Karstadt - Traditionskonzern stirbt aus!

Tweeny

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Ich habe hier heute mal so durchgesehen, ein Thread in dieser Form nicht gefunden und da es zig1000 Beschäftigte betrifft, was auf unsere Familien, Freunde, Bekannte oder auch uns selber Auswirkungen haben kann, finde ich das Thema nicht ganz unwichtig. Regionen sind von bevorstehenden Schließungen betroffen, Einkäufe müssen verlagert werden, noch mehr Arbeitslosigkeit wird viele aus der Bahn werfen und auch wenn der Fall "Karstadt" abzusehen war, so finde ich ihn doch erschreckend.
Ganze Einkaufskomplexe werden geschlossen ... wie seht Ihr das? Was bedeutet das für Eure Regionen? Wie geht Ihr damit um? Sollte dieses Thema in einem anderen Thread bereits aufgegriffen worden sein, sag ich schon mal sorry. Mich bedrückt das auf jeden Fall, denn "einige" meiner Bekannten sind davon arg betroffen und somit ziemlich fertig.

Zum Thema:
Seit fast 125 Jahren gilt Karstadt als einer der wichtigsten Pioniere des deutschen Einzelhandels.

Tja, man hat es kommen sehen, doch mit so enorm drastischen Maßnahmen hat wohl kaum einer gerechnet. Der Traditionskonzern Karstadt soll mindestens 77 der 180 Warenhäuser möglichst schnell verkaufen wollen, eventuell in einer Auffanggesellschaft fortgeführt werden.

Auch die Textilketten SinnLeffers und Wehmeyer sowie die Logistikbetriebe und die Karstadt-Fitness-Center stehen zum Verkauf.
30.000 Jobs nach Schätzungen von Ver.di durch Sanierungskonzept gefährdet. Doch werden zwei zusätzliche Vorstandsmitglieder "eingestellt". Von vier auf sechs Mitglieder wurde der Vorstand des Konzerns gestern erweitert. Das hat Stil! :naja:

Der Personalvorstand sieht seine Firmenpolitik jetzt so: Keine Unternehmensbindung - keine Sentimentalitäten.
Da das Kind eh schon in den Brunnen gefallen ist, werden wohl hier weder Betriebsversammlungen noch die bereits von Ver.di angekündigten, "drastischen Maßnahmen" gegen die Sanierungskonzepte was bringen. Betroffen sind auch Sinn-Leffers, Runners Point, Golf House und Wehmeyer!

Betriebsräte einzelner Häuser befürchten jetzt, dass die Konzernleitung versuchen werde, die Belegschaften gegeneinander auszuspielen. Von jetzt 181 Warenhäusern seien nur noch ca. 89 überlebensfähig, so der Konzernvorstand. Alleine in Berlin bei Karstadt würden 1.000 von insgesamt 6.000 Arbeitsplätzen auf dem Spiel stehen. Man geht von aus, dass 8500 der 100.000 Mitarbeiter ihren Job verlieren werden. 20.000 Leute sind zumindest von Lohnkürzungen, Ausgliederungen oder Verkäufen betroffen.

Massenentlassungen und Dutzende von Kommunen werden in Ängste gestürzt, denn "Was wird aus unserer City, wenn Karstadt geht?"

Künftig will sich KarstadtQuelle nur noch auf citynahe Häuser mit mehr als 8000 Quadratmetern Fläche konzentrieren. Bisher veröffentliche Verkaufsliste sieht folgende Filialschließungen im Ruhrgebiet vor:
1 x Herne
4 x Essen
2 x Duisburg.
Auch Hattingen, Gelsenkirchen (Buer), Gladbeck, Datteln, Dortmund, Kamen, Marl und Velbert gehören dazu.

13 Häuser sind in Schleswig-Holstein und Hamburg betroffen:
Elmshorn, Husum, Itzehoe, Mölln, Niebüll, Rendsburg und Schleswig, sowie Bergedorf, Langenhorn, Neugraben, Eppendorf, Barmbek und im Einkaufszentrum Hamburger Straße.

