Honk schrieb:
Ich habe von der Vorstellung, auch Erwachsenen solche Spiele zu verbieten, Abstand genommen, das war eine Überreaktion heute nacht, ich war müde und geschockt, dass wenig Kritisches geäußert wurde in diesem Thread. In unserem Staat kann jeder mündige Bürger mit sich und seiner Gesundheit anstellen, was er möchte und das ist auch richtig so.
Solange er andern dabei nicht zu arg auf die Füße tritt, genau.
Honk schrieb:
Dass ein Gesetz schwer umzusetzen ist, sagt nichts über seine inhaltliche Qualität aus.
Wenn ein Gesetz halt ein bisschen komplizierter umzusetzen ist, dann ist es deshalb nicht schlecht, nein. Ganz im Gegenteil: Zu leicht darf man es sich bei Gesetzen nicht machen. Wenn man bei jeder Komplikation gleich abwinken würde "Och nöö, lass mal - zu aufwendig!", dann gute Nacht.
Aber hier geht es mir nicht um "schlecht, weil schwer umsetzbar". Hier geht es mir um folgendes:
- Ein Verbot ist nicht mal so schwer umsetzbar, aber es ist schwer (bzw. nicht)
durchsetzbar. Siehe Prohibition. Siehe Prostitution. Siehe weiche Drogen. Es hat noch nie geklappt. Wer will, der kommt dran, Verbot oder nicht. Verbote sind eben NICHT der komplizierte Weg, sondern Verbote SIND der einfache Weg des geringen Widerstandes: Wir haben ja was getan, wir blenden es aus und tun so, als sei es nicht mehr da, weil wir es nicht mehr öffentlich sehen. Aber gewisse Grundbedürfnisse sind da. Die kann man nicht wegdekretieren, die suchen sich ihre Bahn. Und wenn es keine öffentlichen und legalen Bahnen dafür gibt, geschieht das gleiche halt illegal im Untergrund.
- Ein solches Verbot ist ja bereits geplant, aber wo ist die Diskussion darüber? Es ist mein Verständnis von vernünftiger Gesetzgebung in einer Demokratie, dass derjenige, der ein einschränkendes Gesetz erlassen will, zunächst einmal schlüssig belegen muss, warum ein solches Gesetz nötig ist. "Ich denk mir mal, dies und jenes kann ja nicht gut sein", ist keine ausreichende Begründung. Auch halte ich es für notwendig, dass vorher zumindest mal ergebnisoffen darüber geredet wird, wie denn so ein Gesetz eigentlich aussehen soll, wer es überwacht, wer es durchsetzt, und wer oder was (Gremien/Richtlinien) die Überwacher kontrolliert, damit sie nicht willkürlich und ohne Widerspruchsmöglichkeit handeln können. Dass da einige Aktionisten mit "Killerspiel"-Verbalkeulen im Handstreich ein Verbot durchziehen, ist für mich nicht akzeptabel.
Honk schrieb:
Nein, es war mir, und aus deiner Formulierung entnehme ich, dass du das ahnst, nicht bekannt, aber dass viel Menschen etwas tun heißt noch lange nicht, dass es auch richtig ist.
Nein, heißt es nicht. "Esst Kufhfladen - Millionen Schmeißfliegen können nicht irren!" Das ist natürlich Quatsch. Darum ging es mir aber auch nicht. Es ging mir darum, dass diese feindselige und ablehnende Haltung, mit der Gamer in die Spinnerecke gesteckt und zu potenziellen Amokläufern abgestempelt werden, nicht überall vorherrscht. Es gibt auch offensichtlich Länder, in denen man recht locker und offen mit so etwas umgehen kann und Interesse dafür entwickelt - die von den westlichen Staaten eingenommene Denkhaltung ist nicht die einzige, die es gibt. Und ob es die richtige ist, dafür fehlt jeder Beweis.
Honk schrieb:
außerdem sind solche Wettbewerbe immer etwas, was nur den Teil der Bevölkerung miteinbezieht, der sich wirklich damit beschäftigt.
