Kapitel 9: Gewissheit

Gleich am nächsten Nachmittag fuhren wir zu Mums Frauenärztin. Mum hatte gestern noch mit der Praxis telefoniert und konnte auch gleich einen Termin bekommen.
Am Empfang wurden wir von einer recht netten Sekretärin begrüßt, die uns sagte, dass wir noch kurz Platz nehmen sollten, bis Frau Dr. Sommer mit der anderen Patientin fertig wäre.

So ließen wir uns auf den weichen Stühlen im Wartebereich nieder. In mir brodelte eine riesige Angst, zum einen natürlich aus dem Grund, dass ich schwanger sein könnte und zum anderen auch, da ich noch nie bei einer Frauenärztin gewesen war. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und flüsterte Mum zu:
"Mum, ich hab Angst."
"Schätzchen, es wird alles gut, ich versprech es dir!"
"Aber ich war noch nie bei einem Frauenarzt."
"Das ist nicht schlimm. Dr. Sommer ist noch recht jung und sie ist wirklich sehr nett."
"Und was wird bei der Behandlung genau passieren?"
"Naja, ich nehme an, dass sie eine Ultraschalluntersuchung machen wird und ..."
Bevor Mum ihren Satz zu ende sagen konnte, lächelte mir die Sekräterin zu und sagte, dass Dr. Sommer mich erwarten würde.
Benommen hob ich mich von meinem Stuhl und durchquerte den Raum, schließlich gelangte ich bei der Tür an und nach kurzem Zögern drückte ich die Klinke hinunter und ging in das Behandlungszimmer.

Dr. Sommer begrüßte mich freundlich und bat mich, mich auf eine Liege zu liegen. Mein Herz pochte mir bis zum Hals, doch dank Dr. Sommer's freundlicher Art wurde ich langsam entspannter.
Dann begann sie damit, mich zu untersuchen. Schließlich machte sie auch die von Mum erwähnte Ultraschalluntersuchung. Doch ich empfand alles gar nicht mehr so schlimm und da Dr. Sommer mit mir über alles mögliche redete, bemerkte ich auch gar nicht alle Teile der Behandlung.
Schließlich sagte sie, dass die Behandlung beendet wäre und dass ich doch schon mal an ihrem Schreibtisch Platz nehmen sollte, während sie meine Mum rufen würde.

Kurz darauf saßen wir dann am Schreibtisch und DR. Sommer begann:
Dr. Sommer: "Amy, es tut mir furchtbar Leid, was dir widerfahren ist und leider muss ich dir sagen, dass meine Nachricht das alles vielleicht noch schlimmer machen wird. Denn Dank der Ultraschalluntersuchung konnte ich eindeutig feststellen, dass du schwanger bist."
Amy: "Was das kann doch nicht wahr sein? Sind sie sich wirklich sicher?"
Dr. Sommer: "Leider ja."
Mum: "Was äh kann man denn machen?"
Dr. Sommer: "Sie meinen Abtreibung?"
Mum: "Ja."
Dr. Sommer: "Nun ja, rein theoretisch ist es natürlich machbar. Aber ich mach sie darauf aufmerksam, dass eine Abtreibung wahnsinnige physiche Probleme mit sich bringen kann. Amy, würdest du denn eine Abtreibung wollen?"
Amy: "Ich weiß nicht, lassen sie mich nochmal darüber nachdenken."
Dr. Sommer: "Natürlich, überleg dir das gut!"
Nach diesem Satz konnte ich mit den Tränen nicht mehr an mich halten. Sie liefen in Sturzbächen meinen Wangen hinunter. Meine Mum verabschiedete sich dann schnell und ging mit mir zum Auto zurück.
Zu Hause angekommen sagte sie, dass sie nochmal mit mir reden wolle.

"Hör zu Schatz, ich möchte, dass du über eine Abtreibung nachdenkst."
"Mum, ich glaube ich kann nicht abtreiben."
"Aber das Kind ist von Frank!"
"Ja, das ist mir klar, aber ich will nicht wegen Frank zur Möderin werden und für mich ist Abtreibung einem Mord gleichzusetzen."
"Aber Schatz, du bist 15!"
"Das ist mir klar. Mum, du und Dad, ihr unterstützt mich doch, oder?"
"Ja aber ich möchte trotzdem dass du noch mal darüber nachdenkst."
"Mache ich, aber ich denke nicht, dass sich mein Entschluss ändern wird."
"Das wäre noch was, dein Dad und ich, wir möchten, dass du dich bei einer Psychologen anmeldest."
"Was? Zu ein Psychoheini?"
"Nein es ist eine junge Frau, sie ist 26."
"Aber nur mal zum Testen."
"Ja."
"Na gut, wann ist der erste Termin?"
"Übermorgen."
"Ok, Mum, da wäre nochwas, ich will wieder in die Schule!"
"Wirklich?"
"Ja, ich glaube, dass wenn ich das Kind bekomme, es eine gute Zukunft verdient und nicht eine Mutter die nur zurückgezogen lebt."
"Gut, wie du meinst, meinetwegen solltest du sowieso wieder in die Schule."
"Ok, ach ja, eine letzte Sache noch."
"Ja?"
"Ich werde morgen zum Frisör gehen?"
"Wie bitte?"
"Ja, ich will diese langen Haare nicht mehr haben, sie erinnern mich nur an die Fotos und das Mo... Mo... Modeln."
"Schön, du lässt dich ja eh nicht abbringen."
"Richtig, ich muss meinen eigenen Weg finden."
So, nächstes Kapitel folgt bald, war jetzt etwas viel Text und zu wenig Bilder, sorry, aber im nächsten kommen denke ich mehr Bilder ... bis dahin schreibt fleißig Kommentare.