Niedersachsen: 9 von 17 Geschäften vor dem Verkauf:
Cuxhaven, Delmenhorst, Garbsen, Hameln, Laatzen, Peine, Stade, Wilhelmshaven und Wolfenbüttel


Mal sehen, was noch so folgt. :naja:
 
So ist es leider, wenn Manager statt Unternehmer Unternehmen führen. Manager führen nach den nackten Zahlen, wobei die Kosten und die maximale Rendite des laufenden Quartals im Vordergrund stehen. Das Warenangebot setzt sich aus den Produktgruppen zusammen, welche in der Vergangenheit einen guten Absatz haben. Die Aufnahme von neuen Waren wird als Risikofaktor gesehen und unterbleibt daher.
Unternehmer stellen hingegen etwas auf die Beine, gehen Risiken ein und lassen bei vielen Entscheidungen ihr Herz sprechen, anstatt auf die nackten Zahlen zu schauen. Leider gehören Unternehmer einer aussterbenden Art an und wenn es doch mal einen gibt, dann werden ihnen aus allen Richtungen Steine in den Weg gelegt, geschweige denn das er das nötige Kapital von den Banken bekommt, die natürlich für die Kreditvergabe nur auf die nackten Zahlen schauen.
Bei den speziellen Fall Karstadt sieht man mal wieder, wohin Manager (auch Nieten in Nadelstreifen bezeichnet) ein Unternehmen bringen können. Durch sinnlose Übernahmen wurde das Unternehmen vergrößert, was aber nicht gleichbedeutend mit Wachstum ist. Wenn ich mir das Produktangebot alleine von Karstadt und Schaulandt in Braunschweig (etwa 300m Fusßweg zwischen beiden Häusern) anschaue, dann frage ich mich, was damit erreicht werden sollte. Zunächst gab es zwischen beiden ein unterschiedliches Warenangebot mit unterschiedlichen Preisen. Nach und nach erfolgte eine Anpassung der Preise und des Warenangebots, bis beide Häuser identisch waren. Kann man durch solche Handlungsweisen Gewinne generieren? Klare Antwort, nein. Die vergrößerte Ladenfläche sollte genutzt werden, um das Warensortiment zu verbreitern, anstatt an zwei Stellen das gleiche Sortiment anzubieten, was dann letztendlich niemand haben möchte.
Ich kaufe mittlerweile durchweg woanders, obwohl ich früher relativ viel bei beiden Häusern gekauft habe. Der Grund ist, dass mir der Karstadt-Konzern mir nicht die Waren bietet, welche ich suche. Das was, ich bislang noch bei Schaulandt bekommen habe, wurde leider aus dem Programm genommen.
Wenn man mein Geld möchte, dann sollte mir schon das anbieten, was ich suche. Im Moment kann man aufgrund des schlechten Warenangebots leider nur sein Geld anlegen, anstatt auch einmal zu konsumieren. Das einzige was zur Zeit im Handel geboten wird, ist billiger und kostengünstig in Billiglohnländern produzierter Schund minderer Qualität zu völlig überzogenden Preisen. Bei Pullovern sitzt keine Naht gerade. Hemden gibt es nur in einem Einheitsschnitt, egal von welchem Hersteller. Was ist an ein Paar Socken 9€ wert? Die Aufzählung könnte ich jetzt beliebig fortsetzen...
 