Das gilt auch für Meerschweinchenzüchtertreffen und Tischtennisturniere. Das spricht weder für noch gegen Spiele.
Honk schrieb:
Ich denke nicht (oder, weil du so wert auf diese Formulierung bei mir legst: Es ist extrem unwahrscheinlich), dass jeder in Südkorea jeden Tag Ego-Shooter-Spiele spielt, nur weil der vielleicht weltweite Austragungsort für Wettbewerbe dort liegt.
Nein, aber solche Wettbewerbe finden dort unter großem öffentlichen Interesse statt, und die Medien bringen regelrechte Sportberichterstattung, anstatt sich gegenseitig in Weltuntergangsfantasien zu überbieten. Es herrscht einfach eine ganz andere Meinung dort, und bisher existieren keine schlüssigen Belege dafür, dass diese Einstellung notwendigerweise falsch und die spielefeindliche Haltung der meisten westlichen Staaten notwendigerweise richtig ist.
Honk schrieb:
Wenn Menschen sich entweder nicht in der Lage sehen oder es nie richtig gelernt haben, ihre Grundbedürfnisse auf natürliche Art und Weise zu stillen, suchen sie den Weg der Gewalt.
Sehe ich auch so. Ich sehe nur nicht, was das mit PC-Spielen zu tun hat. Auch bevor es PC-Spiele gab, gab es Leute, die nie gelernt haben, ihre Grundbedürfnisse (damit meinst Du jetzt das "auch-mal-Frust-ablassen", hoffe ich, sonst hab ich Dich falsch verstanden) friedlich und angemessen zu verarbeiten. Die keine "Beißhemmungen" hatten und andere schikaniert haben.
Honk schrieb:
Natürlich wäre es das Schönste, alle Gewalt für immer aus der Welt zu schaffen, aber da das wohl ein Ding des Unmöglichen sein wird, finde ich es erst einmal einen richtigen Schritt, das Ausmaß einzuschränken und das wird bestimmt nicht so indem man die Menschen immer mehr abstumpft und ihnen Gewalt zu etwas Alltäglichem werden lässt.
Warum wird dann mit zweierlei Maß gemessen? Warum ist es kein Problem, dass in jedem Vorabendprogramm geballert wird wie sonstwas und regelmäßig zur besinnlichen Weihnachtszeit irgendeine "Terminator"-Folge oder Vergleichbares in die guten Stuben flimmert? Wieso kann an jeder Schule unbehelligt gemobbt, drangsaliert, geprügelt und abgezockt werden, aber PC-Spiele werden verboten? Warum ist es Grundhandlung jeder Detektiv- oder Polizeiserie, dass der Protagonist die Gesetze nach seinem Gutdünken befolgt oder eben nicht und auch ruhig mal Gewalt anwendet?
Der Großteil der Verrohung findet doch nicht bei Q3 statt. Der findet überall um uns herum statt, größtenteils in den Familien und im sozialen Umfeld. Die Unfähigkeit, auf Andere einzugehen oder sich in sie hineinzuversetzen, das mangelnde Selbstbewusstsein, das bei vielen dazu führt, dass sie Ersatzbestätigung in der Schikanierung Schwächerer finden, die Unfähigkeit, die auf die Bedürfnisse der Mitmenschen einzugehen und dazu ggf. seine eigenen Bedürfnisse auch mal zurückzustellen - wo kommt das alles her? Vom bösen Computerspiel?
Honk schrieb:
Ich meine auch keine alltägliche Aggression. An jeder Schule, genau genommen sogar in jeder Klasse, (weil einfach in jeder Gruppe) gibt es einen Außenseiter. Diese Menschen (die meisten von ihnen) erleben jeden Tag eine Menge Frust, mit der sie fertig werden müssen. Du redest, als würden Amokläufer einfach vom Himmel fallen und hätten keine Hintergrundgeschichte.
