht halb so viel Spaß dran. Natürlich wirst du im wahren Leben nicht alle 3 Tage befördert, du kannst dir auch kein Geld ercheaten oder dir mal eben das Haus bauen, dass du dir seit Kindheitsträumen wünschst. Ist mir aber egal, es macht trotzdem Spaß ^^
 
In erster Linie muss ein Spiel Spass machen, und der kann mit zuviel Realismus ziemlich leiden. Und ob sich eine Entwicklung durch ein Formelsystem ausdrücken lässt, wage ich zu bezweifeln. In der Realität gibt es schließlich auch immer die Spieler, welche sich die Regeln zu ihrem Vorteil hindrehen. Eine gewisse Prise Zufall gehört dabei auch mit hinein.

Ein schönes Beispiel ist hier zum Beispiel die civ-Reihe. Grafisch völlig mistig, aber dieses verdammte Spiel klaut einem nach Jahren immer noch Stunden um Stunden Zeit. Und das nur wegen einem Haufen Formeln in die auch noch ein Zufallsprozess eingreift. :D
 
Tja, meine Frage ist nun, wie ein solches Konzept wohl ankommen würde. Findet Ihr das reizvoll?
Ehrlich gesagt: nein. Ich jedenfalls nicht. Zwar wünschen sich viele Sims-Spieler an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Realismus, aber das, was du da beschreibst, schießt meilenweit übers Ziel hinaus. Den Charme von Sims wirst du auch nicht bei Wikipedia ergründen können.

Die Kombi von politischen und ökologischen Inhalten mit einer Avatar-artigen Spielfigur in einer realistischen, "feindlichen" Umgebung ist wohl tatsächlich nicht sehr "mainstreamig". ;)

Ich persönlich spiele neben Sims 2 gelegentlich mit großer Leidenschaft z.B. Tropico 3. Aber da geht es nicht um einzelne Spielfiguren, sondern um politische und wirtschaftliche Systeme, und es ist eben auch äußerst charmant und augenzwinkernd unrealitisch "verpackt". Geniales, viel zu wenig beachtetes Spiel. (Soll wohl bald schon wieder überarbeitet werden, Version 4 ist angekündigt.)

LG Michalis
 
Ich glaube kaum, dass so ein Spiel bei vielen ankommen wird. Wenn das Leben ein "Hurensohn" ist, wieso sollte man dann ein Spiel spielen, wo es genauso ist? Wieso sollte man seine eigene Realität in einem Spiel durchleben? Mich würde das krank machen (wenn ich so eine Realität hätte, wie du sie beschrieben hast).

Den Charme von Sims kann man nicht von Erzählungen, Texten und sonst wo kennen lernen, man lernt ihn durchs spielen kennen. Wenn ich jetzt hören würde, dass Sims ein Spiel ist, wo man Menschen steuern und auf ihre Bedürfnisse achten muss, würde ich auch fragen, wieso ich so etwas spielen sollte. Doch ich habs bei einer Freundin gespielt und bin dem Charme verfallen, weil es doch irgendwie anders ist, als man es sich vorstellt, wenn man etwas über Sims liest oder hört.
 

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