hab ich auch schon gehört. Ich wohne in der nähe von laatzen, aber uns trifft es wohl nicht so weil es in hannover noch min. 1 Karstadt Filiale gibt. Ich habe einen Bericht gesehen, was Galeria Kaufhof dazu sagt. Die haben "das bessere Konzept" wegen der ganzen läden wie Street One, S.Oliver, Esprit und co. die alle nebeneinander liegen und häufig Kollektionen wechseln und junge, arkenbewusste Kunden anziehen.
Karstadt sei zu unübersichtlich. (ja, was bringen Billigangebote, wenn sie nichts taugen?? Die gute alte DM *g*)
Heute morgen kam ein Bericht über Hameln, viele kleinere Städte drumherum sind auf Karstadt angewiesen, ausserdem lockt es viele Kunden nach Hameln, was für die kleinen Läden dort wichtig ist. Ich finde es schade, das man zumindest nicht mitbekommt, ob und wie sich karstadt vorher schon mit dem Problem auseinandergesetzt hat, sowas bekommt man nie mit. Immer nur dann, wenn alles entschieden ist.
Sarah
 
Naja, Galeria Kaufhof meide ich eigentlich schon seit ein paar Jahren. Eine Kasse pro Stockwerk und eine lange Schlange davor. Das verleidet einem auch jede Kauflust, wenn man dann auch noch eine Viertelstunde warten darf um zu bezahlen, was übrigens Karstadt vor Kurzem auch nachgemacht hat. Und eine Frage stellen darf man schon gar nicht. Das Verkaufspersonal ist nur mit dem Umräumen beschäftigt oder der Kollege der sich damit auskennt ist gerade nicht auffindbar...
 
So ist es, die Managergehälter werden noch mal eben hochgestockt und die Mitarbeiter dürfen das ausbaden.
Hier im kleinen Gelsenkirchen-Buer sind gleich 3 große Läden auf einmal betroffen. Der Karstadt-Laden und 2 große SinnLeffers Läden.
Bei dem hiesigen Karstadt-Laden haben alle Mitarbeiter zusammengehalten, sind zu 99 % auf Teilzeit umgestiegen, damit keiner seinen Job verliert und jetzt das.
Wenn sich kein Käufer finden sollte (der hat sich hier damals für Globus auch nicht gefunden), dann wird das hier eine Geisterstadt!
Keine Möglichkeiten mehr, mal eben was an u.a. Schreibwaren, Spiel- und Haushaltswaren zu kaufen, denn die aus den Boden sprießenden Billigläden kann man vergessen, da Qualität in den Hintergrund gestellt wird.
Auch wenn die Markenqualität und das Angebot bei Karstadt nicht unbedingt die beste ist, so war hat man wenigstens die Möglichkeit gehabt, in so kleinen Städten wie hier - ohne großen Fahraufwand - mal eben Besorgungen zu tätigen.

Die Konjunktur sollte boomen, die Kaufkraft steigen - wurde einem ja immer wieder vorgegaukelt ... doch es ziehen immer mehr Leute hier weg.
Kein Wunder, bei rd. 272.000 Einwohner im Raum Gelsenkirchen liegt die Arbeitlosenquote (Stand April 2004) bei 15,5 % und wenn jetzt unzählig große Geschäfte 1 x Karstadt, 3 x SinnLeffers, Wehmeyer, RunnersPoint in Buer und GE schließen ... das wird unvorstellbare Auswirkungen haben. :naja:
 
@ Mathe man: bei uns ist das nicht so. Da gibt es im Erdgeschoss 2 "normale" kassen, eine weitere bei Schreibwarensachen und noch zwei aber die gehören zur Parfumerieabteilung und einem Zeitungsladen. Das die Verkäufer weder viel Zeit zum beraten haben noch das nötige Fachwissen ist aber nicht nur dort so, sondern in sehr vielen Geschäften.
Sarah
 
*Sarah* schrieb:
Das die Verkäufer weder viel Zeit zum beraten haben noch das nötige Fachwissen ist aber nicht nur dort so, sondern in sehr vielen Geschäften.
Sarah
Das stimmt, sowas ist mittlerweile ziemlich weit verbreitet. Und das ist nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Verkäufer reichlich blöd. Ne Freundin von mir arbeitet aushilfsweise bei Sportscheck, ist da für die Fußballabteilung zuständig, hat keine wirkliche Ahnung, ist eher so der Fitness-Typ. Ihr Freund dagegen, der sich auskennen würde, ist jetzt von den Bademoden zu Klettersachen gewechselt worden. Und ist ihm jedesmal extrem unangenehm, wenn er da beraten soll, was er einfach nicht kann.

