@sumsum:
Bildung ist sicher hilfreich, und zum Glück hat der Islam eine grundsätzlich positive Einstellung zur Frauenbildung (Afghanistan darf man da nicht als Beispiel nehmen, denn da ist ja alles vermurkst, aber man denke mal an den ja auch nicht gerade superfortschrittlichen Iran, wo es selbstverständlich ist, dass Frauen zur Universität gehen).
Aber es gibt noch andere Faktoren:
Erstens mal ist es natürlich gar nicht hilfreich, dass der Westen nach Zusammenbruch des Ostblocks den Islam zum Feindbild erkoren hat. Das wird leicht zur selbsterfüllenden Prophezeiung, i.e. wenn man als Feind angesehen wird, verhält man sich auch so.
Zweitens, das hast du mit dem Stichwort "Ausbeutung" ja auch schon angedeutet, wird die wirtschaftliche und politische Dominanz des Westens von vielen islamischen Gesellschaften als Kränkung empfunden. Man fühlt sich in die Ecke gedrängt und getreten, und dann tritt man zurück...
Drittens fühlen sich viele Muslime durch die zunehmende "McDonaldisierung" oder meinetwegen auch "CocaColaisierung" der Welt in ihrer kulturellen Identität bedroht und reagieren mit Rückzug auf "traditionelle" Werte. Das ist ja an sich nicht verkehrt, kann aber natürlich ins Extreme verfallen.
Schließlich muss ich noch eins loswerden, auf die Gefahr hin, dass man mich der Verharmlosung bezichtigt: Gar so schlimm, wie es aussieht, ist es nicht. Sicher, der Islam steckt in der Krise, aber es gibt auch Ansätze zur Überwindung derselben. Es gibt sehr viele aufgeklärte und liberale Muslime und es gibt muslimische Theologen, die an einer historisch-kritischen Analyse des Koran und der islamischen Tradition arbeiten. Nur hört man von denen selten in den Medien, weil es nicht ins gängige Bild des "fanatischen" Islam passt.
