Mir wär's zum Beispiel wesentlich peinlicher gewesen, meinen Auszug von meinen Eltern finanzieren zu lassen (ganz abgesehen davon, dass das gar nicht gegangen wäre), aber jeder ist seines Glückes Schmied.
Na ja, wenn man eine
gute Ausbildung machen will ist es manchmal leider nicht anders möglich. Ich bin mit 20 von zu Hause raus, als ich meine Ausbildung angefangen hab. Ich wollte unbedingt Ergotherapeutin werden, was aber leider eine schulische Ausbildung ist. Mir bzw. meinen Eltern blieb also, wenn ich diesen Beruf machen möchte, nix anderes übrig, als mir finanziell unter die Arme zu greifen, da ich monatlich 250 € Schulgebühr zahlen musste (und das ist noch wenig im Vergleich zu anderen Schulen oder Ausbildungen). Ich weiß, es gibt einige wenige staatliche Schulen die nichts kosten, aber an den Schulen ist es zum Teil auch reine Glückssache, ob man genommen wird oder nicht. (Stichwort Losverfahren) Ich hatte leider dieses Glück nicht, also musste ich an ne Schule, die Geld kostet. Und das Dorf, wo ich ursprünglich herkomme, hat in der näheren Umgebung bloß eine einzige Schule für Ergotherapie und die ist nicht mal wirklich gut. Und was hat man schon davon, wenn man seine Ausbildung an einer schlechten Schule macht, es dann später aber auch doppelt so schwer hat, mal einen vernünftigen Job zu finden? Also musste ich ausziehen. Und ich bin meinen Eltern auf ewig dankbar für die Unterstützung, denn ohne sie hätte ich wohl diese Ausbildung niemals machen können. Selbst wenn ich nebenbei gearbeitet hätte, hätte ich niemals so viel Geld aufbringen können, dass ich Schulgebühren und Wohnung selbst finanzieren kann. Jetzt ist es immer noch so, dass meine Eltern mir mein Studium finanzieren, da ich mich dazu entschlossen habe, noch meinen Bachelor zu machen. Und obwohl ich mich schon auf Stellen beworben habe und nebenbei arbeiten gehen werde gibt ein Job auf 400 € Basis nie so viel Geld her, dass ich alles eigenständig finanzieren könnte.
Ich meine, natürlich bin ich froh, wenn ich meinen Eltern nicht mehr die ganze Zeit auf der Tasche liegen muss, weil so langsam find ich's halt auch nicht mehr schön. Aber wie gesagt, selbst wenn ich wollte könnte ich allein das Geld nicht aufbringen. Oder ich müsste halt auf meinen Berufswunsch verzichten und eine andere Ausbildung machen.
Vielleicht sind meine Eltern da aber auch etwas großzügiger weil vor allem meine Mutter früher, eben aufgrund ihrer Eltern, nie die Möglichkeit hatte den Job zu machen, den sie gerne machen wollte...
Und alle reden immer davon, dass man als Student ja auch noch bei seinen Eltern wohnen kann. An sich ein nachvollziehbares Argument, aber was ist denn, wenn man keine Uni in der Nähe hat? Aus meinem Abiturjahrgang ist nicht auch nur eine einzige Person, die studieren wollte, zu Hause wohnen geblieben, eben weil es in der Nähe keine Uni gibt. Die nächste Uni ist ca. 40 km weit weg und die Verkehrsanbindungen sind sehr ungünstig. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln hat man keine Möglichkeit hinzukommen. Und was bleibt einem dann anderes übrig als sich in der Nähe der Uni eine Wohnung zu nehmen? Bzw. was ist, wenn man an einer näher liegenden Uni gar nicht angenommen wird? Versteht mich nicht falsch, ich kann eure Argumente ja schon auch nachvollziehen. Aber wenn man auf dem platten Land wohnt ist das halt nunmal nicht so einfach mit studieren und gleichzeitig noch bei seinen Eltern wohnen.