Zum Thema: Bei uns hier scheinen alle größeren Kaushäuser soweit bestehen zu bleiben. Das Angebot finde ich für Kaufhäuser auch völlig in Ordnung. Wenn ich anderes Prozellan brauche, muss ich halt in ein Spezialgeschäft gehen. Karstadt hat hier aber jetzt bei Kleidung angefangen ebenfalls wie Galeria Kaufhof (?heißt das so? kann mich noch immer nicht an den Namen gewöhnen, das gute alte Horten ;)) so Markenboutiqien eingerichtet. Sinn Leffers meide ich, seitdem da das Markenangebot verändert wurde.
 
Wusste noch nicht mal, das Sinn und Leffers zu Karstadt gehört, ich gehe da gerne hin. Es kommt mir allerdings schon überflüpssig vor, in hannover einen Esprit laden zu haben, zwei Galeria Kaufhof's mit Esprit und co., und Sinn und Leffers und alle mit derselben Ware. Warum H&M zwei Fillialen fast nebeneinander baut ist mir auch schleierhaft, ok, ausser bei mir (*g*) sind sie eigentlich sehr beliebt. Die Städte sind zu überfüllt von Läden, die alle die gleichen Produkte anpreisen, (zu versch. Preisen!). Ist klar, das dann einer drunter leiden muss, so ist halt die Konkurrenz. (sorry, mir fehlt da grad das richtige Wort *g*).
Sarah
 
Mir tut das wahnsinnig leid für den gesamten Konzern. Ich gehe schon immer gerne in Karstadt-Warenhäuser. Gerade hier in München werden drei Fillialen geschlossen. Nicht die großen in der Fußgängerzone, aber die kleineren außerhalb der Innenstadt.
Schade finde ich es auch, dass auch die Quelle- und Neckermannkataloge bald nicht mehr existieren. man hat halt doch immer mal wieder drin geblättert und auch gerne die Angebote genutzt. Schade!:argh:

Nanny Fine
 
*Sarah* schrieb:
Die Städte sind zu überfüllt von Läden, die alle die gleichen Produkte anpreisen, (zu versch. Preisen!). Ist klar, das dann einer drunter leiden muss, so ist halt die Konkurrenz. (sorry, mir fehlt da grad das richtige Wort *g*).
Sarah
Bei uns ist das der Punkt, hier herrscht halt keine Konkurrenz und die Versprechungen, dass man sich um Käufer bemüht ... wer glaubt denn noch an Versprechungen oder morgen an das Geschwätz von heute?
 
Es ist in der Wirtschaft wie in der Politik. Entwicklungen werden verschlafen oder nicht beachtet. In der Politik muss man Wahlen gewinnen, in der Wirtschaft die Aktionäre bei Laune halten. Sparkurse in Hinblick auf eine fernere Zukunft werden weder von Wählern noch von Aktionären gerne gesehen.
Nichts an den ganzen Desastern, die wir in der letzten Zeit erleben, und dazu gehört auch der Niedergang von Karstadt, ist vom Himmel gefallen. Alle Entwicklungen waren vorhersehbar. In jedem Konzern gibt es Analysten, welche die weitere Entwicklung über Jahre hinaus berechnen und Vorschläge machen. Ich bin sicher, daß das jetzt eingetroffene Desaster auch bereits vor vielen Jahren erkannt werden konnte. Schließlich wurden ja nicht plötzlich 1000 Läden auf der grünen Wiese eröffnet.
Aber man lebt eben nur für den Augenblick. Zudem - wer einmal Manager ist, hat ausgesorgt. Vielleicht sitzen jetzt 30.000 Menschen auf der Straße, aber unter ihnen wird sich kein Manager befinden.
 