Da muss ich mich schlecht ausgedrückt haben, denn genau darum ging es mir: Die zocken doch nicht male eine Runde Quake und denken dann "Boah, so lauf ich morgen auch durch die Schule!". Die haben auch nicht mal "allägliche Aggressionen" und greifen dann zur Waffe. Die erleben tagtäglich keine virtuelle, sondern ganz reale Gewalt und Verrohung auf allen Ebenen, z.B. durch Hänseleien und Ausgrenzung - auch durch die braven, 'Sims' und 'Barbies's Abenteuer auf dem Ponyhof' spielenden Mädchen, die nichtdaddelnden, 'coolen' Klassenkameraden, die nichtdaddelnden, desinteressierten und wegschauenden Lehrer, oder durch Gewalt und Emotionskälte seitens der nichtdaddelnden Eltern. Die Ursache für solche Frustrationen liegt nicht in Computerspielen, und sie wird auch nicht durch das Computerspielen anderer hervorgerufen.
Honk schrieb:
Ich dachte, du wolltest sachlich bleiben?
Ist nicht immer leicht, vor allem bei Themen, die mich aufregen...
Honk schrieb:
Glaube ist etwas anderes. Ich habe meine Meinung nicht vom lieben Gott empfangen, sondern bin durch logisches Nachdenken darauf gekommen.
*lach* nein, die Art von Glauben meinte ich auch nicht. Aber es ist eine Meinung, zu der Du auf Grund von Folgerungen gekommen bist, die Dir zwar logisch erscheinen, aber nicht auf von Dir selbst verifizierten oder allgemein als wahr anerkannten Fakten basiert. Das ist kein Grund, Dir Deine Meinung zu nehmen. Aber in meinen Augen eben auch keine Grundlage, um darauf aufbauend ein Urteil zu fällen, das Andere betrifft.
Honk schrieb:
Ein Ego-Shooter-Spiel, bzw. die Art, die verboten werden soll, ist ein Spiel, wo du vor dir nur deine Hand mit einer Waffe siehst und dann sehr realistisch aussehende Leute abschlachtest.
Danke, ich weiß aus eigener Erfahrung, was ein Ego-Shooter ist. ^^ Und da haben wir ja auch schon wieder das Lieblingsthema, das "abschlachten". Da bei solchen Spielen die Waffe in der Hand und das Blut an der Wand (um mal einen ganz schlechten Reim zu bemühen) für alle direkt sichtbar sind, auch ohne sich mit der Sache zu beschäftigen, wird oft dieses "abschlachten, töten, anderen was antun"-Denkschema bemüht. Daran erkennt man eigentlich recht zuverlässig Leute, die nie neutral an einen Ego-Shooter herangegangen sind und sich selbst ein Bild gemacht haben.
Dabei steht als übergeordnetes Spielziel eigentlich immer einfach nur das Weiterkommen im Vordergrund - schnell reagieren, geschickt spielen, Hürden meistern, ausweichen, zielen, sich durcharbeiten. Die Spannung, wenn man in einen leeren Raum reinkommt: Was passiert jetzt? Werde ich bemerkt? Ist alles leer? Ist die Luft r... - *BAM!* Uah, wo kam das her? Schnell weg hinter die Kiste... ach, da ist einer.. schnell, die andere Waffe, raus... ha, erwischt! Puh, das war knapp... DAS ist es - die Spannung dabei, sich nach und nach durchzukämpfen. Auch mal zwischendrin ein Rätsel zu lösen, durch ein geschicktes Manöver mehrere Gegner schon vorher auszuschalten. Das "Töten" nimmt man dabei gar nicht als "töten" wahr.
