Gegen andere Meinungen lässt sich ja nichts sagen. Wenn diese allerdings nur provozieren, sollte man es besser lassen. Ich denke da z.B. an diverse Gedenk-Threads zu Promis. In jedem von denen findest du früher oder später wieder den Streitpunkt, ob es wirklich nötig ist, um eine Person, die man gar nicht persönlich kennt, zu trauern oder nicht. Sowas z.B. finde ich vermeidbar, wenn jemand sein Beileid kundgeben möchte, sollte er das tun können, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.
Aber gut, das ist jetzt eben wieder Ansichtssache.
Ja, und da kommen wir wohl auf keinen grünen Zweig. Denn für mich gilt: Im Grunde genommen ist JEDE Aussage vermeidbar. Muss jemand wirklich in einem Thread zustimmen oder schweigen? Legen wir jetzt diskussionsfreie Zonen fest?
Ich fand gerade
solche Thread schon immer sehr drollig, weil dort erst tausend Leute (die die verstorbene Person alle nicht näher kannten) posten, wie traurig sie doch sind und überhaupt (das geht so manchem vielleicht
auch auf den Senkel und fällt aus der Sicht so mancher unter die Kategorie "vermeidbar"!). Dann meldet sich halt jemand mit einer abweichenden Meinung zu Wort, und ab sofort fallen alle aufgebracht bis hysterisch über diese Person her, zerreißen sie in der Luft und fauchen sie giftig an, sie soll gefälligst taktvoll sein und Rücksicht nehmen! So nach dem Motto:
"Bist - *klatsch* - Du - *peng* - jetzt - *klopp* - endlich - *klöng* mitfühlend?!?"

Ich habe da oft von einem Ohr zum anderen gegrinst... Und genau das ist so ein Beispiel für "Einer schreibt X, und alle anderen dürfen nur "Ich auch" drunterschreiben, sonst droht die Apokalypse. Kollektive Prügel im Namen der Zartfühlenden.
Das ist natürlich auch eine Situation, in der Viele unglaublich dünnhäutig und aufgekratzt sind, aber wenn das Schule macht, dann dürfen wir uns bald alle nur noch gegenseitig streicheln und "Ei, ei, dutzidutzi" sagen.
Gerade so Sätze wie "das muss doch nicht sein" oder "das ist doch vermeidbar" finde ich immer gefährlich. Was "muss" schon sein? Ab und zu pinkeln und irgendwann tot umfallen, ok. Klar "muss" es nicht sein, dass jemand eine andere Meinung sagt. Ich finde aber, es muss sein
dürfen. Auch ohne nachherige Verbal-Steinigung. Wenn eine Mehrheit das unangemessen findet, kann sie das in aller Ruhe sagen, und dann kann man das ja klären. Aber von vorneweg präventiver Maulkorb, davon halte ich nichts.
Das käme dann auf die Einstellung an...ist ja ein Unterschied, ob man pink oder blau lieber mag oder es da um ernsthafte Sachen geht. Das man bei gewissen Dingen nicht auf Rücksicht stoßen kann, ist klar.
Hier bin ich jetzt nicht sicher, ob ich Dich verstehe... was sind "gewisse Dinge" und warum kann man bei denen nicht auf Rücksicht stoßen?
Das ist wohl auch so ein Problem...eben aufgrund der "Pöbeleien", die man mitkriegt, fühlt man sich schneller angegriffen und interpretiert in einfache Aussagen direkt eine Attacke auf sich rein. Ist mir, das gebe ich selber zu, auch schon passiert. Das hab ich dann aber auch verlauten lassen und feststellen müssen, dass der Post nicht böse gemeint war.
Genau davon rede ich ja die ganze Zeit! Nicht gleich die beleidigte Leberwurst machen und aus dem Anzug springen oder zwei Wochen später einen "Alle sind böse"-Thread aufmachen - hingehen, sofort (so zivilisiert man es eben hinbekommt) sagen, was einen stört, Sache klären. Keiner ist hier gezwungen, augenscheinlichen "Stinkstiefeln" das Feld zu überlassen. Hier kann
jeder etwas zur Atmosphäre beitragen. Und manch einer ist dann womöglich gar nicht so schlimm, wie man erst dachte.