Nanny Fine schrieb:
Schade finde ich es auch, dass auch die Quelle- und Neckermannkataloge bald nicht mehr existieren. man hat halt doch immer mal wieder drin geblättert und auch gerne die Angebote genutzt. Schade!:argh: Nanny Fine
Die Kataloge sollen weiterhin erscheinen, doch in "abgespeckter" Form, zusätzlich zugeschnitten auf bestimmte Gruppen 50+ oder für "junge Mode" und das dann halt 3-4 x im Jahr, um sich den neuen Modeerscheinungen besser anpassen zu können.

Und das ist auch noch geplant:
- Die 130 Restaurants in den Warenhäusern (2250 Mitarbeiter) sollen ausgegliedert, die Beschäftigten nach niedrigeren Gastronomie-Tarifen bezahlt werden!
- Die Arbeitszeit soll bei gleichem Lohn von 37,5 auf 42 Stunden verlängert werden, die Belegschaft auf 5 Tage Urlaub verzichten.
- Der Bereich Logistik (2500 Mitarbeiter) soll verkauft werden.
- Im Versandhandel (Quelle, Neckermann) sollen mehr als 1000 Beschäftigte ihre Arbeit verlieren, 1000 Mitarbeiter in Call Centern, Vertrieb und Verwaltung werden ausgegliedert.
Künftig sollen Quelle und Neckermann ihre Waren schneller übers Internet anbieten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wolf schrieb:
...Vielleicht sitzen jetzt 30.000 Menschen auf der Straße, aber unter ihnen wird sich kein Manager befinden.
Eben, denn wenn man sich nachfolgendes mal so durch den Kopf sickern lässt, dann kann man sich den Rest auch denken:
Tatsache ist: Ex-Karstadt-Boss Wolfgang Urban (59) verzettelte sich, kaufte Fitness-Center und Starbucks-Cafés, beteiligte sich am Sportsender DSF. Mit jedem Investment rutschte KarstadtQuelle tiefer in die Krise. Im Mai zog der Aufsichtsrat die Notbremse, löste Urban ab. Seine Abfindung: satte 10 Millionen Euro.

Und der neue Boss Christoph Achenbach? Er rasiert die Belegschaft und stockt gleichzeitig den Vorstand auf – von vier auf sechs Mitglieder.
 
Tweeny schrieb:
Die Kataloge sollen weiterhin erscheinen, doch in "abgespeckter" Form, zusätzlich zugeschnitten auf bestimmte Gruppen 50+ oder für "junge Mode" und das dann halt 3-4 x im Jahr, um sich den neuen Modeerscheinungen besser anpassen zu können.
Ich dachte dabei eher an die großen Hauptkataloge, du hast schon recht.:hallo:

Nanny Fine
 
Wolf schrieb:
In jedem Konzern gibt es Analysten, welche die weitere Entwicklung über Jahre hinaus berechnen und Vorschläge machen.
Wobei die Analysen grundsätzlich auf gesammelten Datenmaterial der Vergangenheit beruhen. Ich kriege immer wieder das kalte Grauen wenn ich die tollen Analysen für zukünftige Entwicklungen im Computerbereich sehe. Da wird einfach ohne hinreichendes Datenmaterial und mit dahingepfuschten Statistiken eine Marktentwicklung linear oder exponential interpoliert. Solche Analysen sind für den ***** und ein Unternehmen welches auf dieser Basis geführt wird, wird letztendlich scheitern.
Innovationen benötigen ein Gefühl für den Markt und keine Analysen der Vergangenheit. Man kann auch sagen, Innovation und Zukunftsvision sind nicht quantifizierbar.
 
