Kapitel 104 - The Power of the Darrrk Side!
Kapitel 104 - The Power of the Darrrk Side!
Am nächsten Tag schien mitten im Sommer Weihnachten zu sein. Naike traute ihren Augen kaum, als sie nach einem angenehmen Nickerchen in der Strandhängematte zurück ins Haus kam.
"Glauben Sie im Ernst, dass
das das richtige Spielzeug für ein Kleinkind ist?", murmelte der Putzmann verständnislos. "Glauben
Sie denn im Ernst, dass mir ihre Meinung auch nur einen Cent wert ist", entgegnete Adam empört, "wahrscheinlich haben sie als Kind mit Käthe-Kruse-Puppen gespielt!" Der Putzmann schnappte entrüstet nach Luft, ließ sich aber vorsichtshalber nicht weiter auf ein Streitgespräch ein, da Monsieur Tallis auf der Insel inzwischen berühmt-berüchtigt war und von den meisten vorsichtshalber wie ein rohes Ei behandelt wurde.
"You don’t know the Power of the Darrrk Side!", bauchredete Adam gekonnt mit Darth-Vader-Imitationsstimme.
"Adam, was ist das bitteschön?" - "Wie? Kennst du nicht Star Wars?" - "Natürlich kenne ich Star Wars, aber was willst du mit dem Ding? Der ist ja grauselig!"
"Und was bedeutet diese Bescherung überhaupt? Hier kann doch kein Mensch mehr laufen", stellte sie verdattert fest. "Och, Sean hatte so wenig Spielzeug, man muss doch nicht immer erst auf den Geburtstag warten, um ein Kind zu beglücken, oder?!"
"Aber doch nicht gleich mit einer ganzen Ladung. Der Berg hier reicht für ein ganzes Kinderheim!"
Adam fühlte sich gänzlich missverstanden. "Was ist eigentlich mit dir los? Zick' doch nicht immer gleich so herum, ich wollte dem Jungen doch bloß eine Freude machen!" - "Mit Darth Vader??? Und was ist überhaupt mit Abi, hat
sie keine Überraschung verdient? Du redest immer nur von Sean!", schimpfte Naike laut. "Paul hat ja wohl genug Geld, um ihr was zu kaufen, oder?!", meinte Adam trocken. Naike zeigte dem Vater ihres Sohnes einen Piepvogel und ertrollte sich daraufhin wieder einmal beleidigt aus dem Haus.
"Seani, da freust du dich, hm?! Aber die Puppe hier ist fies, die tun wir weg, ja?!" - "Will Darsweder", sagte Sean und schüttelte entrüstet den Kopf. Seine Mutter seufzte und jetzt fiel ihr auch ein, dass sie mit Adam über das "atte Ku" hatte reden wollen, aber nun war er schon wieder weg. "Hör zu, Sean, du kannst deinen "Darsweder" behalten, aber einen Teil des Spielzeugs tun wir erstmal auf den Dachboden und du teilst das Übrige brav mit Abi, ok?!" - "Meins!" - "Nein, nicht nur
deins, die Sachen gehören dir
und deiner Schwester. Punkt. Und du kannst ruhig mal mit ihr spielen, merkst du denn eigentlich nicht, dass sie dich mag?!"
Naike brachte Sean für den Mittagsschlaf zu Bett und musste sich leider seinem Wunsch fügen, die Darth-Vader-Puppe ganz in seiner Nähe haben zu dürfen.
Dann packte sie den Rest der Kisten aus und fand in einer einen wirklich tollen Maltisch. Der Rest kam vorerst auf den Speicher.
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Sean hatte sich kurz darauf die Ansprache seiner Mutter offenbar zu Herzen genommen und begann, sich Abilene zuzuwenden. Allerdings nicht in der Form, die sich die Eltern gewünscht hatten. Zuerst versuchte er mit Charme an Abis lecker aussehendes Fläschchen zu kommen.
Als sie darauf nicht reagierte, kam der hypnotische Blick zum Einsatz, den er eindeutig durch das Blut seines Vaters genetisch perfekt drauf hatte, ohne ihn erst üben zu müssen.
Doch Abi ließ sich auch davon nicht beeindrucken und genoss weiter selbst die süße Vanillemilch, so dass sich Sean dann für Plan C, die Attacke, entschied.
Naike beobachtete die Rangelei zwischen den beiden Kleinkindern, griff aber nicht ein, weil sie der Meinung war, dass Abi lernen musste, sich selbst zu behaupten.
Und sie gewann das kleine Scharmützel auch prompt gegen ihr Brüderchen, das nur im ersten Schreckmoment verdutzt guckte, dann aber
sehr sauer wurde.
Seine Niederlage brachte ihn derart in Rage, dass er Abilene in die Hand biss.
Jetzt musste Naike doch noch einschreiten und sie schimpfte sehr mit ihrem Sohn, denn sie war frustriert darüber, dass er so derart garstig reagierte.
“Sean, Sean - den Gen-Test hätten wir uns echt sparen können", murmelte sie zu sich selbst, "ich hoffe, du wirst wenigstens ein halber Le Normand". Und dabei dachte sie auch sorgenvoll an den Vortag, als Sean den kleinen Merlin so ruppig behandelt hatte, dass dieser laut maunzend um Hilfe rief.