Oder wenn ich mal an Counter-Strike denke: Das Herumschleichen durch die Gänge, die Spannung, wenn man im Luftschacht kurz vor dem Raum mit den Geiseln hockt: Sind Terroristen in der Nähe? Waren da gerade Schritte? Und hat man die Geiseln dann im Schlepptau und läuft im Zickzack Richtung "Rescue Zone", während man weiß, dass noch 4 Gegner versuchen, einen abzufangen... das ist einfach spannend. Oder wenn man als Terrorist auf dem "Bomb Spot" hockt und den Sprengsatz aktiviert... man fühlt sich wie auf dem Präsentierteller, die Sekunden laufen Ewigkeiten, und dann liegt di e Bombe... *piep*... *piep* *piep piep* *piep-piep-piep-piep* So, da kommt keiner mehr zum Entschärfen, jetzt aber schleunigst weg, bevor uns alles um die Ohren fliegt - das ist das, was dabei Spaß macht. Klar schießt man da auch aufeinander, aber dabei hat man doch nicht den Gedanken "Ha, den töte ich jetzt". Das ist gefühlsmäßig auch nix anderes, als wenn man jemanden beim Fangen abschlägt - HAB DICH, HAHA!
Honk schrieb:
Warum müssen es realistische Blutbäder sein, warum reicht kein Adventure oder jedes beliebige andere Spiel, bei dem es auf Reaktionsvermögen und Schnelligkeit ankommt?
Seit wann kommt es bei Adventures auf Reaktionsvermögen und Schnelligkeit an? Ein klassisches Adventure besticht doch gerade durch seinen gemächlichen Spielverlauf, Dialoge und Rätsel. Und wer sagt denn, dass nicht auch andere Spiele gespielt werden? Als wären Ego-Shooter das einzige Genre.
Aber bei Shootern hilft natürlich eine realistisch gemachte Spielwelt, weil man dann besser in die Spielwelt eintauchen kann. Wenn man in Scheinwerfer blickt und die einen wirklich blenden, wenn man in einen Abgrund schaut und sich beim Blick in den Monitor unwillkürlich mit dem Rücken fester an die Sitzlehne presst, um nicht "vornüberzukippen", dann trägt das viel zum Erlebnis bei. Gleiches gilt für die Gegner: Wenn die durch ihre Gestaltung eine gewisse Präsenz haben, wird's natürlich auch spannender. Und wenn ich genau weiß, das sollen irgendwelche menschenähnlichen Figuren sein, aber weil das ja so politisch unkorrekt ist, wurden sie zu "Cyborgs" umgewidmet und verlieren bei Beschuss Maschinenöl oder lösen sich einfach auf, kommt man sich als Erwachsener einfach veräppelt vor und denkt sich nur noch "Kommt schon Jungs, wir wissen doch alle, was wirklich gemeint ist. Wozu dieses alberne Feigenblättchen?"
Und weißt Du, was ich an Wolfenstein 3D damals wirklich geil fand? Ich wusste, dass ich das eigentlich noch nicht haben durfte und das total politisch unkorrekt und gänzlich unzensiert war. Da hingen sogar Hitlerbilder an der Wand und Hakenkreuze - spielte ja auch in einer Nazi-Festung. Huiuiui, starker Tobak... all das, wo sich die Erwachsenen in die Hosen machen, wenn man es auch nur erwähnt, und Gardinenpredigten loslassen, und ich zocke es hier, höhö... Hätten da irgendwelche x-beliebigen Bildchen in der Gegend rumgehangen und ich im ab 12 Jahre freigegebenen Spiel mit der Konfettikanone auf rosa Häschen geschossen, wäre der ganze Reiz weggewesen. Nix geheimes, nix, was man eigentlich nicht dürfte, nix zensiertes. Mit 16 irgendeine abgespeckte Version spielen, nu ja. Ist halt nicht "die echte". Aber die total unzenierte, die man eigentlich gar nicht haben dürfte und vor den Eltern mit einer absichtlich falsch beschrifteten Diskette (jawoll, eine 3,5"-Disk war das damals!) versteckt, das ist mal cool.
Diebische Freude, sag ich da nur... ^^
Oder damals, als ich Carmageddon 2 auf einer Spielebörse gekauft habe... klar, ich fand's ganz unterhaltsam. Aber als ich dann erfahren habe, dass die deutsche Version davon beschnitten und zensiert wurde, betrachtete ich meine originale UK-Version "mit ohne Zensur" und echtem Iron Maiden-Soundtrack gleich mit ganz anderen Augen.