Tweeny schrieb:
Eben, denn wenn man sich nachfolgendes mal so durch den Kopf sickern lässt, dann kann man sich den Rest auch denken:
Tatsache ist: Ex-Karstadt-Boss Wolfgang Urban (59) verzettelte sich, kaufte Fitness-Center und Starbucks-Cafés, beteiligte sich am Sportsender DSF. Mit jedem Investment rutschte KarstadtQuelle tiefer in die Krise. Im Mai zog der Aufsichtsrat die Notbremse, löste Urban ab. Seine Abfindung: satte 10 Millionen Euro.

Und der neue Boss Christoph Achenbach? Er rasiert die Belegschaft und stockt gleichzeitig den Vorstand auf – von vier auf sechs Mitglieder.
Vorstandsmitglied müsste man sein, hmm ... könnte das Leben schön sein .
Man würde das sinkende Schiff ausschlachten, riesige Gehälter beziehen und zum guten Schluss noch ne enorme Abfindung kassieren.
Und wenn kümmerts schon was morgen kommt, man hat ja sein Schäfchen im trockenen.

*ironische Grüße*
gizmo
 
Die Gehälter vom Vorstand werden meines Wissens nach immernoch vom Aufsichtsrat bestimmt. Und der besteht zur Hälfte aus Arbeitnehmern! Wenn also über die hohen Gehälter und die Unfähigkeit der Vorstände gemotzt wird muss auch mal gesagt werden, wer den Vorstand wählt, seine Gehälter festlegt und im Jahr für Jahr das Vertrauen ausspricht und ihn entlasstet. Das sind zur Hälfte gewählte Vertreter der Arbeitnehmer der Betriebes! Aber die bösen Kapitalisten sind ja an allem Schuld...

Schonmal überlegt, warum der Karren immer erst dann gerettet wird, wenn er komplett im Dreck liegt? Weil in anderen Situationen eine Gehaltskürzung, Stellenabbau oder Arbeitszeitverlängerungen gar nicht durchsetzbar sind, ohne das verdi und Co aufheulen und mit Streik drohen. Die Gewerkschaften tragen eine erhebliche Mitschuld an der Krise Deutschlands und an Unternehmenskrisen wie dieser.
 
mysticstar schrieb:
ich bin froh, dass es bei uns in der innenstadt keine großen geschäfte gibt. die leerstände der kleinen läden dauern auch so schon oft lange an.

immerhin kriegen wir jetzt ein mediamarkt.

zu karstadt: ich mag karstadt schon lange nicht mehr, die haben seit beginn der 90' jahre konzequent abgewirtschaftet. dieser einheitsbrei in den läden geht mir auch gnadenlos auf den wecker, wo ist die viel gepriesene individualität. ich krieg mittlerweile schon einen schreck, wenn ich bei uns in der altstadt gefragt werde ob man mir helfen kann. bei uns lebt das alte unternehmertum noch, aber wer weiß wie lange...


man kann nur sagen, dass manche alten werte zu voreilig aufgegeben wurden. unser sogenannter fortschritt treibt uns nun in den ruin. nicht der gewinn muss das ziel sein, sondern der dauerhafte erfolg.
Bring das mal diversen Aktionären, Vorstandsmitgliedern, Wirtschaftsbossen und Managern bei. ;)
Die sind halt mal nun nur gewinnorientiert. Profitgier ist denen ihr Mantra.

lg gizmo
 
TBV schrieb:
Die Gehälter vom Vorstand werden meines Wissens nach immernoch vom Aufsichtsrat bestimmt. Und der besteht zur Hälfte aus Arbeitnehmern! Wenn also über die hohen Gehälter und die Unfähigkeit der Vorstände gemotzt wird muss auch mal gesagt werden, wer den Vorstand wählt, seine Gehälter festlegt und im Jahr für Jahr das Vertrauen ausspricht und ihn entlasstet. Das sind zur Hälfte gewählte Vertreter der Arbeitnehmer der Betriebes! Aber die bösen Kapitalisten sind ja an allem Schuld...