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Während sich Naike also um ihren Sohn sorgte, war Carla im Aufwind. Sie wirkte viel fröhlicher seit sie in der Simlane wohnte, und eine eigene Wohnung war zwar noch nicht in Sicht, aber sie verdiente inzwischen gutes Geld mit dem Schreiben von Artikeln für eine Zeitung und konnte sich dadurch nach und nach ein kleines Polster ansparen. Sie war eine wirklich angenehme Mitbewohnerin, packte mit an, wenn es nötig war und sorgte für gute Laune. Einzig auffällig war, dass sie sehr häufig am Computer saß und offenbar fleißig chattete. Hatte sie sich etwa bei einer Dating-Line angemeldet?
"Holla, die Waldfee! Du siehst ja völlig verändert aus!", rief Jessica erstaunt aus, als Carla eines Tages völlig neu durchgestylt in der Küche erschien. "Jo, ich gehe heute aus", grinste sie.
"Die neue Brille steht dir echt toll, ich muss mich unbedingt auch mal nach was Neuem umsehen. Willst du mir nicht verraten, mit wem du verabredet bist?", flüsterte Naike verschwörerisch. "Das wirst du schon noch früh genug erfahren, du Naseweis!", zwinkerte Carla und verließ dann mit einem "Schönen Abend!" fröhlich winkend das Haus.
"Was glaubst du mit wem sie sich trifft, hm?!" - "Woher soll ich das wissen, Nai, dir würde sie es wohl eher sagen als mir."
“Aber wie wäre es, wenn
wir mal wieder zusammen ausgingen? Wir leben ein bisschen nebeneinander her, findest du nicht auch?" - "Ja ...", seufzte Naike, "... das sollten wir wirklich nicht einreißen lassen."
"Morgen Abend, ja?! Ich frage Jess, ob sie nach den Kindern schaut."
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Am nächsten Morgen versuchte Naike noch einmal aus ihrer Freundin herauszukitzeln, wer ihr neuer Angebeteter war, der ihre roten Bäckchen verursachte. Aber Carla blieb standhaft, irgendetwas stimmte da doch nicht. Aber da sie so positiv drauf war, machte sich niemand wirklich Sorgen, schließlich war ihre Mitbewohnerin erwachsen.
Wie jeden Morgen hüpfte Naike anschließend die Post holen und wurde dabei von einem Passanten begeistert zur Kenntnis genommen. *g*
"Schaut mal, Post aus Übersee!! Desdemonas und Vetos Baby ist da, Julia und Ramon haben jetzt eine Halbschwester, sie heißt Jasmina!", kam sie freudig zurück ins Haus geflitzt. "Guckt mal wie goldig sie ist!"
Alle waren begeistert von dem mitgeschickten Bild, was für ein süßes Mädchen! Nur Carla verschluckte sich an ihrem Frühstück und verschwand für einige Zeit im Bad, was aber niemandem auffiel.
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Nachdem Abi bei Sean noch immer keinen Erfolg hatte, bat sie seinen Papa um Aufmerksamkeit.
Aber Sturkopf Adam gelang es nicht, über seinen Schatten zu springen. Völlig fremd blieb ihm das Kind aus fernen Landen. Aber immerhin duldete er sie inzwischen und ging ihr nicht mehr gänzlich aus dem Weg.
"Ad, du bist zwar manchmal unmöglich, aber ich möchte dir mal sagen, wie froh ich bin, dass es zwischen uns allen so super klappt und dass du Wort hältst und dich regelmäßig um Sean kümmerst." - "Es ist mir ein Vergnügen, er ist mein ein und alles", sagte Adam zärtlich und lächelte voller Zuneigung. "Na, denn ... dann sage ich mal bis morgen?" - "Morgen habe ich den ganzen Tag über Vorlesungen, aber übermorgen komme ich wieder zu euch.“
„In Ordnung, geht klar. Also dann ... gute Na ..." Plötzlich küsste er sie. Und es war kein Kuss unter Freunden, sondern der innige, leidenschaftliche Kuss eines Liebenden. Viele Wochen waren vergangen, in denen sie sich nicht mehr näher gekommen waren, denn die Großfamilie und ihre Arbeit hatten sie permanent auf Trab gehalten. Immer war etwas los, man hatte sich wie die einzelnen Flicken einer Patchwork-Decke zusammengefunden und den Alltag weitgehend angenehm arrangiert. Bis zum heutigen Tage, an dem dieser verhängnisvolle Kuss alles veränderte ...
Naike stand verwirrt im Vorgarten. Dutzende alter Erinnerungen und verdrängte Gefühle kramten die Affen aus der Versenkung hervor und stießen sie ihr mit aller Kraft ins Gemüt. Er hatte sie geküsst, einfach so. Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung - und dann einfach stehen lassen. Ohne sie noch einmal anzusehen, war er gegangen.
Sie taumelte ins Haus, zog sich ihr Nachthemd an und kroch unter Pauls Decke, um Schutz zu suchen. Doch lag es in seiner Macht ihr diesen Schutz geben zu können?