Im Biologieunterricht haben wir im Moment das Thema Sexualkunde. Nach den Ferien will unsere Lehrerin mit uns die Vor- und Nachteile verschiedener Verhütungsmethoden besprechen. Als Hausaufgabe haben wir deshalb aufbekommen, bis zur nächsten Stunde ein Kondom zu besorgen.
Ich werde natürlich zusammen mit meiner besten Freundin den nächsten Drogeriemarkt durchforsten gehen und mich zwischen genoppten, aromatisierten, nachts leuchtenden usw. entscheiden müssen, rein im Namen der Wissenschaft versteht sich! Schließlich handelt es sich hier um eine ernstzunehmende Hausaufgabe, die es gewissenhaft zu erledigen gilt!
Ich denke, wir Mädels werden viel Spaß dabei, ob die Jungs bis zur besagten Stunde allerdings ein Verhüterli aufgetrieben haben, wage ich ehrlich gesagt etwas zu bezweifeln...
(Aber es gibt für die armseligen Burschen an jedem Bahnhof oder öffentlichen Toilette ja auch noch einen Automaten...)
Meine Freundin und ich haben unserer Phantasie freien Lauf gelassen und uns folgendes Szenario, mit dem man glatt auf der "BRAVO-mir-ist-das-so-peilich-Seite" landen könnte, ausgemalt:
Nachdem wir die Gummis endlich in gewünschter Ausführung erstanden haben, ziehen wir stolz zum nächsten Supermarkt weiter, weil wir noch ein paar Dinge zu besorgen haben. Aus unerklärlichen Gründen bleiben wir in der Obst- und Gemüseabteilung hängen und stellen, nicht zum ersten Mal, fest, welch erstaunliche Ähnlichkeit doch Salatgurken mit gewissen männlichen Körperteilen haben. Geschickt, ohne, dass jemand etwas bemerkt, kramen wir die Kondome raus und testen sie auch gleich, an der am schönsten gewachsenen Gurke, auf ihre Funktionalität hin. Wir stellen fest: das ausgewählte Exemplar ist perfekt, das Gummi sitzt wie eine zweite Haut. Klarer Fall: so soll es sein! Heute Abend gibt' s Gurkensalat.
Unauffällig wollen wir das Präservativ nun wieder entfernen und im nächsten Mülleimer entsorgen, als wir erschrocken feststellen müssen, dass die Gurke, das beste Stück, vielleicht einen doch etwas zu großen Umfang hat. Normalerweise wohl ein eher glücklicher Umstand, jetzt allerdings mehr als nur unpassend und wir wüschen uns prompt, ein längeres, schlankeres Exemplar. Hektisch ziehen und zerren wir an der neuen "Verpackung" der Gurke, doch das Gummi will sich einfach nicht entfernen lassen.
Gerade überlegen wir echte Gewalt anzuwenden, als sich uns eine etwa siebzigjährige Dame mit Einkaufswagen und Dackel, langsam aber sicher, nähert. Panik!
Wir kombinieren messerscharf, dass wir nur zwei Optionen haben: entweder Ladendiebstahl oder viel Selbstbewusstsein. Wir entscheiden uns für letztere, da wir den Polizeibeamten, falls wir erwischt werden sollten, erst recht nicht erklären möchten, warum wir eine Gurke mit Gummi geklaut haben...
Mutig stellen wir uns an der überfüllten Kasse an und legen schließlich, als wir endlich an der Reihe sind (hinter uns eine schier endloslange Schlange Menschen) zwei Packungen Kaugummi, eine Flasche Milch und... eine Gurke aufs Band.
Der schnuckelige, junge Verkäufer aus unserer Parallelklasse, der unserer beider Schwarm ist, grinst uns blöd an.
Doch wir lassen uns nicht unterkriegen, selbstbewusst stellen wir noch ein Glas Gewürzgurken aufs Band und teilen ihm mit unserem süßesten Lächeln mit, man wolle ja schließlich realitätsnah bleiben.
Gratuliere, wenn ihr bis hierhin durchgehalten habt! Ich weiß, es ist etwas lang, aber das konnte ich einfach nicht für mich behalten,
Tracy