Schonmal überlegt, warum der Karren immer erst dann gerettet wird, wenn er komplett im Dreck liegt? Weil in anderen Situationen eine Gehaltskürzung, Stellenabbau oder Arbeitszeitverlängerungen gar nicht durchsetzbar sind, ohne das verdi und Co aufheulen und mit Streik drohen. Die Gewerkschaften tragen eine erhebliche Mitschuld an der Krise Deutschlands und an Unternehmenskrisen wie dieser.
Alles schön und gut, aber schon mal nachgeschaut wies in der Wirklichkeit aussieht?
Beispiel Deutsche Bank:
http://www.deutsche-bank.de/ir/index.html?contentOverload=http://www.deutsche-bank.de/ir/497.shtml

Wie viele Gewerkschaftsvertreter,Arbeitnehmervertreter oder Betriebsräte entdeckst du?
Und da frag mich mal wer dort die Gehälter bestimmt.

lg gizmo
 
gizmo22 schrieb:
Alles schön und gut, aber schon mal nachgeschaut wies in der Wirklichkeit aussieht?
Beispiel Deutsche Bank:
http://www.deutsche-bank.de/ir/index.html?contentOverload=http://www.deutsche-bank.de/ir/497.shtml

Wie viele Gewerkschaftsvertreter,Arbeitnehmervertreter oder Betriebsräte entdeckst du?
Und da frag mich mal wer dort die Gehälter bestimmt.

lg gizmo

Ich sehe 21 Aufsichtsratsmitglieder, davon sind neun von den Arbeitnehmern gewählt. Wieviele davon in Gewerkschaften sind weiß ich nicht (zumindest bei einer Dame steht es ja dabei), ist aber auch irrelevant. Jeder Arbeitnehmer kann sich aufstellen lassen und von seinesgleichen wählen lassen, wenn die Belegschaft Gewerkschafter im Aufsichtsrat will, kann sie sie ja dort hineinwählen. Insgesamt ist knapp die Hälfte des AR von Arbeitnehmerseite eingesetzt...
 
Zuletzt bearbeitet:
Achja, noch eins, warum sind wir plötzlich bei der Deutschen Bank? Vorstand der KarstadtQuelle AGs: http://www.karstadtquelle.com/konzern/245.asp

(Auszug)

-Bodo Dehn
Betriebsratsvorsitzender der Karstadt Warenhaus AG, Filiale Mönchengladbach-Rheydt
-Franz Lajosbanyai
Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates der Neckermann Versand AG
-Christa Schubert
stellv. Betriebsratsvorsitzende der Karstadt Warenhaus AG, Filiale Recklinghausen
-Gertrud Tippel-Kluth
Sekretärin beim ver.di-Bundesvorstand
-Wolfgang Pokriefke, stellv. Vorsitzender des AR
Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Karstadt Warenhaus AG
-Peter Kalow
Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Quelle AG
-Rita Rodenbücher
Betriebsratsvorsitzende der Karstadt Warenhaus AG
-Dr. Franziska Wiethold
Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes

Das sind sechs Betriebsräte und zwei Gewerkschaftler. Die haben wohl das Gehalt, die Entlastungen und damit die Firmenpolitik und die Personen im Vorstand mitgetragen.
 
Ganz so einfach ist die Sache nicht.

Der Ausichtsrat ist zwar paritätisch besetzt, bei einem Patt entscheidet aber Aufsichtsratsvorsitzende.
Bezüglich Informationen über Firmenpolitik und Planungen ist die Arbeitnehmerseite darauf angewiesen, was ihnen geliefert wird und das ist oft nicht sehr viel. Natürlich können sie fragen, aber auch dann bekommen sie oft nicht alles. Ich kenne das von einer Bank. Von Arbeitnehmerseite wurden im Aufsichtsrat bestimmte Auskünfte verlangt, dies wurde aber von der Arbeitgeberseite verweigert und ein rechtlicher Einspruch war nicht möglich.
Die Firmenpolitik wird nun einmal von der Arbeitgeberseite gestaltet und nur sie besitzt Unterlagen und auch Analysen für die zukünftige Entwicklung.
 
