Ich war noch dabei die Überraschung darüber zu verarbeiten darüber, dass Enni schwanger war, als Jen bereits die Nummer ihres Vaters
in Nidallas Handy eintippte. Ihr eigenes hatte sie schließlich ihrer Intrige geopfert. „Maxwell Hoagen“, meldete sich eine gehetzt Stimme am Telefon.
Ein Zittern lag darin und eine unglaubliche Unruhe. In Nidallas Gesicht zeichnete sich das Mitgefühl sichtlich ab.
Er konnte den besorgten Vater verstehen.
„Mir geht es gut, Daddy“, begann Jen ohne sich zu melden und durch den Lautsprecher klang ein zugleich erleichtertes und verunsichertes Einatmen zu hören.
„Wo bist du, Engelchen? Sag denen, ich zahle jedes Lösegeld“, schrie er fast schon in den Hörer. „Kein Geld, Daddy“, warf Jen ein.
„Ich bin bei Freunden. Wirklich. Die passen auf mich auf. Du kannst gerne her kommen. Aber trotzdem keine Polizei, in Ordnung?“
Falls Jens Vater sich bisher noch ruhig verhalten hatte, so war er nun völlig fertig: „Wieso keine Polizei, wenn es dir gut geht?“
Blanke Panik schwang in seiner Stimme mit. Jen erklärte: „Ich musste abhauen, Daddy. Ich hatte meine Gründe und ich erkläre dir alles,
wenn du hier bist. Geh zur Mountstreet. Ein Freund holt dich ab. Ich wurde nie entführt. Ich habe das alles insziniert.
Es muss dir jetzt komisch vorkommen, aber ich erkläre es dir wirklich. Jetzt musst du mir erstmal vertrauen. Bitte.“
„In Ordnung, Jennifer. Ich werde da sein, das verspreche ich dir. Ich bringe auch keine Polizei mit. Nur ich und falls du doch nur auf Befehl anrufst:
Macht mit mir, was ihr wollt, aber lasst meine Tochter in Ruhe.“, stimmte der Staatsanwalt zu. Als Jen auflegte, lächelte sie ein wenig.
„Jetzt geht es Daddy vielleicht schlecht, aber er wird wissen, dass es mir gut geht, sobald er hier ist und Daddy hält Wort.
Die Polizei wird dort raus gehalten.“
„Ich hole deinen Vater ab“, meinte Soul. „Falls tatsächlich Polizisten dabei sind, rennen die sowieso weg, falls die erkennen, wer ich bin.“
Er nahm sein Oberteil und ging aus der Tür. Danach dauerte es nicht einmal eine halbe Stunde, bis der Staatsanwalt ausstieg.
Sein Gesicht war kreidebleich, seine Augen waren von dicken, schwarzen Balken unterstrichen und ein unsicheres Lächeln zeichneten den Mann.
Sonst kannte man ihn im Anzug. Heute trug er Jeans und ein Hemd.
Jen wartete nicht. Sie rannte hinaus und nahm ihren Vater in die Arme. „Es tut mir so Leid, Daddy. Ich wollte dir das nicht antun.
Ich wollte nicht, dass du dir solche Sorgen machen musst, aber es ging nicht anders. Ich musste die Nihili befreien. Sie sind meine Freunde.“
Gleichermaßen Freunde, Erleichterung und Verunsicherung, sowie Unverständnis spiegelten sich nun in seinen Augen wieder. „Für Nihili? Wieso das?“
„Es sind meine Freunde, Daddy. Menschen genau wie wir. Manche von ihnen sogar bessere, als wir es sind“, erklärte Jen und sah ihren Vater an,
mit der Bitte in den Augen, dass er sie bloß verstehen möge. „Ich habe dich lieb, Engelchen, aber ich kann nicht zu dir halten,
wenn du zu diesen Dingern stehst. Du musst selbst entscheiden. Ich möchte dich mit nach Hause nehmen, mit dir glücklich werden,
aber ich werde mich nicht mit den Dingern anfreunden“, sagte Hoagen.Es war seltsam, wie schnell seine Erleichterung in Zorn umschlug.
Es wirkte nahezu unwirklich.
„Dann bleibe ich“, sagte Jen, drehte sich um und ging zurück in die Hütte. Nun mischte Nidalla sich ein: „Ihre Tochter ist ein beeindruckend tapferes Mädchen.
Sie ist Ihre Tochter und auch wenn Sie anderer Meinung sind, Sie lieben ihre Tochter doch. Sagen sie ihr,
dass Sie stolz auf sie sind, solange Sie es noch hören kann.“ Der Staatsanwalt sah Nidalla an. „Sie sind Nidalla Nakamura, richtig?
Es tut mir Leid, was mit ihrer Tochter passiert ist. Aber glauben Sie nicht, mir sagen zu können, wie ich mit meiner umgehen soll.“
Damit ging er.