Es ist einfach dieses "Du willst mir Vorschriften machen? Da, genau DA kannst Du sie Dir hinstecken", was sicherlich einen Teil des Reizes ausmacht.
Honk schrieb:
Der Unterschied zwischen Mensch-Ärgere-dich-Nicht und einem blutig realen Schießer-Szenario ist einfach: Das Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel findet tatsächlich in der Realität statt.
Ich sitze auch selten virtuell vor dem PC. Und wenn ich die Kiste zu meinen Kumpels rübertrage, wir uns ein paar Stunden lang bei Counter-Strike oder sonstwo das Blei um die Ohren ballern, Bomben in die Gegend legen und uns gegenseitig die Geiseln abjagen und dann anschließend gemeinsam eine Pizza mampfen, etwas trinken und die lustigsten Szenen noch mal Revue passieren lassen, ist das auch höchst real.
Wenn jemand nur allein im Keller vor der Kiste sitzt und in die Röhre schaut (und womöglich sogar soziale Kontakte für die Zockerei vernachlässigt), dann ist es das nicht mehr. Dann wird's tatsächlich nur virtuell gesellig, aber real einsam. Da spielt es dann aber keine Rolle, ob derjenige für Counter-Strike oder für das Blümchen-zertifizierte Wattebällchenwurfspiel alles Andere vernachlässigt - oder eben für's Dauerzappen am TV. Da liegt was ganz Grundsätzliches im Argen, wenn jemand nicht mehr mit sich und seiner Freizeit anzufangen weiß. Und da sehe ich die Schuld nicht bei den pösen Killerspielen. Mal ehrlich, wie schlapp muss ein Umfeld denn sein, wenn es nix Spannenderes zu bieten hat als das Abhängen vor der Kiste?
Honk schrieb:
"Egoismus, destruktive Haltung (andere blockieren und behindern), Schadenfreude und die Lust, den anderen eiskalt auszubooten"...das sind alles ganz natürliche menschliche Gefühle, die wir in einer modernen Zivlisation kontrollieren müssen, sie spielerisch in abgeschwächter, verfeinerter Form auszuleben, dagegen spricht absolut nichts.
Seien wir doch mal ehrlich: Ab und zu macht es doch einen Höllenspaß, mal "gemein" zu sein... ^^
Honk schrieb:
Aber in dieser Situation bist du Teil der Gesellschaft und ihrer Regeln (über die wir, was die Würde des menschen angeht, jetzt nicht diskutieren müssen, hoffe ich). Deine Freunde sitzen dir gegenüber, das ist die Realität. Wenn du alleine vor dem Rechner sitzt und virtuell Menschen abschlachtest, (...) hast du niemanden, nichts das dich hemmen könnte.
Lass doch mal bitte das ständige "Menschen abschlachten" weg, das hatten wir doch oben schon mal. Und Menschen bin ich im Spiel noch nie begegnet, nur virtuellen, animierten Figuren.
Hemmen wobei eigentlich? Im Brettspiel halte ich mich in allem, was das Spiel betrifft, an die Regeln des Spiels, und lebe z.B. das Rausschmeißen des Anderen ein Feld vorm rettenden Häuschen genüsslich aus - in allem, was die reale Welt betrifft, halte ich mich aber an die Regeln der realen Welt.
Im Computerspiel halte ich mich im Spiel an die Regeln des Spiels und koste es genüsslich aus, auch mal zu ballern, auch mal politisch unkorrekt zu sein - in allem, was die reale Welt betrifft, halte ich mich aber an die Regeln der realen Welt.
Wäre ja noch schöner, wenn ich mich nur dann an die Regeln der Zivilisation halten könnte (über die wir nicht diskutieren müssen, nein), wenn ich befürchten muss, von Anderen auf die Finger zu kriegen; und was auf die Regeln sch...en würde, sobald niemand da ist, der mich zurechtweisen könnte. Ich schlage ja auch keine Schaufenster ein und räume die Auslage leer, wenn der Strom (und damit die Alarmanlage) ausgefallen ist und mich keiner sehen würde, weil ich allein bin.
