Ich denke mal die Firmen sind von Deutschland zum größten Teil nicht wegen den Lohnkosten abgeschreckt, sondern von der ganzen Biokratie!
Biokratie? Wie meinen?
Wegen jeden Scheiß muss man einen Antrag und ne Genehmigung stellen, dass ist Abschreckung genug.
Ouuh, da vertu Dich mal nicht. Ich rate Dir dringendst, Dich mal (falls möglich) mit Geschäftsleuten aus Deinem Bekanntenkreis zu unterhalten, die im Auftrag ihres Arbeitgebers Projekte in hochgelobten aufstrebenden Ländern wie Indien durchführen müssen. Die müssen oft mit derartiger Inkompetenz, Korruption und schlichter Unberechenbarkeit durch unglaubliche Beamtenwillkür kämpfen, dass sie sich oft fragen, ob die andere Seite das Projekt eigentlich lieber abschließen oder im Grunde lieber um jeden Preis verhindern möchte. Ein Bekannter meiner Familie war oft und lang im Ausland und hat das Theater dort oft genug verflucht.
Auch wenn Du selber schon mal längere Zeit im Ausland warst und erlebt hast, wie sich die erst ach-so-bewundernswürdige "wird schon werden"-Mentalität in beunruhigendes Chaos wandelt, wenn Du dann
wirklich mal am soundsovielten
pünktlich dieses und jenes Dokument brauchst, weil es danach
definitiv zu spät ist, und immer nur "ja, demnächst/vielleicht/machen wir schon irgendwie" zu hören bekommst. Es ist in Mode, über die böse deutsche Bürokratie zu schimpfen, aber wer es einmal mit den Auswüchsen in so manch anderem Land zu tun gehabt hat, der weiß zumindest ihre vergleichsweise hohe Zuverlässigkeit, Berechenbarkeit und Stabilität zu schätzen.
Abgesehen davon, dass hier nicht wie in China zu befürchten ist, dass plötzlich neben der neuen Nokia-Fabrik eine einheimische Konia-Fabrik entsteht, die täuschend ähnliche Handys herstellt... oder gleich das Unternehmen von einem einheimischen Schuppen übernommen wird, mit dem dubiosen Vorwand irgendeines Lizenzverstoßes.
Und das die Chinesen es für 2 Cent machen sehe ich zwar ein, aber ein qualitäthohes Produkt kann man damit vergessen! ... Die wollen nur schnell und in hoher Zahl produzieren, aber nicht hochwertig! Da ist Deutschland auf jeden Fall im Vorteil!
Das kommt darauf an, welche Einstellung die Käufer zu qualitativ hochwertigen Produkten haben...
Und zu deinen Studentengeld oben:
Das kannst du ja wohl nicht vergleichen! Studenten sind für 4 Jahre (oder mehr) mal finanziell hinten dran, aber dafür bekommen sie meist einen gutbezahlten Job!
*hust* Das ist mal eine derbe Pauschalisierung, die längst nicht mehr flächendeckend gilt. Ich habe auf meiner Arbeit nun wirklich oft gesehen, wie gut qualifizierte Hochschulabsolventen sich für die leise Aussicht auf einen Job mit 400€-Praktika abfinden mussten und jede Woche einmal, wenn die Putzfrau kam, daran erinnert wurden, dass die vermutlich mehr verdiente als sie selber. Ich weiß auch von Leuten, die trotz Abschluss im Kino arbeiten, weil ganz einfach der Job leichter und besser bezahlt ist als ein für sie erreichbarer Job, in dem ihre Qualifikationen zur Geltung kämen. Wir sind noch nicht so weit wie Russland, wo Dich Atomphysiker im Taxi rumfahren, aber wir haben auch hier genügend Absolventen, die sich nach den ersten paar Stellenverhandlungen die Augen reiben und fragen "Nach 4-5 Jahren Studium, Auslandserfahrung, gutem Abschluss und Zusatzqualifikationen werde ich doch mehr Geld verlangen können als eine Sprechstundenhilfe oder eine Briefträgerin?"
Was Du sagst, das mag erstens auf gewisse Studiengänge wie den ganzen Ingenieurskrempel zutreffen, der halt hoch bezahlt wird - in der Mehrzahl sieht es aber nicht so toll aus.
Zweitens gilt das vielleicht im ganz großen Durchschnitt, aber da sind dann auch auf der Seite der Nicht-Studenten wirklich ungelernte Kräfte mit eingerechnet, und auf der anderen Seite bei den Studierten eben auch diejenigen (und die wenigen) Ausreißer nach oben, die das Feld verzerren.
Wenn Du mal einen Vergleich zwischen Leuten mit kaufmännischer oder sonstiger Ausbildung einerseits und Studenten außerhalb der "beliebten" Studiengänge andererseits ziehst, dann schmilzt dieser Unterschied aber verdammt schnell zusammen.
Ich zum Beispiel verdiene mit Sicherheit nicht mehr als meine Freunde, die nie eine Uni von innen gesehen haben, eher weniger. Ich hatte auch nicht weniger Probleme einen Job zu finden als sie, eher deutlich mehr. Bis das mal umkippt (falls es kippt), kann es gut sein, dass ich 35-40 bin. Wohlgemerkt meine ich damit, dass ich ab dann vielleicht mehr verdiene - bis ich den Vorsprung rausgeholt habe, den sie schon haben, das ist dann noch 'ne andere Frage. Und damit bin ich kein seltener Ausnahmefall; ich weiß von genug Hochschulabsolventen, die mindestens die gleichen Schwierigkeiten haben wie Leute, die vielleicht "nur" eine Ausbildung haben oder auf der höheren Handelsschule waren oder so...