Ich denke, durch sowas kommen eben viele von diesen kleinen Streitereien zustande. Person A ist beleidigt, beleidigt zurück, Person B hats eigentlich gar nicht so gemeint, ist aber jetzt natürlich auch sauer.
Ganz genau. Komplett vermeiden lässt sich sowas auch nie, aber gerade in den angesprochenen Gedenk-Threads hatte die eine oder andere "Person B" es ja nun wirklich nicht so bitterböse gemeint, ist aber sofort von vielen "Personen A" angegiftet worden - und wenn diese "Personen A" sich jetzt über den Ton im Forum beschweren sollten, empfände ich das als treffliche Realsatire.
Ich erwarte nicht, dass das ganze Forum aufhört, zu diskutieren. Das wäre ja widersinnig, dafür ist ein Forum ja da. Wir diskutieren ja gerade auch, und so ist es auch absolut in Ordnung.
Richtig, das tun wir - was würde dieser Thread auch bringen, wenn ich jetzt auch einfach geschrieben hätte "Ja, mit dem Forum geht's bergab. 'Die Leute' werden 'immer unfreundlicher', 'überall' wird man 'gleich angepault', ich poste schon kaum noch". Dann wär's doch eine kuschelige kleine Jammerecke, wo man sich in seinem Selbstmitleids-Plüsch fläzen kann - und für einen flauschigen Moment vergessen kann, dass sich garantiert nix ändert, wenn man nicht da rauskommt und selber zusieht, dass man Sachen klärt.
Währenddessen tanzen draußen im Forum die Trolle mit'm Finger im Po Kokosnuss-Polka, und wir wundern uns, warum nur noch Deppen unterwegs sind... das ist kein Naturgesetz. Das könnte auch mit den ganzen "Hach, es ist ja alles sooo schlimm, und ich ziehe mich jetzt noch ein bisschen weiter zurück"-Trauerweiden zu tun haben.
Aber man sollte manchmal überlegen, ob man wirklich immer seinen Senf dazugeben muss, wenn absehbar ist, wozu das führt.
Genau da stimme ich nicht mit Dir überein. Bei eindeutigen Beleidigungen oder Diffamierungen etc. kann ich es ja verstehen. Aber wenn's z.B. darum geht, dass Schauspieler X gestorben ist und die einen Leute das Recht haben, sich darüber bestürzt, traurig und mitteilungsbedürftig zu äußern, dann müssen auch die anderen Leute das Recht haben, sich eher weniger betroffen und eher von solchen Threads befremdet zu äußern, sonst sind wir nämlich schnurstracks auf der Autobahn zu "Deine Meinungsfreiheit in allen Ehren, aber nicht
diese Meinung und nicht
hier".
Die Provokation ist nicht immer im Mund des Sprechenden, ganz oft sitzt sie auch im Ohr des Hörenden. Der daraufhin - sensibel, wie er ist - dem vermeintlichen "Provokateur" den Mund verbietet und sich gerecht, offen und rücksichtsvoll wähnt.
Und wenn eine Meinungsäußerung schon zehnmal zu Streit geführt hat, weil die Mehrheit gleich hinten hochgeht wie ein Frosch auf Speed, dann muss sie (also die Meinungsäußerung) meiner Meinung nach
trotzdem auch beim elften Mal noch möglich sein, und einen Vorwurf würde ich eher in die andere Richtung adressieren. Und falls nicht die Meinung selber, sondern der Ton das störend empfundene sein sollte, dann muss man sich vielleicht mal überlegen, in welchem Ton man selber darauf reagiert.
@ Loana: Das ist jetzt mit einem Augenzwinkern gesagt, aber lies Dir doch Deinen Beitrag in einem Moment, wo Du gut drauf bist, noch mal mit Abstand und ein bisschen Lockerheit durch - ich finde, da fehlt nur noch, dass das Gras früher grüner war und der Himmel blauer...

Und beim Schluss mit dem "nicht lesen" musste ich an die Tickermeldung aus SimCity 3000 denken:
Kongress "Lethargie und Gleichgültigkeit - Geißeln unserer Zeit?" fällt mangels Publikumsinteresse aus, aber wen interessiert das schon?
EDIT: Und
meine Beiträge sind lang.