Honk schrieb:
Die Art und Weise, in der bei einem Gesellchaftsspiel diese Gefühle ausgelebt werden, ist viel zu milde, zu subtil, um wirklich Frust abbauen zu können.
Eben - deshalb darf's ja ab und zu auch mal was Geballer sein. Wobei ich wirklich sagen muss, dass ich persönlich mir bei Frust lieber akustisches "Geböller" von CD anhöre.
Honk schrieb:
Und wenn jemand so einen Ego-Shooter aus diesem Grund benutzt, um sich abzureagieren und es wirklich braucht, aber irgendwann das Spiel nicht zur Hand hat, dann kann es auch sein, dass er anderen Menschen gegenüber aggressiv wird, denn das ist er ja gewöhnt. Das gilt mit Sicherheit für einige.
Wenn jemand seinen Frust mit Steinschleudern an Tieren auslässt, lebt er die Aggressivität sogar real aus und nicht virtuell. Dann kann es auch sein, dass ihm das irgendwann zu wenig ist und er seine Wut an einem Menschen auslassen will.
Wenn jemand seine Mitschüler prügelt, kann es auch sein, dass derjenige irgendwann aus irgendeinem Grund so ausrastet, dass er eben nicht mehr aufhört, wenn der andere am Boden liegt.
Honk schrieb:
Aber das und das habe ich oben schon erwähnt, hatte ich nur als Beispiel aufgeführt und niemals behauptet, dass es auf alle zutrifft. Was mir viel mehr Sorgen bereitet ist die Abstumpfung, dass es beginnt, zur Normalität zu gehören und es deshalb eben nicht mehr einen so großen Hass braucht, damit ein Mensch einen anderen tötet.
Die findet für meine Begriffe aber nicht in der virtuellen Spielwelt, sondern tagtäglich um uns herum statt und liegt möglicherweise an der gesamten Reizüberflutung und der zunehmenden Umwandlung der Gesellschaft in Individuen, die kaum noch selber Dinge erarbeiten, sondern nur noch passiv konsumieren und die ganze Berieselung über sich ergehen lassen.
Man hat alles zu Hause, trifft sich seltener, isoliert sich mehr... wie gesagt, da spielt's für meine Begriffe keine große Rolle, ob jemand den ganzen Tag vor der Glotze hängt oder ob jemand den ganzen Tag Computer zockt.
Die meisten kriegen anscheinend in ihrer Familie und in Kindergarten und Schule keinen Sinn für Verantwortungsbewusstsein und Respekt und Verständnis für leben und Gesundheit, Gefühle und Eigentum Anderer beigebracht. In Köln hatte mal einer 150 Euro Schulden oder so (ein bagatellbetrag jedenfalls) und Schiss, seinen Eltern das zu beichten. (War so'n Halbstarker). Was folgert dieses Herzchen daraus? "Ich bringe halt 'ne Prostituierte um die Ecke (ist ja nur 'ne Nutte, gell?) und zieh' der die Kohle ab". Hat er gemacht. Da stelle ich mir doch die Frage: Hat der das falsche Spiel gezockt, oder haben die Eltern was falsch gemacht?
Also, Jugendschutz meinetwegen. Ich glaube nicht, dass es etwas nützt, weil Jugendschutz bei desinteressierten Eltern nicht funktioniert. Eher sehe ich die Gefahr, dass Eltern sich dann erst recht in der trügerischen Sicherheit wiegen, sie bräuchten sich nicht groß zu kümmern, weil das ja die Jugendschutzgesetze machen. Aber bitte, wenn Politiker ihr Gewissen damit beruhigen können - meinetwegen.
Nur Pauschalverbote und Zensur von Inhakten für Erwachsene, und das eben ohne entsprechende Grundlage, lehne ich ab. Und das, was da momentan auf uns zukommt, trägt leider genau diese Züge.
Boah, ist das jetzt echt so spät? Ich muss ja bescheuert sein... ich hoffe, in der ganzen Litanei habe ich nicht allzuviel Schwachsinn und Unverständliches geschrieben...