Das die klassischen Warenhäuser und der klassische Versandhandel per Katalog immer mehr in Schwierigkeiten gerät, ist ein selbst produziertes Disaster. Gerade der Versandhandel per Katalog hat verschlafen, rechtzeitig auf Internet und e-commerce umzustellen. Wer kauft bei Quelle per Katalog einen PC, den er beim Händler um die Ecke um die Hälfte billiger haben kann. Und warum eine Warenhaus eine Beteiligung an einem Fernsehsender (DSF) haben muß, ist mir auch nicht einsichtig, wird aber sicher Gründe dafür geben.

Aber Karstadt ist evtl. nur der Anfang:

Warenhäuser in der Krise
Ausverkauft!
http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/magazin/index.html?id=530143&nv=cp_L1_aa


PoohBear
 
Genauso schlecht läuft die "Verkaufspolitik". Anstatt vorher nach Investoren oder Käufer zu suchen, soll jetzt alles am liebsten alles (Karstadt, SinnLeffers, Wehmeyer ...) als Gesamtpaket verkauft werden.
Doch welcher Interessent zahlt schon einen regulären Kaufpreis, wenn dieser auf die schlechte Einzelhandelskonjunktur verweisen kann mit dem Wissen, dass Karstadt verkaufen muss!
Resultat wird sein, die Preise zu drücken und somit werden bestimmt keine Preise am oberen, sondern eher am unteren Rand inkauf genommen werden müssen.

Fachleute gehen eh davon aus, dass die Warenhäuser einzeln oder in kleineren Gruppen veräußert werden müssen.
Für den Fall, dass der Komplettverkauf nicht gelingt, wurde bereits angekündigt, "die Trennung sukzessive über den Verkauf einzelner Häuser und Gruppen zu vollziehen."
So will zum Beispiel die Textilkette C&A keinen Kommentar darüber abgeben, ob sie Interesse an Standorten besitzt oder nicht. Spekulationen werden "on mass" die Runde und die Mitarbeiter noch mehr verunsichern. Sie werden auf Hoffnungen bauen ... hoffen wir, das die Entäuschung nachher nicht zu groß sein wird. :naja:

Schlechte Aussichten kann man auch dieser Mitteilung hier entnehmen: "Niedrige Renditen und Hindernisse wie Ladenschluss oder Kündigungsschutz machen Deutschland als Investitionsziel nur bedingt attraktiv, allenfalls für Spezialisten".

Mit einem schnellen Verkauf ist hingegen bei den Sporthandelsketten Golf House sowie Runners Point zu rechnen. Als eine der wenigen Adressen, die für einen Kauf der Ketten in Frage kommt, gilt der weltgrößte Sportanbieter Intersport, der auch die Kette Sport Voswinkel betreibt. Aber auch die Schuhhändler Deichmann oder Foot Locker gelten als mögliche Interessenten. Bei Golf House und Runners Point ist "schnell mit guten Nachrichten zu rechnen", heißt es.
 
Mal was zu den Arbeitnehmerstimmen im Aufsichtsrat:

Das vorgeschlagene Konzept:
Verkauf der Hälfte von 181 Kaufhäuser sowie Fachmarktketten wie Sinn-Leffers.

Karstadt-Chef Christoph Achenbach hatte am Dienstag von "historischen Solidarpakt" gesprochen und erklärt, dass die Gewerkschaft dem Konzept zustimmen müsse, da es ohne Alternative sei. Das Konzept wurde allerdings ohne die Stimmen der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat beschlossen.

Wie war das mit dem Mitspracherecht? Kann man so Verhandlungen führen??

Achenbach sprach am Dienstag weiterhin von einem "historischen Solidarpakt" und erklärte, dass die Gewerkschaft dem Konzept zustimmen müsse, da es ohne Alternative sei.
Eben - friss oder stirb!! :naja:
 

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